Tag 5: Aufwachen am Ninety Mile Beach

Etappe: Ahipara – Haruru Falls – Waitangi – Kawakawa – Orewa – Piha

Good Morning New Zealand!

So, oder ähnlich fühlte ich mich, als ich heute morgen aus dem Fenster sah: blauer Himmel, ein paar Wolken, aber vom gestrigen Regen keine Spur mehr. Also kurz die Morgentoilette erledigt und dann mit Fotoapparat bewaffnet an den nahegelegenen Strand. Was heißt hier Strand? DER Strand, der Ninety Mile Beach liegt im Licht der aufgehenden Sonne vor uns. Der Wind pfeift, dass es eine wahre Freude ist, entsprechend rollen die Wellen an den Strand.

Ein Kuriosum in Neuseeland, das so ungeheuer auf die Erhaltung der Umwelt bedacht ist, ist die Tatsache, dass es überhaupt keinen Gedanken daran gibt, warum über den Strand nicht mit dem Auto gefahren werden sollte. Fürsorglich wie die Behörden sind, haben sie jedoch den Strand zur Tempo 30 Zone erklärt und empfehlen die Verwendung von Allradfahrzeugen. Aber wehe, Du kippst einen Tropfen Spülwasser irgendwo hin. Fast möchte man Obelix und seine Römer zitieren.

Nachdem wir am gestrigen Tag die Gravel Road wieder verlassen hatten, haben wir übrigens die wahrscheinlich genialste aller, mir bekannten Straßen befahren, zumindest, wenn man so wie wir, Motorrad fährt. So eine Aneinanderreihung von Kurven in so kurzen Abständen habe ich selbst in den Alpen und auf Korsika nicht gefunden. Ach ja, für diejenigen, die mal hinfahren möchten: es handelt sich um ein ca. 15 km langes Teilstück des State Highway 1, und zwar zwischen der Iwitaua Road und der Raetea North Camping Site. Einfach nur genial!

Über einen kurzen Abstecher zu den Haruru Falls und Waitangi, wo Claudia unbedingt in den Pazifik musste – es war sichtlich kalt – sind wir dann weiter nach Kawakawa gefahren. Dort in der Stadt befindet sich die Hundertwasser-Toilette. Eine öffentliche Toilettenanlage, die vom österreichischen Avantgardekünstler Friedensreich Hundertwasser geplant und in Zusammenarbeit mit einem lokalen Künstler erreichtet wurde. Schön anzusehen und auch zweckmäßig, denn sie funktioniert auch wirklich – ich habe es probiert.

Der ganz Ort hat sich dann an diese Art von Kunst drangehängt und so findet man an jeder Ecke irgend etwas, das entfernt nach Hundertwasser aussieht. Wir haben uns die steinerne Bank gegenüber der Toilette ausgesucht, um dort unseren kurzfristig mitgenommenen Chinese Takeaway zu verspeisen. Ganz schön banal, aber es hat geschmeckt. Die andere Straßenseite ist ja auch weit genug von der Toilette weg, man sieht sie nur, man riecht nix, keine Angst. Auch die Installation “Amazespace” gehört zu den Trittbrettfahrern des Hundertwasser-Sch…hauses, ist aber eigentlich ganz witzig gemacht, auch wenn wegen eines Erdrutsches nur ein ganz kleiner Teil geöffnet war.

Auf dem weiteren Weg zu unserem Etappenziel Piha konnten wir noch einen genialen Blick über Auckland genießen, ehe wir nach einer kleinen Weile auf der Scenic Route, einer ehemaligen Kutschenstrecke der Aucklander, den Ausblick auf Piha und den Lion Rock hatten. Im Piha Camp Ground haben wir dann unser Lager aufgeschlagen und uns das Feierabendbier gegönnt. Leider war uns ein schöner Sonnenuntergang nicht vergönnt, da es insgesamt zu diesig war.

Am nächsten Tag ging es weiter zum Hot Water Beach auf der Coromandel Halbinsel.

Tour 2: Ahipara – Piha, 402 km

Tag 4: On the road

Etappe: Auckland – Paparoa – Trounson Kauri Park – Ahipara

Heute haben wir dann nach den Tagen der Akklimatisierung unseren Campervan abgeholt. Nach dem Erklären der verschiedenen Funktionen und Einweisung in die Bedienung von Gasflasche und Chemietoilette fuhren wir als erstes in den nächsten Supermarkt und haben uns mit den nötigsten Lebens- und Verbrauchsmitteln für die kommenden Tage eingedeckt.

Anschließend das ganze Zeug und unsere Klamotten gleich sauber verstaut, wenn die Kiste eh schon mal steht, dann haben wir das auch gleich hinter uns. War auch gut so, obwohl sich die Zeit bis zum endgültigen Start auf mittlerweile 12:30 Uhr hingezogen hat. Dann ging’s aber doch endlich los. Der Linksverkehr hat mir ziemlich wenig Schwierigkeiten gemacht, kannte ich ja auch schon aus Irland. Gut, die Größe des Campers, mit 7m Länge nicht gerade ein Kleinwagen, erfordert halt ein bisschen mehr Aufmerksamkeit, aber ansonsten fährt sich das Teil ganz bequem.

Vom Supermarkt, der nahe dem Flughafen lag, mussten wir wieder zurück durch die ganze Stadt, da die Reise nach Norden in Richtung Bay of Islands gehen sollte. Mit nur ein- zweimal verfahren in Auckland – verkehrsmäßig eine Katastrophenstadt – waren wir dann endlich über die Harbourbridge raus aus dem Gröbsten und rollten gen Norden, wo das Wetter laut dem Taxifahrer, der uns zur Camperbasis gefahren hatte, besser werden sollte. Entgegen der Meinung, des Wetterberichts übrigens.

Nach einer kleinen Snackpause stand auf dem Weg nach Russel am Straßenrand ein Wegweiser zum Kaurimuseum. Gut, dachten wir, das nehmen wir natürlich noch mit. Alte Bäume haben sowas beruhigendes. Und ich hatte mir da schon mal einen Wegpunkt für’s Navi gesetzt. Und jetzt kommt’s: der Wegpunkt war zwar da, was aber irgendwie noch nicht so ganz funktioniert hat, ist meine Orientierung in Neuseeland. Wir fuhren praktisch von der Ostküste an die Westküste.

Aber der Abstecher zum Trounson Kauri Park hat sich mehr als gelohnt. In einem streng vor schädlichen menschlichen Einflüssen getrennten Regenwaldbereich – man muss vor und nach dem Betreten seine Schuhe sauber machen UND desinfizieren, um keine Schädlinge und Keime und vor allem keine Erde mit rein und raus zu nehmen – stehen einige dieser Riesenbäume. Und die sind wirklich riesig, auch wenn es sich hier um die jüngeren Exemplare handelt, die sind nur ca. 1200 Jahre alt.

Da wir dann schon mal an der anderen Küstenseite waren, dachten wir fahren wir die Runde halt anders herum. Tja, die sieben Kilometer zurück zum State Highway Nr. 12 hätten wir besser in Kauf genommen, als einfach geradeaus weiter zu fahren. Nach kurzer Zeit wechselte nämlich der Straßenbelag: aus einer schmalen geteerten Straße wurde eine etwas breitere Schotterstraße (Gravel Road). Und so blieb es dann auch die nächsten 35km, d.h. die Reisegeschwindigkeit sank dramatisch. Aber außer Zeit, und die haben wir zum Glück ja im Urlaub, hat uns dieses Abenteuer nichts gekostet, also so what.

Als Etappenziel hatten wir dann den Ahipara Holiday Park am südlichsten Ende des Ninety Mile Beach festgelegt. Durch unsere Extraroute kamen wir dann etwas später an, als gedacht, d.h. es war schon dunkel, aber die Rezeption des Camps war noch besetzt, also kein Problem.

Und am nächsten Tag wachten wir dafür dann am Ninety-Mile-Beach auf.

Tour 1: Auckland – Ahipara, 382 km

Tag 3: Von unten nach oben

Nach gut 12 Stunden erholsamem Schlaf – der Jetlag hat gut zugeschlagen – gönnen wir uns ein Frühstück in einer nahgelegenen Mall. Wir sitzen gemütlich beim Cappuccino und einem Café Latte mit dazugehörigen Gebäck als plötzlich die Hölle losbricht: Feueralarm!

Wer jetzt aber denkt, dass die Kiwis wie wir Deutschen in geordneter Panik das Gebäude verlassen, der hat sich aber sowas von getäuscht! Zuerst wird noch das Geschirr abgeräumt, die Läden ordentlich zugesperrt und dann begibt man sich langsam zu den Ausgängen. In der Zwischenzeit finden sich auch die Rettungshelfer ein, gekennzeichnet mit gelben Überwürfen auf den groß “WARDEN” steht.

Von der Feuerwehr ist immer noch weit und breit nichts zu sehen. Wir standen schon einige Zeit vor dem Gebäude, da hören wir die Sirenen näher kommen. Gespannt schauten wir, an welcher Ecke denn nun Alarm war. Pustekuchen, der ganze Zug fährt mit Trara an der Mall vorbei und woanders hin. War wohl doch nix. Kurz darauf konnten wir auch wieder rein.

Da das Wetter nicht ganz so top war – immer wieder Regenschauer – haben wir uns die Cloud angesehen. Die Cloud ist nämlich ein schlauchförmiges Gebäude am Pier hinter dem Ferry Building von Auckland und wurde im Jahr 2011 zur Rugby-Weltmeisterschaft in Neuseeland als Ort des Public Viewing errichtet. Oder wie es der Security ausdrückte: “Damit diejenigen, die von weit her gekommen sind, und keine Karte bekommen haben, auch die Spiele sehen konnten.” Und wie wir alle wissen, hat Neuseeland damals tatsächlich den Titel im eigenen Land geholt, nachdem sie zuvor in mehreren Endspielen unterlegen waren.

Das Wetter war immer noch nicht besser, und wir fuhren mit dem Sharkbus in Kelly Tarlton’s Sea Life Aquarium. Der Bus, der mit einem übergroßen Haikopf ausgestattet ist, ist schon eine Kuriosität, aber nicht das einzige witzige Transportmittel in Auckland. Kurz vorher hatte an gleicher Stelle der Duckbus, der aussieht wie ein Boot auf Rädern, auf Mitfahrer gewartet.

Das Aquarium an sich ist ziemlich faszinierend und kein Vergleich mit dem Sea Life in München. Von Scott’s Südpolarhütte geht es durch die Pinguinwelt – wer wusste denn, dass Königspinguine bis zu 1,75m hoch werden können – in die Unterwasserwelt. In einem riesigen Becken wurden verschiedene große Meeresfische und Stachelrochen, die bis zu 2m Spannweite hatten, gefüttert. Da war schon ganz schön was los im Wasser.

Mein Highlight im Aquarium war aber der Haitunnel: auf einem Förderband, das so ähnlich aussieht, wie ein Gepäckband am Flughafen, fuhren wir stehend in einem Tunnel aus Plexiglas der durch ein riesengroßes Becken mit verschiedenen Haien führte. Es war schon ziemlich beeindruckend, wenn so ca. einen halben Meter über deinem Kopf ein zwei Meter langer Hai drübergleitet und man von unten die einzelnen Zähne sehen kann.

Nach zwei Stunden waren wir dann fertig und fuhren mit dem Sharkbus wieder zurück in die City. Der Regen hatte aufgehört und der Skytower hatte seine Spitze aus dem Wolken befreit. Und genau der war unser nächstes Ziel. Es gibt nämlich am Skytower den Skywalk, das ist ein Rundgang in 192m Höhe außen am Turm auf einem ca. 1m breiten Steg – ohne Handlauf oder Geländer. Und genau da wollte ich hin. Trotz Höhenangst und weichen Knien.

Gut, der Ehrlichkeit halber muss ich sagen, dass man bei dem Rundgang mit einem Gurtsystem an zwei Seilen befestigt ist. Aber dafür mussten wir uns auch an den Rand des Stegs stellen und nach unten schauen! Scheiße, ist das hoch! Und richtig spannend wurde es, als Peta, unsere Führerin meinte, wir sollen uns mal in den Sitzgurt setzen, uns langsam nach außen vortasten und uns dann mit den Füßen außen am Steg abstützen, die Arme ausbreiten und nach unten schauen. Kübelweise Adrenalin wurde da verschüttet! Da musste anschließend ein Beruhigungsbier im Irish Pub her.