Tag 26: Besuch bei Bekannten

Etappe: Wellington

Der Flugbetrieb am Wellingtoner Flughafen ist zwischen Mitternacht und 06:00 eingestellt, das hieß in der Zeit herrschte Ruhe am Evans Bay Marina Carpark. Und ganz ehrlich: wir haben schon an ruhigeren Orten schlechter geschlafen, als hier.

Das Tagesprogramm sah vor, dass wir zunächst in die City zum Frühstücken wollten, danach mussten wir noch ein paar Mitbringsel für die Bucketts besorgen, bei denen wir am Nachmittag zum BBQ eingeladen waren. Anschließend stand ein Besuch des Shops von Weta Cave in Miramar, wo viele der Requisiten der Herr der Ringe- und Hobbit-Filme hergestellt wurden, auf dem Programm. Und danach, weil es auf dem Weg lag, wollten wir zum Flughafen und uns die Skulpturen von Gandalf mit den Adlern und Smaug ansehen, die im Abflugbereich installiert sind. Aber eins nach dem anderen.

Im New World holten wir uns einen Cappuccino und ein paar Sandwiches und nahmen unser Frühstück auf den Holzterrassen hinter dem Te Papa Museum ein, mit Blick auf die Wellington Waterfront.

Ein Geschäft zu finden, wo wir für die beiden Jungs etwas Altersgerechtes zum Spielen fanden, erwies sich als schwieriger, als gedacht. Wir waren fast zwei Stunden unterwegs. Gut, ein bisschen Klamotten stöbern war auch mit dabei.

Nachdem die Pflicht erledigt war, machten wir uns auf, auf die Halbinsel Miramar zur Weta Cave zu fahren. Dort waren wir auch schon 2014 im Rahmen unserer Lord of the Rings Tour. Ich war gespannt, was sich in der Zwischenzeit alles verändert hat. Es stellte sich heraus, dass die Trolle vor dem Eingang immer noch da waren, wenn auch etwas anders aufgestellt. Ebenso war das Innere des Shops ein bisschen umgestaltet, aber im Großen und Ganzen war alles noch fast genauso wie damals. Gekauft haben wir nichts, das war auch nicht der Plan, sondern lediglich ein paar Erinnerungsfotos geschossen.

Bevor wir zum Flughafen weitergefahren sind, habe ich sicherheitshalber einen der Angestellten der Weta Cave gefragt, ob denn die Skulpturen immer noch dort seien. Als er dies bestätigte machten wir uns auf den kurzen Weg von fünf Minuten.

Die von Weta Workshop geschaffenen Abbilder der Adler mit Gandalf und des Drachen Smaug sind beliebte Fotomotive im Flughafengebäude uns so mussten wir ein bisschen warten, bis wir unsere Fotos so schießen konnten, wir wir es wollten, also ohne irgendwelche asiatischen Unbekannten mit drauf.

Nachdem alles erledigt war, fuhren wir dann zu unserer nächsten Übernachtungsstätte, dem Capital Gateway Motor Inn. Dieses Camp liegt an der Ausfallstraße von Wellington in Richtung Norden, unserem nächsten Ziel näher als Evans Bay. Außerdem war Ngaio,  das auch ein bisschen außerhalb von Wellington liegt und und wo Nikki, Dan, Sean und Tobi wohnen, von dort aus besser zu erreichen.

Dazu nahmen wir den Vorortzug, der uns in 45 Minuten inklusive Fußweg vom Camp zu unserem Ziel brachte.

Wir hatten ein traditionelles Kiwi Backyard BBQ, mit allem, was so dazugehört. Mit BYO, also Bring Your Own, was soviel bedeutet, wenn Du etwas bestimmtes magst, bring es Dir einfach mit, mit Spareribs, Chicken Kebap, Maiskolben, Lachs, Rinderfilet, Salat, Käse mit Crackern, Rote Bete, natürlich Bier und als Nachspeise natürlich Pavlova, das traditionelle neuseeländische Dessert.

Die Pavlova ist eine mit Sahne und Früchten gefüllte Torte aus einer Baisermasse, die sowohl in Neuseeland, als auch in Australien als Nationalgericht angesehen wird. Beide Länder beanspruchen die Erfindung der Süßspeise für sich. Fest steht, dass die Torte nach der russischen Ballerina Anna Pavlova benannt wurde, die Ende der 1920er Jahre in beiden Ländern Gastauftritte hatte.

Neben tollem Essen hatten wir viele interessante Gespräche, viel zu lachen und erfuhren viel über Neuseeland und die neuseeländische Lebensart. Wenn die vier ihre nächste Europa-Tour starten erwarten wir sie in München. Gegen viertel vor elf waren wir dann ziemlich satt und vollgegessen an unserem Camper und ein ereignisreicher Tag neigte sich dem Ende zu.

Tour 26: Wellington – Wellington, 24,04 km

Tag 25: An expected journey

Etappe: Picton – Wellington

Unsere Eincheckzeit war mit 09:45 angegeben, da wir aber früh genug ohne Wecker wach wurden, waren wir bereits früher an der Warteschlage zur Fähre. Wobei Schlange etwas übertrieben ist, wir waren die Nummer 22 der eingecheckten Fahrzeuge. Zuvor hatten wir jedoch nochmal die Annehmlichkeiten der Küche des Parklands Marina Holiday Park genutzt und genossen in Ruhe unser Frühstück mit Cappuccino, Toast und Joghurt.

Wir hatten ja im Wai-natur Camp mit Karen und Patrick besprochen, dass wir uns vielleicht an der Fähre treffen und hielten in der Reihe der wartenden Fahrzeuge Ausschau nach ihrer dunkelblauen Toyota Limousine. Und prompt sahen wir die beiden zwei Reihen neben unserer Wartereihe stehen. Winken, rufen und den Treffpunkt an der Bar der Fähre nach dem Boarding auszumachen war schnell erledigt. Die weitere Wartezeit vertrieben wir uns mit Lesen, da waren unsere Kindle wieder mal sehr nützlich.

Um 10:45 sollte die Fähre ablegen und um 10:37 standen wir noch immer vor der Hochrampe über die wir in den Bauch des Schiffes fahren sollten. Ich hatte genügend Zeit staunend zu beobachten, wie Eisenbahnwaggons in dem riesigen schwarzen Loch am Heck der Fähre verschwanden. Dass wir auf unserer Fahrt gemeinsam mit Motorrädern, PKWs, LKWs und Sattelschleppern an Bord sein würden, war mir bewusst, mit ganzen Zügen hatte ich jedoch nicht gerechnet.

Als wir dann endlich losfahren durften, wurden wir von den Lademeistern entsprechend eingewiesen und kaum, dass wir unseren Camper geparkt hatten und wir vom Ladedeck 3 auf das Passagierdeck 4 gegangen waren, sahen wir auch schon, wie sich das Land auf der Seite der Fähre nach hinten schob: wir hatten abgelegt. Zwischen dem Aussteigen aus dem Camper und dem Ablegen vergingen keine drei Minuten, es war mittlerweile 11:02 Uhr.

Das Wetter war herrlich, fast windstill, die See im Picton Sound war glatt und ruhig. Nachdem wir bei der letzten Überfahrt ziemlich durchgeschüttelt wurden, waren wir gespannt, wie es diesmal sein würde. Vorweggenommen: es war wie ein ganz, ganz leichtes Schaukeln in einer Hängematte. Also fast gar nicht.

Wir trafen Karen und Patrick wie besprochen an der Bar und beschlossen, uns ein Bier zu holen und uns auf das Außendeck in Ebene 5 am Bug der Fähre zu setzen. Und dort blieben wir, bis wir in Wellington ankamen. Zwischendurch ein paar Fotos – ich fragte ganz frech einen Mann mit toller Canon-Ausrüstung, der den Eindruck machte, er weiß, was er tut, ob er von uns vieren ein paar Bilder machen könnte. Hat er gerne gemacht.

Die dreieinhalb Stunden Überfahrt vergingen wie im Flug, abwechselnd erzählten wir gegenseitig unsere Urlaubserlebnisse und -pläne und vereinbarten, dass, wenn wir in Tauranga sind, wir uns bei ihnen melden und wir uns nochmal treffen. Sie wollten auch mal nach Deutschland kommen und wir haben sie natürlich eingeladen, uns in München zu besuchen. Mal sehen, ob es klappt.

In Wellington angekommen fuhren wir direkt auf den Freedom Campervan Park an der Evans Bay Marina. Wie die meisten anderen Camps auch, hatten wir diesen Platz ebenfalls in der CamperMate App gefunden. In Wellington sieht es generell mit Parkmöglichkeiten für Campervans über Nacht leider nicht sehr gut aus.

Den Wellington Waterfront Motorhome Park, den wir bei unserem letzten Besuch im Jahr 2014 genutzt hatten, gibt es leider nicht mehr, dort steht jetzt ein tolles neues, glänzendes Bürogebäude. Schade, denn die Lage direkt an der Waterfront und die sanitären Einrichtungen waren wirklich gut.

Egal, für eine Nacht war das kostenlose Campen an der Marina auch in Ordnung, zumal dort auch Toiletten waren. Wo findet man das schon bei uns, dass auf einem Parkplatz eigens Toiletten für die Camper bereitgestellt sind, und das ganze auch noch sauber ist und nichts kostet. Dafür fährt aber am Abend auch der Security Dienst durch und kontrolliert, ob die Camper auch nur auf der freigegebenen Stellfläche stehen. Denn es ist nur ca. ein Viertel der gesamten Parkplatzfläche auch tatsächlich von der Stadtverwaltung für das Freedom Camping freigegeben.

Uns war es einerlei, wir hatten unseren Platz und machten uns zu Fuß auf den Weg auf den Mount Victoria, der direkt hinter dem Parkplatz anstieg. Von dort oben hatten wir einen tollen Ausblick auf die verschiedenen Stadtteile und außerdem kannten wir das Gelände bereits: dort hatten wir vor vier Jahren unsere Lord of the Rings-Movie Location Tour mit den Drehorten der Szenen, als sich die Hobbits vor dem schwarzen Reiter unterhalb des großen Baumes versteckten. Oder als Frodo und Sam an einem Baum Rast machten kurz bevor sie Merry und Pippin trafen.

Nachdem wir auf der anderen Seite des Mount Victoria hinuntergestiegen sind, trennte uns nur noch ein kleiner Fußmarsch von der City. Dabei kamen wir auch am Embassy Theatre vorbei, einer Wellingtoner Institution. Das Kino ist quasi die Heimat von Der Herr der Ringe. Hier fanden 2001 und 2002 die Ozeanien-Premieren der ersten beiden Teile und 2003 sogar die Weltpremiere des dritten Teils, Die Rückkehr des Königs, statt.

Bei einer hilfsbereiten Wellingtonerin erkundigten wir uns noch nach den öffentlichen Verkehrsmitteln, bevor wir uns in Mac’s Brewbar in der Shed 22 niederließen und uns mit hausgebrauten Bieren und gutem Essen stärkten. Wir genossen den fast windstillen frühen Abend und sahen den Wasserspringern am Wharf Jump zu, die mutig in das nicht gerade saubere Wasser des Hafenbeckens sprangen. Immerhin gibt es dort eine Dusche und eine Umkleidemöglichkeit.

Das hat dann wohl auch dazu geführt, dass auf einmal einer der Gäste der Brewbar kurzerhand aufsprang, sich das T-Shirt vom Leib riss, auf den Sprungturm stieg und hinunter sprang. Anschließend streifte er sich das T-Shirt wieder über und setzte sich, als ob nichts geschehen wäre, wieder an den Tisch zu seinen Freunden. Crazy Kiwis eben.

Tour 25: Picton – Wellington, 110,55 km