Tag 17: Vom Gletscher zu den heißen Quellen

Etappe: Franz Josef – Hanmer Springs

Geweckt wurden wir durch den Lärm der an- und abfliegenden Helikopter und Kleinflugzeuge. Franz Josef ist Ausgangspunkt für viele Gletscherflüge und die Ferienzeit tut ihr übriges, dass das Geschäft gerade richtig brummt.

Die Internetverbindung am Vorabend war leider so schlecht, dass es unmöglich war, den Blog zu schreiben geschweige denn Bilder hochzuladen. Da aber bereits der Platz in der Glendhu Bay am Tag zuvor keinen Stromanschluss hatte und das Notebook fast leer war, fiel der Bericht ebenfalls ins Wasser, so dass am Ende des heutigen Tages drei Tagesetappen zu dokumentieren waren.

Wir hatten uns beim Abendessen in der Monsoon Bar in Franz Josef entschlossen, die Strecke nach Kaikoura zu teilen. Die Tagesetappe sollte ungefähr die Hälfte der Strecke an die Ostküste ausmachen, also gut 250 km lang sein. In Reefton wollten wir übernachten.

Denn zum einen wollte ich endlich die fehlenden Blogeinträge schreiben, zum anderen wären mir gute 500 km Strecke einfach zu viel geworden. Und die Beiträge hätte ich dann immer noch schreiben müssen. So frühstückten wir in der Sonne vor unserem Camper und hörten den Helikoptern zu, wie sie im Minutentakt in Richtung Gletscher flogen.

Bald nachdem wir losgefahren sind, machten wir in Hari Hari den fälligen Tankstopp, der Dieselpreis lag hier, wie am Anfang unserer Tour, bei 150,9 ct/Liter. Zwischendurch, in der Gegend um Queenstown, hatte er Ausschläge nach oben bis zu 169,9 ct/l. Mit vollem Tank ging es weiter bis kurz vor Hokitika an der Westküste.

Dort gibt es einen Treetop Walkway, also einen Wanderweg zwischen den Baumwipfeln. Die Mittagspause genossen wir sozusagen in luftiger Höhe von 27 Metern über dem Boden zwischen den Bäumen. Der Blick von oben hat schon was. Auf der weiteren Strecke kamen wir bei Arahura an einen Kreisverkehr, der zusätzlich noch durch eine Bahnlinie durchkreuzt wurde. So was gibt es wohl auch nur in Neuseeland! Daneben steht die alte Eisenbahnbrücke als historisches Denkmal.

Immer weiter ging es die Westküste entlang in Richtung Norden, bis wir in Greymouth dann ins Landesinnere abbogen. Die Strecke führte uns über die alte Bergwerkssiedlung Dobson. Dort standen ein paar Oldtimer am Straßenrand, die ich unbedingt fotografieren wollte, leider in jämmerlichem Zustand. Claudia blieb derweil im Camper sitzen.

Die Bergarbeiter in Dobson sorgten im Jahre 1947 übrigens mit einem Streik gegen die Bierpreiserhöhung dafür, dass in kürzester Zeit die Mine stillstand. Um die Gemüter zu besänftigen wurde durch den neuseeländischen Premierminister die Erlaubnis zur Gründung sogenannter Workingmen’s Clubs erteilt. Dort konnten die Kumpel das Bier zu günstigeren Preisen erhalten. Was soll ich sagen: es funktionierte. Und obwohl die Mine von Dobson nun schon seit 50 Jahren geschlossen ist, gibt es den Brunner Workingmen’s Club heute noch.

In Reefton angekommen mussten wir feststellen, dass im dortigen (einzigen) Camp leider kein Stellplatz mehr mit Stromversorgung frei war. Das hieß für uns, umzuplanen. Wir verglichen unsere Optionen und entschlossen uns, die 130 Kilometer bis Hanmer Springs weiterzufahren, um dort einen entsprechenden Stellplatz bekommen. In Hanmer Springs gibt es vier Campingplätze, das heißt, die Chance, dass wir dort eine ‘Powered Site’ (Stellplatz mit Stromanschluss) bekommen war deutlich höher.

Um halb vier nachmittags erreichten wir schließlich den Hanmer Springs Top 10 Holiday Park und quasi als Belohnung, dass wir die zusätzlichen Kilometer gemacht hatten, genehmigten wir uns einen Besuch der Hanmer Springs Thermal Pools. Bei Wassertemperaturen zwischen 34° und 42° in den verschiedenen Mineralpools ließ es sich herrlich entspannen. Auffallend war, dass wenige Kiwis mit nacktem Oberkörper unterwegs waren. Die meisten, weiblich wie männlich, hatten Surf-Shirts an. Vermutlich sind die hier einfach auf die stärkere Sonneneinstrahlung eingestellt.

Nachdem wir uns erholt hatten ging es zurück auf den Campingplatz und ich durfte das dortige BBQ benutzen, um unsere Steaks zu grillen. Ein Vier-Flammen-Gasgrill mit Seitenkocher und Backburner. Coole Ausstattung haben die da am Platz. Es gab Filet mit Reis und Gemüse. Gut, der Reis kam nicht vom Grill, sondern aus der Mikrowelle.

Nach dem Essen folgte dann die “Büroarbeit”. Es waren die Berichte der letzten drei Tage zu schreiben und die Fotos zu speichern und für den Blog zu bearbeiten. Jetzt ist alles soweit fertig und ich bin wieder auf der Höhe der Zeit, bevor es morgen weitergeht nach Kaikoura, wo wir hoffentlich Wale sehen und mit Delfinen oder Robben schwimmen können.

Tour 17: Franz Josef – Hari Hari – Hokitika – Greymouth – Reefton – Hanmer Springs, 391, 16 km

Tag 16: Ein Wagen westwärts

Etappe: Glendhu Bay – Franz Josef

Als wir noch beim Frühstück saßen kamen Manu und ihr Mann bereits wieder von ihrer Tour auf den Roys Peak zurück. Auf die Frage, wie es war und ob es sich rentiert hätte, meinte die beiden, dass der Blick von oben total geil gewesen wäre. Aber der Auf- und Abstieg sei extrem langweilig und ziemlich steil. Außerdem führt der Weg hauptsächlich durch Gras- und Steppenlandschaft.

Da sich bei mir am Vortag deutlich die neuseeländischen Gräser bemerkbar gemacht hatten, das heißt, meine Allergie richtig zugeschlagen hat, war das schon mal ein Grund, nicht unbedingt da hoch zu gehen. Wir waren uns dann schnell einig, zumal auch die Wollken wieder über den Gipfel zogen, dass wir uns das sparen. Nur wegen einem Blick, der zudem wegen des aufziehenden Wetters nicht sicher ist, wollten wir keine sechs Stunden den Berg rauf- und wieder runtersteigen.

Zumal unsere Tagesetappe ohnehin auch ein ganzes Stück zu fahren war und wir am Abend den Lake Matheson besuchen wollten. Dort spiegeln sich bei gutem Wetter die Gipfel des Mount Cook und des Mount Tasman auf der Wasseroberfläche. Wir entschieden uns dann, nicht raufzugehen und statt dessen direkt an die Westküste zu fahren und dort dann ein bisschen früher anzukommen.

Kurz vor bzw. nach dem Ort Wanaka, je nachdem, aus welcher Richtung man kommt, liegt die Wanaka Puzzling World, eine Art Vergnügungspark für jung und alt. Die Welt besteht in der Hauptsache aus einem großen Labyrinth (The Great Maze) und den Illusion Rooms, mit verschiedenen optischen Täuschungen. Bis wir dann durch das Labyrinth und die Illusion Rooms durch waren, war es auch schon wieder zwei Uhr.

Nachdem wir noch ein bisschen eingekauft hatten, fuhren wir entlang des Lake Hawea zunächst in Richtung Norden, bevor wir westwärts in Richtung Tasmanische See abbogen. Der Weg führte uns über den Haast Pass, der aber als solches irgendwie nicht richtig erkennbar war. Ein einfacher, unscheinbarer Wegweiser am Straßenrand mitten im Regenwald zeigte an, dass wir jetzt die Passhöhe erreicht hatten.

Auf dem Weg nach Haast hielten wir noch an zwei Wasserfällen und schossen ein paar Erinnerungsfotos. Besonders die Steinpyramiden an den Fantail Falls hatten es uns angetan und wir setzten natürlich auch noch ein Türmchen dazu. In Haast selbst hielten wir dann am späten Nachmittag nochmal an und genehmigten uns im Hard Antler einen Schinken-Käse-Toast und einen Earl Grey dazu, bevor die Reise weiterging.

Der obligatorische Stopp am Ozean durfte natürlich auch nicht fehlen, Claudia musste ja ins Wasser. Zumindest mit den Füßen probieren. Mehr wäre wohl angesichts der Wellen auch nicht sinnvoll gewesen.

In der Ortschaft Fox Glacier zweigte der Weg ab zum Lake Matheson. Allerdings war uns das Wetter nicht gerade hold, denn die beiden Gipfel, die wir sehen wollten, hüllten sich in Wolken. Außerdem war am späten Nachmittag noch so viel Wind, dass die Wellen auf dem See eine Spiegelung fast unmöglich machten. Schade, aber nicht zu ändern. Den knapp zweistündigen Rundgang um den See haben wir trotzdem gemacht.

Da wir am gleichen Tag noch ein Stück weit fahren wollten, sind wir nicht in Fox geblieben, sondern nach Franz Josef weitergefahren und haben uns dort im Top 10 Holiday Park einquartiert. Der Park liegt ein bisschen außerhalb des Ortes so sind wir zu Fuß nochmal zurück und haben uns in der Rainforest Lodge, genauer gesagt in der Monsoon Bar eine Pizza und zwei Bier als Abendessen gegönnt.

Tour 16: Glendhu Bay – Wanaka – Lake Hawea – Haast – Fox Glacier – Lake Matheson – Franz Josef, 309,26 km

Tag 15: Ran an den Gletscher

Etappe: Queenstown – Glendhu Bay

Die Etappe von Queenstown bis zum Lake Wanaka, genauer gesagt bis zum Camp in Glendhu Bay sollte relativ schnell erledigt sein, es sind ja nur knapp 130 Kilometer, denn wir wollten nur im Camp einchecken und dann gleich weiterfahren zum Startpunkt des Rob Roy Track.

Wir erledigten unsere morgendliche Toilette und genossen noch einmal die unbegrenzten heißen Duschen im Lakeview Holiday Park. Denn je nach Campingplatz gibt es heißes Wasser unbegrenzt oder aber nur gegen Gebühr. Die schwankt in der Regel zwischen einem und zwei Dollar und bietet dann zeitlich begrenzt, normalerweise zwischen fünf und sechs Minuten, heißes Wasser zum Duschen.

Kurz nach Queenstown stand eine Anhalterin mit Trekkingrucksack am Straßenrand und hielt den Daumen hoch. Wir blieben stehen und fragten, wie weit sie denn wollte. ‘Nach Cromwell’, war die Antwort der jungen Holländerin, nach deren Namen wir vergessen haben zu fragen. Da Cromwell auf unserem Weg lag, haben wir ihr den dritten Platz in unserem Camper angeboten und sie hat ihn dankbar angenommen.

Beim üblichen Woher – Wohin stellte sich heraus, dass sie bereits seit April 2018 in Neuseeland war. Das erste halbe Jahr hatte sie in Wellington studiert und seit Oktober bereiste sie das Land. Sie hatte vor, über die Weihnachtsfeiertage eine befreundete Familie in der Nähe von Cromwell zu besuchen. Als wir ihr unsere Pläne für den weiteren Tagesverlauf schilderten, empfahl sie uns, unbedingt bis zum Upper Lookout des Rob Roy Track weiterzugehen. Die meisten blieben am unteren Aussichtspunkt stehen und versäumten das Beste. Sie sollte rechte behalten.

Nachdem wir sie in Cromwell abgesetzt hatten fuhren wir weiter nach Glendhu Bay. Es war viertel vor zwölf und die Rezeption hatte gerade eben geschlossen, da Weihnachtstag war. Der Besitzer war aber noch da und wir vereinbarten, dass wir unseren Tisch und die Stühle auf einem Platz abstellen und dann zum Track weiterfahren.

Er meinte daraufhin, dass am Nachmittag wahrscheinlich niemand mehr da sei, da ja Weihnachtstag war. Wir sollten einfach unsere Registrierung ausfüllen, das Geld in einen der bereitgelegten Beutel legen und in das Postfach werfen. Im Prinzip so, wie auf den Camps vom DOC. Gesagt, getan.

Am Carpark des Rob Roy Track angekommen, machten wir uns auch gleich auf den Weg. Zunächst führte der Pfad über Grasland, stieg dann jedoch ziemlich bald an und bog in das Tal zum Rob Roy Gletscher ein. Da bemerkte ich wieder einmal, dass es bei der Klassifizierung von Wanderwegen deutliche Unterschiede zwischen Deutschland und Neuseeland gibt.

Der Rob Roy Track wird vom DOC als ‘einfach, keine besonderen Anforderungen, gut mit Kindern zu gehen’ eingestuft. Bei uns bekäme dieser Weg mindestens eine mittlere Schwierigkeit zugewiesen, es geht zum Teil gut steil nach oben, an einigen Stellen ist der Weg abgerutscht und führt über größere Felsbrocken und Wurzeln. Ausreichende Trittsicherheit sollte an diesen Stellen schon vorhanden sein.

Immer höher stiegen wir oberhalb eines rauschenden Bachs durch den Regenwald und auf einmal tat sich zwischen den Bäumen eine Lücke auf und wir konnten zum ersten Mal einen Blick auf den Gletscher werfen. Sehr imposant erhob er sich da über unseren Köpfen.

Wir gingen am Lower Lookout vorbei und stiegen eine weitere halbe Stunde bergwärts, bis wir am oberen Aussichtspunkt angekommen waren. Ein atemberaubender Anblick bot sich uns dort. Gleich mehrere Wasserfälle stürzten ins Tal, alle gespeist vom ewigen Eis des Gletschers. Wir genehmigten uns unsere Brotzeit und genossen die Eindrücke, die sich uns boten.

Zwei Mal hörten wir lautes Krachen und als wir nach oben sahen, konnten wir sehen, wie sich eine große Menge Eis gelöst hatte und nach unten stürzte. Der darunter liegende Wasserfall wuchs darauf hin kurz an und nach einer Minute war alles wieder so wie vorher.

Am Abend, als wir im Camp ankamen, trafen wir ein deutsches Paar, die auch einchecken wollten. Wir erklärten ihnen die Prozedur und es stellte sich heraus, dass die beiden ebenfalls vom Rob Roy Track kamen. Und schon hatten wir ausreichend Gesprächsstoff und ehe wir uns versahen, waren mal schnell zwei Ankommerbier im Stehen weg. Jedoch nicht ohne dass wir zumindest mal mit den Füßen im See waren, denn unser Platz lag nur zwanzig Meter vom Wasser entfernt

Nach dem Duschen erzählten uns die beiden, dass sie seit Anfang Dezember unterwegs sind und auf der Nordinsel begonnen haben. Ihre Route ging also ziemlich genau entgegengesetzt der unsrigen. Sie wollten auch am nächsten Tag auf den Roys Peak so wie wir, allerdings bereits um 2:00 Uhr los, damit sie den Sonnenaufgang am Gipfel sehen können.

Da haben wir beide einvernehmlich gestreikt und unseren wohlverdienten Schlaf vorgezogen.

Tour 15: Queenstown – Cromwell – Wanaka – Glendhu Bay, 125,10 km