Tag 21: Vom Winde verweht

Etappe:  Kaikoura – Christchurch

Und wieder mal hat sich die alte Weisheit bewahrheitet: erstens kommt es anders, und zweitens, als man denkt. Relativ fit sind wir heute morgen um viertel nach sechs aufgestanden, um noch zu duschen und gemütlich einen Kaffee trinken zu können, bevor wir zur Basis von Whale Watch Kaikoura losgefahren sind. Wir hatten gestern mit dem Betreiber des Camps vereinbart, dass wir im Laufe des Tages entscheiden, ob wir noch eine Nacht dranhängen wenn wir nicht mehr zurück nach Christchurch fahren wollen, er würde uns auf alle Fälle den Platz freihalten. Aber wir mussten dennoch rausfahren, weil sonst der zweite Tag sofort fällig geworden wäre. Gut, machen wir, ist kein Problem.

Also, wir raus aus dem Camper zur Dusche und gleich die erste Überraschung: es war richtig schön warm, und das schon um die Uhrzeit. Dazu blauer Himmel, die Sonne, die gerade aufgegangen war – ein perfekter Tag, um Wale zu beobachten. Dachten wir zumindest.

Als wir an der Basis ankamen ging Claudia gleich rein und wollte abklären, wie es weiter geht, während ich noch den Camper parkte und ein paar Fotos schoss. Ich ging durch die Tür und sie deutete mir schon mit der Handbewegung quer vorm Hals, dass die Tour gestrichen wurde. Die Damen an der Anmeldung erklärte uns dann auch gleich, dass wegen der heftigen Winde die Gefahr zu groß sei und der Kapitän deshalb nicht ausläuft. Die Boote der Walbeobachter sind relativ hoch gebaut, damit auch viele Menschen mitfahren können und was sehen, aber bei solchen Windverhältnissen ist das eben ein entscheidender Nachteil.

Glück im Unglück, denn unsere Buchungskosten bekamen wir direkt vor Ort wieder auf das Kreditkartenkonto zurückgebucht, so dass uns da kein Verlust entstanden ist – zumindest fast, denn die Transaktionsgebühren werden wohl wir trotzdem zahlen müssen.

Na gut, dann hatten wir jetzt Zeit und konnten gemütlich in den Ort fahren und uns irgendwo zum Frühstücken niederlassen, was wir dann auch getan haben. Danach sind wir an die Spitze der Halbinsel rausgefahren um uns zum einen ein wenig die Zeit zu vertreiben, bis um 9:00 das Seal-Swim-Office aufmacht, zum anderen, um an der Seal Colony vielleicht schon ein paar der Robben zu sehen. Dort an der Landspitze war dann auch der Wind, der als Hinderungsgrund für die Whale Watching Tour angegeben war, ziemlich deutlich zu spüren. Wir mussten uns schon kräftig dagegen stemmen, um nicht umgerissen zu werden. Aber trotzdem schöner blauer Himmel und Sonnenschein, wohlgemerkt.

Der Besuch im Office der Seal Swimmer ergab zumindest mal keine klare Absage: wir sollten gegen zwölf nochmal anrufen – kostenfreie Nummer – oder nochmal vorbeischauen, dann könnten sie mit Sicherheit sagen, ob wir rausfahren, oder nicht.

Gut, wir nutzten die Zeit um wieder Housekeeping am Camper zu machen, wobei wir uns diesmal das Nachfüllen des Frischwassers sparten, da wir ihn morgen ohnehin abgeben müssen und das Wasser noch reicht. Also nur Grauwasser ablassen und Auto tanken. Da uns noch immer Zeit blieb gingen wir ein bisschen an den Strand um zu spazieren und fotografieren. Ein junger Mann mit nacktem Oberkörper, der mit seiner Begleiterin am Strand in der Sonne lag bot uns an, uns beide zu fotografieren und wir kamen über die Kamera ins Gespräch. Natürlich wieder mit der obligatorischen Frage “Where do you guys come from?”. Auf unsere Antwort hin meinte er, “Dann können wir uns ja auf Deutsch weiter unterhalten.”

Es stellte sich heraus, dass er aus Solingen kommt und bereits seit fünf Wochen in Neuseeland ist und dann noch weiter nach Australien geht. Damit baut er seine angesammelten Überstunden und Urlaube als Polizist ab. Auch eine coole Möglichkeit. Er schläft, soweit es geht, im Freien, was ein paar Mal empfindlich kalt wurde, wie er erzählte. Es wurde ein nettes und interessantes Gespräch während dessen er uns noch gleich zum Bier einlud, was wir aber leider ablehnen mussten, da wir noch ein Stück fahren wollten.

Dann war die Zeit gekommen und – der Wettergott war uns leider nicht hold am heutigen Tag, auch das Seal Swimming wurde gestrichen. Schade, aber halt auch nicht zu ändern. Wir haben versucht, es mit Gelassenheit zu nehmen und uns damit getröstet, dass das ein weiterer Punkt ist, den wir auf unserer nächsten Reise ins Land der großen weißen Wolke erledigen möchten. Denn soviel ist sicher, wir wollen auf alle Fälle wiederkommen!

Wir gönnten uns noch zwei Pizzas und ein paar gebacken Fisch-Häppchen mit Aioli dazu und machten uns dann auf den Rückweg nach Christchurch, wo wir unsere letzte Nacht in Neuseeland verbringen, und ich diese Zeilen gerade auf dem Campingplatz schreibe.

Auf dem Weg hierher mussten wir noch so manchen Fotostopp einlegen, so das wir erst um halb fünf ankamen. Dafür haben wir aber nochmal Robben in freier Wildbahn gesehen – so viele, wie es nicht mal im Tierpark Hellabrunn gibt – und so nahe, dass wir sie fast greifen konnten. Was wir aber tunlichst unterlassen haben, denn die Kerle können trotz ihres niedlichen Aussehens ganz schön aggressiv werden, wenn sie sich gestört fühlen. also immer genügend Respektabstand halten!

Das war dann unser letzter Urlaubstag in Neuseeland, bevor es morgen von Christchurch über Auckland auf die Cook Islands geht. Da es dort mit der Internetverbindung wohl eher ganz schlecht aussehen wird, werden die Berichte wohl etwas weniger werden. Mal sehen.

Zum Abschluss noch ein paar Bilder:

Tour 16: Kaikoura – Christchurch, 208 km

Tag 8: Vom Blauen See ins Skigebiet

Nachtrag am 15.11.14: Ups, jetzt habe ich gerade festgestellt, dass ich diesen Beitrag zwar im Entwurf fertig hatte, aber nicht online gestellt habe! Dafür jetzt aber, viel Spaß damit!

Etappe: Blue Lake – Buried Village – Whakarewarewa (Rotorua) – Taupo – Tongariro Base Camp

Nachdem wir uns vom Filmset und damit von Matamata verabschiedet haben, sind wir noch bis zum Campingplatz am Blue Lake in der Nähe von Rotorua weitergefahren. Der Platz liegt ganz ruhig und idyllisch an einem See, eben jenem Blue Lake. Da es dort auch Waschmaschinen und Trockner ab, haben wir, bzw. Claudia die Gelegenheit genutzt, um die bisher angefallene Schmutzwäsche zu waschen und gleich wieder einsatzbereit zu machen. In der Zwischenzeit habe ich mich mit den Fotos beschäftigt und habe den letzten Beitrag geschrieben.

Am Morgen danach hörten wir Lautsprecherdruchsagen und eine Menge Leute waren am Seeufer: es waren wohl nationale Ausscheidungswettkämpfe der Schüler und Junioren im Rudern. Es war herrlich anzusehen: die Zuschauer am Strand waren eingehüllt in warme Daunenjacken, die Teilnehmer mit Neoprenanzügen und den obligatorischen Schwimmwesten ausgestattet und die, nennen wir sie mal Dorfjugend, mit Badeshorts im Wasser tobend. Jeder halt so, wie er mag.

Wir sind nach unserem Frühstück ein kurzes Stück weiter zum Buried Village gefahren. Das ist eine Siedlung, die am 10. Juni des Jahres 1868 einem Vulkanausbruch zum Opfer gefallen ist und innerhalb von fünfeinhalb Stunden mit eineinhalb Metern Schlamm, Lava und Vulkanasche bedeckt wurde. John, unser Guide, hat uns während einer Führung durch die Ausgrabungsstätte die Geschichte der Siedlung und ihrer Bewohner anschaulich nahe gebracht. Im dazugehörigen Museum finden sich viele Fundstücke und Fotos sowie Zeitungsberichte der dramatischen Ereignisse dieser Nacht.

Auf dem weiteren Weg zum Tongariro Nationalpark besuchten wir in Rotorua noch Whakarewarewa, das lebende Thermaldorf. Die Besonderheit an diesem Dorf, das bereits seit über hundert Jahren Touristen willkommen heißt, sind die heißen Quellen, um die das ganze Dorf gebaut ist. An jeder Ecke blubbert und brodelt es, es riecht nach Schwefel und Wasserdampf steigt aus Löchern im Boden.

Das Baden in den heißen Becken, die Ölbäder heißen, weil sich das Wasser auf der Haut wie Öl anfühlt, ist übrigens nur die Dorfbewohner gestattet, die Touristen dürfen da nicht rein. Zweimal täglich – entweder früh morgens oder spät abends – können hier die Becken von den Dorfbewohnern genutzt werden – vermutlich ist dann die Temperatur am erträglichsten. Die ganze Badeprozedur geschieht übrigens ohne Badebekleidung. Vielleicht dürfen deshalb keine Touristen mitmachen.

Wie es sich für ein geothermisches Gebiet gehört, hat das Dorf natürlich auch seine eigenen Geysire: der Pohutu und der Prince of Wales sprühen mindestens einmal pro Stunde ihre heiße Ladung in die Luft, wobei der Prinz der aktivere, der Pohutu aber mit einer Höhe von 10 bis zu 60m der weitaus höhere der beiden Geysire ist. Wir hatten das Glück, beide zu sehen und es ist schon beeindruckend, wenn das Wasser an der Oberfläche langsam zu blubbern anfängt und mehr und mehr mit Hochdruck aus dem Boden schießt.

Zum Abschluss unseres Besuchs hatten wir noch die Gelegenheit, eine Darbietung der Maorigruppe zu sehen, die ihre traditionellen Gesänge und Tänze – inklusive dem Haka – dargeboten haben. Erstaunlich, was vier Frauen und drei Männer an Stimmgewalt entwickeln können. Da hatte ich ein paar Mal richtig Gänsehaut.

Da für den nächsten Tag die Tongariro Alpine Crossing, eine Tageswanderung durch hochalpines Vulkangebiet, geplant war, haben wir in Taupo in der örtlichen i-Site, so heißen die Tourismusinformationen hier, nach den letzten Wettermeldungen und Tipps gefragt. Tja, das Ergebnis war alles andere, als erhofft. Die nette Dame meinte, so einen wechselhaften Frühling wie dieses Jahr hatten sie schon lange nicht mehr und für morgen sei leider starker Regen und Temperaturen um den Gefrierpunkt auf dem Alpine Crossing angesagt und deshalb werden auch keine Shuttles fahren. Zum besseren Verständnis: der Tongariro Alpine Crossing ist keine Rundstrecke sondern hat einen Start- und einen Endpunkt. Das Shuttle fahrt die Wanderer morgens zum Startpunkt und holt sie Abends am Zielpunkt wieder ab. Aber wir könnten uns früh morgens nochmal direkt bei der Shuttle-Firma erkundigen, ob sich das Wetter nicht doch noch gebessert hat, so wie es heute schon der Fall war.

So fuhren wir zum Campingplatz am Tongariro Base Camp und auch Greg, der Betreiber sagte uns in ähnlichen Worten das gleiche: der Frühling in diesem Jahr ist so wechselhaft, wie schon lange nicht mehr. Wir sollten mal eine Nacht bezahlen, und wenn wir morgen früh tatsächlich auf die Wanderung gehen, dann steht das Wohnmobil ja noch da, und er weiß, dass wir noch eine Nacht bleiben und bei unserer Rückkehr die zweite Nacht bezahlen. Eigentlich hat er ja gesagt, er kennt jemanden, der ganz schnell neue Nummernschilder machen kann und die Aufkleber vom Camper kriegen sie auch schnell weg, und falls wir dann nicht mehr von unserer Wanderung zurückkämen dann hätten sie den Camper schon zu Geld gemacht. Scherzbold.

Als wir unser Wohnmobil geparkt hatten, lernten wir Eva und Florian aus Stuttgart kennen, die ebenso wie wir seit Montag unterwegs waren. Bei einem kleinen Bierchen wurden die bisherigen Erlebnisse und weiteren Pläne ausgetauscht.

Und damit wir im Fall der Fälle am nächsten Tag pünktlich zu unserer Wanderung aufbrechen können, ging es dann auch relativ zeitig ins Bett.

Tour 5: Rotorua (Blue Lake) – Tongariro, 183 km