Tag 29: Wieder zuhause

So, das war’s: wir sind wieder gut und sicher in München gelandet. Dies wird der letzte Bericht in der Kategorie Reisetagebuch, alles, was dann folgt wird in die Kategorie Nachbetrachtungen eingeordnet.

Der Flug von Los Angeles nach Frankfurt hatte nochmal ein paar Schmankerl für uns und die Flugbegleiterinnen parat. Wir hatten leider nur noch Sitze in Reihe 46 bekommen, was auch beim Jumbo ziemlich weit hinten ist – nach uns waren nur noch drei Reihen und die Toiletten. Gut, grundsätzlich kein Problem, dachten wir uns, der Weg zu den Toiletten ist nicht weit und die Möglichkeit, sich die Beine etwas zu vertreten, besteht auch.

Tja, und das gleiche dachten sich auch 80 Ungarn, die als Gruppe im hinteren Bereich des Flugzeugs platziert wurden. Leider stellte sich bald heraus, dass diese Leute äußerst kommunikativ waren, was dazu führte, dass in der Wartezone vor den Toiletten ein regelrechter Treffpunkt entstand, an dem fleissig geratscht und gelacht wurde. Das Kabinenpersonal hatte alle Hände voll zu tun, ihnen begreiflich zu machen, dass das kein Partyflug ist – merkwürdigerweise verstand niemand aus der Gruppe auch nur den kleinsten Brocken Englisch, obwohl sie sich alle beim Aussteigen perfekt in dieser Sprache verabschiedet und bedankt haben – und die anderen Fluggäste, also auch wir, in der Nacht gerne schlafen würden.

Erst durch mehrfaches, ziemlich energisches Einschreiten der Chefstewardess und ihres Teams konnte gegen halb vier Uhr morgens unserer Zeit einigermaßen normale Zustände hergestellt werden, so dass auch ein wenig Schlaf möglich war.

Die nächste Ernüchterung kam dann beim ersten Kontakt mit deutschem Boden, beim Zwischenstopp in Frankfurt. Kurz vor dem Abflug nach München gingen wir nochmal zur Toilette und spätestens ab diesem Zeitpunkt wussten wir beide, dass der Urlaub vorbei ist.

Eines der vielen Dinge, die uns in Neuseeland besonders positiv aufgefallen ist waren die öffentlichen Toiletten. Egal in welcher Stadt, in welchem Ort oder auch im letzten Kuhkaff, sogar mitten in der Wildnis des Forgotten World Highways: die öffentlichen Toiletten waren IMMER picobello sauber und mit ausreichend Papier und Seife bestückt. Sogar in Los Angeles waren die Restrooms sauber und ansehnlich. Tja und was wir dann in Frankfurt gesehen haben könnt ihr euch entsprechend vorstellen.

Herzlich willkommen zurück!

Tag 9: Es kommt anders, als man denkt

Etappe: Tongariro Base Camp – Forgotten World Highway – Whangamomona – Ohawe Beach

Als wir heute morgen geweckt wurden, war das leider nicht von lieblichem Vogelgezwitscher oder den Sonnenstrahlen, die durch den Vorhang schienen, sondern es war das Prasseln des Regens auf dem Camper, das unseren Schlaf beendet hat.

Um 7:45 sollte das Shuttle abfahren, wenn es vom Wetter her gegangen wäre, es war 7:00 Uhr, damit war dann auch die letzte Hoffnung verflogen, dass wir heute die Tongariro Alpine Crossing gehen können. Die Gefahren wären einfach zu groß gewesen, und da wir beide wissen, was das Wetter im alpinen Bereich ausrichten kann, und vor allem wie schnell, war schnell klar, dass es keinen Sinn macht. Schade, aber nicht zu ändern.

So hatten wir zur Morgentoilette doch wieder etwas mehr Zeit und beim Frühstück überlegten wir, was wir als Alternativprogramm machen könnten. Claudia hat dann den Forgotten World Highway entdeckt. Gut, dann eben in Richtung Westen, zum Mount Taranaki, dem Vulkan, der dem Fuji in Japan zum Verwechseln ähnlich sieht. Um es vorwegzunehmen: wir haben ihn leider nur teilweise gesehen, denn der Gipfel war dicht in Wolken verhüllt.

Der Forgotten World Highway ist eigentlich der State Highway Nr. 43, aber eben mit ein paar Besonderheiten. So gibt es in der Mitte ein zwölf Kilometer langes Stück Gravel Road, also unbefestigte Straße, und an jedem Ende des Highways steht groß und deutlich der Hinweis, dass es keine Tankstelle auf dem ganzen Weg, und das sind immerhin 155 Kilometer, gibt. Also haben wir, bevor wir in Taumarunui auf den SH43 abgebogen sind, brav noch unseren Tank gefüllt und sind dann ins Abenteuer aufgebrochen.

Und ich muss sagen, der Weg verdient den Namen zurecht. Ich bin mir selten so alleine vorgekommen – auf einem Highway wohlgemerkt – wie hier. Es gibt hier Landschaft, viel Landschaft und noch mehr Landschaft. Und wenn Du glaubst, es kann nicht mehr Landschaft geben, dann kommt nochmal eine Schippe drauf. Unglaublich. In einem Moment fahren wir durch grüne Wiesen mit Schafen und Kühen, im nächsten Moment stehen wir im dichtesten Regenwald mit Palmen und Farnen. Es geht rauf und runter, über Pässe, naja gut, sagen wir eher Sättel und Höhenzüge durch Schluchten und Canyons.

Und plötzlich begrüßt uns ein Schild in der Republik Whangamomona. Hä? Eigentlich dachte ich, dass es in Neuseeland nur Neuseeland gibt und sonst nix. Aber ich habe mich getäuscht. Am 28. Oktober 1989 hatte sich das Dorf Whangamomona zur unabhängigen Republik erklärt, nachdem die neuseeländische Regierung die Provinzgrenzen verschoben hatte und das Dorf fortan nicht mehr zu Taranaki gehören sollte. Seitdem fallen in das 10 Seelen Örtchen jedes ungerade Jahr am 24. Januar Scharen von auswärtigen Einwohnern zur örtlichen Unabhängigkeitsfeier hier ein um den nächsten Präsidenten zu wählen.

Wahlberechtigt ist jeder mit einem Pass der Republik Whangamomona. Und da dieser Pass, und damit auch die Staatsbürgerschaft und die Wahlberechtigung, für fünf Dollar im örtlichen Whangamomona Hotel erworben werden können, ist die Zahl der wahlberechtigten Bürger deutlich höher, als die Zahl der tatsächlichen Einwohner. Ich muss nicht extra erwähnen, dass wir auch am 24. Januar 2015 den nächsten Präsidenten wählen dürften, oder? Leider haut es zeitlich nicht ganz hin, an der Wahl teilzunehmen, und Briefwahl ist leider nicht möglich.

Am Ende des Tages kommen wir im Camp von Ohawe Beach, das direkt am Strand liegt, an, und nach einem kurzen Strandspaziergang, bei dem wir die Fischer beim Fangen von Whitebait beobachten konnten, genießen wir das Ankommerbier am Strand, hören dem Wellenrauschen zu und beobachten, wie das Wasser immer höher steigt – die Flut kommt langsam.

Nach dem kleinen Abendspaziergang am Strand genießen wir die Ruhe und Abgeschiedenheit des Camps und freuen uns auf den nächsten Tag, an dem wir nach Wellington, die Hauptstadt Neuseelands fahren wollen.

Tour 6: Tongariro – Ohawe Beach, 276 km