Tag 25: An expected journey

Etappe: Picton – Wellington

Unsere Eincheckzeit war mit 09:45 angegeben, da wir aber früh genug ohne Wecker wach wurden, waren wir bereits früher an der Warteschlage zur Fähre. Wobei Schlange etwas übertrieben ist, wir waren die Nummer 22 der eingecheckten Fahrzeuge. Zuvor hatten wir jedoch nochmal die Annehmlichkeiten der Küche des Parklands Marina Holiday Park genutzt und genossen in Ruhe unser Frühstück mit Cappuccino, Toast und Joghurt.

Wir hatten ja im Wai-natur Camp mit Karen und Patrick besprochen, dass wir uns vielleicht an der Fähre treffen und hielten in der Reihe der wartenden Fahrzeuge Ausschau nach ihrer dunkelblauen Toyota Limousine. Und prompt sahen wir die beiden zwei Reihen neben unserer Wartereihe stehen. Winken, rufen und den Treffpunkt an der Bar der Fähre nach dem Boarding auszumachen war schnell erledigt. Die weitere Wartezeit vertrieben wir uns mit Lesen, da waren unsere Kindle wieder mal sehr nützlich.

Um 10:45 sollte die Fähre ablegen und um 10:37 standen wir noch immer vor der Hochrampe über die wir in den Bauch des Schiffes fahren sollten. Ich hatte genügend Zeit staunend zu beobachten, wie Eisenbahnwaggons in dem riesigen schwarzen Loch am Heck der Fähre verschwanden. Dass wir auf unserer Fahrt gemeinsam mit Motorrädern, PKWs, LKWs und Sattelschleppern an Bord sein würden, war mir bewusst, mit ganzen Zügen hatte ich jedoch nicht gerechnet.

Als wir dann endlich losfahren durften, wurden wir von den Lademeistern entsprechend eingewiesen und kaum, dass wir unseren Camper geparkt hatten und wir vom Ladedeck 3 auf das Passagierdeck 4 gegangen waren, sahen wir auch schon, wie sich das Land auf der Seite der Fähre nach hinten schob: wir hatten abgelegt. Zwischen dem Aussteigen aus dem Camper und dem Ablegen vergingen keine drei Minuten, es war mittlerweile 11:02 Uhr.

Das Wetter war herrlich, fast windstill, die See im Picton Sound war glatt und ruhig. Nachdem wir bei der letzten Überfahrt ziemlich durchgeschüttelt wurden, waren wir gespannt, wie es diesmal sein würde. Vorweggenommen: es war wie ein ganz, ganz leichtes Schaukeln in einer Hängematte. Also fast gar nicht.

Wir trafen Karen und Patrick wie besprochen an der Bar und beschlossen, uns ein Bier zu holen und uns auf das Außendeck in Ebene 5 am Bug der Fähre zu setzen. Und dort blieben wir, bis wir in Wellington ankamen. Zwischendurch ein paar Fotos – ich fragte ganz frech einen Mann mit toller Canon-Ausrüstung, der den Eindruck machte, er weiß, was er tut, ob er von uns vieren ein paar Bilder machen könnte. Hat er gerne gemacht.

Die dreieinhalb Stunden Überfahrt vergingen wie im Flug, abwechselnd erzählten wir gegenseitig unsere Urlaubserlebnisse und -pläne und vereinbarten, dass, wenn wir in Tauranga sind, wir uns bei ihnen melden und wir uns nochmal treffen. Sie wollten auch mal nach Deutschland kommen und wir haben sie natürlich eingeladen, uns in München zu besuchen. Mal sehen, ob es klappt.

In Wellington angekommen fuhren wir direkt auf den Freedom Campervan Park an der Evans Bay Marina. Wie die meisten anderen Camps auch, hatten wir diesen Platz ebenfalls in der CamperMate App gefunden. In Wellington sieht es generell mit Parkmöglichkeiten für Campervans über Nacht leider nicht sehr gut aus.

Den Wellington Waterfront Motorhome Park, den wir bei unserem letzten Besuch im Jahr 2014 genutzt hatten, gibt es leider nicht mehr, dort steht jetzt ein tolles neues, glänzendes Bürogebäude. Schade, denn die Lage direkt an der Waterfront und die sanitären Einrichtungen waren wirklich gut.

Egal, für eine Nacht war das kostenlose Campen an der Marina auch in Ordnung, zumal dort auch Toiletten waren. Wo findet man das schon bei uns, dass auf einem Parkplatz eigens Toiletten für die Camper bereitgestellt sind, und das ganze auch noch sauber ist und nichts kostet. Dafür fährt aber am Abend auch der Security Dienst durch und kontrolliert, ob die Camper auch nur auf der freigegebenen Stellfläche stehen. Denn es ist nur ca. ein Viertel der gesamten Parkplatzfläche auch tatsächlich von der Stadtverwaltung für das Freedom Camping freigegeben.

Uns war es einerlei, wir hatten unseren Platz und machten uns zu Fuß auf den Weg auf den Mount Victoria, der direkt hinter dem Parkplatz anstieg. Von dort oben hatten wir einen tollen Ausblick auf die verschiedenen Stadtteile und außerdem kannten wir das Gelände bereits: dort hatten wir vor vier Jahren unsere Lord of the Rings-Movie Location Tour mit den Drehorten der Szenen, als sich die Hobbits vor dem schwarzen Reiter unterhalb des großen Baumes versteckten. Oder als Frodo und Sam an einem Baum Rast machten kurz bevor sie Merry und Pippin trafen.

Nachdem wir auf der anderen Seite des Mount Victoria hinuntergestiegen sind, trennte uns nur noch ein kleiner Fußmarsch von der City. Dabei kamen wir auch am Embassy Theatre vorbei, einer Wellingtoner Institution. Das Kino ist quasi die Heimat von Der Herr der Ringe. Hier fanden 2001 und 2002 die Ozeanien-Premieren der ersten beiden Teile und 2003 sogar die Weltpremiere des dritten Teils, Die Rückkehr des Königs, statt.

Bei einer hilfsbereiten Wellingtonerin erkundigten wir uns noch nach den öffentlichen Verkehrsmitteln, bevor wir uns in Mac’s Brewbar in der Shed 22 niederließen und uns mit hausgebrauten Bieren und gutem Essen stärkten. Wir genossen den fast windstillen frühen Abend und sahen den Wasserspringern am Wharf Jump zu, die mutig in das nicht gerade saubere Wasser des Hafenbeckens sprangen. Immerhin gibt es dort eine Dusche und eine Umkleidemöglichkeit.

Das hat dann wohl auch dazu geführt, dass auf einmal einer der Gäste der Brewbar kurzerhand aufsprang, sich das T-Shirt vom Leib riss, auf den Sprungturm stieg und hinunter sprang. Anschließend streifte er sich das T-Shirt wieder über und setzte sich, als ob nichts geschehen wäre, wieder an den Tisch zu seinen Freunden. Crazy Kiwis eben.

Tour 25: Picton – Wellington, 110,55 km

Tag 24: Der Eine Ring

Etappe: Sunrise Valley – Picton

Der Morgenhimmel im Nelson Sun Club war zwar eher bedeckt, aber es war warm, so dass wir es zum Frühstück gut ohne Klamotten aushalten konnten. Nachdem wir fertig waren packten wir unsere Siebensachen und machten uns auf den Weg nach Havelock.

Allerdings machten wir in Nelson einen Zwischenstopp, der es in sich hatte. Als Herr der Ringe Fan wusste ich natürlich, dass in Nelson der einzig wahre, weil originale Hersteller des einen Rings beheimatet ist: der Goldschmied Jens Hansen fertigte exklusiv alle Ringmodelle für die Herr der Ringe Filme, sowie für die Hobbit Filme. Da musste ich einfach vorbeischauen.

Ich habe lange hin  und her überlegt, bin aber dann doch schwach geworden und so begleitet mich der eine Ring auf meinem weiteren Weg, natürlich stilecht mit der dazugehörigen Kette, die Frodo um den Hals trug. Ja, man kann das Zeug auch im Internet kaufen, aber direkt beim Originalhersteller, das ist halt was anderes. Und als kleiner Kompromiss wurde es “nur” die Variante in Sterlingsilber, denn für die Echtgold-Version hätten wir unseren Urlaub verkürzen müssen und das wollte ich Claudia dann doch nicht antun.

Aber, das ist der Bonus, wenn man direkt dort einkauft, es gab ein kleines Zuckerl obendrauf: wir durften den größten Ring, der für die Filme gefertigt und natürlich auch verwendet wurde, in den Händen halten. Dazu wurden uns die Szenen gezeigt, in denen genau dieser Ring zum Einsatz kam. Das war schon sehr besonders und sowas bekommt man im Internet halt nicht.

Nachdem der Geldbeutel wieder etwas schmaler war, sind wir weitergefahren, um in Havelock die berühmten Greenshells (Green Lip Mussels) zu essen. Zuvor kamen wir noch an der Pelorus Bridge vorbei, an der auch Szenen aus den Hobbit-Filme gedreht wurden. Wir waren ja 2014 schon mal da und waren fast alleine dort. Diesmal war vor lauter Autos kein Parkplatz zu bekommen! Also lautete die Devise: weiterfahren.

In unseren Reiseführern gab es zu den Muscheln zwei Empfehlungen: das Slip Inn oder The Mussel Pot. Das erste liegt mit schöner Aussicht auf die Marina direkt am Hafen, hatte aber keine Muscheln. Also sind wir zum Muscheltopf gegangen und haben auch nach kurzer Wartezeit ohne Reservierung einen Tisch für zwei im Garten bekommen.

Die Muscheln waren lecker, wir hatten zwei verschiedene Varianten: in Tomaten-Chili-Kräuter-Sauce und in Weißwein-Sahne-Knoblauch-Sauce. Dazu gab es Knoblauchbrot. Aber außer den Muscheln hatte Havelock wenig sehenswertes.

Auf unserer weiteren Fahrt kamen wir noch an einem weihnachtlich  geschmückten Baum und Briefkästen an einer Grundstückszufahrt vorbei. Das war uns einen Fotostopp wert und da der Lookout gleich in der Nähe lag, haben wir zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.

Der Queen Charlotte Drive ist eine kleine, verwinkelte Straße, die sich an der Küste zwischen Havelock und Picton entlang schlängelt. Macht immens Spaß und manchmal wünschte ich mir ein Motorrad.

Kurz vor Picton hielten wir noch an einem Lookout, an dem wir 2014 ein tolles Bild vom Sound geschossen haben. Leider wurde der Platz mittlerweile weiter ausgebaut und die tolle Szenerie hat darunter gelitten. Ein Zaun blockiert nun den tollen Ausblick auf den Sound vor Picton.

Einen Stellplatz zu bekommen erwies sich dann etwas schwieriger, als gedacht: der Top 10 Holiday Park war restlos voll, so mussten wir 2 km weiterfahren und unser Glück im Parklands Marina Holiday Park versuchen. Als wir ankamen, standen schon drei Leute an der Rezeption und ich konnte hören, dass es schon problematisch war, einen Platz für ein kleines Zelt zu bekommen.

Aber zu unserem Glück hatte Claudia beim weihnachtlichen Baum zwei vierblättrige Kleeblätter gefunden und so bekamen wir den letzten Platz für Camper mit Stromversorgung, der noch frei war. Außerdem konnten wir uns noch Räder ausleihen und damit in den Ort fahren und essen gehen. Alles richtig gemacht!

Unser letzter Abend auf der Südinsel neigt sich dem Ende zu und wir freuen uns auf den nächsten Abschnitt unserer Reise.

Tour 24: Sunrise Valley – Richmond – Nelson – Havelock – Picton, 149,98 km

Tag 11: Wellington oder die Wälder von Hobbiton

Etappe: Wellington und Umgebung

Ja, wir sind tatsächlich mal zwei Nächte am selben Platz geblieben. Das war aber bereits vorher geplant, denn Wellington ist die Heimat der Stone Street Studios, wo Teile der Herr der Ringe Trilogie und des Hobbits gedreht wurden – klar, denn die Studios gehören ja auch Peter Jackson – und auch die Heimat von Weta, die für die Kostüme, Ausrüstung und digitale Special Effects der beiden Reihen (und noch vieler anderer Filme mehr) verantwortlich waren und sind.

Ich hatte schon vorher im Internet – wieder mal – herausgefunden, dass es eine spezielle geführte Tour für Fans der Filme gibt. Gut, dachte ich, das passt. Am gestrigen Tag haben wir die i-Site, das ist die Tourist Information, bereits gefunden, waren aber etwas zu spät dran; aber wir wussten dann, dass sie um halb neun morgens öffnet. Da wir ja im Urlaub und nicht auf der Flucht sind, haben wir gemütlich gefrühstückt und sind dann dorthin spaziert, um die “Ultimate Movie Combo Tour” zu buchen. (Edit 2020: als wir 2014 da waren hieß die Tour noch “Ultimate Movie Tour Plus+”; Link angepasst)

Diese Tour beinhaltet eine Busfahrt zu Drehorten in der Nähe von Wellington, eine Besichtigung der Drehorte, die direkt in Wellington liegen, sowie einen Besuch der Weta Cave, das ist das Museum bzw. der Shop von Weta und, ganz speziell, eine Führung durch die Räume von Weta Workshop. Das heißt, wir kommen dorthin, wo wirklich gearbeitet wird: in die Werkstätten von Weta!

Doch der Reihe nach. Wir waren also in der i-Site und haben gerade den Flyer in der Hand, als wir auch schon von Tom, einem der Angestellten angesprochen werden, ob er uns denn helfen könne. Das ist uns bis jetzt überall aufgefallen, wo wir waren: die Kiwis sind ausgesprochen freundlich und hilfsbereit. Er hat dann die Tour für uns gebucht, und siehe da, zwanzig Minuten später sollte es schon losgehen.

Leider hat sich das Wetter in der Zwischenzeit dazu entschieden, schlechter zu werden, will heißen, es wurde ziemlich nass von oben. Liquid sunshine. Was soll’s, im Bus war’s trocken. Und zum Glück besserte sich das Wetter schlagartig, als wir Wellington verlassen hatten.

Der erste Drehort, den wir angefahren haben, war ca. 15 Autominuten außerhalb von Wellington. Ein Steinbruch, in dem die Sets für Helms Klamm mit der Hornburg und Minas Tirith gebaut wurden. Heute ist davon leider nichts mehr zu sehen, denn der Steinbruch ist wieder in Betrieb und alle Kulissen und Bauten sind längst verschwunden. Ist ja auch schon 14 Jahre her! Aber es gab interessante Infos und Filme dazu, z.B. dass Minas Tirith aus und auf den Kulissen von Helms Klamm erbaut wurde. Oder dass die lange Steintreppe im Hang, die man im Film kurz für fünf Sekunden sieht, tatsächlich drei Wochen lang mit Presslufthämmern in den Fels gehauen wurde.

Der nächste Stop war in einem kleinen Park, der direkt neben einer Straße liegt: hier waren die Gärten von Isengard, wo Gandalf und Saruman spazierten. Und tatsächlich konnten wir anhand der Filmfotos, die uns Alice zeigte, genau erkennen, wo die beiden entlang spaziert sind. Und damit jeder auch sein spezielles Zauberer-Feeling bekam durften wir, mit langen Stöcken bewaffnet, denselben Weg entlang gehen. Wir fühlten uns sehr magisch.

Dort wurde auch die Szene gedreht, in der die Orcs die Bäume rund um Isengard ausreißen. Tatsächlich war es nur ein einzelner, künstlicher  Baum, der extra von Weta angefertigt wurde. Dieser wurde immer wieder aus verschiedenen Einstellungen und Abständen gedreht und immer wieder aufgerichtet und wieder gefällt.

Anschließend kamen wir zu der Stelle, an der Aragorn nach seinem Sturz über die Felsenklippe am Flussufer angespült wurde. Man glaubt es kaum, aber die Stelle liegt unweit eines Wohngebiets! Nur der Sand, der damals extra angekarrt wurde, hat sich im Laufe der Jahre wieder verflüchtigt, ansonsten sieht alles so aus wie im Film!

Die Mittagspause machten wir im Pakuratahi Park, der noch etwas weiter nördlich liegt. Dort wurde im Herrn der Ringe Rivendell, also Bruchtal, die Stadt der Elben, gedreht. Einfach so, in einem Naturpark. Der Baum, der in vielen Einstellungen zu sehen ist, steht immer noch und anhand dessen konnten wir wieder viele Szenen identifizieren.

Dass zwei von der Gruppe – ich sage jetzt nicht, wer – noch den Legolas mimen mussten, natürlich inklusive Cape, Bogen, Cape und blonder Perücke mitsamt den Elbenohren, diente der allgemeinen Belustigung aller.

Wieder zurück in Wellington wechselten wir den Bus, ein Teil der Leute hatte nur die kurze Version der Tour gebucht (was auch besser war, denn die hatten nach meinem Dafürhalten mit dem Film gar nichts am Hut und die Tour nur gebucht, weil sie halt auch ihrem Kreuzfahrtschiff angeboten wurde, und alle anderen Touren bereits ausgebucht waren). Im kleineren Bus ging es dann in den Park am Mount Victoria – alles im Stadtgebiet Wellingtons.

Dort wurden die Szenen der Wälder des Auenlandes gedreht: wie die Hobbits auf der Flucht vor Bauer Maggot den Abhang hinunterkugeln und dann auf dem Weg fast von dem Ringgeist aufgespürt wurden. Wir haben die Stelle gesehen, wo die Hobbits auf den Weg purzeln und die Stelle, an der sie schnell von der Straße gesprungen sind, um unter einer riesigen Baumwurzel Schutz vor dem Ringgeist zu suchen. Leider war der riesige Baum wieder mal ein künstlicher, gefertigt von Weta, d.h. heute ist da kein Baum mehr zu sehen. Die Grube allerdings, in der sich die vier zusammenkauerten, die haben wir natürlich gesehen. Und, wie könnte es auch anders sein: wir haben die Szene natürlich nachgespielt.

Der Baum, an dem Frodo und Sam Rast machen und Sam kocht, steht immer noch da und sieht fast noch genauso aus. Ich durfte mich mit Pfeife in die Astgabel legen und Claudia hat gekocht, wie im richtigen Leben halt. Na gut, nur fast, wenn sie in Wirklichkeit kocht, raucht sie keine Pfeife.

Zum Schluss des Spaziergangs am Mount Victoria kamen wir noch zum Abhang, an dem die Hobbits vor den Ringgeistern zur Bockenburger Fähre geflohen sind. In der Nacht des Drehs hat es sehr stark geregnet, wodurch der Waldboden natürlich ziemlich rutschig wurde und die Darsteller mit den Hobbitfüßen nicht mehr nach oben gehen konnten, um die Szene zu wiederholen. So wurden kurzerhand starke Männer engagiert, die die Jungs den Berg wieder hochgetragen haben. Immer und immer wieder, bis drei Uhr früh.

Anschließend ging es nach Miramar, eine Halbinsel, die zu Wellington gehört. Dort befindet sich Weta Cave, der Shop von Weta und Weta Workshop. In Weta Cave hatten wir zwanzig Minuten, um Fotos zu schießen und Geld auszugeben. Klar, wozu ist so ein Shop denn sonst da. Wir haben uns mehr auf das Fotografieren beschränkt, denn im Hinterkopf war da immer noch das Gewichtsproblem mit dem Gepäck. War vielleicht auch für das Reisebudget besser so. Obwohl, wenn ich so nachdenke, so ein originales Schwert aus der Herr der Ringe Trilogie hätte schon was. Oder der Eine Ring. Kostet ja nur 5.500 Neuseelanddollar, dafür aber auch mit Zertifikat vom Goldschmied, der die einzige Lizenz dafür hat. Und der fiele an der Hand nicht wirklich ins Gewicht.

Und dann war es soweit: wir durften durch die rote Tür in den Weta Workshop. Striktes Fotografierverbot – versteht sich von selbst – denn dort wird ja tatsächlich an aktuellen Projekten gearbeitet. Und als wir so an der ersten Station der Besichtigung stehen passiert das Unglaubliche: Sir Richard Taylor kommt um die Ecke und sagt einfach: “Hi guys, how ya doin’?” Richard Taylor, das ist der Mann, der mit Peter Jackson das ganze aufgebaut hat und der Chef von Weta ist! Kommt einfach so ums Eck!

Die Workshop-Tour war das Highlight des Tages und eine Erinnerung, die ewig im Kopf bleiben wird. Gerade weil wir KEINE Fotos machen durften. Wir erfuhren, wie die Entwicklung und Herstellung von Requisiten von der Planung bis zur Fertigstellung vonstatten geht. Wie Figuren, Masken und Rüstungen gefertigt werden. Immens war auch der technologische Unterschied zwischen den Filmen vom Herrn der Ringe und dem Hobbit. Eigentlich klar, denn da liegen ja auch zehn Jahre Entwicklung dazwischen.

Am Abend waren wir dann ziemlich voll von Eindrücken und haben versucht, zeitig ins Bett zu kommen, um am nächsten Tag rechtzeitig an der Fähre für die Überfahrt auf die Südinsel zu sein.

Tag 1: Up and away

So, liebe Leserinnen und Leser unseres Blogs. Jetzt sind wir in der Luft. Ich schreibe gerade auf einer lokalen Webumgebung auf meinem Notebook (für die, die es interessiert: MAMP, das ist sowas in der Art wie XAMPP, nur eben für Mac’s). Das hat den Charme, dass ich direkt in WordPress schreiben kann, genauso, wie wenn ich online wäre. Und wenn ich mit dem Artikel fertig bin, brauche ich eben nur kurz online zu gehen – das geht nämlich mittlerweile auch auf vielen Flügen der Lufthansa – und den Text hochladen. Klar, das kostet natürlich was, aber das war mir der Gag jetzt wert.

Die Prozedur bei der Sicherheitskontrolle war überraschend umspektakulär, lediglich mein Handgepäck wurde “ausgewischt”, also mit Teststreifen auf irgendwelche Sprengstoffrückstände durchsucht. Liegt vielleicht an meinem Bart, aber dabei habe ich ihn eh schon etwas gekürzt. Ansonsten ging es relativ zügig nach dem Airbräu durch die zweite Kontrolle zum Boarding. Da der Flieger nicht direkt am Terminal 2 angedockt hatte, sondern am neuen Satellitenterminal stand, mussten wir in einen Bus einsteigen und rund um das Vorfeld fahren, damit wir einsteigen konnten. Und dann nicht mal mit einem Finger, sondern ganz banal über ein Treppe. Anyway, wir haben zwei Plätze in einer Zweierreihe, d.h. es sitzen nur wir beide nebeneinander, auf der einen Seite Fenster, auf der anderen Gang. Passt.

Die entsprechenden Bilder dazu gibt es aber erst später, wenn wir wieder am Boden in LA sind, denn ich weiß nicht, wie es von der Bandbreite her mit der Übertragung der Bilder klappt.

Egal, wir sitzen hier relativ gemütlich – noch, denn die Airshow auf dem kleinen Monitor vor mir sagt, dass wir aktuell noch ca. 10:50 Stunden Flugzeit vor uns haben, und das mit der Gemütlichkeit wird sich wahrscheinlich auch irgendwann ändern – und haben uns mal mit dem Inflight Entertainment vertraut gemacht. Da gibt es genügend Filme und Serien, die wir anschauen könnten, um direkt nach Auckland weiterzufliegen. Sogar ein paar von Claudias Lieblingen sind dabei: Casablanca und Über den Dächern von Nizza! Und trotzdem schaut sie sich gerade Maleficent mit Angelina Jolie an. Und das ganze in der Originalversion auf englisch, damit die Sprache schon mal ein bisschen gewohnter wird.

Obwohl, die Leute in Neuseeland sprechen irgendwie ein anderes Englisch, als das, was wir mal vor langer Zeit in der Schule gelernt haben. Wer sich mal die Making of’s der Herr der Ringe Filme oder des Hobbits angesehen hat, weiß, was ich meine.

Wir werden uns die Zeit bis zum Mittagessen mit Filmen bzw. dem Schreiben von Weblogs vertreiben. Es gibt als Vorspeise süß-sauer marinierte Gurken- und Karottensticks mit geräucherter Entenbrust, anschließend als Hauptgang Paprika-Hähnchenragout mit Kartoffelpüree, Karotten und Brechbohnen (hoffentlich wirken die nicht so, wie sei heißen) oder Wu-Xi Schweinefleisch  mit gedämpftem Reis und Gemüse. Und zum Abschluss gibt es Rüblikuchen mit Frischkäse als Dessert.

Und später bekommen wir zum Abendessen Farfalle Pasta mit Marinara Sauce und Parmesankäse oder Hähnchencurry mit gedämpftem Reis, Brokkoli und Kürbis. Zum Dessert werden frische Früchte der Saison gereicht.

Und damit wir das ganze nicht so trocken runterwürgen müssen, stehen als Getränke Sekt, Rot- und Weißwein, Spirituosen (da bin ich ja mal gespannt), Deutsches Bier, Erfrischungsgetränke, Mineralwasser, sowie Kaffee und Tee zur Auswahl.

Die chinesischen Gerichte hat übrigens Küchenchef Gao Xiaosheng vom Pudong Shangri-La ausgesucht, sie werden von erfahrenen chinesischen Köchen nach traditionellen Rezepten zubereitet. Klingt cool, was so alles in den Flyern steht, gell.

Nachtrag:
Jetzt, wo ich alles so schön geschrieben habe und wir die ersten Snacks und ein Glas – na gut, es war ein Becher – Weißwein erhalten haben, kommt die Durchsage, dass es nun doch andere Speisen, als in der Menükarte angegeben, gibt. Hab mir aber leider die Reihenfolge nicht gemerkt, ging zu schnell. Aber es hat auch ganz gut geklungen, wir sind gespannt.

100% Mittelerde

Fast jeder kennt dank Peter Jacksons Verfilmung von J.R.R. Tolkiens Trilogie “Herr der Ringe” Neuseelands wundervolle Landschaften. Auch Tourism New Zealand bezeichnet das Land als “Heimat von Mittelerde“. Als im Jahr 2001 der erste Teil der Trilogie in die Kinos kam, verabredeten wir uns mit Heike & Hans zum gemeinsamen Kinobesuch im Cincinnati Kino in der ehemaligen amerikanischen Siedlung am Perlacher Forst. Wir waren auf richtig großes Kino eingestellt, mit allem, was so dazugehört.

Tja, es wurde leider eine ziemlich enttäuschende Veranstaltung. Nicht, dass der Film schlecht gewesen wäre – ganz im Gegenteil, der war für uns der Hammer. Aber das Drumherum war alles andere als ein toller Kinoabend. So mussten wir schon zu Beginn eine halbe Stunde am Einlass anstehen, bis wir überhaupt rein gekommen sind, und das trotz reservierter Karten. Dann die nächste Überraschung im Kino selbst: freie Platzwahl! Das hat dazu geführt, dass wir vier den Film getrennt voneinander gesehen haben – was zwar den filmischen Genuss nicht schmälerte, aber das Gemeinschaftserlebnis schon ziemlich trübte.

Die gewaltigen Eindrücke, die wir aus dem Film mitnahmen, waren die Saat, die im Laufe der Jahre dazu geführt hat, dass der Gedanke an Neuseeland in unseren Köpfen immer weiter gedieh und letztlich darin endete, dass ich heute diesen Blog mit unseren Eindrücken und Erfahrungen füttere.

Nicht nur Tolkien Fans aus aller Welt haben auf Webseiten, in Magazinen, Zeitschriften und anderen Publikationen alles mögliche und zum Teil auch unmögliche an Informationen gesammelt, die sich mit Mittelerde oder Neuseeland befassen.

Es wird sicher auch der ein oder andere Filmschauplatz während unserer Reise durch Neuseeland Etappen- oder Zwischenziel sein. Ich möchte mir nämlich auf alle Fälle das Hobbiton Movie Set in der Nähe von Matamata ansehen, wo auf der Farm der Familie Alexander während der Dreharbeiten zum ersten Teil der Herr der Ringe Trilogie das Dorf Hobbingen entstand. Und das wird nicht der einzige Drehort bleiben, den wir uns ansehen werden.

Denn auch die beiden nächsten Filme der Trilogie, “Die zwei Türme (2002)” und “Die Rückkehr des Königs (2003)” wurden hauptsächlich in Neuseeland gedreht. Und auch die aktuelle Trilogie Der Hobbit bedient sich – zurecht – der überwältigen Natur und zauberhaften Orte Neuseelands als Kulisse für die Filme. Und wie schon bei den Filmen zur Herr der Ringe Reihe haben wir uns auch für die Hobbit Trilogie den Kinobesuch als festen Termin zur Weihnachtszeit eingeplant. Mittlerweile sind 2012 der erste Teil “Eine unerwartete Reise” und 2013 der zweite Teil “Smaugs Einöde” in den Kinos erschienen, so dass uns der letzte Teil, “Die Schlacht der Fünf Heere” im Dezember 2014, und somit kurz nach unserer Rückkehr aus Neuseeland, bevorsteht. Wir sind gespannt, wie es sein wird, ob wir einzelne Orte erkennen werden, ob uns die Erinnerung an selbst gesehenes und selbst erlebtes einholt.