Schwer ist leicht was

Treffender, als mit dem Titel von Ottfried Fischers Buch kann man das Problem des normalen Economy-Class Fluggastes wohl nicht beschreiben. Schneller als gedacht überschreitet das Gewicht der Gepäckstücke die zulässigen Grenzen – und es ist noch nicht mal alles im Koffer drin!

Alle Airlines haben ihre eigenen, aber zumindest ähnlichen Vorgaben, was die Größe und das Gewicht von Gepäckstücken betrifft. Wir fliegen eigentlich alle sechs Flüge mit Air New Zealand. Dort werden Gepäckstücke in zwei Kategorien unterteilt: Aufgegebenes Gepäck, das in den Laderaum der Maschine kommt und Handgepäck, das mit an Bord genommen werden kann. Warum aber “eigentlich“? Weil die Flüge von München nach Los Angeles sowie von Los Angeles nach München im Rahmen der Star Alliance von der Lufthansa durchgeführt werden. Das ist wichtig für die Ermittlung der erlaubten Freigepäckstücke, denn es gelten die Gepäckbestimmungen der befördernden Fluggesellschaft (auch bei Codeshareflügen). Passagiere wie wir, die beim Hinflug mit einer anderen Fluggesellschaft einchecken (Lufthansa) oder, wie beim Rückflug, von Air New Zealand auf eine andere Fluggesellschaft umsteigen (Lufthansa), sollten diese bezüglich der dort geltenden Gepäckbestimmungen und Übergepäckraten kontaktieren.

Nun gut, kontaktiert habe ich die Lufthansa bis jetzt noch nicht, aber ich habe mir zumindest mal die Gepäckbestimmungen im Internet angesehen. Dort wird nämlich auf die Most Significant Carrier Regelung (MSC) verwiesen. Diese Regelung besagt, dass auf Flügen, die von mehreren Fluggesellschaften durchgeführt werden, die Gepäckregelungen der Fluggesellschaft gelten, welche die geographisch längste oder bedeutsamste Strecke des Reisewegs zurücklegt.

Aha, das heißt dann am Ende also, dass doch wieder die Bestimmungen von Air New Zealand gelten. “Gut, dass Du nachgeschaut hast, Herr Wanninger”, denke ich mir und frage mich, ob ich nicht doch hätte Buchbinder lernen sollen.

Also zurück auf Anfang. Da wir, wie schon erwähnt, in der Holzklasse, sprich Economy-Class, reisen gelten für unsere Neuseelandreise folgende Bestimmungen:

  • Aufgegebenes Gepäck: Economy-Class-Passagiere, die mit Air New Zealand auf einer Langstrecke nach Neuseeland, Los Angeles, San Francisco, Vancouver, Hong Kong, Shanghai, Tokio, Osaka, Australien oder in die Südsee fliegen, dürfen als Freigepäckmenge ein Gepäckstück mit maximal 23 kg einchecken. Gut, das trifft auf fünf unserer sechs Flüge zu, aber was ist mit dem Flug von Christchurch nach Auckland? Muss ich wohl nochmal nachhaken und werde dann berichten.
  • Handgepäck: Passagiere können ein Handgepäckstück mit maximal 7 kg und dem Gesamtaußenmaß (Länge + Breite + Höhe) von 115 cm mitnehmen.

Ich war anfangs auch erfreut, als ich las, dass wir zusätzlich zu unserem Handgepäck auch persönliche Gegenstände oder personal items, wie es so schön auf neudeutsch heißt, wie zum Beispiel Mantel, Handtasche, Gehstock, Kamera oder einen schmalen Laptop mit an Bord nehmen können. Aber man sollte schon genau hinschauen (haben wir ja spätestens bei der Geschichte mit der ESTA gelernt), denn es gibt eine Ausnahme: da wir via USA (Zwischenlandung in LA) fliegen, dürfen wir jeweils nur ein Stück Handgepäck mitnehmen. Die Möglichkeit der Mitnahme eines persönlichen Gegenstandes zusätzlich zum Handgepäck ist dann leider nicht gegeben. :-(

So, und jetzt muss ich mir erstens überlegen, was ich alles NICHT in den großen Koffer packen möchte, weil ich da während der Flüge keinen Zugriff drauf habe, und zweitens, wie ich das ganze Zeug, das mir spontan so einfällt, möglichst platzsparend und am besten möglichst “leicht” in den kleinen Bord-Trolley packen soll.

Und da kommen schon ganz schnell mal ein paar Dinge zusammen, wie z.B. die Kamera mit Objektiv, das Notebook mit Ladegerät, mein Kindle, die Brille (vielleicht wäre es da sogar gewichtstechnisch günstiger, die Brille aufzusetzen und die Kontaktlinsen zu verpacken – Kleinvieh macht in Summe auch Mist), eine Sonnenbrille, Kontaktlinsen (s.o.), Pflegemittel für die Linsen, Notfallset bestehend aus Unterwäsche, Socken, T-Shirt und Waschzeug für einen Tag, falls sich das Hauptgepäck entschließen sollte aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen nicht mit uns reisen zu wollen, ein aufblasbares Schlafkissen und eine Schlafmaske, dazu Ohrstöpsel.

Kleinzeug, das ich in den Jacken- oder Hosentaschen verstauen kann, wird auch dort untergebracht und schlägt sich damit nicht auf das Gewicht des Handgepäcks nieder. Es bleibt spannend, spätestens beim ersten Pack- und Wiegeversuch werde ich mich zu dem Thema wieder melden.

Lese ich oder werde ich gelesen?

Häh? Was will er uns jetzt damit sagen, werden sich einige fragen. Des Rätsels Lösung ist so einfach wie auch ernüchternd: wie hier schon erwähnt, haben wir uns ja zum Kauf von zwei eBook-Readern entschieden um uns damit einen großen Teil an Gewicht zu sparen und gleichzeitig möglichst viel Lesestoff im Urlaub dabei zu haben. Nun ja, die Dinger sind gestern Abend geliefert worden. Und was gibt es für Technikfreaks schöneres, als neue Dinge auszupacken und damit herum zu spielen?

Die Einrichtung des einen Geräts – das andere gehört ja Claudia, die sich das Ding wahrscheinlich selbst einrichten möchte – ging relativ zügig vonstatten. Das Schwierigste war noch den Zugangscode für das WLAN einzutippen. Die Bedienung der “Tastatur” am Bildschirm mit dem Steuerkreuz ist, naja, sagen wir gewöhnungsbedürftig. Aber wer das günstigste Angebot der kindle Familie nimmt, darf sich nicht beklagen, dass es auch die wenigsten Features hat. War mir aber vorher bewusst, deshalb ist der Satz auch nicht als Beschwerde oder Jammern gedacht.

Alles in allem hat es ungefähr fünfzehn Minuten gedauert, bis ich das erste eBook lesen konnte. Sitzt, passt, wackelt und hat Luft!

Und genau da sitzt der Hase im Pfeffer: bei der Luft. Das Gerät ist nämlich so konzipiert, dass es ständig online ist, sobald ein geeignetes Funknetzwerk in Reichweite ist. Ist ja auch unheimlich komfortabel und benutzerfreundlich, wenn ein neues Buch – bei vorhandenem WLAN – sofort, d.h. innerhalb von 60 Sekunden auf dem Gerät ist und man mit dem Lesen beginnen kann.

Aber ich habe etwas gegen offene, unbewachte Haus- und Wohnungstüren – zumindest, wenn es meine eigenen sind, genauso wie ich etwas gegen elektronische Geräte habe, die fast unkontrolliert mit wem auch immer ihre (meine?) Daten austauschen. Denn dass das passiert schreibt Amazon ja sogar unter Punkt 3 in den Nutzungsbedingungen (Stand 24. Oktober 2012):

Erhaltene Informationen. Die Software stellt Amazon Daten über Ihren Kindle und dessen Interaktion mit dem Service bereit (z. B. verfügbarer Speicherplatz, Betriebszeit, Protokolldateien und Signalstärke). Darüber hinaus stellt die Software Amazon Informationen zu den digitalen Inhalten auf Ihrem Kindle und Unterstützen Geräten sowie zur Nutzung der digitalen Inhalte durch Sie bereit (z. B. zuletzt gelesene Seite und Archivierung von Inhalten). Informationen, die Sie Amazon zur Verfügung stellen, einschließlich Anmerkungen, Lesezeichen, Notizen, Markierungen oder ähnliche Kennzeichnungen, die Sie mit Ihrem Gerät oder Ihrer Lese-App vornehmen, können auf Servern außerhalb des Landes, in dem Sie leben, gespeichert werden. Markierungen können dafür verwendet werden, anderen Kindle Nutzern anonyme Informationen über die am häufigsten markierten Textstellen bereitzustellen. Die Verwendung und Nutzung Ihrer Markierungen und Notizen können Sie jederzeit durch Änderung der Standardeinstellungen auf Ihrem Gerät bestimmen. Die bei uns eingehenden Informationen unterliegen der Amazon.de Datenschutzerklärung. Die Übertragung persönlicher Informationen in Länder außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums erfolgt, sofern dies der Fall ist, in Übereinstimmung mit der Amazon.de Datenschutzerklärung und in Übereinstimmung mit den geltenden Datenschutzgesetzen.
Quelle: https://www.amazon.de/gp/help/customer/display.html?nodeId=200506200

Und was sind das für Daten und Informationen, die da weitergegeben werden? Die Electronic Frontier Foundation (EFF) zeigt auf  ihrer Webseite eine Übersicht für die verschiedensten eBooks. Auszugsweise hier mal die für den kindle zutreffenden Punkte, die ich ganz interessant finde:

  • Kann erfasst werden, was Sie lesen?
    Ja, es ist aber nicht genau bekannt, welche Informationen gespeichert werden. Auf jeden Fall wird gespeichert, welche Seite in welchem Buch betrachtet wurde.
  • Kann die Suche nach Büchern erfasst werden?Ja, es wird gespeichert, welche Produkte gesucht und betrachtet wurden. Die Informationen werden dem jeweiligen Amazon-Nutzerkonto zugeordnet. Die Suche innerhalb eines Buches erfordert die Anmeldung bei einem Benutzerkonto, zu dem auch Kreditkartendaten vorhanden sind.
  • Kann erfasst werden, welche Bücher sie gekauft haben?
    Ja, Amazon erfasst alle Bücherkäufe der Nutzer.
  • An wen können die Einzeldaten weitergegeben werden?
    Strafverfolgungsbehörden, Prozessparteien in Zivilprozessen, andere Amazon-Angebote
  • Können Daten ohne ausdrückliche Zustimmung des Nutzers für andere Zwecke weitergegeben werden?
    Ja, Nutzer können der Weitergabe ihrer Daten nur für bestimmte Werbezwecke per Opt-out (=bis zum ausdrücklichen Widerspruch) widersprechen.
  • Fehlen Möglichkeiten, damit Kunden die über sie gespeicherten Informationen einsehen, korrigieren oder löschen können?
    Teilweise, Nutzer können die Daten in ihrem Nutzerprofil einsehen und aktualisieren. Allerdings kann Amazon ältere Versionen der Daten weiter aufbewahren. Nutzer haben kein Recht, die Verlaufsinformationen ihrer Suchen und Käufe einzusehen oder zu löschen!

Damit ich nicht falsch verstanden werde: ich möchte niemandem sein eBook schlecht reden oder vom Kauf eines eBooks abraten – ich habe die Dinger ja selbst auch bestellt und bin von der Funktionalität und der Handhabung sehr angetan. Allerdings sollte man sich ein wenig im Klaren sein, was dieser Computer – nichts anderes ist ein eBook Reader nämlich – so alles machen kann, wenn man ihn denn lässt.

Jetzt ist es nicht etwa so, dass ich irgendwelche, in unserem Rechtssystem verbotenen Bücher oder sonstige verwerfliche Dinge lesen würde oder irgendwie etwas an meinen Lesegewohnheiten zu verheimlichen hätte. Dennoch finde ich, dass es meine Sache ist, wie lange oder wie oft ich eine Seite lese, welche Stellen ich mir markiere und wie viele Bücher ich gleichzeitig lese. Und wenn ich solche Dinge jemandem erzählen möchte, dann mache ich das bewusst und möchte nicht Teil einer großen Datensammlung sein, aus der dann mein Nutzerprofil generiert wird.

Ja, ich weiß, dass es mehr Daten über mich auf irgendwelchen Servern gibt, als mir wahrscheinlich in meinem ganzen Leben bewusst sein wird. So naiv und weltfremd bin ich auch nicht. Aber man muss es den Jägern und Sammlern ja auch nicht zu leicht machen.

Wer also tapfer bis hierher durchgehalten hat und sich auch so seine Gedanken zu dem Thema macht, für den habe ich hier noch ein paar informative Links zu dem Thema:

Lesen heißt durch fremde Hand träumen

Dieses Zitat des portugiesischen Lyrikers Fernando Pessoa beschreibt ganz zutreffend, was uns beiden an – guten – Büchern liegt. Nun haben wir aber, wie so viele andere auch, das allgegenwärtige Problem unserer Gesellschaft: vermeintlich zu wenig Zeit, um all die wunderbaren Werke, die uns Schriftsteller aller Herren Länder beschert haben in der gebotenen Muße zu genießen.

Folglich bleibt meist nur die Zeit im Urlaub, um so richtig schön in den einen oder anderen Schmöker zu versinken und – das können wir beide gut – die Welt um sich herum zu vergessen. Und wenn dann, während der Zeiten, in denen wir irgendwo herum sitzen und nichts anderes zu tun haben als uns ein gutes Buch zu schnappen, auch der entsprechende Lesestoff dabei ist – was will man denn mehr?

Also ist klar: es muss Lektüre mit in den Urlaub! Unbedingt! Möglichst viel! Wir sind uns beide schnell einig. Aber dann kommen prompt die Gegenstimmen: pro Person 23kg Freigepäck, begrenzter Platz im Camper, was lassen wir für die 8kg Bücher zu Hause?

Hin und her überlegt, die Lösung liegt ja förmlich auf der Hand: e-Book Reader müssen her. Diese kleinen und leichten elektronischen Bücher, die so furchtbar praktisch und leicht sind. Die mit einer Akkuladung gleich einen Monat oder sogar noch länger halten. Die tausend Büchern oder mehr Platz bieten – was gäbe ich dafür, so lange in Urlaub fahren zu können, um alle Bücher zu lesen, die auf so einem Gerät Platz haben. Das Schriftbild soll wie bei einem echten Buch sein und was weiß ich nicht noch alles für wunderbare Dinge in diesen tollen Teilen stecken.

ABER: es ist eben kein Buch, egal, wie man es dreht oder wendet.

Habt ihr schon mal versucht, bei einem eBook eine Ecke umzuklappen, um sich die Seite zu merken? Oder mal schnell Notizen mit Bleistift an eine bestimmte Textpassage gekritzelt, um sie nicht zu vergessen? Vom Umblättern ganz zu schweigen – auch wenn es eBooks gibt, die das Geräusch der Blätter elektronisch nachmachen, den Geruch eines neuen Buches, das zum ersten mal aufgeschlagen wird kann auch der beste eBook Reader nicht nachmachen.

Nach Abwägung aller Pros und Contras siegte am Ende die Vernunft – war es wirklich vernünftig – egal, und ich habe gestern für uns beide je einen Kindle bestellt. Der niedrige Preis von aktuell 49,- Euro sowie die Tatsache, dass das Ding gerade für die Wartezeit am Flughafen und während der Flüge ziemlich praktisch ist haben letztlich den Ausschlag für die Bestellung gegeben. Zur Klarstellung: ich habe keine Anteile bei Amazon oder bekomme Prämien, wenn jemand einen Kindle kauft. Ich erzähle es einfach nur, weil es Teil unserer Reisevorbereitungen ist.

Und wenn ich so nachdenke, kann es vielleicht doch ganz nett sein, in einer Hängematte zu liegen, ein gutes (e)Buch zu lesen und genüsslich den Sonnenuntergang zu genießen.

Enjoying the Last of the Day at KiwiWise
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