Tag 3: Endlich Sonne

Etappe: Timaru – Mount Cook

Heute Morgen haben wir nochmal die Annehmlichkeiten des Timaru TOP 10 Holiday Park genutzt und die vorhandene Schmutzwäsche durchgewaschen und gleich in den Trockner geworfen. Während wir gemütlich beim Frühstück saßen, liefen die Maschinen.

Das Wetter? Naja, zumindest regnete es nicht, was wir zufrieden zur Kenntnis genommen haben. Unsere geplante Route führte uns von der Ostküste tief in das Landesinnere, über den Lake Tekapo zum Mount Cook.

Begleitet von gelegentlichen Nieselschauern führte uns unser Weg auf dem Alpine Highway über den Burkes Pass. Dort fanden wir eine ziemlich außergewöhnliche Ansammlung von Oldtimern nebst einer alten Tankstelle mit Souvenirshop. Die Sammler betreiben außerdem ein Café in einem alten Wohnwagen, eine Zimmervermietung und eine Schreinerei, die massive Gartenmöbel aus Holz und die Innenausstattung von Schäferwagen herstellt.

Wir bestellten uns einen Cappuccino und eine heiße Schokolade und kamen mit der netten Dame ins Gespräch. Wie üblich wurden wir gefragt, wo wir herkommen und wo wir hin wollen. Als wir auf das Wetter zu sprechen kamen, meinte sie nur, dass über dem Pass die Sonne scheint, nur an der Ostküste regnet es zur Zeit. Wir drohten ihr an wiederzukommen, wenn das nicht stimmt. Sie lachte nur und meinte, ihr kommt bestimmt nicht wieder. Und wir kamen nicht wieder.

Auf dem Weg zu Lake Tekapo kamen wir an großen Feldern mit Lupinen vorbei, die hier einfach wild wachsen. Das mussten wir natürlich fotografieren. Wir waren nicht die einzigen, die diese Idee hatten und so tummelten sich eine Masse Menschen mitten in den zum Teil brusthohen Blumen. Ach ja, und natürlich schien jetzt, wie versprochen, die Sonne.

Unser Zwischenhalt am Lake Tekapo diente eigentlich nur dazu, nochmal die Kirche am Seeufer zu fotografieren, in der Hoffnung, dass diesmal nicht Busladungen von Asiaten herumschwirrten. Je näher wir der Kirche kamen, desto tiefer sank unsere Hoffnung. Aber wir haben Glück gehabt und eine Gruppe von Fotografen wartete ebenso wie wir auf den perfekten Moment. Einer davon vertrieb lautstark alle “störenden” Motive aus dem Bild und so gelang es mir tatsächlich, ein Foto von der Church of the Good Shepherd zu schießen ohne, dass Leute darauf waren.

Am Morgen hatten wir ja überlegt, ob wir wegen des schlechten Wetters überhaupt zum Mount Cook weiterfahren, oder ob wir nicht doch lieber in Tekapo übernachten und die Tekapo Springs besuchen sollen. Angesichts des tollen Wetters haben wir uns entschlossen unser Glück zu versuchen und weiterzufahren.

Am White Horse Hill Campground angekommen fanden wir noch einen guten Platz für unseren Camper und füllten gleich das Registrierungsformular aus. Der Campground wird vom DOC, dem Department of Conservation betrieben und ist kein Campingplatz im herkömmlichen Sinne. Das DOC ist sowas wie die Naturschutzbehörde Neuseelands und kümmert sich um die Errichtung und Pflege von Naturparks, Wanderwegen und dergleichen.

Vom DOC werden kostenfreie und kostenpflichtige Camps betrieben, bei den kostenpflichtigen muss man sich für gewöhnlich selbst registrieren. Es gibt eine Box, in der vorbereitete Tütchen mit einem kleinen Anmeldeformular liegen. Man nimmt eines der Tütchen, füllt das Formular aus, trennt einen Abschnitt ab, den man sichtbar am Zelt oder im Camper anbringt und legt das Geld für die Übernachtung in die Tüte. Diese wirft man dann in den Einwurfschacht einer Box – fertig. So einfach ist das. Das ganze ist kameraüberwacht und würde bei uns wohl trotzdem nie funktionieren.

Da es am Campground lediglich Toiletten und einen Aufenthaltsraum gibt, aber sonst keine weiteren Annehmlichkeiten wie Duschen oder Strom, wurde zum Essen diesmal der im Camper eingebaute Außengrill eingeweiht. Es gab Sirloin-Steaks – habe ich schon erwähnt, dass Fleisch in Neuseeland ziemlich günstig ist – und dazu Maiskolben und Salat. Nach dem Essen folgte ein kurzer Abendspaziergang zum Alpine Memorial mit den Gedenktafeln für die tödlich Verunglückten im Mount Cook-Gebiet und zum Aussichtspunkt über dem Mueller Lake.

Und da es am Campground vor Hasen nur so wimmelte hatte Claudia die Gelegenheit genutzt und hat sich vor dem Zubettgehen noch ein bisschen mit den kleinen Tierchen beschäftigt.

Wer nun auf die Bilder der Sterne wartet, die ich hier eigentlich schießen wollte, den muss ich enttäuschen: es war bedeckter Himmel, keine Chance auch nur einen einzigen Stern zu fotografieren. Aber es wird sich sicher noch die ein oder andere Gelegenheit dazu ergeben.

Tour 3: Timaru – Pleasant Point – Raincliff Road – Burkes Pass – Tekapo – Glentanner – Mount Cook Village, 223,16 km

Tag 14: Seitenwechsel

Etappe: Greymouth – Arthur’s Pass – Lake Tekapo

Wir haben heute die Seite gewechselt, und zwar sind wir von der Westküste auf die andere Seite der Berge gefahren.

Heute Nacht war es zum Glück nicht so kalt, wie die Nacht zuvor – Kunststück, wir hatten ja auch die Entlüftungsklappen im Dach geschlossen – und so haben wir verhältnismäßig lange geschlafen. Kann aber auch sein, dass es an den drei Gläsern Wein gestern Abend lag, dass uns die Morgensonne heute erst verspätet wachgeküsst hat.

Ihr kennt es ja schon: Morgentoilette, Frühstück und Abfahrt. Aber noch nicht so ganz, denn wir mussten wieder mal unsere Vorräte auffüllen, denn der Kaffee, die Marmelade und das Wasser waren aus und Claudia brauchte einen wasserfesten Stift um unsere zurückgelegte Route auf der Landkarte einzuzeichnen. Also einen Einkaufsstopp im Countdown Supermarkt eingelegt, denn da haben wir ja mit dem Camper Van eine Einkaufskarte bekommen, die uns auf viele Artikel 10% Ermäßigung bringt. Ist aber nix besonderes, denn diese Karten liegen überall herum wie Sand am Meer und so hat eh fast jeder den Rabatt.

Aber wenigstens bekommt man mit der Rechnung vom Countdown wiederum an der Z-Tankstelle den Liter Diesel um 4 Cent pro Liter billiger. Auch was wert, und wenn’s nur ein paar Dollar sind.

Es gibt jeden Tag etwas Neues zu lernen in Neuseeland. Heute zum Beispiel lernten wir, dass es sehr wohl funktioniert, wenn sich Eisenbahn und Straßenverkehr ein und dieselbe Brücke teilen. Wir überquerten die Berge über den Arthur’s Pass, der nach dem Pionier, Entdecker und Landvermesser Arthur Dudley Dobson benannt ist, der diesen Übergang am 12. März 1864 entdeckt hat. Wenn man bedenkt, was zu dieser Zeit in Europa schon los war kommt einem Neuseeland ziemlich jung vor – was es besiedlungstechnisch ja auch ist.

An einem Fotostopp kurz vor der Passhöhe war er dann tatsächlich da: der erste Kea. Keas sind Bergpapageien, die nur in Neuseeland und nur in dieser Region vorkommen. Charakteristisch für diese Vögel ist ihre Neugier und dass sie sich alles, was nicht niet- und nagelfest ist zu eigen machen wollen. Und sei es der Gummi vom Scheibenwischer oder der Autotür. Deshalb sollte man vier Regeln für Keas beachten:

  • Keas niemals füttern!
    Menschliche Nahrung schadet den Tieren und sie gewöhnen sich das Betteln an und verlernen, gerade im Winter, selbst nach Nahrung zu suchen.
  • Halte Ausschau nach Keas und passe Deine Geschwindigkeit an!
    Parkplätze, Straßenränder und Straßen sind Todesfallen für Keas.
  • Nimm Deinen Müll wieder mit und lass nichts liegen!
    All Dein Zeug macht Keas neugierig und kann sie in Schwierigkeiten bringen.
  • Schließe Türen und Fenster Deines Fahrzeugs!
    Dinge an Keas zu verlieren ist Deine Schuld, nicht ihre.

War die Auffahrt zum Arthur’s Pass schon landschaftlich schön, dann war das, was folgte atemberaubend. In alpiner Umgebung fuhren wir Kilometer um Kilometer nur um ein ums andere Mal vor Erstaunen und Begeisterung den Atem anzuhalten. Diese Landschaften, durch die wir gekommen sind zu beschreiben, dazu fehlen mir die Worte und die Steigerungsmöglichkeiten von toll, atemberaubend, sagenhaft, unglaublich, faszinierend, phänomenal und was weiß ich nicht noch alles. Und so denke ich mir an dieser Stelle, ich lasse einfach ein paar Bilder sprechen.

Und das Beste kam zum Schluss: nach einem Fotostopp an der Church of the good shepherd haben wir den Tag nach dem 40° heißen Wasser der Hot Pools der Tekapo Springs mit einem Essen bei Kerzenschein und einem Glas Rotwein auf dem Lake Tekapo Holiday Park ausklingen lassen. Entspannung pur.

Morgen geht es, mit einem Abstecher zum Mount Cook, weiter in Richtung Queenstown.

Tour 10: Greymouth – Lake Tekapo, 421 km