Tag 24: Der Eine Ring

Etappe: Sunrise Valley – Picton

Der Morgenhimmel im Nelson Sun Club war zwar eher bedeckt, aber es war warm, so dass wir es zum Frühstück gut ohne Klamotten aushalten konnten. Nachdem wir fertig waren packten wir unsere Siebensachen und machten uns auf den Weg nach Havelock.

Allerdings machten wir in Nelson einen Zwischenstopp, der es in sich hatte. Als Herr der Ringe Fan wusste ich natürlich, dass in Nelson der einzig wahre, weil originale Hersteller des einen Rings beheimatet ist: der Goldschmied Jens Hansen fertigte exklusiv alle Ringmodelle für die Herr der Ringe Filme, sowie für die Hobbit Filme. Da musste ich einfach vorbeischauen.

Ich habe lange hin  und her überlegt, bin aber dann doch schwach geworden und so begleitet mich der eine Ring auf meinem weiteren Weg, natürlich stilecht mit der dazugehörigen Kette, die Frodo um den Hals trug. Ja, man kann das Zeug auch im Internet kaufen, aber direkt beim Originalhersteller, das ist halt was anderes. Und als kleiner Kompromiss wurde es “nur” die Variante in Sterlingsilber, denn für die Echtgold-Version hätten wir unseren Urlaub verkürzen müssen und das wollte ich Claudia dann doch nicht antun.

Aber, das ist der Bonus, wenn man direkt dort einkauft, es gab ein kleines Zuckerl obendrauf: wir durften den größten Ring, der für die Filme gefertigt und natürlich auch verwendet wurde, in den Händen halten. Dazu wurden uns die Szenen gezeigt, in denen genau dieser Ring zum Einsatz kam. Das war schon sehr besonders und sowas bekommt man im Internet halt nicht.

Nachdem der Geldbeutel wieder etwas schmaler war, sind wir weitergefahren, um in Havelock die berühmten Greenshells (Green Lip Mussels) zu essen. Zuvor kamen wir noch an der Pelorus Bridge vorbei, an der auch Szenen aus den Hobbit-Filme gedreht wurden. Wir waren ja 2014 schon mal da und waren fast alleine dort. Diesmal war vor lauter Autos kein Parkplatz zu bekommen! Also lautete die Devise: weiterfahren.

In unseren Reiseführern gab es zu den Muscheln zwei Empfehlungen: das Slip Inn oder The Mussel Pot. Das erste liegt mit schöner Aussicht auf die Marina direkt am Hafen, hatte aber keine Muscheln. Also sind wir zum Muscheltopf gegangen und haben auch nach kurzer Wartezeit ohne Reservierung einen Tisch für zwei im Garten bekommen.

Die Muscheln waren lecker, wir hatten zwei verschiedene Varianten: in Tomaten-Chili-Kräuter-Sauce und in Weißwein-Sahne-Knoblauch-Sauce. Dazu gab es Knoblauchbrot. Aber außer den Muscheln hatte Havelock wenig sehenswertes.

Auf unserer weiteren Fahrt kamen wir noch an einem weihnachtlich  geschmückten Baum und Briefkästen an einer Grundstückszufahrt vorbei. Das war uns einen Fotostopp wert und da der Lookout gleich in der Nähe lag, haben wir zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.

Der Queen Charlotte Drive ist eine kleine, verwinkelte Straße, die sich an der Küste zwischen Havelock und Picton entlang schlängelt. Macht immens Spaß und manchmal wünschte ich mir ein Motorrad.

Kurz vor Picton hielten wir noch an einem Lookout, an dem wir 2014 ein tolles Bild vom Sound geschossen haben. Leider wurde der Platz mittlerweile weiter ausgebaut und die tolle Szenerie hat darunter gelitten. Ein Zaun blockiert nun den tollen Ausblick auf den Sound vor Picton.

Einen Stellplatz zu bekommen erwies sich dann etwas schwieriger, als gedacht: der Top 10 Holiday Park war restlos voll, so mussten wir 2 km weiterfahren und unser Glück im Parklands Marina Holiday Park versuchen. Als wir ankamen, standen schon drei Leute an der Rezeption und ich konnte hören, dass es schon problematisch war, einen Platz für ein kleines Zelt zu bekommen.

Aber zu unserem Glück hatte Claudia beim weihnachtlichen Baum zwei vierblättrige Kleeblätter gefunden und so bekamen wir den letzten Platz für Camper mit Stromversorgung, der noch frei war. Außerdem konnten wir uns noch Räder ausleihen und damit in den Ort fahren und essen gehen. Alles richtig gemacht!

Unser letzter Abend auf der Südinsel neigt sich dem Ende zu und wir freuen uns auf den nächsten Abschnitt unserer Reise.

Tour 24: Sunrise Valley – Richmond – Nelson – Havelock – Picton, 149,98 km

Tag 23: Wandern und Paddeln

Etappe: Marahau – Sunrise Valley

Die kombinierte Tour ging um 08:30 los, das hieß für uns der Wecker läutete um 07:00. Da wir aber vom Vortag so kaputt waren – nein, nicht vom Neujahrfeiern, sondern vom Paddeln gegen den Wind –  dass wir schon um 20:30 in den Federn lagen, war das überhaupt kein Problem. Ich war um viertel nach sechs wach und Claudia eine halbe Stunde später. Der Wecker hatte nichts zu wecken.

Mit insgesamt 19 Personen gingen wir auf die Gourmet Platter Tour. Und wieder mal gab es eine kurze Einweisung, Unterschriften und so weiter. Hatten wir ja schon ein paar mal. Dabei lernten wir Caro und Leo kennen, ein junges Paar aus Stuttgart, die in Richtung Süden unterwegs waren. Und gleich wurde der ein oder andere Tipp ausgetauscht, denn die beiden kamen von der Nordinsel und hatten zum Beispiel das Tongariro Alpine Crossing schon hinter sich. Und wir haben begeistert von Camp Glenorchy (heute “The Headwaters Eco Lodge”) und unserem Ausflug hoch zu Roß erzählt.

Es folgte die Essensausgabe, denn wir wurden für die Tour mit einem fetten Lunchpaket ausgestattet. Und dann ging es ab in den Bus, der uns zur Einstiegstelle für das Wassertaxi brachte. Das Schauspiel, wenn die Traktoren die Anhänger mit den Booten und den Passagieren darin ins Wasser fahren, ist etwas ganz besonderes. Da ist richtig Betrieb, das geht wie das Breznbacken.

Das Wassertaxi brachte uns dann in die Torrent Bay, von wo wir unsere Wanderung auf dem Abel Tasman Track starteten. Zwei Stunden und zehn Minuten stand auf den Wegweisern zu unserem Ziel Bark Bay. Inklusive Überschreitung der Falls River Hängebrücke, die ganz schön wackelte.

Der Track verläuft mehr oder weniger parallel zur Küstenlinie in Richtung Norden immer wieder durch den Regenwald aber auch mit ausgesetzten Streckenabschnitten, wo wir tolle Ausblicke auf die malerischen Buchten hatten. Plötzlich lief uns ein Weka, ein neuseeländischer Vogel auf dem Weg entgegen. Es dauerte einen Moment, bis wir bemerkten, dass er uns wohl von seinen Jungtieren ablenken wollte, die etwas unterhalb des Weges im Unterholz saßen.

In eine diese Buchten, die Sandfly Bay (wo dieser Name wohl herkommt?) steigen wir dann hinunter, da sie nur fünf Minuten vom Weg abzweigte und unsere restliche Strecke nur noch 30 Minuten dauern sollte. 12:30 Uhr war die Zielzeit zu der wir in der Bark Bay sein sollten, damit uns das Wassertaxi wieder aufnehmen und ein Stück zurück in südlicher Richtung bis zum Observation Beach bringen konnte.

Während der Fahrt sahen wir auf der Backbordseite des Wassertaxis (das ist die linke Seite in Fahrtrichtung, also in unserem Fall im Westen) Land und Claudia fragte den Kapitän, ob das die Nordinsel sei.

Plötzlich stoppte er das Boot, schaute in die Runde und fragte mit todernstem Gesichtsausdruck, ob Kiwis an Bord seien. Es meldete sich ein Paar und er fragte, woher sie kämen. Aus Hamilton (Nordinsel) lautete die Antwort. ‘Na gut’, meinte der Käptn, ‘das kann man vielleicht gerade noch als Kiwi durchgehen lassen!’ Er spielte damit auf die alte Rivalität zwischen Nord- und Südinsel an, nach der sich die Bewohner der Südinsel als Einwohner des Mainland, also der Hauptinsel bezeichnen.

Er sah Claudia an und deutete nach Steuerbord (wer vorher aufgepasst hat, weiß jetzt, dass das die rechte Seite des Bootes in Fahrtrichtung ist, in unserem Fall die Himmelsrichtung Osten) und meinte: ‘Irgendwo da ganz weit hinter diesen Hügeln und Bergen soll irgendwo noch ein Land sein, ich glaube, sie nennen es Australien. Da haben sie alles abgeladen, was giftig und gefährlich ist: Schlangen, Spinnen, Haie, Krokodile.’

‘Und hier’, er deutete nach Backbord, ‘wenn ihr hier über diese Hügel und Berge steigt, kommt ihr irgendwann nach Picton. Das sind die Berge der Marlborough Sounds. Und wenn ihr dann noch mal ins Boot steigt, soll irgendwann mal noch so eine Insel kommen, ich glaube, man nennt sie die Nordinsel. Auch nicht viel besser, als die andere Seite.’ Die ganze Geschichte erzählte er natürlich ohne auch nur eine Miene zu verziehen. Wir haben sehr gelacht.

Am Observation Beach angekommen, wurden wir in drei Gruppen aufgeteilt. Wir waren mit einem amerikanischen Mädchen in einer Gruppe einem Guide zugeteilt. Da kam ein Teilnehmer einer anderen Gruppe und fragte unseren Guide, ob das Mädchen die Gruppe wechseln könnte, damit sie alle zusammen sind. Oli, unser katalanischer Guide besprach sich mit seinem Kollegen und prompt waren dann Caro und Leo bei uns und wir sind mit drei Kayaks losgezogen. Wir Paare jeweils in Zweierkayaks und Oli als Guide in einem Einsitzer.

Wir kreuzten zunächst zum gegenüberliegenden Adele Island – die Frau des französischen Kartographen, der die Gegend vermessen hat, hieß so – und konnten an der Nordspitze noch ein paar Seals beobachten, die sich dort auf den Felsen und im Wasser tummelten. Danach ging es wieder zurück auf die andere Seite des Astrolabe Kanals und wir fuhren die restliche Strecke zurück nach Marahau Beach.

Im Hooked Café genossen wir vier dann noch ein Abschlussbierchen und tauschten weitere Neuseelanderfahrungen aus. Leo wollte wissen, wie das mit der Sternenfotografie funktioniert und ich hab ihm, so gut ich konnte, erklärt, was er am besten machen muss, damit die Bilder was werden. Bei unserem Einkaufsstopp in Motueka sahen wir uns dann zufällig noch einmal auf dem Parkplatz des Supermarktes. Caro gab uns noch ihre Handynummer, damit wir unsere gemeinsamen Bilder austauschen konnten.

Dann machten wir uns auf den Weg in das 24 km entfernte Sunrise Valley, denn hier hatten wir in der Campermate App noch den Nelson Sun Club gefunden, ein weiteres FKK Camp, sogar mit 9-Loch Golfplatz dabei. Wir wurden herzlich begrüßt, alle powered sites waren zur freien Auswahl und so blieben wir gerne für die Nacht.

Unser erster Weg führte uns in die unlimierte heiße Dusche, die nach der ganzen Salzwasser-Plantscherei im Kayak sehr angenehm war. Danach verspeisten wir mit ein paar Bieren unser Sandwich aus dem Lunchpaket, denn wir hatten am Morgen im Hooked Café ein ebensolches zum Frühstück gegessen und die Teile sind so groß und ausgiebig, dass wir Mittags absolut noch keinen Hunger hatten. Nebenbei unterhielten wir uns mit den anderen Gästen (auch hier alles Kiwis, die meisten aus der näheren Umgebung).

Als es dann schon dunkel war, haben wir noch den Tipp der Camp-Chefin beherzigt und haben uns die Glühwürmchen angesehen, die entlang des kleinen Bachlaufs neben der Einfahrt leuchteten. Wir hatten ein paar Leuchtpunkte erwartet und wurden total überrascht: da waren tausende kleine Lichtpunkte, die da leuchteten, was ihr Körper hergab! Es gab nur ein Problem: wir konnten sie nicht fotografieren, also müsst ihr es einfach glauben.

Tour 23: Marahau – Kaiteriteri – Motueka – Upper Motuere – Sunrise Valley, 46,96 km