Tag 21: Durch die Hallertau in den Nationalpark

Etappe: Wairau Valley – Marahau

Ganz gemütlich frühstückten wir in der großen Küche des Wai-natur Camps und unterhielten uns noch ausführlich mit den anderen Campern. Am Ende wünschten wir uns alle ein gutes und gesundes Neues Jahr, eine gute Reise und vielleicht sehen wir ja den einen oder anderen nochmal auf unserem Trip. Ziemlich sicher sogar Karen und Patrick, die am 4. Januar die gleiche Fähre wie wir zur Nordinsel nehmen.

Die Fahrt an sich bot wenig Aufregendes, einzig der Stopp am Lake Rotoiti musste sein, um das Bild auf dem Steg vom letzten Mal zu wiederholen. Allerdings waren wir durch das Ausschlafen erst gegen Mittag da und dementsprechend war dort natürlich Betrieb. Im Gegensatz zum letzten Mal lagen gleich zwei Wassertaxis am Steg vertäut und wenn wir beim letzten Mal das einzige Fahrzeug auf dem Parkplatz waren, so waren wir diesmal eines von geschätzten hundert.

Aber wir haben es geschafft, den Steg für einen kurzen Moment für uns alleine zu haben und das geplante Foto zu schießen.

Danach ging es weiter, immer wieder in Richtung Abel Tasman National Park. Kurz bevor wir unser Ziel erreichten kamen wir wieder durch Neuseelands Hopfenanbaugebiet. Links und rechts der Straße begleiteten uns riesige Hopfengärten und als Krönung kamen wir an den Hallertau Heights vorbei. Das war auf alle Fälle einen Stopp und Fotos wert.

Die Anfahrt zum Camp führte dieses Mal nicht über die Küstenstraße, sondern durch das bergige Landesinnere und erst kurz vor der Ankunft am Camp sahen wir das Meer.

Der Check-In in der Rezeption ging dank der Vorbuchung schnell und wir nahmen auch gleich noch Prospekte von Touren mit. Denn an den beiden folgenden Tagen wollen wir sowohl mit dem Kayak als auch zu Fuß durch den Nationalpark fahren bzw. wandern. Mit dem Wassertaxi geht es dabei vom Camp los und an der Küste entlang in den Park. Am Ziel werden wir dann abgesetzt und es geht zurück Richtung Camp.

Nachdem der Camper richtig stand sind wir am Strand entlang zum Park Café gelaufen, das direkt am Eingang zum Nationalpark liegt. Dort ist am Abend Party mit Livemusik, mal sehen, ob wir es schaffen, hinzugehen und den Jahreswechsel dort zu feiern. Feuerwerk sucht man hier übrigens vergebens. Für private Zwecke ist es verboten und öffentlich gibt es sowas nur in den großen Städten wie Wellington oder Auckland.

Tour 21: Wairau Valley – Saint Arnaud – Glenhope – Kohatu – Marahau, 198,25 km

Tag 20: Crayfish, Seals und Nackte

Etappe: Kaikoura – Wairau Valley

Da am Abend in Kaikoura das Internet nicht so wollte, wie ich, folgen heute mal wieder zwei Blogeinträge.

Ich wachte ziemlich früh am Morgen auf, da wir die Dachluke des Campers offen gelassen hatten, weil es ziemlich warm war. Und so bekam ich das Morgenkonzert zweier Vögel in der nahen Hecke in Stereo aus nächster Nähe mit. Aber egal, lieber so geweckt werden, als vom Wecker. Da ich Claudia nicht aufwecken wollte, las ich im Kindle.

Als Claudia wach war, wollte ich die Filme von der GoPro auf das Notebook ziehen und hoffte, dass die Software die Kamera erkennt. Merkwürdigerweise hat die GoPro eigene Software da ab und an Schwierigkeiten und es bleibt nichts anderes übrig, als die Speicherkarte raus nehmen und mit einem Adapter im SD-Kartenleser auszulesen.

Genau so war es dann auch, allerdings war ich etwas überrascht, dass die GoPro Software startete und die Karte erkannte und den Import begann. Toll, dachte ich, so geht’s also auch. Es dauert ein wenig, denn ungefähr 240 Filme verschiedener Länge brauchen ihre Zeit, allerdings waren da auch noch ältere Filme von vorherigen Urlauben drauf.

Als die Software fertig war, wurden die Filme auf der Speicherkarte gelöscht – das ist so Standard – und der Vorgang beendet. Tja, und das war’s dann auch. Alle Filme unseres Neuseelandurlaubs waren nämlich nicht da, wo sie sein sollten! Und bis jetzt habe ich sie auch noch nicht wiedergefunden. Meine Laune könnt ihr euch vorstellen. Und ja, natürlich habe ich ein Tool für ein Recovery der Speicherkarte verwendet. Bis jetzt aber ohne brauchbares Ergebnis.

Egal, wir sind dann losgefahren in Richtung Norden, da wir zum Jahreswechsel einen Stellplatz im Marahau Beach Camp im Abel Tasman Nationalpark gebucht hatten. Wieder mal ein paar Einkäufe im örtlichen New World Supermarkt, getankt und ab ging die Post.

Allerdings nicht lange, denn ca. 25 km hinter Kaikoura sahen wir am rechten Straßenrand das Hinweisschild zu Nin’s Bin, einem Imbissstand, der auf Fisch und Krustentiere spezialisiert ist und uns von Hadley auf der Whale Watch Tour empfohlen wurde. Die Qualität sei ausgesprochen gut und die Preise um die Hälfte niedriger als in den Lokalen in Kaikoura. Angehalten, reingegangen und Nin zeigte uns sofort, was sie heute fangfrisch anzubieten hatte: Langusten, Fish & Chips und Muscheln.

Wir entschieden uns für die Languste quasi als zweites Frühstück, und das war ein weiteres ‚erstes Mal‘ für uns, wir hatten beide nämlich noch keine fangfrischen Langusten gegessen. Und es war ausgezeichnet, wir haben es nicht bereut.

Auf der weiteren Strecke konnten wir deutlich noch die Auswirkungen des letzten Erdbebens vom November 2016 sehen, die Straße war zum Teil schon fertig erneuert, zum Teil noch sehr in Mitleidenschaft gezogen. So zum Beispiel am Ohau Stream, wo sich im Frühjahr in einem Naturbecken eines kleinen Baches die jungen Seals zum Spielen einfanden (der Link zeigt ein Video vor der Zerstörung). Der durch das Erdbeben ausgelöste Erdrutsch hatte das Becken leider zerstört. Auf den Felsen am Strand lagen dafür unzählige der pelzigen Gesellen und sonnten sich oder tollten im Wasser herum. Einfach faszinierend zu beobachten und es fiel uns schwer, wieder weiterzufahren.

Dennoch rissen wir uns los und fuhren durch Marlborough County, die Weingegend Neuseelands, weiter bis Wairau Valley, wo wir die Nacht im Wai-natur Naturist Camp verbringen, einem der wenigen FKK Camps in Neuseeland [Anm.: Leider gibt es das Naturist Camp nicht mehr, die Betreiber haben das Gelände in 2022 verkauft]. Bei aktuellen Temperaturen von knapp 30° nicht die schlechteste Wahl. Und bisher hatten wir vielleicht einen der lustigsten Nachmittage, seit wir hier in Neuseeland sind, mit den Leuten, die wir hier kennengelernt haben.

So lernten wir zum Beispiel, dass ‘She’ll be right’ so etwas in der Art wie ‘Passt schon, wird schon gutgehen’ bedeutet. Und dass man am besten sieht, dass man vom Ort des Geschehens wegkommt, wenn jemand laut ‘Bugger’ ruft. Denn dann passt’s nicht mehr und es läuft gar nicht mehr gut. Und es wurden reichlich Beispiele dazu erzählt. Wie gesagt, wir hatten ziemlich Spaß!

Tour 20: Kaikoura – Ohau – Blenheim – Wairau Valley,

Tour 20: Kaikoura – Nin’s Bin – Ohau Stream – Blenheim – Wairau Valley, 165, 34 km

Tag 19: Robben hautnah, aber nicht Arjen

Etappe: Kaikoura

Um 8:30 sollten wir bei Seal Swim Kaikoura anrufen, um nachzufragen, ob wir auf der Warteliste Chancen haben, um bei einer Tour am Vormittag dabei zu sein. Also Wecker gestellt und pünktlich angerufen. Das Ergebnis war nicht ganz erfreulich, aber auch nicht ganz schlecht: die frühen Touren waren voll, aber wir sollten es um halb elf nochmal versuchen, ob für die Tour um halb eins noch was frei ist.

Wir hatten dann gemütlich Zeit für das Frühstück und machten uns danach langsam auf den Weg zum Town Centre. Das klingt ziemlich groß, in Kaikoura ist die Stadtmitte jedoch lediglich eine Straße von ca. 500 m Länge an der links und rechts alle relevanten Kneipen und Geschäfte liegen. Unter anderem auch Seal Swim Kaikoura.

Bei ‚Bean Me Up‘ genehmigten wir uns zuerst noch einen Cappuccino und eine heiße Schokolade. Anschließend suchten wir den Laden von Seal Swim auf, da war es schon nach elf. Die junge Lady, ich vermute, die Tochter der Besitzer, konnte jedoch noch nicht genau sagen, wie die Chancen stehen. Wir vereinbarten, dass sie uns rechtzeitig anruft, wenn wir realistische Chancen haben, dabei sein zu können.

Da die mögliche Tour aber erst um 15:00 zurück sein sollte, mussten wir beim Whale Watch unsere Wartelistenposition um eine Tour nach hinten schieben, denn 15:00 hätten wir niemals geschafft. War aber kein Problem, wir sollten dann um 15:45 da sein, denn der Check-In für die Tour ist um 15:30, dann steht fest, ob alle Plätze tatsächlich belegt worden sind.

Wieder im Camp angekommen fragten wir an der Rezeption nach unserem neuen Stellplatz mit Strom. Simon meinte, dass er noch auf ein paar gebuchte Gäste warte, weil er nicht weiß, wie groß deren Autos wären, und er uns dann eventuell einen größeren Platz geben könnte, als den, der jetzt für uns bereit wäre. Kein  Problem für uns, und gerade, als wir fertig geredet hatten läutete das Telefon: wir sollten zu Seal Swim kommen, die Chancen stünden gut. Wir machten uns sofort auf den Weg, zum Glück hatten wir unseren Rucksack in weiser Voraussicht schon gepackt. Nach zehn Minuten strammem Fußmarsch liefen wir ein.

‚Ein paar Minuten noch‘, meinte Vanessa, die Besitzerin. ‚Lest aber schon mal die Sicherheitshinweise und füllt die Anmeldung und den Haftungsverzicht aus!‘ Klar, diese Unternehmung findet auf und im Wasser statt, außerdem sind frei lebende Wildtiere beteiligt. Da gibt es keine 100%ige Sicherheit, obwohl in der gesamten Laufzeit des Unternehmens bisher nur kleine Unfälle passiert seien, wie z.B. verstauchte Knöchel beim Aus- und Einsteigen am Boot oder wenn Leute die Seals geärgert hätten.

Während wir mit dem Ausfüllen beschäftigt waren kamen immer mehr Leute und Claudias Miene wurde immer düsterer. Sie sah unsere Chancen schwinden. Kaum waren wir fertig, sah uns Vanessa an und hob die Daumen nach oben: wir waren dabei! Das Lächeln kehrte schlagartig auf Claudias Gesicht zurück. Wir wurden eingekleidet mit Neopren-Tauchanzügen, Taucherbrille, Schnorchel und Flossen und ab ging es in den Bus, der uns zum Hafen fuhr.

Während der Fahrt gab es die Sicherheitshinweise, was wir im Wasser tun und lassen sollen. Am Hafen angekommen wurden wir auf zwei Boote verteilt, wir waren mit einer tschechischen Familie und einem weiteren Paar an Bord. Nach kurzer Fahrt wurde der Anker geworfen und wir durften ins Wasser. Alistair, unser Guide zeigte uns, wo wir die besten Chancen hatten. Wir waren zwischen den Felsen, auf denen sich die Pelzrobben (New Zealand Fur Seals) sonnten und er meinte, durch ihr dickes Fell wird ihnen schnell heiß und sie müssen dann zum abkühlen ins Wasser.

Und so war es auch. Ehe wir uns versahen waren wir mitten in den Robben, die rund um uns durch das Wasser pflügten und uns gar nicht wirklich beachteten. ‚So lange ihr euch nicht aufrichtet, denken die Robben, dass ihr nur irgend ein komisch schwimmendes Tier seid. Wenn ihr euch groß macht, denken sie, ihr seid ein Feind und wollen kämpfen.‘

Die Zeit verging viel zu schnell, und wir mussten wieder zurück ins Boot. Claudia wollte gar nicht mehr aus dem Wasser. Es war eine unglaublich tolle Erfahrung, mit den pfeilschnellen Flitzern im Wasser zu sein. Neugierig waren sie nämlich schon und schauten immer wieder, was wir denn so taten. Und so drehten sie sich und beobachteten uns mit ihren großen Augen.

Als wir wieder zurück in der Basis waren, war es dann auch Zeit, noch schnell die nassen Klamotten in den Camper zu bringen und gleich weiterzuziehen zum Whale Watch. Und dort wartete nahezu das gleiche Spiel auf uns: als wir ankamen, standen vor uns schon drei Leute von der Warteliste, die auch mit auf die Tour wollten. Und wieder sank Claudias Miene und Mut. Aber auch hier hatten wir Glück, denn wir waren die ersten auf der Liste, da wir uns bereits am Vortag eingeschrieben hatten.

Nach dem obligatorischen Sicherheitsbriefing ging es in den Bus und wieder zum Hafen. Diesmal war das Schiff aber deutlich größer, wir waren 38 Personen und vier Besatzungsmitglieder. Die Schiffe von Whale Watch Kaikoura sind Spezialanfertigungen und mit einem Jetantrieb anstatt mit Schiffsschrauben ausgestattet. Das ermöglicht ihnen Geschwindigkeiten bis zu 30 Knoten (ca. 56 km/h) zu erreichen. Und, was noch beeindruckender ist: sie können aus voller Geschwindigkeit innerhalb einer Schiffslänge – das sind 18 Meter – zum Stehen kommen. Das ist auch der Grund, warum während der Fahrt alle sitzen mussten und erst zum Beobachten bei Langsamfahrt auf das Oberdeck und nach außen durften.

Es dauerte nicht lange, bis wir den ersten Wal sahen. Ein Finnwalpaar kreuzte unseren Weg. Ein paar Mal konnten wir aus nächster Nähe die senkrechte Fontäne und den mächtigen Buckel sehen. Der Finnwal bläst übrigens senkrecht und der Pottwal, der auf englisch ‚Sperm Whale‘ heißt, stößt sie im 45° Winkel aus. Leider blieb die Suche nach einem Pottwal erfolglos, das Echo lieferte keine Geräusche dort, wo sie auf der vorherigen Tour noch gesichtet wurden.

Hadley, unser Guide, meinte, dass sie jetzt wohl schlafen und Wale, die schlafen, hört man nicht und sieht man eben nicht an der Oberfläche. Der Kapitän entschied sich dann, wieder zu den Finnwalen zu fahren und auf dem Weg zurück zum Hafen hatten wir noch einen Schwarm Dusky Dolphins (Schwarzdelfine) aufgetan. Sie tummelten sich direkt um das Schiff und sprangen aus dem Wasser, dass es eine reine Freude war!

Zurück im Camp erhielten wir unseren neuen Platz und als wir begeistert berichteten, wie toll der Tag war und dass wir uns jetzt auf ein Guinness freuen, meinte Ed, der zweite Rezeptionist nur trocken: ‘Aber parkt den Camper vorher noch um!’ Taten wir natürlich bevor wir uns wieder auf in die City machten. Am Abend sahen wir dann Hadley nochmal, der nebenbei in der Groper Garage, wo wir wieder zum Essen waren, als DJ arbeitete.

Tag 18: Versuchen wir’s nochmal

Etappe: Hammer Springs – Kaikoura

Und wieder sieht es so aus, als könnte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung machen. Aber der Reihe nach.

Wir wachten relativ spät, erst um 8:45, auf und als ich meinen Bericht der gestrigen Etappe nochmal durchgelesen habe, fiel mir auf, dass ich wohl schon sehr müde gewesen sein musste. So hab ich den Beitrag kurzerhand nochmal etwas überarbeitet, bevor wir das Camp gegen halb zehn verlassen haben.

Zum Thema TOP 10 Campingplätze noch ein paar Sätze. Wie ich am ersten Tag unserer Tour ja beschrieben hatte, haben wir uns eine TOP 10 Membership gegönnt, da wir neben den reduzierten Preisen für die Übernachtungen damit auch ein paar Vergünstigungen auf den angeschlossenen Campingplätzen und den örtlichen Attraktionen erworben haben.

Nun gibt es innerhalb der TOP 10 Camps wohl auch die Unterscheidung zwischen ‘Classic’, ‘Superior’ und ‘Premium’. Allerdings haben wir festgestellt, dass diese Unterscheidung nicht wirklich etwas über die Ausstattung und Qualität der Plätze aussagt. So war unser Camp in Franz Josef als Classic ausgewiesen, hatte aber, was die Sanitäreinrichtungen und sonstigen Annehmlichkeiten, wie Lounge, Gaming Room und Küche anbelangt, deutlichen hören Komfort zu bieten, als das Superior-Camp letzte Nacht in Hammer Springs und hätte demzufolge nach unserem Verständnis eigentlich sogar Premium sein müssen.

In Hanmer Springs waren im Männerbereich des Sanitärblocks nur zwei Toiletten und zwei Duschen, keine Ablagemöglichkeiten und außerdem war das ganze ziemlich kalt. Bei den Damen war es übrigens genauso, wie mir Claudia berichtete. In Franz Josef dagegen waren mindestens acht Duschen und Waschbecken mit Haken für Handtücher und Ablagen für Waschtasche, Zahnbürste, etc. vorhanden, dazu noch vier Pissoirs und acht Toiletten. Und das ganze in einem beheizten Gebäude. Man glaubt gar nicht, wie viel solche Kleinigkeiten dann doch ausmachen, vor allem, am Morgen.

Das Frühstück haben wir bei Rustic Café & Tapas genommen, den Tipp hatte ich mir bei Tripadvisor rausgesucht. Allerdings müssen die das Personal getauscht haben, denn von der extremen Freundlichkeit der Angestellten war nicht viel zu spüren. Allerdings konnte man über die Qualität des Frühstücks nicht meckern. Dabei ist mir aufgefallen, dass es auch in Neuseeland Leute gibt, die dem Deppenapostrophen zum Opfer gefallen sind. Aber wahrscheinlich war das ein deutscher Student auf Work & Travel.

Die Tagesetappe war mit 130 Kilometern sehr kurz, was uns die Zeit gab, die Route über die Leader Road zu wählen. Diese Route ist etwas abseits der großen Highways und wir hatten das Vergnügen, für lange Zeit sogar völlig alleine auf der Straße zu sein. Und das zur Ferienzeit in Neuseeland! Das ist ungefähr so, als würdet ihr am Pfingstsonntag durch das Altmühltal fahren und seid ganz alleine unterwegs.

Unsere Hoffnung war, dass wir durch die frühe Ankunft in Kaikoura noch Chancen auf einen Stellplatz mit Strom für zwei Nächte hätten. Die Online-Buchung auf der Webseite hatte nämlich gestern Abend keine Verfügbarkeiten mehr angezeigt. Aber, wie ich ja von diversen Reservierungssystemen weiß, bedeutet das nicht immer, dass auch tatsächlich ausgebucht ist. Und so war es dann auch.

Allerdings mussten wir einen Kompromiss eingehen: für die erste Nacht bekamen wir nur noch einen Platz ohne Stromanschluss, erst für die zweite Nacht können wir einen anderen Stellplatz mit Strom bekommen. Uns war’s egal, das Notebook war geladen, Fotos gab’s heute nicht viele und wenn alle Stricke reißen, könnte ich ja auch noch in die Lounge gehen, um zu schreiben.

Wir hatten uns, da wir ja so früh dran waren, wieder mal Räder ausgeliehen und sind ein bisschen rumgefahren. Der erste Weg führte uns direkt zum Büro von Whale Watch Kaikoura in der Hoffnung, noch Plätze für eine Tour zu bekommen. Wie ich anfangs schrieb, hatten wir die Befürchtung, dass uns das Wetter (und die Hochsaison) tatsächlich wieder einen Strich durch die Rechnung machen könnten. Als wir um kurz vor eins ankamen sahen wir auf dem Display, dass die beiden Touren um 13:00 und 13:30 schon wegen des Wetters gestrichen waren. Die restlichen Touren waren im Status ‘pending’.

Die nette junge Dame am Counter meinte, wir könnten uns auf eine Warteliste setzen lassen, da wegen der Hauptsaison ohnehin alles ausgebucht ist und sie natürlich versuchen, auch die Buchungen der ausgefallenen Touren zu verschieben. So haben wir uns für den nächsten Tag um 15:00 auf die Warteliste setzen lassen, damit haben wir zumindest die Chance, wenn es um 15:00 nicht geht, auf eine der späteren Touren nachzurücken. Wir drücken fleißig die Daumen, dass es klappt. Claudia hat in Hanmer Springs eine ganze Menge vierblättriger Kleeblätter gefunden, das muss doch für was gut sein!

Das gleiche Spiel hatten wir kurz danach bei der Buchung für das Seal Swimming. Dort müssen wir in der Früh um halb neun anrufen, um zu sehen, ob noch was geht. Wir haben die Option für Samstag und Sonntag Vormittag. Drückt uns die Daumen!

In der örtlichen iSite habe ich mir dann einen Fahrrad-Track beschreiben lassen, der rund um Kaikoura führt. Zum Start ging es Richtung Kaikoura Peninsula und den Berg hoch bis zum Aussichtspunkt. Von dort oben hatten wir einen tollen Blick auf die beiden Buchten von Kaikoura, auch wenn es sehr windig und diesig war. Der weitere Verlauf der Route führte uns auf schmalen Single-Tracks durch Wälder – in denen ein Vater mit seinen Jungs auf Motocross-Motorrädern rumdüste und Spaß hatte – und Buschwerk immer nahe des Highway 1, bis wir zum Kowhai River kamen. Von dort führte der Weg ein Stück ins Landesinnere, bevor wir dann parallel zur Küste wieder in Richtung Kaikoura radelten.

Kurz vor dem Ort fuhren wir an einem Farm Camp vorbei, wo wir sehr ausgefallene Behausungen entdeckten. So stand da zum Beispiel ein alter Eisenbahnwaggon als Wohnwagen und ein Lastwagen mit Holzhaus drauf, neben einer Jurte.

Wieder zurück im Ort fuhren wir direkt zur Groper Garage, einer Kneipe, die in einer ehemaligen Garage untergebracht ist. Für mich gab es zwei Guinness, Tiger Prawns mit Sweet Chilli und danach den Fish of the day. Claudia hatte zwei Pint Speights und als Vorspeise Green Lip Mussels und danach Linguini mit Speck in Basilikum-Knoblauch-Sauce.

Im Camp angekommen schreibe ich gerade den Tagesbericht und ärgere mich ein bisschen über die lahme Internetverbindung. Kommt Zeit, kommt Byte.

Tour 18: Hanmer Springs – Rotherham – Waiau – Leader Road – Kaikoura, 130,40 km

Tag 17: Vom Gletscher zu den heißen Quellen

Etappe: Franz Josef – Hanmer Springs

Geweckt wurden wir durch den Lärm der an- und abfliegenden Helikopter und Kleinflugzeuge. Franz Josef ist Ausgangspunkt für viele Gletscherflüge und die Ferienzeit tut ihr übriges, dass das Geschäft gerade richtig brummt.

Die Internetverbindung am Vorabend war leider so schlecht, dass es unmöglich war, den Blog zu schreiben geschweige denn Bilder hochzuladen. Da aber bereits der Platz in der Glendhu Bay am Tag zuvor keinen Stromanschluss hatte und das Notebook fast leer war, fiel der Bericht ebenfalls ins Wasser, so dass am Ende des heutigen Tages drei Tagesetappen zu dokumentieren waren.

Wir hatten uns beim Abendessen in der Monsoon Bar in Franz Josef entschlossen, die Strecke nach Kaikoura zu teilen. Die Tagesetappe sollte ungefähr die Hälfte der Strecke an die Ostküste ausmachen, also gut 250 km lang sein. In Reefton wollten wir übernachten.

Denn zum einen wollte ich endlich die fehlenden Blogeinträge schreiben, zum anderen wären mir gute 500 km Strecke einfach zu viel geworden. Und die Beiträge hätte ich dann immer noch schreiben müssen. So frühstückten wir in der Sonne vor unserem Camper und hörten den Helikoptern zu, wie sie im Minutentakt in Richtung Gletscher flogen.

Bald nachdem wir losgefahren sind, machten wir in Hari Hari den fälligen Tankstopp, der Dieselpreis lag hier, wie am Anfang unserer Tour, bei 150,9 ct/Liter. Zwischendurch, in der Gegend um Queenstown, hatte er Ausschläge nach oben bis zu 169,9 ct/l. Mit vollem Tank ging es weiter bis kurz vor Hokitika an der Westküste.

Dort gibt es einen Treetop Walkway, also einen Wanderweg zwischen den Baumwipfeln. Die Mittagspause genossen wir sozusagen in luftiger Höhe von 27 Metern über dem Boden zwischen den Bäumen. Der Blick von oben hat schon was. Auf der weiteren Strecke kamen wir bei Arahura an einen Kreisverkehr, der zusätzlich noch durch eine Bahnlinie durchkreuzt wurde. So was gibt es wohl auch nur in Neuseeland! Daneben steht die alte Eisenbahnbrücke als historisches Denkmal.

Immer weiter ging es die Westküste entlang in Richtung Norden, bis wir in Greymouth dann ins Landesinnere abbogen. Die Strecke führte uns über die alte Bergwerkssiedlung Dobson. Dort standen ein paar Oldtimer am Straßenrand, die ich unbedingt fotografieren wollte, leider in jämmerlichem Zustand. Claudia blieb derweil im Camper sitzen.

Die Bergarbeiter in Dobson sorgten im Jahre 1947 übrigens mit einem Streik gegen die Bierpreiserhöhung dafür, dass in kürzester Zeit die Mine stillstand. Um die Gemüter zu besänftigen wurde durch den neuseeländischen Premierminister die Erlaubnis zur Gründung sogenannter Workingmen’s Clubs erteilt. Dort konnten die Kumpel das Bier zu günstigeren Preisen erhalten. Was soll ich sagen: es funktionierte. Und obwohl die Mine von Dobson nun schon seit 50 Jahren geschlossen ist, gibt es den Brunner Workingmen’s Club heute noch.

In Reefton angekommen mussten wir feststellen, dass im dortigen (einzigen) Camp leider kein Stellplatz mehr mit Stromversorgung frei war. Das hieß für uns, umzuplanen. Wir verglichen unsere Optionen und entschlossen uns, die 130 Kilometer bis Hanmer Springs weiterzufahren, um dort einen entsprechenden Stellplatz bekommen. In Hanmer Springs gibt es vier Campingplätze, das heißt, die Chance, dass wir dort eine ‘Powered Site’ (Stellplatz mit Stromanschluss) bekommen war deutlich höher.

Um halb vier nachmittags erreichten wir schließlich den Hanmer Springs Top 10 Holiday Park und quasi als Belohnung, dass wir die zusätzlichen Kilometer gemacht hatten, genehmigten wir uns einen Besuch der Hanmer Springs Thermal Pools. Bei Wassertemperaturen zwischen 34° und 42° in den verschiedenen Mineralpools ließ es sich herrlich entspannen. Auffallend war, dass wenige Kiwis mit nacktem Oberkörper unterwegs waren. Die meisten, weiblich wie männlich, hatten Surf-Shirts an. Vermutlich sind die hier einfach auf die stärkere Sonneneinstrahlung eingestellt.

Nachdem wir uns erholt hatten ging es zurück auf den Campingplatz und ich durfte das dortige BBQ benutzen, um unsere Steaks zu grillen. Ein Vier-Flammen-Gasgrill mit Seitenkocher und Backburner. Coole Ausstattung haben die da am Platz. Es gab Filet mit Reis und Gemüse. Gut, der Reis kam nicht vom Grill, sondern aus der Mikrowelle.

Nach dem Essen folgte dann die “Büroarbeit”. Es waren die Berichte der letzten drei Tage zu schreiben und die Fotos zu speichern und für den Blog zu bearbeiten. Jetzt ist alles soweit fertig und ich bin wieder auf der Höhe der Zeit, bevor es morgen weitergeht nach Kaikoura, wo wir hoffentlich Wale sehen und mit Delfinen oder Robben schwimmen können.

Tour 17: Franz Josef – Hari Hari – Hokitika – Greymouth – Reefton – Hanmer Springs, 391, 16 km

Tag 16: Ein Wagen westwärts

Etappe: Glendhu Bay – Franz Josef

Als wir noch beim Frühstück saßen kamen Manu und ihr Mann bereits wieder von ihrer Tour auf den Roys Peak zurück. Auf die Frage, wie es war und ob es sich rentiert hätte, meinte die beiden, dass der Blick von oben total geil gewesen wäre. Aber der Auf- und Abstieg sei extrem langweilig und ziemlich steil. Außerdem führt der Weg hauptsächlich durch Gras- und Steppenlandschaft.

Da sich bei mir am Vortag deutlich die neuseeländischen Gräser bemerkbar gemacht hatten, das heißt, meine Allergie richtig zugeschlagen hat, war das schon mal ein Grund, nicht unbedingt da hoch zu gehen. Wir waren uns dann schnell einig, zumal auch die Wollken wieder über den Gipfel zogen, dass wir uns das sparen. Nur wegen einem Blick, der zudem wegen des aufziehenden Wetters nicht sicher ist, wollten wir keine sechs Stunden den Berg rauf- und wieder runtersteigen.

Zumal unsere Tagesetappe ohnehin auch ein ganzes Stück zu fahren war und wir am Abend den Lake Matheson besuchen wollten. Dort spiegeln sich bei gutem Wetter die Gipfel des Mount Cook und des Mount Tasman auf der Wasseroberfläche. Wir entschieden uns dann, nicht raufzugehen und statt dessen direkt an die Westküste zu fahren und dort dann ein bisschen früher anzukommen.

Kurz vor bzw. nach dem Ort Wanaka, je nachdem, aus welcher Richtung man kommt, liegt die Wanaka Puzzling World, eine Art Vergnügungspark für jung und alt. Die Welt besteht in der Hauptsache aus einem großen Labyrinth (The Great Maze) und den Illusion Rooms, mit verschiedenen optischen Täuschungen. Bis wir dann durch das Labyrinth und die Illusion Rooms durch waren, war es auch schon wieder zwei Uhr.

Nachdem wir noch ein bisschen eingekauft hatten, fuhren wir entlang des Lake Hawea zunächst in Richtung Norden, bevor wir westwärts in Richtung Tasmanische See abbogen. Der Weg führte uns über den Haast Pass, der aber als solches irgendwie nicht richtig erkennbar war. Ein einfacher, unscheinbarer Wegweiser am Straßenrand mitten im Regenwald zeigte an, dass wir jetzt die Passhöhe erreicht hatten.

Auf dem Weg nach Haast hielten wir noch an zwei Wasserfällen und schossen ein paar Erinnerungsfotos. Besonders die Steinpyramiden an den Fantail Falls hatten es uns angetan und wir setzten natürlich auch noch ein Türmchen dazu. In Haast selbst hielten wir dann am späten Nachmittag nochmal an und genehmigten uns im Hard Antler einen Schinken-Käse-Toast und einen Earl Grey dazu, bevor die Reise weiterging.

Der obligatorische Stopp am Ozean durfte natürlich auch nicht fehlen, Claudia musste ja ins Wasser. Zumindest mit den Füßen probieren. Mehr wäre wohl angesichts der Wellen auch nicht sinnvoll gewesen.

In der Ortschaft Fox Glacier zweigte der Weg ab zum Lake Matheson. Allerdings war uns das Wetter nicht gerade hold, denn die beiden Gipfel, die wir sehen wollten, hüllten sich in Wolken. Außerdem war am späten Nachmittag noch so viel Wind, dass die Wellen auf dem See eine Spiegelung fast unmöglich machten. Schade, aber nicht zu ändern. Den knapp zweistündigen Rundgang um den See haben wir trotzdem gemacht.

Da wir am gleichen Tag noch ein Stück weit fahren wollten, sind wir nicht in Fox geblieben, sondern nach Franz Josef weitergefahren und haben uns dort im Top 10 Holiday Park einquartiert. Der Park liegt ein bisschen außerhalb des Ortes so sind wir zu Fuß nochmal zurück und haben uns in der Rainforest Lodge, genauer gesagt in der Monsoon Bar eine Pizza und zwei Bier als Abendessen gegönnt.

Tour 16: Glendhu Bay – Wanaka – Lake Hawea – Haast – Fox Glacier – Lake Matheson – Franz Josef, 309,26 km

Tag 15: Ran an den Gletscher

Etappe: Queenstown – Glendhu Bay

Die Etappe von Queenstown bis zum Lake Wanaka, genauer gesagt bis zum Camp in Glendhu Bay sollte relativ schnell erledigt sein, es sind ja nur knapp 130 Kilometer, denn wir wollten nur im Camp einchecken und dann gleich weiterfahren zum Startpunkt des Rob Roy Track.

Wir erledigten unsere morgendliche Toilette und genossen noch einmal die unbegrenzten heißen Duschen im Lakeview Holiday Park. Denn je nach Campingplatz gibt es heißes Wasser unbegrenzt oder aber nur gegen Gebühr. Die schwankt in der Regel zwischen einem und zwei Dollar und bietet dann zeitlich begrenzt, normalerweise zwischen fünf und sechs Minuten, heißes Wasser zum Duschen.

Kurz nach Queenstown stand eine Anhalterin mit Trekkingrucksack am Straßenrand und hielt den Daumen hoch. Wir blieben stehen und fragten, wie weit sie denn wollte. ‘Nach Cromwell’, war die Antwort der jungen Holländerin, nach deren Namen wir vergessen haben zu fragen. Da Cromwell auf unserem Weg lag, haben wir ihr den dritten Platz in unserem Camper angeboten und sie hat ihn dankbar angenommen.

Beim üblichen Woher – Wohin stellte sich heraus, dass sie bereits seit April 2018 in Neuseeland war. Das erste halbe Jahr hatte sie in Wellington studiert und seit Oktober bereiste sie das Land. Sie hatte vor, über die Weihnachtsfeiertage eine befreundete Familie in der Nähe von Cromwell zu besuchen. Als wir ihr unsere Pläne für den weiteren Tagesverlauf schilderten, empfahl sie uns, unbedingt bis zum Upper Lookout des Rob Roy Track weiterzugehen. Die meisten blieben am unteren Aussichtspunkt stehen und versäumten das Beste. Sie sollte rechte behalten.

Nachdem wir sie in Cromwell abgesetzt hatten fuhren wir weiter nach Glendhu Bay. Es war viertel vor zwölf und die Rezeption hatte gerade eben geschlossen, da Weihnachtstag war. Der Besitzer war aber noch da und wir vereinbarten, dass wir unseren Tisch und die Stühle auf einem Platz abstellen und dann zum Track weiterfahren.

Er meinte daraufhin, dass am Nachmittag wahrscheinlich niemand mehr da sei, da ja Weihnachtstag war. Wir sollten einfach unsere Registrierung ausfüllen, das Geld in einen der bereitgelegten Beutel legen und in das Postfach werfen. Im Prinzip so, wie auf den Camps vom DOC. Gesagt, getan.

Am Carpark des Rob Roy Track angekommen, machten wir uns auch gleich auf den Weg. Zunächst führte der Pfad über Grasland, stieg dann jedoch ziemlich bald an und bog in das Tal zum Rob Roy Gletscher ein. Da bemerkte ich wieder einmal, dass es bei der Klassifizierung von Wanderwegen deutliche Unterschiede zwischen Deutschland und Neuseeland gibt.

Der Rob Roy Track wird vom DOC als ‘einfach, keine besonderen Anforderungen, gut mit Kindern zu gehen’ eingestuft. Bei uns bekäme dieser Weg mindestens eine mittlere Schwierigkeit zugewiesen, es geht zum Teil gut steil nach oben, an einigen Stellen ist der Weg abgerutscht und führt über größere Felsbrocken und Wurzeln. Ausreichende Trittsicherheit sollte an diesen Stellen schon vorhanden sein.

Immer höher stiegen wir oberhalb eines rauschenden Bachs durch den Regenwald und auf einmal tat sich zwischen den Bäumen eine Lücke auf und wir konnten zum ersten Mal einen Blick auf den Gletscher werfen. Sehr imposant erhob er sich da über unseren Köpfen.

Wir gingen am Lower Lookout vorbei und stiegen eine weitere halbe Stunde bergwärts, bis wir am oberen Aussichtspunkt angekommen waren. Ein atemberaubender Anblick bot sich uns dort. Gleich mehrere Wasserfälle stürzten ins Tal, alle gespeist vom ewigen Eis des Gletschers. Wir genehmigten uns unsere Brotzeit und genossen die Eindrücke, die sich uns boten.

Zwei Mal hörten wir lautes Krachen und als wir nach oben sahen, konnten wir sehen, wie sich eine große Menge Eis gelöst hatte und nach unten stürzte. Der darunter liegende Wasserfall wuchs darauf hin kurz an und nach einer Minute war alles wieder so wie vorher.

Am Abend, als wir im Camp ankamen, trafen wir ein deutsches Paar, die auch einchecken wollten. Wir erklärten ihnen die Prozedur und es stellte sich heraus, dass die beiden ebenfalls vom Rob Roy Track kamen. Und schon hatten wir ausreichend Gesprächsstoff und ehe wir uns versahen, waren mal schnell zwei Ankommerbier im Stehen weg. Jedoch nicht ohne dass wir zumindest mal mit den Füßen im See waren, denn unser Platz lag nur zwanzig Meter vom Wasser entfernt

Nach dem Duschen erzählten uns die beiden, dass sie seit Anfang Dezember unterwegs sind und auf der Nordinsel begonnen haben. Ihre Route ging also ziemlich genau entgegengesetzt der unsrigen. Sie wollten auch am nächsten Tag auf den Roys Peak so wie wir, allerdings bereits um 2:00 Uhr los, damit sie den Sonnenaufgang am Gipfel sehen können.

Da haben wir beide einvernehmlich gestreikt und unseren wohlverdienten Schlaf vorgezogen.

Tour 15: Queenstown – Cromwell – Wanaka – Glendhu Bay, 125,10 km

Tag 14: Frohe Weihnachten auf dem Shotover River

Etappe: Queenstown

Unsere gebuchten Aktivitäten auf dem Shotover River starteten erst um 12:00 beim Check-In im Ort, so dass wir morgens genügend Zeit hatten, um unsere alltäglichen Dinge zu erledigen, wie z.B. Blog und Tagebuch schreiben, Fotos bearbeiten, etc.

Als wir soweit fertig waren, gingen wir hinunter in die Stadt und suchten uns ein schönes Plätzchen zum Frühstücken. Bei Sonnenschein in der Fußgängerzone zu sitzen und einen Cappuccino zu trinken hat schon was, wem erzähle ich das.

Pünktlich um 12 waren wir am Check-In und eine viertel Stunde später stiegen wir in den Bus, der uns zur Basis am Shotover Canyon brachte. Wir hatten als erstes die Jetbootfahrt gebucht. Wir bekamen unsere Ausrüstung, Regenpelerine und Schwimmweste und ab ging’s auf’s Boot. Die Sicherheitseinweisung von Phil, unserem Kapitän, war recht einfach: nicht aufstehen, nicht hinauslehnen, am Handgriff festhalten. Und ab ging der wilde Ritt.

Mit guten 90 km/h schießt das Jetboot durch den Canyon, teilweise nur einen halben Meter am Felsen vorbei. Es war ein Mega-Spaß und absolut aufregend, so durch die Schluchten des Shotover Canyon zu düsen. Die Ausbildung zum Jetboot Kapitän beinhaltet übrigens tatsächlich auch das “normale” Kapitänspatent für die Binnenschifffahrt und dauert drei Monate.

Als wir unseren 45-minütigen Ritt auf der Kanonenkugel beendet hatten, ging es auch gleich schon weiter zur Rafting-Basis. Dort erhielten wir ebenfalls die Sicherheitseinweisung, die hier allerdings etwas länger dauerte. Dann die Ausrüstung: Neoprenanzug und -schuhe und einen Helm. Dann ging’s ab in den Bus, der uns in einer Dreiviertel Stunde über Neuseelands gefährlichste Straße durch den Skipper’s Canyon zum Ausgangspunkt unserer Whitewater-Raftingtour brachte. Von dieser Tour gibt es leider keine Bilder oder Videos, da ich die GoPro nicht mitgenommen hatte und vom Veranstalter nichts angeboten wurde.

Aber es war absolut aufregend, zum Teil mussten wir richtig arbeiten, um im Boot zu bleiben, Es ging mit insgesamt sechs Booten zu je sechs Personen plus Guide über insgesamt 11 Stromschnellen (Rapids) hinunter und wir können stolz behaupten, dass wir weder jemanden verloren, noch umgekippt sind – im Gegensatz zu anderen Booten. An einer Stelle musste sogar ein zweiter Guide an Bord, da es hier richtig knifflig wurde.

Allerdings war Jack, der zweite Guide, etwas faul und Fish, unser Guide hat ihn ziemlich angeschnauzt, dass er endlich rudern sollte. Wir haben es dann trotz Jack geschafft, nicht wegen ihm, meinte sie. Fish war nämlich ein Mädchen aus Kansas, die hier als Rafting Guide ihre Bestimmung gefunden hat. ‘Ich mache das, wofür andere Leute Geld bezahlen, gegen Bezahlung, was will ich mehr?’, meinte sie, ‘das Leben in Kansas ist zwar schön, aber total langweilig.’

Als wir wieder zurück in Queenstown waren, genossen wir nochmal ein Guinness im Garten des Pog Mahone’s, anschließend gingen wir asiatisch essen. Nachdem wir noch unsere Klamotten  zum Camper gebracht hatten ging es ab an den Strand, wo wir den Sonnenuntergang mit einer Flasche Wein genossen. Erin und ihre Truppe haben wir leider nicht mehr getroffen und so ging es für uns nach einem Absacker im Pig & Whistle zurück zum Camp und in die Federn.

Tag 13: Auf den Rädern über den See

Etappe: Glenorchy – Queenstown

Irgendwie wollten wir gar nicht weg, das Camp Glenorchy war dermaßen heimelig und es fiel mir wirklich schwer, nach einem ausgiebigen Frühstück in der tollen Küche von dort abzureisen. Wir verabschiedeten uns von Grace und Tracy, wünschten noch frohe Weihnachten und machten uns auf den Weg nach Queenstown. Auf zu den nächsten Abenteuern.

Der erste Fotostopp ließ jedoch nicht lange auf sich warten, wir bogen nur einmal links ab und hielten am Ufer des Lake Wakatipu bei der alten Wharf Shed, einem beliebten Fotomotiv.

Ach ja, das Wetter: wir hatten zum ersten Mal, seit wir mit dem Camper unterwegs waren, bereits am Morgen Sonnenschein! Die Temperaturen hätten gern ein wenig höher sein können, schlappe 13° C zeigte das Thermometer, aber für unsere Stimmung machte allein der Sonnenschein schon eine ganze Menge aus.

Die Straße am Lake Wakatipu entlang zurückzufahren war bei diesem Wetter natürlich nochmal ein ganzes Stück schöner als am Vortag, als es immer wieder regnete und wolkig war.

Nach einer knappen Stunde Fahrt sind wir in Queenstown im Lakeview Holiday Park angekommen. Beim Einchecken konnten wir auch gleich direkt unsere Buchung für die Fahrradtour entlang des Sees machen. Der Station 2 Station Cycle Trail führt zunächst von Queenstown mit dem Katamaran “Spirit of Queenstown” zur Mt Nicholas High Country Farm auf der anderen Seite des Sees, von dort geht es par Rad weiter zur Walter Peak High Country Farm von wo wir dann mit dem Dampfschiff TSS Earnslaw abgeholt und wieder zurück nach Queenstown gebracht wurden. Und das alles bei strahlendem Sonnenschein!

Die Radtour war, verglichen mit der Tour durch die Roxburgh Gorge, wirklich einfach zu fahren. Am Anfang ging es mal moderat den Berg hoch und ab dann eigentlich nur noch geradeaus bis zum Ziel. Aber das war auch gut so, so hatten wir mehr Zeit, uns die atemberaubende Landschaft anzusehen und entsprechend viele Fotos und Videos zu machen.

Aber das absolute Highlight war dann die Rückfahrt mit der TSS Earnslaw! Dieses Dampfschiff wurde 1912, im selben Jahr wie die Titanic(!), in Dunedin erbaut, dann zerlegt und am Südende des Lake Wakatipu, in Kingston, wieder zusammengesetzt, um auf dem See ihren Dienst zu tun. Der Doppelschraubendampfer (“Twin Screw Steamer” = TSS) wird auch Lady of the Lake genannt und verkehrt nun schon seit über 100 Jahren auf dem See.

Ursprünglich als Frachtschiff konzipiert, wurde die Earnslaw in den 1960er Jahren, als der Straßenausbau in der Gegend immer weiter voranschritt, vom Tourismusunternehmen Real Journeys übernommen und so vor der Verschrottung gerettet. Bei einer Generalüberholung wurde das Oberdeck umschlossen, der Maschinenraum freigelegt und das Promenade Café eröffnet.

Heute ist die TSS Earnslaw der einzige noch betriebsfähige, kommerziell betriebene kohlebefeuerte Passagierdampfer der Südhalbkugel. Und obwohl sie die 100 Jahre schon deutlich überschritten hat, verrichtet die Earnslaw nach wie vor im Sommer 14 Stunden täglich ihren Dienst und fährt 11 Monate im Jahr.

Einer der beiden Heizer erklärte mir noch, dass die beiden Kohlebunker an der Steuerbord- und Backbordseite an jedem Morgen mit jeweils 7 Tonnen Kohle beladen werden. Er und seine Kollegen wechseln sich dann auf jeder Fahrt ab. Eine Fahrt dauert jeweils 1,5 Stunden. Er meinte: ‘It’s an easy job and I really love it!’

Nach dem Bier an Bord mussten wir zurück in Queenstown zunächst mal dringend eine gewisse Örtlichkeit aufsuchen. Da aber die öffentliche Toilette gerade wegen Reinigungsarbeiten nur zur Hälfte nutzbar war und dort schon eine Schlange von Leuten davor stand, wichen wir einfach in das nahegelegene Irish Pub Pog Mahone’s aus. Und wenn man dann schon mal da ist, gibt’s natürlich auch ein Guinness.

Und wie es halt so ist, das Guinness schmeckte, die Speisen sahen äußerst lecker aus, und so beschlossen wir, dort auch zu Abend zu essen. Zuvor musste aber noch die Buchung unserer Aktivitäten am nächsten Tag gemacht werden. So machten wir uns auf und buchten die sog. Shotover Duo, das heißt wir werden den Shotover River zunächst mit dem Jetboot entlang fahren und anschließend nochmal mit dem Raftingboot.

Am Abend beim Essen saß plötzlich ein Mädchen neben Claudia als ich an der Bar unsere Getränke holte und die beiden waren gleich tief ins Gespräch verwickelt. Es stellte sich bald heraus, dass Erin und ihre Freunde Dan, Jameson, Eileen und viele andere auf einem Pub Crawl waren und im Rahmen einer Challenge eine Aufgabenliste abzuarbeiten hatten. Die Liste enthielt zehn Pubs, in denen jeweils verschiedene Dinge zu tun und zu trinken waren. Das Pog Mahone’s war die sechste Station und die Aufgabe lautete: ‘Trink ein Guinness und mach ein Selfie mit einem Fremden’.

Nach dem Selfie waren wir uns dann nicht mehr so fremd und so zogen wir mit ihnen weiter durch die nächsten Pubs, bis wir nach der Nummer neun mit der Aufgabe ‘Flash your tits to the barkeeper and get a shot” dann ausgestiegen sind. Karaoke als zehnte Aufgabe wollten wir dann nicht mehr mitmachen, außerdem war es auch spät genug.

Wir verabschiedeten uns von allen und verabredeten uns für den nächsten Abend (Hl. Abend!) am Strand, da treffen sich alle wieder.

Tour 13: Glenorchy – Queenstown, 46,38 km