Tag 12: Auf dem Pferderücken durch das Paradies

Etappe: Alexandra – Glenorchy

Der Schlaf kam ziemlich schnell nach unserer Radltour durch die Roxburgh Gorge. So war es dann auch nicht verwunderlich, dass ich um viertel nach sieben am Morgen wach war. Diesmal ohne Wecker.

Nicole Joyce von Trail Journeys hatte uns bei der Rückfahrt von Clyde nach Alexandra einen Besuch in Clyde empfohlen, sie meinte, es hätte deutlich mehr Atmosphäre als Alexandra. So entschieden wir uns, dort unser Frühstück zu nehmen.

In Olivers Merchant of Clyde Café, Deli & Bakery gab es für uns das Merchants Breakfast und einen guten Earl Grey dazu. Anschließend ein kleiner Spaziergang durch das alte Goldgräberstädtchen und ein paar Fotos bevor es weiterging nach Cromwell, wo wir unsere Vorräte für die Weihnachtstage auffüllten. Auf der Strecke nach Cromwell lagen noch ein paar lohnenswerte Motive, so dass wir das ein oder andere Mal stoppten und Fotos machten.

Nach dem Einkaufen ging es aber dann endlich weiter, unserem Tagesziel Glenorchy am nördlichen Ende des Lake Wakatipu entgegen. Ursprünglich wollten wir an den Sylvan Lake und den dortigen Track gehen, aber da die Straße ab Paradise unbefestigt, also eine sogenannte Gravel Road war, haben wir im Interesse unseres Fahrzeuges davon abgesehen und uns statt dessen im Camp Glenorchy (heute “The Headwaters Eco Lodge”) einquartiert. Woher wir davon wussten? Na, CamperMate natürlich. Die Bewertungen waren vielversprechend, obwohl der Preis etwas höher als die üblichen Tarife war. Aber dazu später mehr.

Die Straße zwischen Queenstown und Glenorchy führt am Lake Wakatipu entlang und ist alleine schon eine Reise wert. Vergleichbar vielleicht mit der Straße am Westufer des Gardasees. Begleitet von den unvermeidbaren Regenschauern fuhren wir unserem Ziel entgegen und wie bestellt kam kurz vor Glenorchy die Sonne raus und schien für uns auf den letzten Kilometern.

Wir fanden das Camp und konnten einen Platz für die Nacht buchen. Da wir auf den Lake Sylvan Track verzichtet hatten, wollten wir statt dessen eine andere, für uns außergewöhnliche Erfahrung machen: wir wollten zu Pferd ein paar Drehorte von Herr der Ringe besuchen.

Und so fragten wir Grace an der Rezeption vom Camp Glenorchy (heute “The Headwaters Eco Lodge”), ob sie für uns eine solche Tour buchen könnte. Sie fragte uns, ob wir einen bestimmten Anbieter hätten und wir meinten, wir hätten Infos von High Country Horses gelesen. Grace griff sich das Telefon und begann zu telefonieren. ‘Um halb drei geht eine Tour los, die letzte für heute’, meinte sie. Es war zehn nach zwei! Wir fragten, ob wir das schaffen können. Sie meinte: ‘Es sind nur zehn Minuten Fahrt bis zum Check-In, das geht schon!’

Nachdem sie noch unsere Namen, Größen und Gewichte durchgegeben hat, machten wir uns auch schon auf den Weg. In neun Minuten waren wir da! Und wir waren nicht die letzten, denn Martin, der Fahrer des Busses, der uns zum Startpunkt bringen sollte, war noch nicht da. So konnten wir uns in Ruhe einkleiden, was bedeutete, wir bekamen einen Helm und einen Western-Staubmantel, da es immer wieder leicht regnete.

Über Gravel Roads bretterten wir, bzw. Martin der Koppel in Paradise entgegen, wo unsere Guides Amanda und Minnie schon auf uns warteten. Also waren wir doch noch nach Paradise gekommen, allerdings nicht im Camper sondern im Kleinbus und dann weiter zu Pferd!

Amanda machte die Einweisung für uns zehn, fünf davon sind schon mal geritten, die kamen in die erste Gruppe und wir anderen fünf ohne Reiterfahrung durften mit Minnie in der zweiten Gruppe reiten. Jeder bekam sein Pferd zugeteilt. Claudia bekam Corona, eine Schimmelstute zugewiesen und ich durfte auf Warren, einem braunen Hengst reiten.

Und schon ging es los zu einem eineinhalbstündigen Ritt zu den verschiedenen Drehorten vom Herrn der Ringe. Ein absolutes Abenteuer dort zu Pferd zu sein, wo es auch die Protagonisten der Filme waren. Wir kamen am Isengard Lookout vorbei und ritten auch durch den Wald, wo Merry und Pippin von den Orks gefangen genommen wurden und Boromir von den Orkpfeilen tödlich getroffen wurde.

Viel zu schnell ging die Zeit vorbei, wir sahen noch zwei Hochzeitslokations im Freien vor einem absolut atemberaubenden Panorama, die auch schon zu Pferd “angeritten” wurden. Und ein paar Hütten, die man als Wanderer oder Reiter mieten kann.

Was ist Paradise?

Paradise bezeichnet ein Gebiet von ca. 300 ha Größe, das dem Paradise Charitable Trust, der 1998 gegründet wurde, gehört und verwaltet wird, um die einzigartigen Merkmale der Gegend für alle Besucher – insbesondere Kinder und Familien – zu erhalten und zu verbessern.

Der Zweck des Trust zielt darauf ab, die Umgebung zu bewahren, in der die Gäste zu einer einfacheren und beschaulicheren Lebensweise ermutigt werden.

Bei der Aufrechterhaltung und Entwicklung von Paradise wird der Trust in erster Linie von den Wünschen des verstorbenen David Miller und zweitens von den Prinzipien geleitet, die in den Naturschutz- und Landschaftsplänen des Trusts niedergelegt sind.

Paradise Trust arbeitet nicht gewinnorientiert. Alle Mittel, die nicht für wesentliche Betriebskosten erforderlich sind, werden ausschließlich zur Aufwertung der Immobilie verwendet.

Und der Name Paradise kommt tatsächlich nicht, wie man vielleicht vermuten würde, von der zauberhaften Gegend, sondern von den Paradise Ducks (Paradieskasarka), die hier leben.

Von einem Paradies ins andere

Als wir wieder zurück zum Camp Glenorchy (heute “The Headwaters Eco Lodge”) kamen, erwartete uns ein  Regenbogen über dem Camp, den wir so noch nie gesehen hatten: fast direkt über dem Boden zog er sich dahin. Dann konnten wir erst mal in Ruhe die Bezahlung unseres Ausritts und der Übernachtung vornehmen, denn zuvor hatten wir dazu keine Zeit mehr. Bei uns undenkbar, dass dich jemand ohne zu zahlen irgendwo hingehen lässt! Außer unseren Namen, Gewichten und Größen hatte Grace ja nichts von uns.

Das Camp ist Neuseelands erste Net Zero Energy Unterkunft. Dies bedeutet, dass das Camp über ein Jahr hinweg so viel Strom vor Ort aus erneuerbaren Quellen erzeugt, wie es verbraucht.

Die Einrichtungen des Camps sind einfach unglaublich und wenn ich schon zweimal vom vielleicht schönsten Camp geschrieben habe, diesmal ist es definitiv wahr. Hier könnte ich mir ohne weiters vorstellen mehrere Tage zu verbringen, was in anderen Camps eher selten ist. Allerdings ist es auch nicht ganz günstig, die Übernachtung kostet für uns beide mit dem Camper $75,- NZD. Aber das ist es allemal wert.

Tour 12: Alexandra – Clyde – Cromwell – Arrowtown – Arthurs Point – Queenstown – Glenorchy, 157,58 km

Tag 11: Mit dem Fahrrad durch die Schlucht

WTF? Schon wieder mal überrascht uns der Wecker am Morgen. Okay, halb acht ist jetzt nicht unbedingt die Zeit, um im Urlaub aufzustehen, aber am Vorabend waren wir wirklich nicht zu spät im Bett.

Egal, wach werden und abholbereit zu sein, war die Devise. Und das ganze möglichst in der nächsten Stunde. Pünktlich um halb neun kam Peter von Trail Journeys angefahren und wir luden die Räder in das Auto. Ja richtig gelesen: in das Auto. Es war ein Toyota Hiace, ein Rad kam hinter die letzte Sitzbank, das andere hinter die Fahrersitzbank und wir dazwischen auf die mittlere Bank und schon ging los zum Roxburgh Dam.

Während der 40 km langen Fahrt konnten wir die tolle und überwältigende Landschaft bewundern und an einigen Teilstücken konnten wir auch schon den Trail entdecken, auf dem wir dann zurück in Richtung Alexandra radeln würden.

Ach ja, das Wetter: es war grau, aber ohne Regen. Die Temperaturen hätten ein bisschen angenehmer sein können, aber mit Bewegung sollte das schon klappen. Im Großen und Ganzen also ok. Da war es auch nicht weiter schlimm, dass ich die Sonnencreme im Camper vergessen hatte. Peter meinte, wir bräuchten keine, die Sonne käme heute nicht durch. Wenn ein Local das sagt vertrauen wir ihm einfach mal.

Am Ausstiegpunkt angekommen meinte Peter, dass er hier noch nie Leute abgesetzt hat und noch nie da war. Ich meinte, dann hätten wir ja was gemeinsam. Die Räder ausgeladen, ein paar Fotos vom Damm und vom Kraftwerk geschossen und schon ging es los.

Das erste Teilstück zeigte uns gleich mal, wo der Bartl den Most holt. Ich hatte das Streckenprofil zum Glück gestern schon auf dem Flyer gesehen und wusste, dass es am Anfang kräftig nach oben geht. Claudia war etwas überrascht davon und ihre Flüche am frühen Morgen waren weder jugendfrei noch druckreif. Zum Glück waren wir alleine auf der Strecke.

Auf einem toll angelegten Trail ging es abwechselnd bergauf und bergab, immer entlang des River Clutha, dessen Wasserspiegel mittlerweile, seit dem Bau des Dammes im Jahr 1956, ca. 30 m höher ist, als zuvor.

Von der Strecke selbst ist weiter wenig zu berichten, deshalb gibt es einfach ein paar mehr Bilder.

Am Ende des ersten Teilstücks, dem Shingle Creek, angekommen, sahen wir erstaunt auf die Uhr: 10:14! Das hieß, wir hatten noch eindreiviertel Stunden Zeit, bis wir mit dem Wassertaxi  abgeholt werden würden. Da war die Planung sehr großzügig ausgelegt. Aber als ich mich an die Einweisung vom Vortag erinnerte, verstand ich wieder, warum die Leute so reichlich kalkulieren. Es gibt wahrscheinlich genügend Leute, denen werden die zweieinhalb Stunden für die 13 Kilometer zu knapp.

So hatten wir viel Zeit für Fotos und Videos. Die GoPro war mit dabei und wir haben die verschiedensten Einstellungen und Szenen gefilmt. Mal sehen, was das dann am Ende ergibt.

Als um 12 noch immer kein Boot in Sicht war, habe ich mal auf den Ausdruck der Buchung geschaut und da stand doch tatsächlich, dass man eine viertel Stunde vor Abholung nochmal bei Laurence von Clutha River Cruises anrufen sollte. Tja, das habe ich übersehen, wer liest ist klar im Vorteil. Blöd nur, dass dann bei meinen Anrufversuchen nur seine Mailbox dran ging und wir immer wieder Verbindungsabbrüche hatten, sprich wir saßen in einem Funkloch.

Um halb eins versuchte ich dann Denise von der iSite zu erreichen um sie zu bitten, Laurence zu kontaktieren. Aber auch diese Gespräche wurden ständig wegen des fehlenden Netzes unterbrochen. Schließlich schrieb sie mir eine SMS, in der sie sagte, wir sollten uns keine Sorgen machen, sie kümmert sich drum.

Fünf Minuten später die nächste Nachricht, dass nun zwei Boote unterwegs seien, um uns abzuholen. Eines reicht doch für uns, antwortete ich, im übrigen geht’s uns gut, wir warten dann halt, bis jemand kommt.

Um viertel nach eins kamen dann kurz hintereinander die beiden Boote an, Laurence als zweiter. Wir hatten zuvor beschlossen mit dem ersten, der kommt mitzufahren, was wir dann auch taten. War auch kein Problem für die beiden. Laurence meinte nur, er hätte gar keine Buchung erhalten, aber das ließe sich ja klären.

Die Räder verladen, Anorak, Mütze und Schwimmweste angelegt und schon enterten wir das Jetboot. Am Anfang gab es eine kurze Einweisung: am Handgriff – der übrigens beheizt war! – festhalten, nicht die Hände rausstrecken, sitzenbleiben, und die Frage, ob wir einen Threesixty machen möchten? Und ab ging es! Und ja, natürlich wollten wir die 360° Drehung mit dem Boot.

Auf der Strecke zum Doctor’s Point bekamen wir die verschiedenen geologischen Besonderheiten des Flusstals erklärt, ebenso wie die Geschichten aus der Goldgräberzeit, als an den Ufern des Clutha Goldsuchern aus aller Welt, auch viele chinesische Auswanderer aus Australien, ihr Glück versuchten. Die Reste ihrer Behausungen, einfache Höhlen im Fels, die mit aufgeschichteten Steinen als Mauern zugebaut waren, konnten wir vom Wasser aus gut erkennen.

Am Doctor’s Point angekommen folgte dann noch der Spin um die eigene Achse. Mit etwas Anlauf wirbelte das Boot einmal rundherum, bis wir wieder in Fahrtrichtung waren. Coole Sache!

Nachdem wir angelegt und die Räder ausgeladen hatten, verabschiedeten wir uns, wünschten noch frohe Weihnachten und machten uns auf die dritte Teilstrecke unseres Trails. Dieses Stück verlief im Gegensatz zum ersten Teil, sehr moderat, mit wenigen Steigungen. So ging es in gemütlichem Tempo auf Alexandra zu, das wir nach gut einer Stunde erreicht hatten.

Am Morgen hatten wir mit Peter vereinbart, dass wir die Räder selbst nach Clyde, zum Sitz von Trail Journeys bringen, wenn uns dafür jemand zurück nach Alexandra fahren kann. Kein Problem, Kiwis sind da sehr entspannt. Auch, dass wir die Räder ja schon am Vortag bei uns hatten, war kein Problem.

Also fuhren wir zuerst bei unserem Camper vorbei und packten die Taschen mit dem Proviant und den Getränken aus und machten uns auf dem Weg, um auf einem Stück des Otago Central Rail Trails nach Clyde zu fahren und die Räder wieder abzugeben.

Gesagt, getan, Nicole Joyce fuhr uns zurück nach Alexandra, wo wir gleich wieder in die Monteith’s Brewery Bar gingen und uns unsere verdienten Bierchen genehmigten. Claudia hatte Monteith’s Black und ich ein Monteith’s Original Ale. Die Bedienung übrigens sprach uns gleich mit einem lustigen deutschen Akzent an und freute sich offensichtlich, deutsch zu sprechen. Wir fanden dann heraus, dass sie zwar Kiwi ist, aber in der italienischen Schweiz geboren ist. Ihr Vater ist Kiwi, ihre Mama Italienerin. War lustig, sich mit ihr zu unterhalten.

Tour Teil 1: 11,28 km

Tour Teil 2: 21,20 km

Tag 10: Paradise – oder doch nicht?

Etappe: Mossburn Country Park – Alexandra

Am Vorabend wurde es dann doch etwas länger und so fiel mir das Aufstehen ein bisschen schwerer, als sonst. Aber um 10:00 mussten wir aus dem Camp raus sein, andernfalls würde ein weiterer Tag berechnet werden. So humorvoll der Besitzer auch war, da verstand er keinen Spaß, wenn man den Schildern Glauben schenken durfte.

Also haben wir uns entsprechend beeilt und sind tatsächlich um 09:50 vom Hof gerollt. Das eigentliche Etappenziel war Paradise bei Glenorchy am nördlichen Ende des Lake Wakatipu. Allerdings hatten wir ja unseren Campingplatz in Queenstown erst vom 23. bis 25.12. gebucht, so dass wir, wenn wir unseren ursprünglichen Plan verfolgt hätten, drei Nächte auf einem Camp ohne Stromanschluss hätten verbringen müssen. Das ist der Hausbatterie des Campers nicht unbedingt zuträglich.

Also hat sich Claudia umgesehen und ein bisschen recherchiert. Herausgekommen ist dabei, dass wir Queenstown quasi links liegen lassen und nach Alexandra fahren, wo wir im Alexandra Holiday Park zwei Nächte bleiben. Warum gleich zwei Übernachtungen?

Wir hatten uns überlegt, eine Fahrradtour zu machen. Zwischen Roxburgh und Alexandra verläuft entlang des Flusses Clutha Mata-au der Roxburgh Gorge Trail. Das besondere an diesem Tages-Trail ist, dass es zwei Teilstrecken mit dem Fahrrad zu absolvieren gilt und in der Mitte liegt eine Strecke mit dem Jetboot. Abends werden wir dann wieder im Camp sein und die Nacht hier verbringen.

Am Five Rivers Café traf die Mossburn – Five Rivers Road wieder auf die Southern Scenic Route, auf der wir bereits den Großteil der letzten Tage unterwegs waren. In Athol kamen wir an einem typischen Dorfschulhaus vorbei, das ich gleich fotografieren musste. Nein, das ist keine Museumsschule, da sind wirklich Kinder drin.

In relativ kurzer Zeit erreichten wir bei Kingston auch schon den Lake Wakatipu, an dem auch Queenstown liegt, Durch seine langgezogene Form führt der State Highway Nr. 6 eine ganze Weile am See entlang. Dabei gab es den ein oder anderen Fotostopp, unter anderem am Devil’s Staircase.

Nachdem wir direkt am Ortseingang von Queenstown rechts abgebogen und dem Kawarau River entlang durch die Kawarau Gorge dem State Highway Nr. 6 nach Cromwell gefolgt sind fuhren wir wieder ein Stück in Richtung Süden, bis wir Alexandra erreichten. Zwischenzeitlich gab es nochmal Fotos bei Roaring Meg, einem reißenden Strom, der sich mit dem Kawarau River vereinigt und ein hydro-elektrisches Kraftwerk, das zwischen Cromwell und Queenstown liegt, antreibt.

In Alexandra angekommen erledigten wir den Check-In im Camp und machten uns dann zu Fuß auf den Weg in die Stadt zur örtlichen iSite, dem Tourismusbüro. Dort buchten wir bei Denise unsere Fahrradtour für den nächsten Tag. Wir mussten dann nochmal kurz nach Clyde, das ca. zehn Kilometer vor Alexandra liegt, um bei Trail Journeys unsere Räder anzupassen, bzw. auszuwählen.

Kevin hatte für uns schon zwei Räder und Packtaschen vorbereitet, ebenso lagen die Helme bereit. Er wies uns noch genau in die Bedienung der Drahtesel ein, offenbar gibt es tatsächlich Leute, die noch nie mit dem Rad gefahren sind, oder nicht wissen, wie sie ein Fahrrad benutzen müssen, und trotzdem solche Touren buchen. Als wir ihm gesagt haben, dass wir jeden Tag in die Arbeit radeln, hatte er ein Einsehen und verkürzte die Einweisung deutlich.

Unser Camper hat zum Glück einen Fahrradträger montiert, so dass wir die Räder gleich zum Camp mitnehmen konnten, wo wir am nächsten Morgen um 08:30 Uhr von Peter mit dem Shuttle abgeholt werden. Er fährt uns dann zum Roxburgh Dam, von wo unsere Tour zurück nach Alexandra startet.

Da wir die Räder eh schon da hatten, beschlossen wir, gleich noch ein bisschen zu üben und sind nochmal durch den Ort gefahren, haben an der Shaky Bridge Fotos geschossen und haben dann im Biergarten der Monteith’s Brewery Bar, ja sowas gibt es hier, lecker gegessen und getrunken. In Alexandra findet übrigens auch das jährliche Central Otago Craft Beer Festival statt. Leider erst wieder am 2. Februar 2019.

Tour 10: Mossburn Country Park – Five Rivers – Athol – Kingston – Frankton – Cromwell – Clyde – Alexandra, 191,13 km

Tag 9: Key Summit und Farmleben

Etappe: Cascade Creek – Mossburn Country Park

Am Abend zuvor waren dann doch noch einige Camper dazu gekommen, mit zunehmender Uhrzeit wurden es dann doch noch etwas mehr Fahrzeuge am Campground. Aber trotzdem weit davon entfernt voll zu werden.

Und wieder regnete es am Morgen, langsam sollte ich mich daran gewöhnen. Der Blick aus dem Fenster verhieß auch nichts Gutes und meine Laune, na ja. Nun gut, wir fügten uns in unser Schicksal und nach den allmorgendlichen Restaurierungsarbeiten machten wir uns auf den kurzen Weg zum Parkplatz The Divide, von wo der Key Summit Track losgeht.

Dank der relativ frühen Stunde waren noch nicht so viele Fahrzeuge da, das versprach uns eine relativ “ungestörte” Wanderung. Wobei es immer wieder schön ist, mit anderen Wanderern kurz ins Gespräch zu kommen und Erfahrungen auszutauschen.

Am Einstieg zum Track trafen wir auf Chelsea, die für das DOC arbeitet und bei den Wanderern eine Umfrage zu ihren Erfahrungen auf dem Track und im Fiordland Nationalpark durchführt. Wir wechselten kurz ein paar Worte und fragten, ob sie uns besseres Wetter versprechen könnte. Sie meinte, gegen Mittag sollte es aufklaren, und wir würden nach unserer Rückkehr noch Gelegenheit haben, über unsere Eindrücke zu sprechen.

Der Track an sich ist relativ einfach zu gehen, an ein, zwei Stellen ist der Weg aufgrund eines umgestürzten Baumes oder eines kleinen Erdrutsches etwas in Mitleidenschaft gezogen, aber nichts Dramatisches,

Als wir eine dreiviertel Stunde unterwegs waren, kamen wir an einen Wegweiser, der einen 15-minütigen Abstecher zur Howden Hut auswies. Diesen Abstecher nahmen wir uns für den Rückweg vor. Weiter ging es bergan, immer den Serpentinen des Weges folgend, bis wir an den Anfang des Alpine Tracks kamen. Dieser kleine Rundkurs führt zum Teil auf erhöhten Bretterstegen durch eine Art Hochmoor um das in unregelmäßigen Abständen Hinweisschilder zur umgebenden Natur aufgestellt sind.

Ein kurzer Abstecher führt dann auch zum Lake Marian Lookout, den wir zwar erklommen, dort aber wegen des Wetters relativ wenig sehen konnten. Ich habe dann halt einfach das Hinweisschild fotografiert, damit wir einen Eindruck davon hatten, wie es bei schönem Wetter ausgesehen hätte.

Wie geplant machten wir auf dem Rückweg den Abstecher zur Howden Hut, die in wunderschöner Lage am Howden Lake liegt und Weitwanderern auf verschiedenen Tracks als Einkehr und Unterkunft dient.

Wieder am Parkplatz angekommen kam auch schon Chelsea auf uns zu und fragte, wie es uns denn gefallen habe und ob wir an einer Umfrage teilnehmen würden. Gerne getan, denn die Arbeit, die das DOC leistet, ist aller Ehren wert und wir sind sehr beeindruckt davon. Zum Abschluss fragten wir sie, ob sie denn ein Foto mit uns für den Blog machen würde, was sie gerne tat. Sie meinte: ‘You made my day funny!’ Ist doch auch schönes ein Kompliment, oder nicht?

Als Übernachtungsplatz hatten wir uns diesmal den Mossburn Country Park ausgesucht, den Claudia in der App CamperMate gefunden hatte. Die Beschreibung hat es uns sofort angetan. Viele verschiedene Tiere auf der Farm, wie zum Beispiel Schafe, Ziegen, Kühe, Alpakas, Pfauen, die alle gefüttert werden wollen und dürfen, WiFi, unbegrenzt heißes Wasser zum Duschen sowie Waschmaschine und Trockner. Bis jetzt einer der tollsten Plätze, auf denen wir waren!

Als wir dann gemütlich unsere selbst gegrillten Burger verspeisten, kamen Fabian und Caro an, ein junges Paar aus Deutschland, die wir schon auf dem Whitehorse Hill Campground am Mount Cook kennengelernt hatten und danach bei den Moeraki Boulders wieder getroffen haben und auch am letzten Abend auf dem Cascade Creek Camp hatten wir ihren Wagen gesehen. Am Morgen waren sie jedoch schon weg, da sie zum Milford Sound zum Tauchen gefahren sind.

Das und ein paar andere Stories haben wir dann Abends bei einem – oder vielleicht waren es doch mehrere – gemütlichen Bierchen ausgetauscht. Mal sehen, wann wir uns wieder begegnen.

Tour 9: Cascade Creek – The Divide – Te Anau – Mossburn, 158,34 km

Tag 8: Rundherum ins Nirgendwo

Etappe Manapouri – Cascade Creek

Bis dieser Beitrag online geht, dauert es ein bisschen. Wir sind nämlich gerade auf dem DOC Campground Cascade Creek am Te Anau-Milford Highway angekommen. Und hier ist außer einem riesigen Campground mit Platz für mindestens 150 Camper und sechs Toiletten und zwei Unterständen mit Tischen zum Kochen nix. Kein Netz, kein Radio, kein gar nix. Ein Flußlauf und Felder voller Lupinen.

Aber der Reihe nach. Am Morgen wachte ich auf und wollte schon laut losschimpfen, habe es dann aber doch nur innerlich gemacht, um Claudia nicht zu wecken: es regnete in Strömen! Stetig und unaufhörlich prasselten die Tropfen auf unseren Camper und mit jedem Tropfen sank meine Laune. Wir wollten doch Wandern gehen, und zwar den Circle Track über dem Lake Manapouri.

Aber wie heißt es so schön in Neuseeland? Wenn Dir das Wetter nicht gefällt, warte fünf Minuten, dann bekommst Du ein anderes. Nun gut, es waren keine fünf Minuten, aber bis wir aus der Dusche kamen und unser Frühstück gegessen hatten, hat der Regen tatsächlich aufgehört und wir konnten fast trockenen Fußes abbauen. Wobei „abbauen“ so viel heißt, wie das Stromkabel ausstecken und abtrocknen, damit es nicht nass im Aufbewahrungsfach liegt.

Unser Weg führte uns zunächst zum örtlichen Kiosk, der gleichzeitig auch die Poststation ist, um Tickets für das Wassertaxi zu kaufen, das uns auf die andere Seite des Flussufers bringen sollte. Dort erst beginnt nämlich der Circle Track. 500 m weiter war dann auch schon der Parkplatz für die Autos und Camper der Urlauber, die mit den Fährschiffen für die Doubtful Sound Cruise fahren. Und wir stellten uns auch dazu, da der Platz kostenlos war. Da war am Morgen auch schon ziemlich Betrieb, im 30 Minuten-Takt fuhren die Fähren los, alle voll mit Besuchern.

Wir mussten allerdings noch warten, denn unser Wassertaxi ging erst um 11:00 Uhr. Mit uns wartete noch ein Paar aus der Nähe von Frankfurt, die bereits seit Oktober in Neuseeland sind – beneidenswert. Mike Molineux, der Kapitän des Taxi Boots von Adventure Manapouri, war dann auch pünktlich da und nachdem auch die beiden anderen den Obulus von $20,- NZD pP für Hin- und Rückfahrt bezahlt hatten durften wir, nachdem wir die obligatorischen Schwimmwesten angelegt hatten, an Bord. Klingt ziemlich groß, das Boot war aber im Endeffekt nur eine Nussschale, die mit uns vier Passagieren voll belegt war.

Die Überfahrt dauerte nicht mal drei Minuten, dann stiegen wir schon wieder aus und machten uns auf den Weg. Zuvor hatten wir mit Mike die Abholzeit um 15:00 Uhr vereinbart.

Der Circle Track führt durch urwüchsigen Wald auf einen Aussichtspunkt über dem Lake Manapouri und dauert ca. 3,5 Stunden. Wir haben die Variante im Uhrzeigersinn gewählt, da somit am Anfang der steilere und matschigere Teil vor uns lag, die anderen liefen gegen den Uhrzeigersinn.

Der Anstieg bis zum Aussichtspunkt war dann tatsächlich stellenweise sehr matschig – kein Wunder, es hatte ja die ganze Nacht geregnet. Dazu kam, dass einige Bäume über dem Weg lagen, und wir teilweise ein bisschen kraxeln mussten. Nichts desto trotz haben wir nach gut eineinhalb Stunden den höchsten Punkt der Runde erreicht und gönnten uns die wohlverdiente Rast mit Fotopause. Der Abstieg sollte dann nochmal zwei Stunden dauern, da dies der längere Teil der Wegstrecke war. Nach gut zehn Minuten Abstieg kamen uns die anderen entgegen und wir vereinbarten das Treffen um drei am Steg.

Wir erreichten den Steg um halb drei und als um drei das Boot kam, waren die beiden Hessen noch nicht da. ‚Macht nichts‘, meinte der Fährmann, diesmal ein anderer als am Morgen, ‘dann fahr ich halt nochmal rüber, wenn ich euch abgesetzt habe, die kommen dann schon.‘ Und prompt kamen die beiden, als wir gerade unsere Rucksäcke im Camper verstaut hatten, des Weges. Vielleicht treffen wir uns zu Weihnachten in Queenstown wieder.

Das 20 km entfernte Te Anau war dann unser nächstes Ziel, da wir noch ein paar Kleinigkeiten besorgen mussten und dann fuhren wir weiter in Richtung Milford Sound, um einen geeigneten Platz zum übernachten zu finden. Entlang der Route gibt es sechs oder sieben Camps vom DOC auf denen Camper übernachten können, auf allen anderen Parkplätzen im Fiordland Nationalpark ist das Freedom Camping nämlich verboten.

Wir wollten bis zum Cascade Creek Camp, das am nächsten zum Ausgangspunkt des Key Summit Tracks liegt, fahren. Aber zuvor wollte ich noch den Ausgangspunkt anfahren um zu wissen, wann wir morgen los sollten, um nicht mit der Masse loszuwandern. Dauerte genau sechs Minuten, liegt also fast um die Ecke. Gut, dann können wir doch ein bisschen länger schlafen.

Zurück am Campground haben wir es uns im Camper gemütlich gemacht, da draußen ziemlich viele Sandflies unterwegs waren. Und obwohl es noch hell draußen war, wurden langsam die Luken dichtgemacht, damit wir am nächsten Tag ausgeschlafen sind.

Tour 8: Manapouri – Te Anau – Cascade Creek, 97,33 km

Tag 7: Es geht wieder nordwärts

Etappe: Curio Bay – Manapouri

Am Morgen nutzten wir die Gelegenheit und haben unsere Wäsche gewaschen. Während die Klamotten dann im Trockner ihre Runden drehten haben wir einen Strandspaziergang unternommen.

Das Camp liegt direkt an der Porpoise Bay, dort konnte Claudia ein Rudel Hector Delfine beobachten, die sich um ein Kayak tummelten. Sowohl die Delphine als auch die beiden Leute im Kayak hatten sichtlich Spaß. Leider waren sie zu weit weg, um ein vernünftiges Foto zu machen. Aber mit unserem Fernglas konnte man das Treiben gut beobachten.

Vor dem Frühstück im Camprestaurant – dieses Mal ließen wir es richtig krachen – telefonierte ich noch mit dem Camperverleih, um die Sache mit unserer Stromversorgung bzw. der Standheizung zu klären. Nach kurzer Zeit bekam ich eine Adresse in Invercargill genannt, zu der wir fahren sollten. Die Leute dort wissen Bescheid und warten auf uns, egal, wann wir kommen.

Von der Curio Bay nach Invercargill benötigten wir eine gute Stunde und als wir zur Mittagszeit bei Auto Salvage ankamen, wartete bereits eine Dame auf uns und begrüßte uns mit den Worten: “Hi, ihr seid die mit der Elektrik und der Heizung, stimmts?”. Ein Mechaniker hörte sich unsere Diagnose an und meinte, dass es wahrscheinlich nicht an der Standheizung liegen würde. wenn doch, könnte das tatsächlich auch mal zwei Tage dauern, bis es repariert ist.

Aber da die Heizung funktioniert, wenn wir am Campingplatz am Strom hängen, vermutet er eher, dass etwas mit der Batterie für das Wohnmobil nicht stimmt. Zur Erklärung: im Wagen sind zwei getrennte Stromkreise verbaut. Einer zum Fahren, also für’s Auto, und einer für den Wohnbereich, also den Haushalt. Und genau diese Batterie machte vermutlich Zicken. Also hat ein Mechaniker das Ding durchgemessen und schnell war klar, dass die Batterie nicht mehr in Ordnung war.

Er empfahl uns, gleich einmal ums Eck zu fahren, die Batterie austauschen zu lassen und die alte wieder mitzubringen, damit sie sie zum Wohnmobilverleih zurückschicken können. Mein ratloses Gesicht hat ihn dann wohl barmherzig sein lassen und er meinte, dass er das auch für mich erledigen könnte. War mir ganz recht, denn wenn die beiden sich in Muttersprache unterhalten, geht das bestimmt einfacher, als wenn ich versuche, dem Batteriemenschen irgendwas zu erklären.

Wir fuhren dann also gemeinsam kurz ums Eck, die Batterie wurde getauscht und mit ein paar freundlichen Tipps für unsere weitere Reise und den obligatorischen Weihnachtswünschen wurden wir wieder verabschiedet. Da wir ja eh schon in der Stadt waren, haben wir die Gelegenheit genutzt, noch ein paar Kleinigkeiten einzukaufen und zu tanken, bevor es auf der Southern Scenic Route weiter in Richtung Te Anau ging.

In Riverton, der ältesten Stadt der Südinsel hielten wir kurz an und holten uns im Tourist Information Center den Flyer der Route mit vielen Tipps und Sehenswürdigkeiten entlang unseres Weges. Einen halben Kilometer von Orepuki entfernt liegt der Gemstone Beach – wunderschön, wild und faszinierend. Am Strand finden sich häufig Edelsteine wie Granat, Jaspis, Quarz und Nephrit. So war unser nächster Halt dann an diesem Strand, der auch dafür bekannt ist, dass er mit den Gezeiten immer wieder zwischen Steinen und Sand wechselt.

Während der Weiterfahrt haben wir dann überlegt, wie unsere Route weitergehen soll. Eigentlich haben wir nämlich einen Tag gutgemacht, da wir am Mount Cook nur einen, anstatt geplanter zwei Nächte geblieben sind.

Als Ziel der Etappe war ursprünglich Manapouri geplant, das habe ich dann wieder verworfen, da kein besonderer Zweck, also eine Bootstour oder Wanderung, damit verbunden war. Statt dessen hatte ich mir überlegt, eine Nacht auf dem Alex McKenzie Park & Arboretum, einem Freedom Camp, zu verbringen.

Am Nugget Point Lighthouse hatten wir jedoch eine Deutsche kennengelernt, die uns vom Key Summit Track vorschwärmte, der ein Teil des mehrtägigen Routeburn Tracks ist. Der Ausgangspunkt dieser Wanderung liegt von Te Anau aus ca. 85 km in Richtung Milford Sound. Entlang dieser Route gibt es diverse Freedom Camps.

Also haben wir uns entschlossen, doch den ersten Plan zu verfolgen und an den Lake Manapouri zu fahren und dort in der Possum Lodge zu übernachten, um am nächsten Tag den Circle Track von Pearl Harbour (Manapouri) zu gehen und dann in Richtung Key Summit weiterzufahren.

In der Lodge angekommen, fragten wir ob noch ein Stellplatz frei wäre und wir hatten Glück. So verbringen wir die Nacht auf einem der schönsten Campingplätze Neuseelands, der von den netten Betreibern äußerst liebevoll gestaltet und betreut wird. Und Claudia hat auch gleich den Kräutergarten genutzt, um unseren Salat mit frischen Kräutern zu verfeinern, den Gasgrill hatte ich aber tatsächlich zu spät entdeckt, da brutzelten die Hähnchenspieße Sateé schon auf unserem eingebauten BBQ am Camper.

Nun sitzen wir hier in der gemütlichen Lounge, schreiben die Erlebnisse des Tages nieder und genießen unser Feierabendbier. Als Absacker gibt es dann einen Jameson & Ginger Ale.

Tour 7: Curio Bay – Invercargill – Riverston – Tuatapere – Manapouri, 260,30 km

Tag 6: Tief drin und ganz unten

Etappe: Kaka Point – Curio Bay

Das Frühstück am Campground in Kaka Point war schon etwas surreal: wir saßen bei strahlendem Sonnenschein in kurzen Hosen und T-Shirt vor unserem Camper und aus den Boxen ertönte Queen mit ‘Thank God it’s Christmas’! Und das uns, die wir Weihnachten bisher zwingend mit Schnee, Kälte und Kaminfeuer assoziiert hatten.

Die Tagesroute von Kaka Point zur Curio Bay wurde durch ein paar geplante Zwischenstopps aufgelockert.

Bereits kurz nach dem Start erreichten wir auch schon den ersten Point of Interest auf unserer Liste: der Jack’s Blowhole Track bzw Jack’s Blowhole. Ein Blowhole ist im Sprachgebrauch eine enge Öffnung am Ende einer Meereshöhle, die nach oben ins Freie reicht. Das Blowhole befindet sich 200 m von Meer entfernt und ist 144 m lang, 68 m breit und 55 m tief.

Wenn die Brandung ihre Wellen in den Kanal drückt, wird das Wasser durch die Höhlenwände, wie in einem Trichter, zum Blowhole geführt. Dies führt bei den richtigen Wetterbedingungen zu spektakulären Wasserfontänen. Wir hatten aber nicht die richtigen Bedingungen und haben nur das große Loch im Boden gesehen. Aber auf dem Track gab es dennoch einige schöne Aussichten.

Als wir zum Camper zurückkamen, wollte Claudia noch an den Strand und prompt sahen wir eine Familie Seelöwen, die sich im Wasser tummelte. Einer davon zeigte sich sogar ganz deutlich.

Auf der weiteren Fahrt auf der Southern Scenic Route zu unserem nächsten Etappenziel, den Cathedral Caves, hatten wir immer wieder mal diesen “Neuseeland-Moment”: grüne Hügel und Schafe.

Auf dem weiteren Weg entdeckten wir, quasi im Vorbeifahren, das Schild zu den Matai Falls. Da der Weg hin und zurück mit nur 30 Minuten angegeben war, blieben wir stehen und schauten uns die Wasserfälle an. Nichts spektakuläres, aber der Weg durch den Wald war schön zu gehen.

Ein paar Kurven später hatten wir am Florence Hill Lookout einen atemberaubenden Ausblick auf eine fast perfekte Sandbucht.

Aber die Cathedral Caves warteten: durch Ebbe und Flut ist nämlich die Zeit, in der die Höhle betreten werden kann, begrenzt.

Zum Schluss unserer Etappe fuhren wir zuerst noch an der Curio Bay vorbei, da wir unbedingt an den südlichsten Punkt Neuseelands – und damit auch unserer Reise – wollten. Slope Point liegt etwa 10 km westlich der Curio Bay. Von dort sind es 5140 km zum Äquator und nur noch 4803 km zum Südpol. Bei unserem letzten Besuch 2014 hatten wir für diesen Punkt keine Zeit mehr, daher musste es diesmal unbedingt sein.

Nach den obligatorischen Fotos ging es zurück zur Curio Bay, wo wir ein, im Juni 2018 neu eröffnetes Camp fanden, das aber zum Glück viele der alten Örtlichkeiten, die wir von 2014 noch kannten, im Originalzustand belassen haben. So auch die Buchten im hohen, fast palmenartigen Gebüsch, in denen sich die Camper windgeschützt abstellen können. Und: wir bekamen mit der Nummer 9 genau dieselbe Stellplatznummer wie vor vier Jahren!

Am Abend blieb unsere Küche kalt und wir vertrauten auf die Kochkünste des neuen Camprestaurants. Wir wurden nicht enttäuscht, es gab Surf & Turf, dazu ein paar Bierchen und nach einem Spaziergang zum Strand mit den versteinerten Bäumen sind wir jetzt bettreif.

Tour 6: Kaka Point – Jack’s Blowhole – Cathedral Caves – Slope Point – Curio Bay, 134,27 km

Tag 5: Boulders und Leuchttürme

Etappe: Hampden – Kaka Point

Um fünf Uhr morgens klingelte der Wecker! ‘Verdammt, was soll das, ich hab Urlaub’, war mein erster Gedanke, obwohl ich zuvor schon mal kurz halb wach war.

‘Die Boulders, der Sonnenaufgang!’ Langsam dämmerte es nicht nur draußen vor dem Fenster sondern auch in meinem Hirn. Wir zogen uns rasch an – die Morgentoilette musste warten, denn das Zeitfenster, in dem wir bei Ebbe über den Strand zu den Boulders wandern konnten, betrug nur zwei Stunden. Und der Hin- und Rückweg dauerte schon jeweils eine halbe Stunde.

Gut, ganz so flott waren wir dann doch nicht aus den Federn, denn der erste Blick aus dem Fenster zeigte nur grau in grau. Wir haben kurz beratschlagt, ob wir das warme Bett nicht doch vorziehen und die Boulders einfach im Nebel liegen lassen. Aber ausgemacht ist ausgemacht, und so zogen wir dann um zehn nach fünf los. Zum Glück hatten wir die Fotoausrüstung  am Vortag schon bereitgelegt.

Als wir nach dem dreißigminütigen Fußmarsch bei den Boulders ankamen, stellten wir fest, dass wir doch nicht die einzigen Verrückten waren, die um diese unchristliche Zeit unterwegs waren. Es waren tatsächlich noch zwei andere Paare unterwegs. Eines davon hatte sogar für ihn und für sie Fotostative dabei.

Zu den Bildern bleibt wenig zu sagen: die Stimmung war eher bedrückt und durch den andauernden Nebel eher ungemütlich. Aber dennoch habe ich es mir nicht nehmen lassen, wieder an “meinem” Boulder zu posieren.

Wir haben es dann tatsächlich knapp geschafft, wieder zurück zu sein, bevor uns die Flut überrascht hat. Das wäre ganz schön nass geworden!

Zurück im Camp haben wir dann ganz in Ruhe unsere Morgentoilette erledigt und noch gemütlich gefrühstückt, bevor wir uns auf den Weg nach Süden machten. Wir wollten uns die, laut Eintrag im Guinness Buch der Rekorde, steilste Straße der Welt, die Baldwin Street in Dunedin ansehen. Und es ist tatsächlich anstrengend, da rauf zu gehen. Aber wir waren ganz oben und haben auch das ein oder andere Foto geschossen.

Weiter ging es nach einem kurzen Abstecher ins Warehouse, wo wir uns für Weihnachten eindeckten, in Richtung Kaka Point. Dort machten wir Station im Kaka Point Camp Ground. Da das Wetter mitspielte, kam das Außen-BBQ zum Einsatz und es gab leckere Chicken Burger.

Damit war der Tag aber noch nicht beendet; um halb acht Abends machten wir uns nochmal auf den Weg zum neun Kilometer entfernten Nugget Point Lighthouse. Dort kann man unter anderem Seeelefanten, Pinguine, Pelzrobben und Seelöwen beobachten.

Die letzteren bekamen wir tatsächlich auch zu Gesicht, wobei mein eigentlicher Grund dort hinzufahren das tolle Fotomotiv des Leuchtturms war. Als wir schließlich um halb elf wieder im Camp waren gab es noch ein Gute-Nacht-Bier und die letzten Zeilen dieses Beitrags und dann endete ein langer Tag.

Tour 5: Hampden – Moeraki Boulders – Dunedin – Kaka Point, 211,50 km

Tag 4: Zurück an die Ostküste

Etappe: Mount Cook Village – Hampden

Gestern Abend war es dann doch lausig frisch in unserem Camper, da aus irgendeinem Grund die Standheizung nicht funktionierte. Der Lüfter lief kurz an, es kam aber nur kalte Luft und kurz darauf schaltete sich das ganze wieder ab. Und auf einem Platz ohne Strom wird es dann halt kalt. Zum Glück ist der Wagen mit guten Decken ausgestattet und so mussten wir nicht wirklich frieren. War halt etwas ungemütlich.

Heute morgen rief ich gleich beim Verleih an und die junge Dame am Telefon war um halb acht wohl sehr bemüht, mir weiterzuhelfen, allerdings ohne Erfolg. Zumindest haben wir bemerkt, dass auch die Stromversorgung für den Camper nicht ganz korrekt arbeitet, denn die Anzeige schwankte in kurzer Zeit  mehrmals zwischen Null und 13 Volt, was so auch nicht sein darf. Sie bat mich, etwas später nochmals anzurufen, wenn die Leute von der Technik da sind.

Wir frühstückten erst mal gemütlich und machten uns dann auf den Weg zu unserer ersten Wanderung: dem Hooker Valley Track. Diese Wanderung führt vom Campground zum Hooker Lake direkt unterhalb des Mount Cook. Dafür rechnet man mit ca. drei Stunden für den Hin- und Rückweg von insgesamt 10km. Und wir hatten richtiges Glück: je näher wir dem Hooker Lake kamen, desto mehr lichtete sich der Nebel und der Mount Cook kam zum Vorschein. Am Ende war er fast ganz zu sehen.

Als wir nach einer kurzen Rast wieder zurück über die drei Hängebrücken in Richtung Tal gingen, zog wieder Nebel auf und die Sicht wurde schlechter. Alles richtig gemacht!

Unten angekommen entschieden wir uns noch kurzfristig, das kurze Stück zum Kea Point zu wandern. Der Weg führt durch eine Landschaft, die erst 1913 entstand, als ein Sturzbach, ausgelöst durch einen Gletschersturz, vom Gletscher zur ursprünglichen Schutzhütte führte und das Gebäude dadurch völlig zerstörte. Der Anblick dieser Schneise der Verwüstung ist atemberaubend und wir bekamen einen Eindruck von der Gewalt dieses Ereignisses.

Die Wanderung endet an einer Aussichtsplattform, von der aus man einen atemberaubenden Blick auf den Mount Sefton, den Hooker, das Hooker Valley, den Mueller Glacier Lake und Aoraki / Mount Cook hat.

Wieder zurück im Camp telefonierte ich nochmal mit dem Verleih und wir vereinbarten, dass wir in Twizel, das ist die nächste Stadt auf dem Weg zurück an die Ostküste, bei einem Servicepartner vorbeischauen, der sich die Standheizung mal anschauen kann.

Auf dem Weg haben wir Anthoine, den wir am Morgen bereits auf dem Hooker Valley Track getroffen haben, aufgegabelt. Er war zu Fuß unterwegs und wollte ebenfalls nach Twizel. Auf dem freien dritten Sitz in unserem Camper war Platz und so haben wir ihn kurzerhand mitgenommen.

In Twizel stellte sich heraus, dass genau der Mechaniker, der sich mit Standheizungen auskennt, gerade auf dem Weg zum Mount Cook Village war. Wir hätten uns eigentlich auf der Straße begegnen müssen. Man empfahl uns in Anbetracht dessen, dass es bereits Freitag Mittag war, direkt nach Oamaru weiterzufahren (lag ohnehin auf unserer Route), dort sei die Chance größer, noch jemanden zu erreichen, der sich der Sache annehmen könnte.

Als wir dort ankamen habe ich nochmal schnell mit dem Camperverleih telefoniert, um die Sache zu erklären. Es war mittlerweile kurz vor fünf Nachmittags. Der nette Mann konnte sich an meine Stimme erinnern, wir hatten auch schon in Twizel miteinander gesprochen, und empfahl uns folgendes: da wir zusätzlich noch einen elektrischen Heizlüfter an Bord haben und ohnehin planten, auf einem Campingplatz mit Stromanschluss zu übernachten, sollten wir bis Montag warten und uns dann nochmal melden, von dort wo wir dann gerade sind.

Gut, dann haben wir uns kurzerhand mal bei McDonalds gestärkt, das letzte Essen war das Frühstück. Noch ein kurzer Fotostopp am Steampunk Headquarter in Oamaru, im Supermarkt ein paar Kleinigkeiten eingekauft, dann sind wir die letzten Kilometer zum Moeraki Boulders Kiwi Holiday Park in Hampden weitergefahren. Zum Abschluss des Tages noch ein kurzer Strandspaziergang und dann ging es ab ins Bett, da wir am nächsten Tag zeitig aufstehen wollten, um die Moeraki Boulders im Sonnenaufgang zu fotografieren.

Tour 4: White Horse Hill Campground – Twizel – Omarama – Oamaru – Hampden, 251,44 km

 

Tag 3: Endlich Sonne

Etappe: Timaru – Mount Cook

Heute Morgen haben wir nochmal die Annehmlichkeiten des Timaru TOP 10 Holiday Park genutzt und die vorhandene Schmutzwäsche durchgewaschen und gleich in den Trockner geworfen. Während wir gemütlich beim Frühstück saßen, liefen die Maschinen.

Das Wetter? Naja, zumindest regnete es nicht, was wir zufrieden zur Kenntnis genommen haben. Unsere geplante Route führte uns von der Ostküste tief in das Landesinnere, über den Lake Tekapo zum Mount Cook.

Begleitet von gelegentlichen Nieselschauern führte uns unser Weg auf dem Alpine Highway über den Burkes Pass. Dort fanden wir eine ziemlich außergewöhnliche Ansammlung von Oldtimern nebst einer alten Tankstelle mit Souvenirshop. Die Sammler betreiben außerdem ein Café in einem alten Wohnwagen, eine Zimmervermietung und eine Schreinerei, die massive Gartenmöbel aus Holz und die Innenausstattung von Schäferwagen herstellt.

Wir bestellten uns einen Cappuccino und eine heiße Schokolade und kamen mit der netten Dame ins Gespräch. Wie üblich wurden wir gefragt, wo wir herkommen und wo wir hin wollen. Als wir auf das Wetter zu sprechen kamen, meinte sie nur, dass über dem Pass die Sonne scheint, nur an der Ostküste regnet es zur Zeit. Wir drohten ihr an wiederzukommen, wenn das nicht stimmt. Sie lachte nur und meinte, ihr kommt bestimmt nicht wieder. Und wir kamen nicht wieder.

Auf dem Weg zu Lake Tekapo kamen wir an großen Feldern mit Lupinen vorbei, die hier einfach wild wachsen. Das mussten wir natürlich fotografieren. Wir waren nicht die einzigen, die diese Idee hatten und so tummelten sich eine Masse Menschen mitten in den zum Teil brusthohen Blumen. Ach ja, und natürlich schien jetzt, wie versprochen, die Sonne.

Unser Zwischenhalt am Lake Tekapo diente eigentlich nur dazu, nochmal die Kirche am Seeufer zu fotografieren, in der Hoffnung, dass diesmal nicht Busladungen von Asiaten herumschwirrten. Je näher wir der Kirche kamen, desto tiefer sank unsere Hoffnung. Aber wir haben Glück gehabt und eine Gruppe von Fotografen wartete ebenso wie wir auf den perfekten Moment. Einer davon vertrieb lautstark alle “störenden” Motive aus dem Bild und so gelang es mir tatsächlich, ein Foto von der Church of the Good Shepherd zu schießen ohne, dass Leute darauf waren.

Am Morgen hatten wir ja überlegt, ob wir wegen des schlechten Wetters überhaupt zum Mount Cook weiterfahren, oder ob wir nicht doch lieber in Tekapo übernachten und die Tekapo Springs besuchen sollen. Angesichts des tollen Wetters haben wir uns entschlossen unser Glück zu versuchen und weiterzufahren.

Am White Horse Hill Campground angekommen fanden wir noch einen guten Platz für unseren Camper und füllten gleich das Registrierungsformular aus. Der Campground wird vom DOC, dem Department of Conservation betrieben und ist kein Campingplatz im herkömmlichen Sinne. Das DOC ist sowas wie die Naturschutzbehörde Neuseelands und kümmert sich um die Errichtung und Pflege von Naturparks, Wanderwegen und dergleichen.

Vom DOC werden kostenfreie und kostenpflichtige Camps betrieben, bei den kostenpflichtigen muss man sich für gewöhnlich selbst registrieren. Es gibt eine Box, in der vorbereitete Tütchen mit einem kleinen Anmeldeformular liegen. Man nimmt eines der Tütchen, füllt das Formular aus, trennt einen Abschnitt ab, den man sichtbar am Zelt oder im Camper anbringt und legt das Geld für die Übernachtung in die Tüte. Diese wirft man dann in den Einwurfschacht einer Box – fertig. So einfach ist das. Das ganze ist kameraüberwacht und würde bei uns wohl trotzdem nie funktionieren.

Da es am Campground lediglich Toiletten und einen Aufenthaltsraum gibt, aber sonst keine weiteren Annehmlichkeiten wie Duschen oder Strom, wurde zum Essen diesmal der im Camper eingebaute Außengrill eingeweiht. Es gab Sirloin-Steaks – habe ich schon erwähnt, dass Fleisch in Neuseeland ziemlich günstig ist – und dazu Maiskolben und Salat. Nach dem Essen folgte ein kurzer Abendspaziergang zum Alpine Memorial mit den Gedenktafeln für die tödlich Verunglückten im Mount Cook-Gebiet und zum Aussichtspunkt über dem Mueller Lake.

Und da es am Campground vor Hasen nur so wimmelte hatte Claudia die Gelegenheit genutzt und hat sich vor dem Zubettgehen noch ein bisschen mit den kleinen Tierchen beschäftigt.

Wer nun auf die Bilder der Sterne wartet, die ich hier eigentlich schießen wollte, den muss ich enttäuschen: es war bedeckter Himmel, keine Chance auch nur einen einzigen Stern zu fotografieren. Aber es wird sich sicher noch die ein oder andere Gelegenheit dazu ergeben.

Tour 3: Timaru – Pleasant Point – Raincliff Road – Burkes Pass – Tekapo – Glentanner – Mount Cook Village, 223,16 km