Tag 29: Tongariro Alpine Crossing

Und wieder läutete der Wecker um 05:30 Uhr! Irgendwas machen wir im Urlaub falsch.

Aber so blieb uns genügend Zeit, um einen Müsliriegel und ein Glas Fruchtsaft als Frühstück zu nehmen und uns fertig zu machen, denn um 06:30 fuhr der Busshuttle, der uns zum Mangatepopo Carpark brachte, dem Startpunkt des Tongariro Alpine Crossing. Und diesmal war uns der Wettergott hold, anders als bei unserem ersten Versuch im Jahr 2014.

Nach 30 Minuten Fahrt über eine unbefestigte Straße erreichten wir den Carpark, wo auch schon einiges los war. Dass wir nicht alleine sein werden, war uns schon klar gewesen, aber wir waren dann doch ein wenig überrascht über die Anzahl derer, die diese Tageswanderung in Angriff nehmen wollten.

Wieder mal gab es die unterschiedlichsten Auffassungen darüber, was die richtige Ausrüstung für so ein Unterfangen ist. Von Sneakers über Turn- zu Bergschuhen, von Jeans über Hot Pants zu Trekkinghosen, alles war vertreten. Mit und ohne Rucksack, mal mit Leinen-, mal mit Turnbeutel. Von der Halbliterflasche Wasser bis zu dreieinhalb Litern war alles dabei. Die morgendliche Temperatur von ca. 10°C wurde durch den Wind noch etwas frischer, hielt aber viele nicht davon ab, in kurzen Hosen und T-Shirt zu starten.

Ich sollte zum besseren Verständnis vielleicht erwähnen, dass es entlang des Tracks außer Toiletten in regelmäßigen Abständen nichts gibt um etwaige menschliche Bedürfnisse zu erfüllen: keine Wasserstation und schon gar keine Einkehrmöglichkeit. Und dass die Strecke 19,4 Kilometer beträgt, in alpinem Gelände.

Vom Start bis Soda Springs (1 Stunde leichter Weg)

Das erste Teilstück führte entlang des Mangatepopo Stream auf der Rückseite des Mt Ngaruahoe, der Filmfans als Schicksalsberg oder Mount Doom aus Herr der Ringe bekannt ist.

Von Soda Springs zum Südkrater (1 Stunde harter Anstieg)

Die erste Herausforderung wartete nach der ersten Toilettenpause. Darauf wurde ich übrigens auch in der Toilette hingewiesen (siehe Bild). Langsam einen Fuß vor den anderen setzen war die Devise. Dabei das Atmen nicht vergessen und auch noch die tolle Aussicht genießen, denn die Morgensonne erhob sich langsam über die Gipfel. Dieses Stück wird auch als Devil’s Staircase, also Teufelstreppe bezeichnet. Oben angekommen hatten wir den Eingang des South Crater erreicht.

Südkrater zur Basis des Grats zum Roten Krater (15 Minuten einfacher Spaziergang)

Hier angekommen hatten wir den Point of no return erreicht. Spätestens hier muss die Entscheidung gefallen sein, ob man die komplette Tour weitergeht, oder umkehrt. Wir gingen weiter und durchquerten die fast mondähnliche Landschaft des Südkrater im Angesicht des Mt Ngaruahoe.

Grat des Roten Kraters (30 Minuten schwieriger Anstieg)

Das Teilstück vom Südkrater über den Grat zum Roten Krater ist das steilste Stück des Tracks. Hier war Aufmerksamkeit gefordert, denn zu beiden Seiten des Grats ging es steil bergab. Da der Wind auch ziemlich heftig wehte, war es manchmal etwas schwierig, den richtigen Halt oder festen Stand zu finden. Aber alles in allem war es weniger anstrengend, als das Geröllfeld am Mt Taranaki. Aber der Ausblick entschädigte für die Mühen. Auf der einen Seite der weitläufige Südkrater, auf der anderen Seite die Auswirkungen der vulkanischen Tätigkeit.

Gipfel des Roten Kraters bis zu den Emerald Lakes (15 Minuten leichter Abstieg)

Hier hatten wir den höchsten Punkt unserer Route erreicht. Da der Vulkan aktiv ist, gab es hier den ein oder anderen “heißen Stuhl”, sprich heißen Stein zum Sitzen und Brotzeitmachen. Wir sind nach einer kurzen Fotopause jedoch weitergegangen um die Emerald Lakes in ihrer ganzen Schönheit ausgiebig zu bewundern. Fast sehen die Seen aus, wie mit künstlichen Farben eingefärbt. Dem Namen nach natürlich vorherrschend Smaragdgrün, aber auch Azurblau. Und im Hintergrund konnte man von hier auch schon den Blue Lake sehen.

Der Abstieg wird zwar als leicht bezeichnet, ist aber aufgrund des losen Gerölls nicht ohne. Wir waren ziemlich froh um unsere Trekkingstöcke, wegen derer wir anfangs von einigen wohl milde belächelt wurden. Spätestens hier rächte sich die verkehrte Schuhwahl.

Von den Emerald Lakes zum Blue Lake (20 Minuten einfacher Spaziergang)

Das Teilstück von den Emerald Lakes zum Blue Lake ist unspektakulär, was die Herausforderung angeht, aber dennoch sehenswert wegen der Landschaft. Es geht flach durch einen Kessel mit einem kleinen Anstieg am Ende. Der Blue Lake ist der größte, der Seen im Vulkan und hat seinen Namen natürlich von der Farbe.

Vom Blue Lake zum Ketetahi Shelter (1 Stunde einfacher Abstieg)

Von hier ging es durch das Rotopaunga Tal in Richtung Nordflanke mit dem Unterstand Ketetahi Shelter. In vielen, vielen Serpentinen zog sich der Weg schier endlos, bis wir endlich angekommen waren. Wie Ameisen sah man die Menschen auf dem Track dem Unterstand zustreben, während auf der gegenüberliegenden Bergflanke Rauchsäulen aufstiegen, Zeugnis der nach wie vor aktiven geothermischen Tätigkeit unter der Erde.

Vom Ketetahi Shelter zum Ketetahi Carpark (2 Stunden langer Abstieg)

Wir hatten nur kurz Pause gemacht, um die Kamera wieder in den Rucksack zu packen und die Trekkingstöcke wieder in die Hand zu nehmen. Der folgende zweistündige Abstieg zog sich dahin wie Kaugummi. Zunächst ging es an der Bergflanke entlang, über unzählige Treppen nach unten, bis das Gebüsch am Wegesrand immer höher wurde und am Ende schließlich in Regenwald überging.

Doch selbst da dauerte es nochmal eine gute Stunde, bis wir aus dem dunklen Grün wieder herauskamen und uns ziemlich kaputt aber glücklich abgeklatscht haben.

I did the crossing! steht auf den Armbändern, die wir am Morgen als Fahrkarte für den Shuttle zurück zum Camp erhalten hatten. Und ja, wir haben es geschafft. Es war im  Großen und Ganzen wie erwartet, allerdings waren die letzten beiden Teilstücke für mich schon ziemlich nervig: es ging eigentlich ständig bergab, nur manchmal von kurzen Anstiegen unterbrochen.

Zurück im Camp wartete das Bier im Kühlschrank und wir haben erst mal drauf angestoßen! Anschließend kümmerte sich Claudia um die Wäsche, wir gingen duschen und dann kamen die Burger auf den Gasgrill des Camps.

Tour 29: Tongariro Alpine Crossing, 19,4 km

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