Tag 33: Doch noch Rugby!

Etappe: Matamata – Tauranga

Da wir den Platz in Opal Hot Springs erst um 12:00 verlassen mussten und bis Tauranga nur eine kurze Strecke vor uns hatten, ließen wir uns Zeit. Vor dem Frühstück gingen wir in die heißen Pools des Camps, die mit 36° und 37°C wirklich schön warm waren. Da es morgens noch ein bisschen bedeckt war, ließ es sich da ganz gut aushalten. Anschließend unter die Dusche und danach wurde ganz gemütlich in aller Ruhe gefrühstückt.

Über die Old Te Aroha Road ging es zum State Highway 24, dem wir ein kurzes Stück folgten, bis er in den State Highway 29 nach Tauranga überging. An einem Lookout konnten wir noch einmal das Matamata-Becken überblicken, das vor ca. 18.000 Jahren entstand, als der Waikato River seinen Flusslauf änderte. Und nebenbei konnte ich ein paar Fotos eines Tui schießen. Dieser einheimische Vogel ist in der Lage Stimmen und Geräusche zu imitieren, ähnlich einem Papagei.

In Tauranga angekommen, durchquerten wir die Stadt zunächst, da unser Ziel am Fuße des Mount Maunganui lag. Dort wollten wir den Camper parken und zu Fuß den Badeort erkunden.

Aber die Veranstalter des Mount Festival haben uns einen Strich durch die Rechnung gemacht: dort, wo wir hinfahren wollten, war die Straße wegen des Triathlons gesperrt. So kurvten wir ein bisschen durch den Ort, der uns sehr an viele Orte im Mittelmeerraum erinnerte. Auch die Architektur war hier zum Verwechseln ähnlich und sehr mediterran.

Ein Café neben dem anderen, ein Restaurant nach dem anderen, Souvenir- und Ramschläden zuhauf. Wir kamen uns vor, wie auf den Touristenstraßen von Palma de Mallorca. Allerdings lagen die Geschäfte nicht an der Strandpromenade, sondern in der Mitte der fingerähnlichen Halbinsel.

Wir schlenderten ein bisschen am Strand entlang und sahen den Surfern zu bevor wir wieder in Richtung Flaniermeile gingen und im Garten der Mac’s Astrolabe Brewbar einen Mittagssnack zu uns nahmen. Nach dem Essen spazierten wir noch zum Zielgelände des Triathlons und sahen den Ankömmlingen zu. Daneben lag der Strand, wo sich viele Badegäste zum Samstagnachmittagsvergnügen niedergelassen haben.

Unser Camper stand jedoch ein Stück entfernt, und so machten wir uns zeitig wieder auf den Weg, da wir uns auch noch die Waterfront von Tauranga ansehen wollten. Auch dort ein Treffpunkt der Bevölkerung, vor allem am Abend und am Wochenende. Gegen 19:00 wollten wir dann Karen und Patrick treffen, mit denen wir uns schon bei der Fährüberfahrt von der Süd- auf die Nordinsel getroffen hatten. Sie hatten uns eingeladen, für den Fall, dass wir in ihrer Gegend vorbeikämen.

Auf dem Weg nach Tauranga sah ich dann aus den Augenwinkeln ein paar Leute beim Rugby hinter einem Zaun. Blinker gesetzt und abgebogen, Parkplatz gefunden und ausgestiegen. Wir waren am Blake Park in Mount Maunganui und dort trainierte eine Rugbymannschaft. Da es während unseres Urlaubs (und auch nicht während des letzten) wegen der Sommerpause keine Rugbyspiele gab nutzten wir die Gelegenheit, wenigstens ein Training zu sehen.

Die Tür zum Gelände war offen und so setzten wir uns in den Schatten der Bäume auf die alten Stehtribünen und sahen ein bisschen zu. Es war ein bisschen auffällig, dass alle Spieler und Betreuer in einheitlichen Teamoutfits gekleidet waren. Für eine “Dorfmannschaft” eher ungewöhnlich. Die Überraschung war groß, als wir erkannten, wer da gerade trainiert: wir hatten die zweite Mannschaft der All Blacks Sevens vor uns, also der Mannschaft, welche die olympische Variante 7-er Rugby spielt. Also beileibe keine Dorfmannschaft!

Wir blieben fast eineinhalb Stunden sitzen, bis wir uns losreißen konnten. Claudia würde wahrscheinlich jetzt noch dort sitzen, wenn ich nicht gedrängt hätte weiterzufahren. Aber ich muss zugeben, es war schon richtig sehenswert, wie die Jungs da trainiert und gespielt haben. Denn 7-er Rugby ist aufgrund der geringeren Anzahl an Feldspielern deutlich schneller und aktiver als das normale Spiel mit 15 Feldspielern. Das Passspiel und die Laufwege waren einfach unglaublich anzusehen.

Als wir es dann doch geschafft hatten, uns loszureißen fuhren wir an ‘The Strand Reserve’ in Tauranga, das ist die Spiel- und Spaßzone an der Waterfront. Dort genehmigten wir uns in Anlehnung an die All Blacks noch ein “schwarzes” Guinness im Crown & Badger, bevor wir endgültig zu Karen und Patrick aufbrachen.

Die beiden freuten sich sichtlich, uns zu sehen und luden uns in das Restaurant The Orchard in Betlehem, einem Stadtteil von Tauranga, zum Essen ein und anschließend zum gemütlichen Sitzen und Ratschen in ihrem Haus. Und genau das haben wir dann auch ausgiebig getan. Es war ein sehr vergnüglicher und lustiger Abend mit vielen Geschichten und wir erzählten natürlich über das, was wir seit der Überfahrt auf die Nordinsel alles erlebt hatten.

Unseren Camper, den wir in nächster Nähe zu ihrem Haus auf einem öffentlichen Parkplatz abstellen konnten, haben wir dann tatsächlich erst ein Stück nach Mitternacht wieder aufgesucht.

Tour 33: Matamata – Tauranga – Mount Maunganui – Tauranga, 67,83 km

Tag 32: Mit dem Time Warp nach Mittelerde

Etappe: Waitomo Village – Matamata

Während des Frühstücks trafen wir noch einmal Noëmi, die gestern mit uns auf der Höhlentour war, sie und ihr Freund Benjamin fliegen weiter nach Tahiti. Eine Freundin der beiden zeltete auf dem Platz, wo wir übernachtet haben.

Da es im General Store leider kein Brot gab, nahmen wir mit Blaubeermuffins und einem Croissant mit Lachs und Spinat Vorlieb. War mal was anderes, aber auch sehr schmackhaft. Direkt neben dem General Store liegt die iSite von Waitomo Village und dort haben wir dann auch gleich die Buchung für Hobbiton, das Filmset von Herr der Ringe und dem Hobbit, gemacht.

Unsere Tour sollte um 15:30 Uhr am Shire’s Rest Café starten, was uns genügend Zeit gab, auf dem Weg dorthin noch einen Zwischenstopp im Kiwi House von Otorohanga einzulegen und echte Kiwis zu sehen. Die Vögel, nicht die Früchte!

Okay, es war nicht die freie Wildbahn, aber da Kiwis nachtaktive Tiere und überdies sehr scheu sind, ist die Chance relativ gering, mal einen in der Natur zu sehen. Im Kiwi House gibt es eine Möglichkeit, diese Tiere quasi in der Nacht zu sehen. Und tatsächlich haben wir sie gesehen. Dass man da keine Fotos machen darf (ohne Blitz ginge es nicht, ist ja dunkel), versteht sich von selbst.

Die Kiwis, die wir gesehen haben, waren größer, als ich erwartet hatte. Ca. 35 cm lang (ohne Schnabel) und gut 25-30 cm hoch. Der Körper ungefähr so groß wie ein Rugby-Ei, hätte ich jetzt geschätzt. Und die beiden, die wir beobachten konnten, waren sogar ziemlich aktiv. Der eine hat dem anderen sogar einen Fußtritt verpasst, als er nicht rechtzeitig aus dem Weg ging. Wir haben uns kaputtgelacht.

Der Park beherbergt neben den Kiwis auch noch viele andere heimische Tierarten, z.B. Enten, Reiher, Keas, Kakas, Geckos, Aale und viele andere Tiere mehr. Nachdem wir unsere Tour beendet hatten, setzten wir unsere Fahrt fort.

Der nächste Stopp sollte Hamilton sein. Dort steht eine lebensgroße Statue von Richard O’Brien als Riff Raff. O’Brien ist der Autor des Musicals The Rocky Horror Show, welches als Vorlage für den Film The Rocky Horror Picture Show diente. Er selbst spielte im Film den Butler Riff Raff.

An der Victoria Street steht gegenüber der Statue auch noch Frank N. Furters Lab. In der Realität verbirgt sich dahinter die öffentliche Toilette. Aber an der Wand sind die Hebel und das Drehrad für den Sonic Oscillator angebracht. Und wenn man sie bewegt ertönt sogar der entsprechende Soundeffekt dazu! Natürlich musste ich die Hebel umlegen und die Reaktorkraft um drei weitere Punkte erhöhen!

Frank-N-Furter, it’s all over
Your mission is a failure
Your lifestyle’s too extreme
I’m your new commander
You now are my prisoner
We return to Transylvania
Prepare the transit beam!

Aber wir wollten ja nicht nach Transylvania sondern nach Mittelerde, genauer gesagt ins Auenland, nach Hobbiton (dt. Hobbingen). Das Filmset der Herr der Ringe Filme liegt in der Nähe von Matamata auf dem Gelände der Farm der Familie von Russell Alexander. Und obwohl wir die Tour bereits vor vier Jahren schon einmal gemacht hatten, war es wieder ein tolles Erlebnis. Das Wetter war perfekt und wir haben wieder jede Menge schöner Fotos geschossen – und natürlich zum Abschluss das Bier im Grünen Drachen genossen.

Als wir vom Shire’s Rest Café, wo die Filmtour begonnen hatte, wieder abfuhren, führte uns der Weg direkt nach Matamata, zur dortigen iSite. Und obwohl diese schon geschlossen hatte, lohnte sich der Weg dorthin, denn diese iSite ist im Stil eines Hobbit-Hauses gebaut und ein beliebtes Fotomotiv. Zu unserem Nachtlager im Opal Hot Springs & Holiday Park waren es nach den Fotos dann nur noch ein paar Minuten.

Tour 32: Waitomo Village – Otorohanga – Hamilton – Matamata, 161,32 km

Tag 31: Von ganz oben nach ganz unten

Etappe: Taupo – Waitomo Village

Die Nacht war ziemlich kurz, denn das Adrenalin vom Fallschirmsprung hat noch ziemlich lang angehalten und so dauerte es etliche Seiten von Agatha Christies’s Hercule Poirot auf dem Kindle, bis mir endlich die Augen zufielen. Als ich das letzte Mal auf die Uhr sah zeigte sie 01:44.

Der Morgen zeigte sich mit bedecktem Himmel, dennoch war es warm genug, um draußen frühstücken zu können. Wie (fast) immer gemütlich und ohne Eile genossen wir unsere morgendliche Anlaufphase auf dem Campingplatz und schauten den anderen Campern beim wach werden zu.

Es ist schon erstaunlich, wie unterschiedlich sich Menschen verhalten. Die einen grüßen freundlich und sind gleich zu einem Gespräch bereit, unsere Nachbarinnen würdigten uns keines Blickes und erwiderten auch keinen Gruß. Vermutlich lag es daran, dass wir an dem Tisch saßen, den sie sich für ihr Frühstück ausgesucht hatten. Nicht dass, da nicht Platz für mindestens sechs Personen gewesen wäre. So räumten sie voller Verachtung ihre Campingstühle und den Tisch aus ihrem Auto und nahmen schmollend ihr Frühstück zu sich. Wer nicht will …

Gegen halb zehn machten wir uns auf den Weg nach Waitomo, unserer nächsten Station. Dort findet man die berühmten Glowworm Caves, also Glühwürmchen Höhlen mit allerlei möglichen Aktivitäten von der trockenen Wanderung bis hin zum Black River Rating, das dann reichlich nass ist. Abseiling (das heißt hier tatsächlich so!), Zip-Line (Flying Fox) und Canyoning in den Höhlen ergänzen das ganze dann je nach Belieben und Inhalt des Geldbeutels.

Die Strecke an sich war mit 150 km nicht übermäßig lang und so erreichten wir relativ bald Te Kuiti. Noch vor dem Ortseingang fielen uns bereits Schilder mit der Aufschrift

Te Kuiti

Where legends are made

auf. Bilder haben wir keine, aber auf der Facebookseite von Te Kuiti sind sie natürlich zu sehen.

Was es damit auf sich hatte, stand auch in unserem Reiseführer: Te Kuiti ist die Welthaupstadt des Schafscherens und Gastgeber der jährlichen Nationalen Meisterschaften im Schafscheren. Am Ortseingang sieht man schon die riesengroße Statue eines Schafscherers bei der Arbeit und den umstehenden Infotafeln kann man entnehmen, dass die Familie von Sir David Fagan über Jahre hinweg ziemlich erfolgreich Titel gesammelt und diverse Meisterschaften gewonnen hat.

Und vor der örtlichen iSite steht die Statue einer weiteren Legende, nämlich Sir Colin Meads, der Ende 1999 von The New Zealand Rugby Monthly, einem monatlichen Rugby Magazin, vergleichbar mit dem deutschen Kicker Fußballmagazin, zum Spieler des 20. Jahrhunderts ernannt wurde. Für die, die es nicht wissen: die All Blacks sind die Rugby Nationalmannschaft Neuseelands und sowas wie ein Volksheiligtum. Ihre verdienten Spieler werden verehrt wie hierzulande Fritz Walter, Uwe Seeler oder Gerd Müller.

In der iSite konnten wir dann bei Jo, die uns sehr freundlich und gut beraten hat, gleich unsere Tour für den Nachmittag buchen: mit Kiwi Cave Rafting sollte es in den Untergrund gehen. Und zuvorkommend, wie eigentlich alle Leute in den iSites sind, machte Jo mit den Veranstaltern auch gleich aus, dass wir direkt am TOP 10 Holiday Park abgeholt und nach der Tour auch wieder dorthin zurückgebracht werden. Service vom Feinsten. Wie schon öfter im Blog erwähnt können wir allen Neuseelandbesuchern den Besuch der jeweiligen iSites nur empfehlen!

Bevor wir die Statue des Schafscherers fotografierten und anschließend nach Waitomo Village weiterfuhren, spazierten wir noch kurz durch den japanischen Garten von Te Kuiti.

In Waitomo Village angekommen bogen wir gleich zum TOP 10 Holiday Park ein und buchten unseren Standlatz für die Nacht. Da wir ziemlich früh am Tag dran waren – es war gerade mal Mittagszeit – war der Platz fast leer und es war kein Problem, einen Platz zu bekommen.

Während der Wartezeit auf den Shuttle nutzte ich die Gelegenheit und schrieb schon mal den ersten Teil des heutigen Beitrags.

Der Shuttle kam dann etwas später als angekündigt, da wir aber vorher angerufen wurden, war das kein Problem. Zum vereinbarten Zeitpunkt wurden wir an der Rezeption abgeholt und zum Office von Kiwi Cave Rating gefahren. Dort wartete bereits die vorhergehende Gruppe auf ihre Fotos und wir hatten noch Zeit, die übliche Check-In Prozedur abzuwickeln.

Kiwi Cave Rating ist dafür bekannt, dass sie das beste Preis-Leistung-Verhältnis haben. Das kommt unter anderem daher, dass sie nur das nötigste für Werbung und sonstigen Schnickschnack ausgeben. Da darf man dann aber auch keinen Hochglanztempel und einen Hummer als Shuttle erwarten, sondern dann gibt es einen alten Toyota Hiace und eine spartanisch eingerichtete Hütte mit unzähligen Widmungen von Tourteilnehmern  an den Wänden.

Außerdem sind die Gruppen nur maximal sechs Personen groß, was das Erlebnis viel direkter macht, als in einer großen Gruppe.

Um 15:00 Uhr sammelte uns Tony, unser kanadischer Tourguide aus Edmonton, ein und wir fuhren ca. 15 Minuten zum Base Camp, wo wir unsere Ausrüstung bekamen. Diese bestand aus einem Neoprenanzug, einem Helm mit Stirnlampe und Gummistiefeln mit einem Loch in der Sohle. Das dient ganz einfach dazu, dass das Wasser schneller wieder aus den Stiefeln kommt.

Wir mussten selbst nur Badezeug, ein Handtuch und ein paar warme Socken mitbringen. Die Socken zogen wir in den Stiefeln an und sie sorgten dafür, dass die Füße trotz des Wassers warm blieben.

Nachdem wir angezogen waren bekamen wir noch ein Gurtgeschirr angelegt, damit wir uns abseilen konnten. Richtig gelesen, unser Veranstalter bot auf einer Tour fünf verschiedene Aktivitäten an:

  • Abseiling down (Abseilen in die Höhle)
  • Black Water Rafting (Rafting in der Höhle)
  • Glowworms (Glühwürmchen)
  • Caving (Höhlenbegehung)
  • Rock climbing (Klettern)

Nachdem alle ausgestattet waren ging es wieder in den Bus und wir fuhren nochmal ca. 15 Minuten bis zum Einstieg in die Höhle. In der Waitomo Gegend gibt es im Umkreis von 16 km ungefähr 280 Höhlen. Die Gegend kann man sich ungefähr wie einen Schweizer Käse vorstellen.

An der Einstiegsstelle gab es noch einmal eine Einweisung zur Benutzung des Abseilracks und dann ging es los zur Abseilplattform. Einer nach dem anderen seilte sich die gut 25 Meter in die Höhle ab. Unten angekommen warteten wir, bis Tony als letzter nachkam. Dann ging es für gut drei Stunden durch das Höhlensystem. Meistens im Wasser, aber zum Teil auch mal außerhalb des nassen Elements.

Wir konnten unzählige Glühwürmchen beobachten und erfuhren, dass der Lebenszyklus dieser Tiere aus vier Phasen besteht. Die Weibchen der Arachnocampa luminosa (spinnenähnliche Larve, die Licht erzeugt) legen ca. 120 Eier ab. Nach drei Wochen entwickelt sich daraus eine Larve von wenigen Millimetern Größe, das sind die Glühwürmchen, die wir sehen. Diese wachsen in neun Monaten, bis sie die Größe eine Streichholzes erreicht haben.

Dann verpuppen sie sich und nach zwei Wochen schlüpfen daraus die zweiflügeligen, moskitoähnlichen Lebewesen deren einziger Zweck die Fortpflanzung ist. Da sie keine Freßwerkzeuge haben, leben sie nur wenige Tage und der Zyklus beginnt von neuem.

Und warum glühen die Larven? In ihrem längsten Entwicklungsstadium der Arachnocampa luminosa ist die Nahrungsaufnahme das wichtigste. Dazu lassen die Larven viele klebrige Fäden von der Höhlendecke hängen. Mit ihrem bioluminiszierenden Licht locken sie Insekten und Spinnen an, die in den Fäden kleben bleiben und als Beute der Larven dienen.

Wir kletterten durch enge Durchlässe und immer wieder ließen wir uns in den bereitgestellten Reifen durch die unterirdischen Wasserläufe treiben. Zum Schluss der Tour kletterten wir wieder ca. 25 m an einer Wand ans Tageslicht hoch. Dann fuhren wir wieder ins Basecamp, wo die heiße Dusche und trockene Klamotten auf uns warteten.

Zum Abschluss gab es im Check-In noch eine Tasse heiße Suppe und die Bilder zu sehen, die wir dann auch käuflich erwerben konnten (was wir getan haben, deshalb steht auf diesen Bildern auch “by Kiwi Cave Rafting” als Wasserzeichen). Wir hatten ein außergewöhnliches Erlebnis und mit Tony einen äußerst humorvollen und lustigen Tourguide, der dem ganzen Erlebnis die Krone aufsetzte.

Abends gab es dann BBQ im örtlichen General Store und das wohlverdiente Bier dazu.

Tour 31: Taupo – Te Kuiti – Waitomo Village, 150,48 km

Tag 30: Hoch hinaus und schneller Fall

Etappe: Tongariro Holiday Park – Taupo

Eine der kürzesten Etappen unserer Reise – mit Ausnahme der letzten, zum Zurückgeben des Campers – stand für den Tag an. Nur 77 Kilometer betrug die Entfernung vom Tongariro Base Camp bis nach Taupo, der Stadt am gleichnamigen See.

Der Lake Taupo ist der Kratersee eines vor rund 26.500 Jahren kollabierten Vulkans und der größte See Neuseelands. Er liegt ziemlich genau in der Mitte der Nordinsel, mit ca. 100 km Abstand zur West- und Ostküste. Nach Norden, zur Bay of Plenty sind es 110 km und nach Süden erreicht man das Meer in 125 km. Mit 40 km Länge, 28 km Breite und 622 km2 Fläche. Zum Vergleich dazu: der Chiemsee, gerne auch mal ‘bayerisches Meer’ genannt, hat eine Länge von 13,7 km, eine Breite von 9,2 km und eine Fläche von 79,9 km2!

Die Region Taupo ist auf der Nordinsel das, was Queenstown auf der Südinsel ist: die Heimat der Adrenalinjunkies. Alles, was schnell, hoch oder weit ist und den Puls nach oben treibt kann hier in der Region gemacht werden.

Und da wir beim gestrigen Tongariro Alpine Crossing den höchsten Punkt, den wir während unserer Reise zu Fuß erreichen konnten, erreicht hatten, dachten wir uns, da geht doch noch was.

Naja und was bleibt da noch? Entweder mit dem Heli oder dem Flugzeug. Wir haben uns für letzteres entschieden. Und getreu den alten Fliegermottos ‘Runter kommen sie alle’ oder ‘Es ist noch keiner oben geblieben’ wollten wir das Runterkommen aber dann wenigstens auf besondere Weise erledigen und sind am höchsten Punkt bei 15.000 Fuß, das sind ca. 5.000 m, einfach ausgestiegen!

Klingt einfach, war es auch. Claudia hatte zu ihrem 50. Geburtstag einen Tandem-Fallschirmsprung geschenkt bekommen, der aus verschiedenen Gründen nicht durchgeführt wurde. Und so haben wir entschieden, dass wir dann hier in Neuseeland beide einen Tandemsprung machen.

In der iSite von Taupo (wird übrigens wie Toe-Paw, also Zeh und Pfote, ausgesprochen) haben wir den Sprung bei Taupo Tandem Skydiving gebucht. Das Wetter war gut und wenn wir schon auf den Putz hauen, dann aber richtig: unser Shuttle von der iSite zum Flugplatz war ein Stretch-Hummer. War schon ziemlich abgefahren, in der plüschigen Fahrgastzelle (zum Glück in schwarz) hinter verdunkelten Scheiben durch die Stadt zu gondeln.

Am Flugplatz angekommen checkten wir am Registrierungscounter ein, unterschrieben natürlich wie immer die Verzichtserklärungen und Haftungsbeschränkungen und mussten uns auf die Waage stellen. ‘Neuseeländische Waagen gehen wohl ein bisschen anders’, meinte Claudia augenzwinkernd.

Wir bekamen unsere Sprunganzüge, schlüpften rein und dann kamen auch schon unsere Tandemmaster Danny Overeem, der mit mir sprang und Duncan Campbell, der den Sprung mit Claudia absolvieren sollte. Duncan hatte einige Zeit in Niederbayern gelebt und sprach sogar deutsch, oder das, was man in Niederbayern deutsch nennt.

Es folgten alle notwendigen Checks, und mir fiel auf, dass jeder, auch die Tandemmaster und die zusätzlichen Springer, die für Videos und Fotos zuständig waren immer von mindestens zwei Personen kontrolliert wurden. Und natürlich wurden auch unsere Anzüge und Gurte mindestens zweimal von verschiedenen Personen überprüft. Das gab einem schon ein gewisses Gefühl von Sicherheit.

Ich fragte Danny, wie viele Sprünge er denn schon gemacht hat und er meinte: ‘Ungefähr 3.000.’ Auf meine anschließende Frage erzählte er mir, dass man in Neuseeland für den Tandemmaster mindestens 750 Freifallsprünge benötigt, bei Taupo Tandem Skydiving mindestens 1.000 Freifallsprünge. Ich habe mal gegoogelt, was in Deutschland so erforderlich ist und die Zahl 500 Freifallsprünge gefunden.

Irgendwie war ich überhaupt nicht richtig nervös und ich fragte mich, wann denn das blöde Gefühl kommt, gerade am falschen Platz zu sein. Wir stiegen nacheinander in die kleine Cessna Caravan, immer ein Tandemmaster und der Passagier dazu. Claudia saß mit Duncan direkt vor mir. Und dann ging’s los.

Schnell hoben wir ab und es ging steil nach oben, die Häuser und Autos wurden immer kleiner. Als wir 5.000 Fuß (1650 m) Höhe erreicht hatten erklärte mir Danny, das sei die Höhe, wo er den Fallschirm öffnet.

In 12.000 Fuß sollten die ersten Tandem aussteigen, ein Tandemmaster mit Passagier und ein Tandemmaster in Ausbildung, der den Chef der Springer vor sich auf den Bauch geschnallt hatte. Das mit dem Azubi und dem Chef hatte mir Danny noch am Boden erzählt. Der Azubi war wohl etwas aufgeregt und hat vor dem Ausstieg vergessen, sein Visier vom Helm zu schließen und so flog ihm das Ding vom Kopf, kaum, dass die beiden aus der Luke waren.

‘Na servus’, dachte ich mir, ‘wenn das Teil jemand auf den Schädel bekommt, wenn es runterfällt!’ Um es vorwegzunehmen: als wir wieder auf dem Boden waren sah der Azubi irgendwie nicht gerade glücklich aus. Vermutlich hat er einen entsprechenden Einlauf vom Chef bekommen.

Die Luke ging wieder zu nachdem die vier ausgestiegen waren und wir stiegen weiter, bis wir unsere Zielhöhe erreicht hatten. Wir Passagiere setzten die Sauerstoffmasken ab, die wir bei ca. 8.000 Fuß angelegt hatten, setzten die Lederhelme auf und zogen die Schutzbrillen an. Claudia und ich klatschten uns nochmal ab. Der Höhenmesser zeigte 15.500 Fuß an.

Der Foto- und Videospringer schob sich aus der geöffneten Luke und hing so, dass er den Ausstieg von Duncan und Claudia aufs Bild bringen konnte. Die beiden rückten an die Luke, ein letztes Bild, der Fotograf ließ los und war weg, gleich darauf waren auch Duncan und Claudia aus der Luke verschwunden.

Danny und ich waren die nächsten, auch unser Videomann hing in der Luke, das Exit-Foto, den Kopf nach hinten, die Hände an das Gurtzeug und dann:

WOOOOOOOOOOOOWWWWW!!

 

Im letzten Moment war er dann doch noch da, der Moment wo ich mir dachte: ‘Verdammt, was machst Du hier eigentlich?’ Scheiße, das war richtig hoch! Zum Glück hatte Danny am Boden noch gesagt, brüll ruhig wenn Du möchtest, ich kann Dich eh nicht hören. Und ich kann Euch sagen, ich habe gebrüllt.

War das geil! Mit über 200 km/h ging es dem Boden entgegen, Martin unser Videomann kam immer wieder vorbei, Daumen hoch, High Five! 60 Sekunden dauerte der freie Fall, dann gab Danny dem Kameramann das Signal, dass er jetzt öffnet und zog die Reißleine.

Und dann schwebten wir ungefähr fünf Minuten dem Boden entgegen. Machten ein paar Kringel und Kurven und Danny überließ mir tatsächlich für kurze Zeit den Schirm zum Steuern (er hatte die Hände aber über mir wahrscheinlich trotzdem noch dran).

Die Landung war perfekt auf den Punkt, ich umarmte Danny und dankte ihm für diesen tollen Sprung, dann fielen Claudia und ich uns in die Arme: wir haben es getan! Miteinander!

Nachdem wir die Fotos und Videos angesehen und bezahlt hatten ging es mit dem gelben Stretch-Hummer wieder zurück in die Stadt zur iSite, wo wir, vermutlich immer noch ziemlich adrenalinberauscht, in unseren Camper stiegen und zum Great Lake Holiday Park Taupo fuhren und unseren Stellplatz für die Nacht buchten.

Danach machten wir uns nochmal auf den Weg und sahen uns die Huka Falls an. Der Waikato ist Neuseelands längster Fluss und fließt normalerweise gemächlich und auf bis zu 100 Metern Breite vom Lake Taupō gen Norden. Kurz vor den Huka Falls muss das Wasser allerdings durch eine enge Schlucht aus hartem Vulkangestein – in etwa so, als würde das Wasser durch einen engen Feuerwehrschlauch gepresst.

Und zum Abschluss genehmigten wir uns ein Bad im heißen Wasser des Otumuheke Stream, der sich mit dem Waikato River vermischt. Dort war ziemlich Betrieb, denn die heißen Wasser sind ein beliebter Badeplatz für Einheimische und Touristen.

Tour 30: Tongariro Holiday Park – Turangi – Taupo, 77,34 km

Tag 29: Tongariro Alpine Crossing

Und wieder läutete der Wecker um 05:30 Uhr! Irgendwas machen wir im Urlaub falsch.

Aber so blieb uns genügend Zeit, um einen Müsliriegel und ein Glas Fruchtsaft als Frühstück zu nehmen und uns fertig zu machen, denn um 06:30 fuhr der Busshuttle, der uns zum Mangatepopo Carpark brachte, dem Startpunkt des Tongariro Alpine Crossing. Und diesmal war uns der Wettergott hold, anders als bei unserem ersten Versuch im Jahr 2014.

Nach 30 Minuten Fahrt über eine unbefestigte Straße erreichten wir den Carpark, wo auch schon einiges los war. Dass wir nicht alleine sein werden, war uns schon klar gewesen, aber wir waren dann doch ein wenig überrascht über die Anzahl derer, die diese Tageswanderung in Angriff nehmen wollten.

Wieder mal gab es die unterschiedlichsten Auffassungen darüber, was die richtige Ausrüstung für so ein Unterfangen ist. Von Sneakers über Turn- zu Bergschuhen, von Jeans über Hot Pants zu Trekkinghosen, alles war vertreten. Mit und ohne Rucksack, mal mit Leinen-, mal mit Turnbeutel. Von der Halbliterflasche Wasser bis zu dreieinhalb Litern war alles dabei. Die morgendliche Temperatur von ca. 10°C wurde durch den Wind noch etwas frischer, hielt aber viele nicht davon ab, in kurzen Hosen und T-Shirt zu starten.

Ich sollte zum besseren Verständnis vielleicht erwähnen, dass es entlang des Tracks außer Toiletten in regelmäßigen Abständen nichts gibt um etwaige menschliche Bedürfnisse zu erfüllen: keine Wasserstation und schon gar keine Einkehrmöglichkeit. Und dass die Strecke 19,4 Kilometer beträgt, in alpinem Gelände.

Vom Start bis Soda Springs (1 Stunde leichter Weg)

Das erste Teilstück führte entlang des Mangatepopo Stream auf der Rückseite des Mt Ngaruahoe, der Filmfans als Schicksalsberg oder Mount Doom aus Herr der Ringe bekannt ist.

Von Soda Springs zum Südkrater (1 Stunde harter Anstieg)

Die erste Herausforderung wartete nach der ersten Toilettenpause. Darauf wurde ich übrigens auch in der Toilette hingewiesen (siehe Bild). Langsam einen Fuß vor den anderen setzen war die Devise. Dabei das Atmen nicht vergessen und auch noch die tolle Aussicht genießen, denn die Morgensonne erhob sich langsam über die Gipfel. Dieses Stück wird auch als Devil’s Staircase, also Teufelstreppe bezeichnet. Oben angekommen hatten wir den Eingang des South Crater erreicht.

Südkrater zur Basis des Grats zum Roten Krater (15 Minuten einfacher Spaziergang)

Hier angekommen hatten wir den Point of no return erreicht. Spätestens hier muss die Entscheidung gefallen sein, ob man die komplette Tour weitergeht, oder umkehrt. Wir gingen weiter und durchquerten die fast mondähnliche Landschaft des Südkrater im Angesicht des Mt Ngaruahoe.

Grat des Roten Kraters (30 Minuten schwieriger Anstieg)

Das Teilstück vom Südkrater über den Grat zum Roten Krater ist das steilste Stück des Tracks. Hier war Aufmerksamkeit gefordert, denn zu beiden Seiten des Grats ging es steil bergab. Da der Wind auch ziemlich heftig wehte, war es manchmal etwas schwierig, den richtigen Halt oder festen Stand zu finden. Aber alles in allem war es weniger anstrengend, als das Geröllfeld am Mt Taranaki. Aber der Ausblick entschädigte für die Mühen. Auf der einen Seite der weitläufige Südkrater, auf der anderen Seite die Auswirkungen der vulkanischen Tätigkeit.

Gipfel des Roten Kraters bis zu den Emerald Lakes (15 Minuten leichter Abstieg)

Hier hatten wir den höchsten Punkt unserer Route erreicht. Da der Vulkan aktiv ist, gab es hier den ein oder anderen “heißen Stuhl”, sprich heißen Stein zum Sitzen und Brotzeitmachen. Wir sind nach einer kurzen Fotopause jedoch weitergegangen um die Emerald Lakes in ihrer ganzen Schönheit ausgiebig zu bewundern. Fast sehen die Seen aus, wie mit künstlichen Farben eingefärbt. Dem Namen nach natürlich vorherrschend Smaragdgrün, aber auch Azurblau. Und im Hintergrund konnte man von hier auch schon den Blue Lake sehen.

Der Abstieg wird zwar als leicht bezeichnet, ist aber aufgrund des losen Gerölls nicht ohne. Wir waren ziemlich froh um unsere Trekkingstöcke, wegen derer wir anfangs von einigen wohl milde belächelt wurden. Spätestens hier rächte sich die verkehrte Schuhwahl.

Von den Emerald Lakes zum Blue Lake (20 Minuten einfacher Spaziergang)

Das Teilstück von den Emerald Lakes zum Blue Lake ist unspektakulär, was die Herausforderung angeht, aber dennoch sehenswert wegen der Landschaft. Es geht flach durch einen Kessel mit einem kleinen Anstieg am Ende. Der Blue Lake ist der größte, der Seen im Vulkan und hat seinen Namen natürlich von der Farbe.

Vom Blue Lake zum Ketetahi Shelter (1 Stunde einfacher Abstieg)

Von hier ging es durch das Rotopaunga Tal in Richtung Nordflanke mit dem Unterstand Ketetahi Shelter. In vielen, vielen Serpentinen zog sich der Weg schier endlos, bis wir endlich angekommen waren. Wie Ameisen sah man die Menschen auf dem Track dem Unterstand zustreben, während auf der gegenüberliegenden Bergflanke Rauchsäulen aufstiegen, Zeugnis der nach wie vor aktiven geothermischen Tätigkeit unter der Erde.

Vom Ketetahi Shelter zum Ketetahi Carpark (2 Stunden langer Abstieg)

Wir hatten nur kurz Pause gemacht, um die Kamera wieder in den Rucksack zu packen und die Trekkingstöcke wieder in die Hand zu nehmen. Der folgende zweistündige Abstieg zog sich dahin wie Kaugummi. Zunächst ging es an der Bergflanke entlang, über unzählige Treppen nach unten, bis das Gebüsch am Wegesrand immer höher wurde und am Ende schließlich in Regenwald überging.

Doch selbst da dauerte es nochmal eine gute Stunde, bis wir aus dem dunklen Grün wieder herauskamen und uns ziemlich kaputt aber glücklich abgeklatscht haben.

I did the crossing! steht auf den Armbändern, die wir am Morgen als Fahrkarte für den Shuttle zurück zum Camp erhalten hatten. Und ja, wir haben es geschafft. Es war im  Großen und Ganzen wie erwartet, allerdings waren die letzten beiden Teilstücke für mich schon ziemlich nervig: es ging eigentlich ständig bergab, nur manchmal von kurzen Anstiegen unterbrochen.

Zurück im Camp wartete das Bier im Kühlschrank und wir haben erst mal drauf angestoßen! Anschließend kümmerte sich Claudia um die Wäsche, wir gingen duschen und dann kamen die Burger auf den Gasgrill des Camps.

Tour 29: Tongariro Alpine Crossing, 19,4 km

Tag 28: Er hat uns bezwungen

Etappe: Stratford – Tongariro Holiday Park

05:30 Uhr ist irgendwie schon eine sehr unchristliche Zeit, vor allem im Urlaub! Um leichter wach zu werden hatten wir am Vorabend die hinteren Vorhänge des Campers nicht zugezogen. War eh egal, da hinter unserem Bus nur eine Hecke war. Aber gebracht hatte es irgendwie nicht viel, das Aufstehen war deshalb nicht leichter und wir wurden trotzdem vom Wecker geweckt, nicht von der Morgensonne.

Das Frühstück war ziemlich spartanisch: eine Dose Cola Zero für jeden und ein Marmeladenbrot. Das musste reichen. Wir hatten ausreichend Essen und Getränke für die Tour dabei und auch genügend Pausen eingeplant.

Wir machten uns auf den Weg zum North Egmont Visitor Centre, dem Ausgangspunkt unserer Tour auf den Mt Taranaki. Als wir dort ankamen, bot sich uns ein Bild, das wir schon mal gesehen haben: ein junger Mensch in DOC-Klamotten begrüßte uns und wir hielten ein bisschen Smalltalk. Dabei stellten wir fest, dass nicht nur die Welt ein Dorf ist, sondern auch Neuseeland.

Jake, so hieß der junge Mann, der für das Department Of Conservation hier die Besucherumfragen machte, fragte uns natürlich, was wir denn bisher so alles gemacht haben. Als wir den Key Summit Track erwähnten, meinte er: ‘Ach, dann habt ihr bestimmt meine Kollegin Chelsea gesehen, die dort arbeitet.’ Wir erzählten ihm dann, dass wir sie nicht nur gesehen, sondern uns auch ganz gut mit ihr unterhalten hatten.

Auf die Frage, wie er den Tag für die Tour einschätzte, meinte er: ‘Seems pretty good today, you possibly can make it to the top in four and a half hours. You both look pretty good equipped.’ Wir begannen also unseren Aufstieg um 07:20. Die erste Teilstrecke führt auf einem Bretterweg durch dichten Regenwald, bis man an eine Art Hütte kommt. Dorthin führt auch noch eine geteerte Fahrstraße, die allerdings mit einer Schranke versperrt ist. Vermutlich nur für geführte Gruppen oder sowas.

Von dort aus ging es dann auf einer unbefestigten Fahrstraße von Beginn an kräftig bergauf. Zu Anfang noch im Regenwald, der sich nach ca. einer halben Stunde lichtete. Die Straße wechselte von grobem, faustgroßem Schotter zu zwei betonierten Fahrstreifen und auch die Steigung nahm deutlich zu. Der betonierte Weg hatte immer zwischen 25% und 30% Steigung, und so ging es die nächste halbe Stunde weiter. Das war nicht ohne!

Als der Fahrweg aufhörte hatten wir die Mobilfunkstation am Mt Taranaki erreicht und bis zum Ziel des ersten Abschnittes, der Tahurangi Lodge waren’s nur noch ein paar Höhenmeter, die zum Teil auf Holztreppen, die als Weg dienten zurückgelegt wurden. Dieser erste Abschnitt sollte der leichteste Teil der Tour sein.

An der Lodge haben wir die erste Rastpause eingelegt, seit dem Start war eine Stunde und zehn Minuten vergangen. Wir waren ziemlich flott unterwegs, die Richtzeit war mit 1,5 bis 2 Stunden angegeben.

Ab hier ging es dann auf Holztreppen und zwischen großen Gesteinsbrocken fast in direkter Linie nach oben. Auf der ganzen Tour gibt es, außer für den Fahrweg so gut wie keine Serpentinen, der Weg folgt in der Regel der Falllinie! Und wir wären froh um die 30% Steigung vom Anfang gewesen!

Immer wieder standen am Wegesrand Hinweistafeln, die zum Überprüfen des Wetters und der eigenen Verfassung aufriefen:

  • Ist das Wetter in Ordnung? Ja / Nein
  • Fühlst Du Dich fit genug weiterzugehen? Ja / Nein
  • Wenn Du eine dieser Fragen mit “Nein” beantwortet hast, dreh um!

Nachdem wir das zweite Teilstück durch das Gestein hinter uns gebracht hatten, begann mit dem Treppensteig der dritte Teil. Über unzählige Holzstufen führen viele Treppen immer weiter in Richtung des Gipfels. Mittlerweile waren gut zwei Stunden vergangen. Am Ende dieses Abschnitts folgte auch wieder das Hinweisschild mit den beiden Fragen.

Jetzt könnte man meinen, dass sich die Wanderer und Bergsteiger für so eine Tour ja entsprechend vorbereiten, aber dem ist leider nicht so. Nach Aussagen des DOC ist der Mt Taranaki Summit Track eine der am meisten unterschätzten Touren und es kommt immer wieder zu gefährlichen Situationen wegen falscher Ausrüstung, zu wenig Proviant oder fehlender Erfahrung.

Und nach den Treppen ging das Geröllfeld (Scree) los. In gerader Linie nach oben, über Lava-Geröll, das so lose ist, dass die Füße nur sehr schwer einen festen Tritt finden und man meist für einen Schritt nach vorne zwei zurück machte. Das zehrte an der Kondition und war extrem nervig.

Und so war es dann auch nach zwei Dritteln des Geröllfeldes klar, dass wir nicht mehr weitergehen. Vor allem mental machte das Geröll zu schaffen. Die Anstrengung war mittlerweile so groß, dass ein Aufstieg bis auf den Gipfel bedeutet hätte, dass oben alle Kraftreserven verbraucht gewesen wären. Und dabei ist der Gipfel ja nur die halbe Strecke, was viele immer vergessen, denn der Weg nach unten ist ja nicht minder anstrengend, denn die gleichen Herausforderungen warten ja nochmal.

Wir drehten also um und machten uns an den Abstieg. Wer die einzelnen Streckenabschnitte nachvollziehen möchte, kann sich gerne den folgenden Film ansehen:

Im Nachhinein betrachtet, war es wohl die richtige Entscheidung, auch wenn uns noch einige entgegenkamen, die bei weitem schlechter ausgerüstet waren, als wir und auch von der Verfassung her nicht den besten Eindruck machten. Aber das Wetter änderte sich jetzt im Minutentakt, mal knallte die Sonne runter und gleich darauf zogen Wolken durch, die auch Regen mitbrachten. Dazu kam immer wieder heftiger Wind.

Wir wurden, als wir uns mit zwei aufsteigenden Bergsteigern unterhielten, von zweien überholt, die vom Gipfel kamen. Sie meinten, wir hätten nicht unbedingt was versäumt, die Sicht war nicht so toll, auch wenn von unten der Gipfel klar zu sehen war.

Als wir wieder an der Lodge ankamen, wurde erst mal der Rest der Brotzeit vertilgt. Zeit hatten wir genug, denn es regnete eh gerade. Nachdem wir dann noch den Fahrweg hinter uns gebracht hatten – der bergab deutlich unangenehmer zu gehen war, als bergauf, haben wir uns im Visitor Center erst mal eine Tasse Tee gegönnt.

Wir baten Jake, dass er Chelsea unbedingt schöne Grüße ausrichten soll und haben ihm die Adresse des Blogs gegeben und auch den Link zu dem Beitrag, wo ihr Foto eingestellt ist. Zum Schluss haben wir auch noch mit Jake ein Foto geschossen.

Da wir früher, als erwartet wieder am Camper waren, entschieden wir uns, anschließend gleich bis zum Tongariro Holiday Park durchzufahren und nicht, wir ursprünglich vorgesehen, irgendwo im Verlauf des Forgotten World Highway (der State Highway 43 heißt tatsächlich so) zu übernachten.

So kamen wir nach 2014 auch wieder in der Republik Whangamomona durch, die am 19. Januar ihre Präsidentschaftswahlen abhält. Wir dürften als Bürger der Republik zwar wählen, sind aber an dem Tag schon nicht mehr hier. Und außerdem hatten wir unsere Pässe nicht dabei. Egal, sie werden auch ohne unsere Stimmen einen würdigen Präsidenten finden.

Die Fahrt auf dem Forgotten World Highway ist immer ein Erlebnis und ein Tipp für jeden, der in der Gegend ist.

In Taumarunui hatten wir dann endlich wieder Handyempfang und riefen gleich im Camp an, um zu fragen, ob überhaupt noch Platz ist. ‘Wenn ihr genug Geld habt, hab ich genug Platz’, meinte Greg, der Besitzer scherzhaft, und gab uns noch den Tipp in Taumarunui einzukaufen, da sonst bis zum Camp keine Möglichkeit mehr ist.

Wir kamen noch rechtzeitig zum Check-In, bevor die Rezeption geschlossen wurde und buchten auch gleich die Tour für den nächsten Tag: das Tongariro Alpine Crossing. Die Wettervorhersage ist gut und wir sind zuversichtlich, dass wir die Tour diesmal gehen können. Anders als 2014.

Tour 28: Stratford – North Egmont Visitor Centre – Stratford – Whangamomona – Taumarunui – National Park – Tongariro Holiday Park, 304,38 km

Tag 27: Auf zum Vulkan

Etappe: Wellington – Stratford

Am vorhergegangenen Abend wurde uns wieder mal deutlich bewusst, warum Wellington den Beinamen “Windy City” hat. Mein lieber Mann, der Blasius hat ganz schön gearbeitet. Dan erzählte uns gestern auch noch, dass bei ihnen am Berg auch Windgeschwindigkeiten von 140 km/h keine Seltenheit sind. Als die Trampolins in den Vorgärten modern wurden ist öfter mal eines in den Stromleitungen hängen geblieben, weil es nicht am Boden verankert war.

Dennoch hat der Wind irgendwann mitten in der Nacht aufgehört und es war total ruhig. Nicht mal den Verkehr des nahen State Highway 1 hatten wir gehört, bis wir um viertel vor acht aufwachten.

Wir absolvierten das übliche Morgenprogramm und machten uns auf den Weg zu unserer ersten Station des Tages: in Otaki, ca. 65 km nördlich von Wellington, gibt es einen Icebreaker Outlet Shop. Da war erst mal shoppen angesagt. Und dass es Sonntag war, hat hier nichts zu bedeuten, der Laden machte trotzdem um 10:00 auf.

Ich breite den Mantel des Schweigens über die nächsten zwei Stunden, die wir in dem Laden verbracht haben. Nur so viel: Beryl, die Verkäuferin, meinte anfangs, was wir denn gerne hätten und wir meinten: ‘Am besten alles!’. Und gerade eben beim Schreiben habe ich ein Deja vu, ich meine, die Situation hatten wir in Auckland auch schon mal.

Sei’s wie’s ist, unsere Koffer waren beim Hinflug ja eh noch nicht am Gewichtslimit, beim Rückflug könnte es aber durchaus knapp werden. Vielleicht muss das ein oder andere (alte) Teil dann doch in NZ bleiben. Aber keine Angst, mit altes Teil meine ich weder Claudia noch mich.

Als wir uns schweren Herzens aber dafür mit umso leichterer Kreditkarte losgeeist hatten, ging es weiter auf dem State Highway 1 in Richtung Norden, bis wir in Sanson auf den Highway 3 in Richtung Osten abbogen. In Whanganui (manchmal auch Wanganui geschrieben, keine Ahnung, was da richtiger ist), haben wir unseren Mittagssnack gegessen. Ich hab mir in der Freßmeile ein Subway Sandwich gegönnt, Claudia hatte asiatische Eiernudeln mit Rindfleisch.

Freßmeile deshalb, weil an der Straße gefühlt für 500m an beiden Seiten ein Restaurant oder Schnellimbiss nach dem anderen stand. Von asiatisch über türkisch zu irisch war da alles vertreten und die Auswahl war riesengroß. Vor dem Sandwich-Laden war eine Konstruktion aus Holz mit mehreren Tischen und Bänken, die ‘Our Little Park’ genannt wurde, dort haben wir es uns bequem gemacht.

Ganz witzig war auch eine Communications machine, die dort installiert war. Mit einem grünen Knopf schaltete man das Ding ein und es begann ein Tonband zu laufen, das verschiedene Anweisungen gab. Dann konnte man einzelne Fragen, die auf einer Art Glücksrad angebracht waren, beantworten. Kommunikation einfach gemacht.

Nachdem wir gestärkt waren ging es weiter Richtung Osten, mit einem Fotostopp in Patea. Dort steht eine Skulptur in Form eines Waka, eines Maori-Kanu, das von zwei Familien 1923 im Angedenken an ihre Vorfahren errichtet wurde. Und dann bekamen wir ihn zum ersten Mal zu Gesicht: den Mount Taranaki oder Mount Egmont, wie er von James Cook genannt wurde, bevor er wieder seinen ursprünglichen Namen erhielt.

Der Mt Taranaki ist ein fast perfekter Vulkankegel, 2.518 m hoch, und liegt im Egmont National Park, der weiterhin den Namen des 2. Earl of Egmont – der übrigens nie etwas mit Neuseeland zu tun hatte – trägt. Der letzte Ausbruch datiert auf das Jahr 1854.

In Stratford, der Shakespeare-Stadt am Fuße des Mt Taranaki haben wir im Holiday Park unseren Stellplatz für die Nacht gefunden und bereiten uns auf unsere morgige Tour vor, den Mount Taranaki Summit Track. Da die Tour mit insgesamt acht bis zehn Stunden angegeben ist, werden wir zeitig in die Federn schlüpfen, denn der Wecker läutet morgen recht früh.

Tour 27: Wellington – Otaki – Saison – Whanganui – Havel – Stratford, 305,03 km

Tag 26: Besuch bei Bekannten

Etappe: Wellington

Der Flugbetrieb am Wellingtoner Flughafen ist zwischen Mitternacht und 06:00 eingestellt, das hieß in der Zeit herrschte Ruhe am Evans Bay Marina Carpark. Und ganz ehrlich: wir haben schon an ruhigeren Orten schlechter geschlafen, als hier.

Das Tagesprogramm sah vor, dass wir zunächst in die City zum Frühstücken wollten, danach mussten wir noch ein paar Mitbringsel für die Bucketts besorgen, bei denen wir am Nachmittag zum BBQ eingeladen waren. Anschließend stand ein Besuch des Shops von Weta Cave in Miramar, wo viele der Requisiten der Herr der Ringe- und Hobbit-Filme hergestellt wurden, auf dem Programm. Und danach, weil es auf dem Weg lag, wollten wir zum Flughafen und uns die Skulpturen von Gandalf mit den Adlern und Smaug ansehen, die im Abflugbereich installiert sind. Aber eins nach dem anderen.

Im New World holten wir uns einen Cappuccino und ein paar Sandwiches und nahmen unser Frühstück auf den Holzterrassen hinter dem Te Papa Museum ein, mit Blick auf die Wellington Waterfront.

Ein Geschäft zu finden, wo wir für die beiden Jungs etwas Altersgerechtes zum Spielen fanden, erwies sich als schwieriger, als gedacht. Wir waren fast zwei Stunden unterwegs. Gut, ein bisschen Klamotten stöbern war auch mit dabei.

Nachdem die Pflicht erledigt war, machten wir uns auf, auf die Halbinsel Miramar zur Weta Cave zu fahren. Dort waren wir auch schon 2014 im Rahmen unserer Lord of the Rings Tour. Ich war gespannt, was sich in der Zwischenzeit alles verändert hat. Es stellte sich heraus, dass die Trolle vor dem Eingang immer noch da waren, wenn auch etwas anders aufgestellt. Ebenso war das Innere des Shops ein bisschen umgestaltet, aber im Großen und Ganzen war alles noch fast genauso wie damals. Gekauft haben wir nichts, das war auch nicht der Plan, sondern lediglich ein paar Erinnerungsfotos geschossen.

Bevor wir zum Flughafen weitergefahren sind, habe ich sicherheitshalber einen der Angestellten der Weta Cave gefragt, ob denn die Skulpturen immer noch dort seien. Als er dies bestätigte machten wir uns auf den kurzen Weg von fünf Minuten.

Die von Weta Workshop geschaffenen Abbilder der Adler mit Gandalf und des Drachen Smaug sind beliebte Fotomotive im Flughafengebäude uns so mussten wir ein bisschen warten, bis wir unsere Fotos so schießen konnten, wir wir es wollten, also ohne irgendwelche asiatischen Unbekannten mit drauf.

Nachdem alles erledigt war, fuhren wir dann zu unserer nächsten Übernachtungsstätte, dem Capital Gateway Motor Inn. Dieses Camp liegt an der Ausfallstraße von Wellington in Richtung Norden, unserem nächsten Ziel näher als Evans Bay. Außerdem war Ngaio,  das auch ein bisschen außerhalb von Wellington liegt und und wo Nikki, Dan, Sean und Tobi wohnen, von dort aus besser zu erreichen.

Dazu nahmen wir den Vorortzug, der uns in 45 Minuten inklusive Fußweg vom Camp zu unserem Ziel brachte.

Wir hatten ein traditionelles Kiwi Backyard BBQ, mit allem, was so dazugehört. Mit BYO, also Bring Your Own, was soviel bedeutet, wenn Du etwas bestimmtes magst, bring es Dir einfach mit, mit Spareribs, Chicken Kebap, Maiskolben, Lachs, Rinderfilet, Salat, Käse mit Crackern, Rote Bete, natürlich Bier und als Nachspeise natürlich Pavlova, das traditionelle neuseeländische Dessert.

Die Pavlova ist eine mit Sahne und Früchten gefüllte Torte aus einer Baisermasse, die sowohl in Neuseeland, als auch in Australien als Nationalgericht angesehen wird. Beide Länder beanspruchen die Erfindung der Süßspeise für sich. Fest steht, dass die Torte nach der russischen Ballerina Anna Pavlova benannt wurde, die Ende der 1920er Jahre in beiden Ländern Gastauftritte hatte.

Neben tollem Essen hatten wir viele interessante Gespräche, viel zu lachen und erfuhren viel über Neuseeland und die neuseeländische Lebensart. Wenn die vier ihre nächste Europa-Tour starten erwarten wir sie in München. Gegen viertel vor elf waren wir dann ziemlich satt und vollgegessen an unserem Camper und ein ereignisreicher Tag neigte sich dem Ende zu.

Tour 26: Wellington – Wellington, 24,04 km

Tag 25: An expected journey

Etappe: Picton – Wellington

Unsere Eincheckzeit war mit 09:45 angegeben, da wir aber früh genug ohne Wecker wach wurden, waren wir bereits früher an der Warteschlage zur Fähre. Wobei Schlange etwas übertrieben ist, wir waren die Nummer 22 der eingecheckten Fahrzeuge. Zuvor hatten wir jedoch nochmal die Annehmlichkeiten der Küche des Parklands Marina Holiday Park genutzt und genossen in Ruhe unser Frühstück mit Cappuccino, Toast und Joghurt.

Wir hatten ja im Wai-natur Camp mit Karen und Patrick besprochen, dass wir uns vielleicht an der Fähre treffen und hielten in der Reihe der wartenden Fahrzeuge Ausschau nach ihrer dunkelblauen Toyota Limousine. Und prompt sahen wir die beiden zwei Reihen neben unserer Wartereihe stehen. Winken, rufen und den Treffpunkt an der Bar der Fähre nach dem Boarding auszumachen war schnell erledigt. Die weitere Wartezeit vertrieben wir uns mit Lesen, da waren unsere Kindle wieder mal sehr nützlich.

Um 10:45 sollte die Fähre ablegen und um 10:37 standen wir noch immer vor der Hochrampe über die wir in den Bauch des Schiffes fahren sollten. Ich hatte genügend Zeit staunend zu beobachten, wie Eisenbahnwaggons in dem riesigen schwarzen Loch am Heck der Fähre verschwanden. Dass wir auf unserer Fahrt gemeinsam mit Motorrädern, PKWs, LKWs und Sattelschleppern an Bord sein würden, war mir bewusst, mit ganzen Zügen hatte ich jedoch nicht gerechnet.

Als wir dann endlich losfahren durften, wurden wir von den Lademeistern entsprechend eingewiesen und kaum, dass wir unseren Camper geparkt hatten und wir vom Ladedeck 3 auf das Passagierdeck 4 gegangen waren, sahen wir auch schon, wie sich das Land auf der Seite der Fähre nach hinten schob: wir hatten abgelegt. Zwischen dem Aussteigen aus dem Camper und dem Ablegen vergingen keine drei Minuten, es war mittlerweile 11:02 Uhr.

Das Wetter war herrlich, fast windstill, die See im Picton Sound war glatt und ruhig. Nachdem wir bei der letzten Überfahrt ziemlich durchgeschüttelt wurden, waren wir gespannt, wie es diesmal sein würde. Vorweggenommen: es war wie ein ganz, ganz leichtes Schaukeln in einer Hängematte. Also fast gar nicht.

Wir trafen Karen und Patrick wie besprochen an der Bar und beschlossen, uns ein Bier zu holen und uns auf das Außendeck in Ebene 5 am Bug der Fähre zu setzen. Und dort blieben wir, bis wir in Wellington ankamen. Zwischendurch ein paar Fotos – ich fragte ganz frech einen Mann mit toller Canon-Ausrüstung, der den Eindruck machte, er weiß, was er tut, ob er von uns vieren ein paar Bilder machen könnte. Hat er gerne gemacht.

Die dreieinhalb Stunden Überfahrt vergingen wie im Flug, abwechselnd erzählten wir gegenseitig unsere Urlaubserlebnisse und -pläne und vereinbarten, dass, wenn wir in Tauranga sind, wir uns bei ihnen melden und wir uns nochmal treffen. Sie wollten auch mal nach Deutschland kommen und wir haben sie natürlich eingeladen, uns in München zu besuchen. Mal sehen, ob es klappt.

In Wellington angekommen fuhren wir direkt auf den Freedom Campervan Park an der Evans Bay Marina. Wie die meisten anderen Camps auch, hatten wir diesen Platz ebenfalls in der CamperMate App gefunden. In Wellington sieht es generell mit Parkmöglichkeiten für Campervans über Nacht leider nicht sehr gut aus.

Den Wellington Waterfront Motorhome Park, den wir bei unserem letzten Besuch im Jahr 2014 genutzt hatten, gibt es leider nicht mehr, dort steht jetzt ein tolles neues, glänzendes Bürogebäude. Schade, denn die Lage direkt an der Waterfront und die sanitären Einrichtungen waren wirklich gut.

Egal, für eine Nacht war das kostenlose Campen an der Marina auch in Ordnung, zumal dort auch Toiletten waren. Wo findet man das schon bei uns, dass auf einem Parkplatz eigens Toiletten für die Camper bereitgestellt sind, und das ganze auch noch sauber ist und nichts kostet. Dafür fährt aber am Abend auch der Security Dienst durch und kontrolliert, ob die Camper auch nur auf der freigegebenen Stellfläche stehen. Denn es ist nur ca. ein Viertel der gesamten Parkplatzfläche auch tatsächlich von der Stadtverwaltung für das Freedom Camping freigegeben.

Uns war es einerlei, wir hatten unseren Platz und machten uns zu Fuß auf den Weg auf den Mount Victoria, der direkt hinter dem Parkplatz anstieg. Von dort oben hatten wir einen tollen Ausblick auf die verschiedenen Stadtteile und außerdem kannten wir das Gelände bereits: dort hatten wir vor vier Jahren unsere Lord of the Rings-Movie Location Tour mit den Drehorten der Szenen, als sich die Hobbits vor dem schwarzen Reiter unterhalb des großen Baumes versteckten. Oder als Frodo und Sam an einem Baum Rast machten kurz bevor sie Merry und Pippin trafen.

Nachdem wir auf der anderen Seite des Mount Victoria hinuntergestiegen sind, trennte uns nur noch ein kleiner Fußmarsch von der City. Dabei kamen wir auch am Embassy Theatre vorbei, einer Wellingtoner Institution. Das Kino ist quasi die Heimat von Der Herr der Ringe. Hier fanden 2001 und 2002 die Ozeanien-Premieren der ersten beiden Teile und 2003 sogar die Weltpremiere des dritten Teils, Die Rückkehr des Königs, statt.

Bei einer hilfsbereiten Wellingtonerin erkundigten wir uns noch nach den öffentlichen Verkehrsmitteln, bevor wir uns in Mac’s Brewbar in der Shed 22 niederließen und uns mit hausgebrauten Bieren und gutem Essen stärkten. Wir genossen den fast windstillen frühen Abend und sahen den Wasserspringern am Wharf Jump zu, die mutig in das nicht gerade saubere Wasser des Hafenbeckens sprangen. Immerhin gibt es dort eine Dusche und eine Umkleidemöglichkeit.

Das hat dann wohl auch dazu geführt, dass auf einmal einer der Gäste der Brewbar kurzerhand aufsprang, sich das T-Shirt vom Leib riss, auf den Sprungturm stieg und hinunter sprang. Anschließend streifte er sich das T-Shirt wieder über und setzte sich, als ob nichts geschehen wäre, wieder an den Tisch zu seinen Freunden. Crazy Kiwis eben.

Tour 25: Picton – Wellington, 110,55 km

Tag 24: Der Eine Ring

Etappe: Sunrise Valley – Picton

Der Morgenhimmel im Nelson Sun Club war zwar eher bedeckt, aber es war warm, so dass wir es zum Frühstück gut ohne Klamotten aushalten konnten. Nachdem wir fertig waren packten wir unsere Siebensachen und machten uns auf den Weg nach Havelock.

Allerdings machten wir in Nelson einen Zwischenstopp, der es in sich hatte. Als Herr der Ringe Fan wusste ich natürlich, dass in Nelson der einzig wahre, weil originale Hersteller des einen Rings beheimatet ist: der Goldschmied Jens Hansen fertigte exklusiv alle Ringmodelle für die Herr der Ringe Filme, sowie für die Hobbit Filme. Da musste ich einfach vorbeischauen.

Ich habe lange hin  und her überlegt, bin aber dann doch schwach geworden und so begleitet mich der eine Ring auf meinem weiteren Weg, natürlich stilecht mit der dazugehörigen Kette, die Frodo um den Hals trug. Ja, man kann das Zeug auch im Internet kaufen, aber direkt beim Originalhersteller, das ist halt was anderes. Und als kleiner Kompromiss wurde es “nur” die Variante in Sterlingsilber, denn für die Echtgold-Version hätten wir unseren Urlaub verkürzen müssen und das wollte ich Claudia dann doch nicht antun.

Aber, das ist der Bonus, wenn man direkt dort einkauft, es gab ein kleines Zuckerl obendrauf: wir durften den größten Ring, der für die Filme gefertigt und natürlich auch verwendet wurde, in den Händen halten. Dazu wurden uns die Szenen gezeigt, in denen genau dieser Ring zum Einsatz kam. Das war schon sehr besonders und sowas bekommt man im Internet halt nicht.

Nachdem der Geldbeutel wieder etwas schmaler war, sind wir weitergefahren, um in Havelock die berühmten Greenshells (Green Lip Mussels) zu essen. Zuvor kamen wir noch an der Pelorus Bridge vorbei, an der auch Szenen aus den Hobbit-Filme gedreht wurden. Wir waren ja 2014 schon mal da und waren fast alleine dort. Diesmal war vor lauter Autos kein Parkplatz zu bekommen! Also lautete die Devise: weiterfahren.

In unseren Reiseführern gab es zu den Muscheln zwei Empfehlungen: das Slip Inn oder The Mussel Pot. Das erste liegt mit schöner Aussicht auf die Marina direkt am Hafen, hatte aber keine Muscheln. Also sind wir zum Muscheltopf gegangen und haben auch nach kurzer Wartezeit ohne Reservierung einen Tisch für zwei im Garten bekommen.

Die Muscheln waren lecker, wir hatten zwei verschiedene Varianten: in Tomaten-Chili-Kräuter-Sauce und in Weißwein-Sahne-Knoblauch-Sauce. Dazu gab es Knoblauchbrot. Aber außer den Muscheln hatte Havelock wenig sehenswertes.

Auf unserer weiteren Fahrt kamen wir noch an einem weihnachtlich  geschmückten Baum und Briefkästen an einer Grundstückszufahrt vorbei. Das war uns einen Fotostopp wert und da der Lookout gleich in der Nähe lag, haben wir zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.

Der Queen Charlotte Drive ist eine kleine, verwinkelte Straße, die sich an der Küste zwischen Havelock und Picton entlang schlängelt. Macht immens Spaß und manchmal wünschte ich mir ein Motorrad.

Kurz vor Picton hielten wir noch an einem Lookout, an dem wir 2014 ein tolles Bild vom Sound geschossen haben. Leider wurde der Platz mittlerweile weiter ausgebaut und die tolle Szenerie hat darunter gelitten. Ein Zaun blockiert nun den tollen Ausblick auf den Sound vor Picton.

Einen Stellplatz zu bekommen erwies sich dann etwas schwieriger, als gedacht: der Top 10 Holiday Park war restlos voll, so mussten wir 2 km weiterfahren und unser Glück im Parklands Marina Holiday Park versuchen. Als wir ankamen, standen schon drei Leute an der Rezeption und ich konnte hören, dass es schon problematisch war, einen Platz für ein kleines Zelt zu bekommen.

Aber zu unserem Glück hatte Claudia beim weihnachtlichen Baum zwei vierblättrige Kleeblätter gefunden und so bekamen wir den letzten Platz für Camper mit Stromversorgung, der noch frei war. Außerdem konnten wir uns noch Räder ausleihen und damit in den Ort fahren und essen gehen. Alles richtig gemacht!

Unser letzter Abend auf der Südinsel neigt sich dem Ende zu und wir freuen uns auf den nächsten Abschnitt unserer Reise.

Tour 24: Sunrise Valley – Richmond – Nelson – Havelock – Picton, 149,98 km