Tag 36: Sandsurfen und Surfmuscheln

Etappe: Tapotupotu Campsite – Kauri Coast Holiday Park

Die Nacht war irgendwie nicht so idyllisch, wie wir uns das am Vorabend vorgestellt hatten. Wir hatten die hinteren Vorhänge nicht zugezogen, um aus dem Bett den Sternenhimmel zu sehen. Der war auch tatsächlich da, mit einem sehr hellen Halbmond. Zu hell, um vernünftige Sternenfotos zu bekommen.

Der Wind pfiff ziemlich und durch unsere geöffnete Lüftungsklappe zog es dermaßen, dass aus dem lauschigen Meeresrauschen ein ständiges, unangenehmes Geräusch wurde. Ich war mehrere Male wach und habe dann zwischendurch sogar den Kindle zur Hand genommen, um wieder einschlafen zu können.

Dafür war der Morgen dann umso schöner: strahlender Sonnenschein und eine laue Brise erwarteten uns draußen. Hat schon was, wenn man aus dem Bett direkt auf das Meer blicken kann. Unser Frühstück haben wir dann natürlich ganz idyllisch mit Meerblick genossen, bevor wir uns wieder auf den Weg machten.

Ab jetzt ging es quasi dem Flughafen entgegen, wenn auch in mehreren Etappen. Den nördlichsten Punkt unserer Reise hatten wir erreicht; zu Fuß übrigens, wie den südlichsten auch.

Der State Highway 1 führte uns mit zwischenzeitlichen Regenschauern nun wieder in Richtung Süden. Da wir am Vortag schneller zum Cape Reinga kommen wollten, ließen wir die Sanddünen von Te Paki links liegen, das wollten wir heute nachholen.

Auf der Fahrt nach Süden bogen wir ab und fuhren die kurze ungeteerte Straße hinunter zum Parkplatz am Te Paki Stream. Auch hier schaut das DOC drauf, dass alles in geordneten Bahnen läuft und sich die Leute vernünftig benehmen und auch anständig parken, so dass viele Platz haben und nicht nur ein paar wenige.

Die großen Dünen von Te Paki sind ein riesengroßer Sandspielplatz! Beliebtester Sport ist hier Dünensurfen. Mit Sand-Surfboards erklettert man die Dünen, die übrigens richtig hoch sind – bis zu 150 m –  und rauscht dann auf dem Board nach unten. Ob sitzend, stehend oder liegend bleibt dabei jedem selbst überlassen.

Direkt am Parkplatz steht ein Wagen, an dem wir uns ein Sandboard ausgeliehen hatten. Die anderen Verleiher oben an der Hauptstraße waren zwar 5$ günstiger, aber dann hätten wir das Board schon gestern holen müssen und wahrscheinlich auch zwei Tage bezahlen. Also holten wir uns das Board vor Ort.

Dann erklommen wir die Dünen und gerade, als wir fast oben waren, begann es wieder zu regnen. Mist, so machte das irgendwie keinen richtigen Spaß. Trockener Sand ist schon nicht wirklich toll, wenn er in Augen, Mund und Nase kommt, was bei dem relativ starken Wind aber nicht zu vermeiden war. Aber nasser Sand ist richtig eklig, der klebt dann auch noch auf der Haut.

Also fuhr ich – sitzend übrigens, stehend habe ich mir nicht zugetraut, das geht richtig steil runter – von der großen Düne nach unten und hatte bald den ganzen halbnassen Sand überall kleben. Claudia hat gefilmt und sich kaputtgelacht. Sie fuhr dann auch noch einen kürzeren Hang hinunter, dann brachten wir das Board wieder zurück und konnten uns gerade noch rechtzeitig vor einem gewaltigen Regenguss in den Camper retten.

So verließen wir die Sanddünen wieder und fuhren weiter in Richtung Süden bis zur Abzweigung zum 90 Mile Beach kurz vor Waipapakauri. Wir folgten der Stichstraße bis zum Parkplatz an der Einfahrt zum Strand, parkten unseren Camper und statteten dem längsten Strand Neuseelands noch einen Besuch ab. Da auf dem Strand auch Autos und Busse unterwegs sind, ist jedoch immer etwas Vorsicht geboten

Wir zogen unsere Flip-Flops aus und wateten den flachen Strand entlang, der mehrere hundert Meter weit ins Meer reicht. In einiger Entfernung sah ich zwei Leute, die einen Eimer dabei hatten und immer wieder etwas vom Boden aufhoben. Neugierig ging ich hin und fragte, was sie denn da täten. Der ältere der beiden war der Vater und er antwortete, dass sie Surfmuscheln sammeln und zeigte mir im Eimer ein paar weiße Muscheln, die ich so noch nie gesehen hatte.

Surfmuschel ist uns bis dahin auch als Name noch nie untergekommen und so fragte Claudia, wie die denn zubereitet werden. Meistens werden sie gedämpft oder im Wasserbad gekocht. ‘Man kann sie aber auch frittieren oder roh essen’, meinte der Vater. Und zum Beweis schlug er zwei Muscheln aufeinander, brach die Schale der einen auf und reichte Claudia das Muschelfleisch, das er zuvor noch kurz im Salzwasser der Tasmanischen See geschwenkt hatte, um es abzuwaschen.

Claudias Gesichtsausdruck sprühte nicht gerade vor Begeisterung, sie schluckte das Muschelfleisch aber tapfer runter. ‘Fischig’, meinte sie anschließend. Der Vater meinte dann, wenn Claudia eine ißt, müsse ich auch eine bekommen und reichte mir eine Muschel. Und zu meinem Erstaunen schmeckte sie nicht so schlecht. Klar, etwas sandig noch und salzig nach dem Meerwasser, aber insgesamt nicht unangenehm. Und ich empfand sie gar nicht mal so fischig.

Wir halfen den beiden noch ihren Eimer zu füllen und hatten das Glück, dabei sogar einen Mantarochen zu sehen, der ziemlich nahe an uns im seichten Wasser vorbei schwebte. Die Muscheln werden im übrigen ganz einfach gefunden, in dem man mit den Füßen im Sand hin und her wackelt und sich quasi eingräbt, dann spürt man sie unter den Füßen.

Dann hatten die beiden genug gesammelt und auch wir mussten wieder weiter, da wir keinen Platz vorgebucht hatten und rechtzeitig am nächsten Camp sein wollten. Die weitere Fahrt wurde immer wieder von Regenschauern begleitet, die sich mit strahlendem Sonnenschein abwechselten.

Nachdem wir die Mangamuka Gorge Road hinter uns gebracht hatten, bogen wir in Mangamuka in Richtung Kohukohu ab, um dort die Fähre an einem Fjord, der sich tief in das Land schneidet, zu nehmen. An der Fähre trafen wir auf das fränkische Ehepaar von gestern, die ebenfalls diese Strecke gewählt hatten. Die Überfahrt dauerte nur ca. 15 Minuten und schon ging es in Rawene weiter.

Durch den Waipoura Kauri Forrest führte der SH 12, vorbei an den mächtigen Kauri Bäumen. Den mächtigsten aller Kauris, Tane Mahuta, mussten wir jedoch links liegen lassen, da die Zeit mittlerweile so weit fortgeschritten war, dass es richtig knapp werden könnte. Und so erreichten wir gegen 18:00 den Kauri Coast Top 10 Holiday Park. Hier wurde sogar eine Nachtwanderung zur Kiwibeobachtung angeboten!

Wir hatten Glück und bekamen noch einen der Plätze mit Strom und machten uns daran, das Abendessen zuzubereiten, während die sandige Wäsche in der Maschine war. Leider meinte es das Wetter nicht gerade gut mit uns, es regnete immer wieder in Strömen, so daß nach dem Essen und Duschen nur noch Schreiben und Fotobearbeitung im Camper angesagt war. Die Kiwibeobachtung wurde aufgrund des schlechten Wetters leider abgesagt.

Tour 36: Tapotupotu Campsite – Te Paki Sanddünen – Kaitaia – Mangamuka – Kohukohu – Rawene – Opononi – Kauri Coast Holiday Park, 276,53 km

Tag 12: Von Nord nach Süd

Etappe: Wellington – Picton – Pelorus Bridge – Marahau Beach Camp

Wellington-Wetter am Morgen, d.h. Regen und kalt. Und ein Handy, das zur angegebenen Weckzeit nicht geläutet hat. Gestern Abend habe ich extra nochmal nachgeschaut: 44% Akku, das reicht dicke bis zum Morgen. Ja, denkste! Wenn das Handy auf der eiskalten Glasplatte der Herdabdeckung liegt, Bluetooth und WLAN an ist, dann reicht’s eben nicht. Aber es war dann doch alles halb so schlimm, denn die eingestellte Weckzeit von 6:30 Uhr haben wir um genau 2 Minuten verpasst, weil wir ohnehin von selbst wach wurden. Also alles im Lot.

Das Einchecken auf der Fähre sollte laut Voucher “no later than 7:30am” sein. Gut, das hieß, es gab eben kein gemütliches Frühstück, sondern nur Morgentoilette mit Dusche und fertig. Kaffee und Frühstück wollten wir dann auf der Fähre einnehmen.

Der Interislander Check-In liegt zum Glück nur einen Kilometer vom Wellington Waterfront Motorhome Car Park entfernt, so dass wir dann um 7:15 am Check-In standen. Genau, wir standen. So wie viele andere Fahrzeuge mit uns. Und es ist schon interessant, wie die Logistik beim Beladen so einer großen Fähre funktioniert. Wir hatten genügend Zeit, uns das Schauspiel anzusehen, da wir als eines der letzten Fahrzeuge an Bord durften. Hinter uns waren nur noch zwei weitere Wohnmobile, von denen eines am Check-In zwar vor uns war, aber danach auf die Seite gewunken wurde, um zu warten. Vermutlich wegen der Höhe des Fahrzeugs.

Nachdem der Camper schließlich doch noch ordentlich auf der Fähre geparkt war, enterten wir umgehend das Bordcafé für ein Frühstück. Kaffee gab es, aber da wo wir waren nur Snacks, also Snickers und Süßigkeiten. Gut, dann eben Zucker. Hilft ja auch zum Wachwerden. Im Verlauf der Passage haben wir dann auch die anderen Decks und die anderen Verpflegungsmöglichkeiten gefunden.

Die Passage an sich war, wie auch im Reiseführer angekündigt, auf den ersten eineinhalb Stunden ziemlich bewegt, denn die Fahrt über das offene Meer hatte es in sich. Claudia war nicht ganz wohl, aber sie hielt sich tapfer. Hing wohl auch mit dem Kaltstart am Morgen zusammen. Immer wieder kamen die Durchsagen, dass man unbedingt die Handläufe beim Treppensteigen benutzen und keine Dinge, wie Tabletts, Teller, Tassen und dergleichen herumtragen sollte. Die Türen zu den Außenbereichen waren zum Teil gar nicht zu öffnen, so stark drückte der Wind dagegen!

Sobald wir jedoch die Cook Strait hinter uns gelassen haben und in den Meeresarm, der vor Picton liegt einfuhren, beruhigte sich das Schiff augenblicklich wieder. Plötzlich gingen auch alle Türen wieder leicht auf und die Leute strömten auf die Aussichtsdecks. Das Wetter war auch ganz anders als bei der Abfahrt: es hatte Sonnenschein mit ein paar vereinzelten Wolken. Eigentlich ideal. In Picton gab es dann erst mal ein vernünftiges Mittagessen, wir waren beide ziemlich ausgehungert.

Schnell noch den Tank vollgemacht, und dann ging das Abenteuer auf der Südinsel los. Die ersten Kilometer auf dem Queen Charlotte Drive haben mich wieder mal belehrt, dass Mann den Tag nicht vor dem Abend, sprich die Motorradstrecken im Norden nicht vor denen im Süden, loben sollte. Das war – wieder mal – der pure Hammer, was da an Straße an der Küste entlang führte. Eigentlich hätten wir alle 500 m an einem der Aussichtspunkte stehen bleiben können, aber dann hätten wir Tage gebraucht, um unser Tagesziel zu erreichen.

So blieb es bei einem Stopp an der Pelorus Bridge zwischen Picton und Nelson, wo die Flucht der Zwerge vor den Waldelben und den Orcs aus dem zweiten Teil von “Der Hobbit – Smaugs Einöde” gedreht wurde.

Anschließend fuhren wir weiter bis Nelson, erledigten unseren Einkauf und machten uns dann auf dem Weg zu unserem heutigen Etappenziel, dem Marahau Beach Camp am Eingang des Abel Tasman Nationalparks.

Als wir auf den Parkplatz des Camps abbiegen fährt vor uns ein großer Camper rein. Dreimal dürft ihr raten, wer das war. Genau, das waren die, die an der Fähre warten mussten, weil sie zu groß waren. Wir kamen dann ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass die drei, Mutter, Vater und ihre kleine Tochter, die Betreiber des einzigen Hochseilparks auf Mallorca sind. Und jetzt dürft ihr nochmal raten, was wir zum Abschluss unseres letzten Mallorca-Urlaubs gemacht haben. Richtig, wir waren in genau diesem Hochseilgarten!

Celine und Adrien sind Franzosen und während der Wintersaison als Skilehrer in Courchevel beschäftigt, während der Sommersaison betreiben sie mit einem Partner eben den Jungle Parc in Santa Ponça auf Mallorca. Beim gemütlichen Bierchen und ein paar Snacks wurden dann Erlebnisse und Erfahrungen ausgetauscht und vereinbart, dass wir uns auf alle Fälle melden, wenn wir das nächste Mal auf Mallorca sind. Obwohl, ich war ja auch noch nie in den französischen Alpen zum Skifahren. Mal sehen.

Zum perfekten Abschluss des Tagen gab es, da dann doch noch ein paar Regentropfen gefallen sind, einen hammermäßigen doppelten Regenbogen über der Bucht von Marahau.

Für den kommenden Tag haben wir uns auf unserem Weg zur Westküste einen Abstecher zum Lake Rotoiti vorgenommen.

Tour 8: Wellington – Marahau Beach, 249 km

Weniger ist mehr

Jetzt ist es soweit: wir sind nicht nur Weltmeister, nein wir sind auch UHu!

Nein, nicht dass ihr denkt, jetzt ist er übergeschnappt oder hat zu viele Klebstoffdämpfe geschnüffelt: seit letzten Freitag sind es keine hundert Tage mehr, bis wir uns auf den Weg machen! Und langsam werden die Aufgaben, die  noch zu erledigen sind, immer präsenter!

Das ist wie früher mit den Hausaufgaben: so lange da immer noch Tage bis zum Abgabetermin waren, war die Not nicht so groß. Aber spätestens am Abend vor dem bewussten Tag wurde es langsam ernst. Und so richtig spannend dann am Morgen beim Frühstückstisch! Ach ja, Kinder, diese Zeilen sind natürlich nicht aufgrund von eigenen Erfahrungen geschrieben, ich erzähle hier nur von Dingen, die ich von anderen gehört habe. ;-)

Ganz so schlimm ist es für unseren Neuseelandtrip zwar noch nicht, aber da wir im neuseeländischen Frühsommer, also am Anfang der Hauptsaison, reisen, sind so langsam die Must-Haves und die Nice-To-Haves zu definieren.

Tja, die Routenplanung ist auch so ein Thema. Ich habe einfach mal alle, von uns als sehenswert bewerteten Orte und Attraktionen aufgelistet ohne auf zeitliche oder örtliche Gegebenheiten Rücksicht zu nehmen. Und wie es so ist, wenn man im weltweiten Netz ein wenig intensiver sucht, findet man natürlich immer noch einen HotSpot, den man unbedingt gesehen haben muss, und immer noch einen Geheimtipp (so geheim er denn ist, wenn er im Internet steht). Und zum Schluss, wenn alles ein bisschen sortiert und in Reihe gebracht ist, stellt sich heraus, dass am Ende der Urlaubstage noch ungefähr für vier Wochen Ziele vorhanden sind. So ein Mist aber auch!

Also bleibt nur das Unvermeidliche: zusammenfassen, streichen, neu ausrechnen, wieder vergleichen; verdammt, immer noch zu lange. Und wieder von vorne!

Und da wir beide Inseln besuchen, müssen wir auch die Fährpassage von Wellington nach Picton frühzeitig buchen, um nicht vor Ort unerwartet feststellen zu müssen, dass für uns genau an dem Tag und zu der Zeit, wo wir am Hafen stehen, kein Platz mehr auf der Fähre ist.

Also hat Claudia im Internet recherchiert, aber natürlich auch in unserem Reisebüro nachgefragt. Tja, es war zur rechten Zeit, viel länger hätten wir nicht warten sollen. Über das Pacific Travel House haben wir jetzt auch die Fährpassage gebucht, was im Vergleich zur reinen Internetbuchung durch uns selbst zwar etwas teurer kommt, allerdings haben wir so den Vorteil, dass es sich um eine Optionsbuchung handelt. Das heißt, wir haben für ein bestimmtes Datum, zu einer bestimmten Uhrzeit die Fährpassage gebucht, können aber, wenn es sich ergibt, auch kostenlos auf eine andere Fähre umbuchen. Und zwar sowohl früher als auch später! Das verschafft uns zumindest ein wenig mehr Flexibilität in unserer Routenplanung.

Das ist der aktuelle Stand der Dinge, wir brüten über unserem Routen- und Zeitplan und versuchen dabei  sicherzustellen, dass auch noch genügend Zeit zum Schlafen und zur Erholung bleibt. Ach ja, und fotografieren wollten wir ja auch noch.

So nach und nach werden wir hier unsere Ziele vorstellen. Mal sehen, was dann am Ende nach unserer Reise tatsächlich davon übrig geblieben ist.