Ein Jahr danach – die Sehnsucht ist immer noch da

Mittlerweile ist es schon wieder mehr als ein Jahr her, seit wir wieder in heimatlichen Gefilden wandeln. Erschreckend, wie schnell die Zeit vergeht. Aber immer wieder kommen Gedanken und Erinnerungen an unsere Zeit am anderen Ende der Welt hoch.

Sei es, dass eine Doku über Neuseeland im Fernsehen läuft, ein TV-Werbespot mit dem Haka, dem traditionellen Maori-Tanz für Reisen nach Australien wirbt (warum auch immer) oder einfach der Blick auf den Neuseeland Fotos in meinem Büro etwas länger hängen bleibt. Es ist nie ganz weg.

Die Wehmut und Sehnsucht, dorthin zurückzukehren, die mich fast schlagartig überfällt, wenn ich mal zwischendurch die Bilder auf dem Handy durchblättere, zeigt, dass unsere Aufenthalte im Land der langen weißen Wolke doch mehr waren, als ein einfache Fernreisen.

Als kleine Auszeit gönne ich mir dann auch immer wieder mal einen Blick auf unseren Blog und lese die Berichte. Manches ist noch so präsent, dass es scheint, als ob es erst gestern gewesen wäre. Und auch wenn es vielleicht merkwürdig oder sentimental klingt: wenn wir uns dann gegenseitig sagen “weißt Du noch, als wir am … waren und … kennengelernt haben” wird es schon mal kurzzeitig warm um’s Herz und der klare Blick verschwimmt etwas. Ob das am kalten Wind im Gesicht liegt oder doch eine kurzzeitige Erhöhung der Tränenflüssigkeit im Auge die Ursache ist – wer mag es genau zu sagen?

Klar, schöne Erinnerungen sind immer deutlicher im Gedächtnis als die weniger schönen Erlebnisse. An unsere erste Nacht im Akaroa TOP 10 Holiday Park bei Regen und einstelligen Temperaturen im neuseeländischen Sommer (!) als wir uns gefragt haben, ob wir nicht doch besser zu Hause in München  geblieben wären, wo es zu dem Zeitpunkt milde 13°C auf den Weihnachtsmärkten hatte und der Glühwein eher mit Eis serviert wurde, erinnere ich mich nicht wirklich oft oder gerne.

Aber die schier unendlichen Lupinenfelder auf dem Weg zur Church of the good Shepherd (“Tag 3 – Endlich Sonne”) am Lake Tekapo oder der Gedanke an den Adrenalinrausch nach unserem Fallschirmsprung (“Tag 30 – Hoch hinaus und tiefer Fall”) kommen immer wieder mal in den Sinn und sorgen prompt für einen kurzzeitigen Anstieg des Dopamin- oder Serotoninspiegels.

Und bei all den schönen Erinnerungen ist mir aufgefallen, dass ich hier im Blog noch gar keine Übersichtsseite über unsere Tagesetappen für die zweite Reise erstellt habe. Für unseren ersten Trip im Jahr 2014 gibt es die nämlich im Beitrag “Ein erster Blick zurück“.

Also dann hier:

Die Reise in chronologischer Reihenfolge

Die Anreise

Akklimatisieren auf der Nordinsel (Te Ika-a-Māui)

Wechsel auf die Südinsel (Te Wai-pounamu)

Und wieder zurück auf die Nordinsel (Te Ika-a-Māui)

Die Heimreise

Wie schnell die Zeit vergeht

Und schon sind sechs Wochen wieder vorbei! Eben spazierten wir noch im sonnigen Auckland an der North Wharf bei 28°C mit einem Eis in der Hand und schon sind wir wieder zuhause im winterlichen und kalten München mit leichtem Schneefall und -2°C. Heute ist unser letzter Urlaubstag, morgen wartet der Job wieder auf uns.

Da der Flieger aus Singapur mit Verspätung in Auckland landete, starteten wir mit einer kleinen Verspätung. Der  Flug nach Singapur ging relativ schnell vorbei und außer ein paar Turbulenzen über Australien und der Javasee gab es keine Besonderheiten. Am Changi Flughafen von Singapur hatten wir dann fast vier Stunden Aufenthalt. Shopping war angesagt, da wir noch Singapur Dollar hatten, die wir ausgeben konnten.

Nachdem wir ein paar Läden abgeklappert hatten machte sich langsam aber sicher auch der Zeitunterschied von acht Stunden bemerkbar. Die Müdigkeit setzte ein, denn nach Auckland-Zeit war es ja bereits kurz vor drei Uhr nachts. Glücklicherweise startete unser Flug nach München vom gleichen Terminal, so dass wir, für Singapur-Verhältnisse, kurze Wege hatten.

Wir warteten, bis das Gate geöffnet wurde und gingen gleich darauf durch die Sicherheitskontrolle.

Warum auch immer, startete auch unser Flug nach München mit ein bisschen Verspätung und so hoben wir erst gegen 1:00 Uhr Singapur-Zeit ab. Irgendwie verging aber dieses Mal die Zeit nicht wie im Flug. Trotz des guten Film-Angebots im Entertainmentsystem tropften die Minuten sprichwörtlich nur dahin. Das war gefühlt der längste Flug von allen und so waren wir beide froh, als wir um 6:40 Ortszeit am Münchner Flughafen landeten.

Wir dockten am Gate H48, am äußersten Ende des Terminal 2 an. Dies brachte  uns einen ziemlich langen Fußmarsch bis zur Gepäckausgabe ein. Hatte aber den Vorteil, dass das Gepäckband schon lief und die ersten Koffer bereits ihre Runden drehten, als wir dort ankamen. Unsere beiden kamen dann auch schnell und so konnten wir gleich durch die Passkontrolle und zum Ausgang.

Dort wurden wir bereits von unserem “Empfangskommittee” erwartet und als wir das selbstgebastelte Neuseeland-Schild sahen, das uns bereits bei unserer ersten Rückkehr empfangen hatte, mussten wir beide sehr schmunzeln. Das hat uns wirklich sehr gefreut!

Wie bereits vor dem Abflug führte uns unser Weg ins Airbräu, diesmal zum Weißwurstfrühstück. Und obwohl es in Neuseeland wirklich gutes Bier gab, hab ich mich auf ein Weißbier gefreut. Und Weißwürste haben sie auch keine. Brezen allerdings schon, wie wir in Queenstown gesehen hatten. Dort arbeitet nämlich beim Fergbaker ein bayrischer Bäcker!

Tag 15: Ran an den Gletscher

Etappe: Queenstown – Glendhu Bay

Die Etappe von Queenstown bis zum Lake Wanaka, genauer gesagt bis zum Camp in Glendhu Bay sollte relativ schnell erledigt sein, es sind ja nur knapp 130 Kilometer, denn wir wollten nur im Camp einchecken und dann gleich weiterfahren zum Startpunkt des Rob Roy Track.

Wir erledigten unsere morgendliche Toilette und genossen noch einmal die unbegrenzten heißen Duschen im Lakeview Holiday Park. Denn je nach Campingplatz gibt es heißes Wasser unbegrenzt oder aber nur gegen Gebühr. Die schwankt in der Regel zwischen einem und zwei Dollar und bietet dann zeitlich begrenzt, normalerweise zwischen fünf und sechs Minuten, heißes Wasser zum Duschen.

Kurz nach Queenstown stand eine Anhalterin mit Trekkingrucksack am Straßenrand und hielt den Daumen hoch. Wir blieben stehen und fragten, wie weit sie denn wollte. ‘Nach Cromwell’, war die Antwort der jungen Holländerin, nach deren Namen wir vergessen haben zu fragen. Da Cromwell auf unserem Weg lag, haben wir ihr den dritten Platz in unserem Camper angeboten und sie hat ihn dankbar angenommen.

Beim üblichen Woher – Wohin stellte sich heraus, dass sie bereits seit April 2018 in Neuseeland war. Das erste halbe Jahr hatte sie in Wellington studiert und seit Oktober bereiste sie das Land. Sie hatte vor, über die Weihnachtsfeiertage eine befreundete Familie in der Nähe von Cromwell zu besuchen. Als wir ihr unsere Pläne für den weiteren Tagesverlauf schilderten, empfahl sie uns, unbedingt bis zum Upper Lookout des Rob Roy Track weiterzugehen. Die meisten blieben am unteren Aussichtspunkt stehen und versäumten das Beste. Sie sollte rechte behalten.

Nachdem wir sie in Cromwell abgesetzt hatten fuhren wir weiter nach Glendhu Bay. Es war viertel vor zwölf und die Rezeption hatte gerade eben geschlossen, da Weihnachtstag war. Der Besitzer war aber noch da und wir vereinbarten, dass wir unseren Tisch und die Stühle auf einem Platz abstellen und dann zum Track weiterfahren.

Er meinte daraufhin, dass am Nachmittag wahrscheinlich niemand mehr da sei, da ja Weihnachtstag war. Wir sollten einfach unsere Registrierung ausfüllen, das Geld in einen der bereitgelegten Beutel legen und in das Postfach werfen. Im Prinzip so, wie auf den Camps vom DOC. Gesagt, getan.

Am Carpark des Rob Roy Track angekommen, machten wir uns auch gleich auf den Weg. Zunächst führte der Pfad über Grasland, stieg dann jedoch ziemlich bald an und bog in das Tal zum Rob Roy Gletscher ein. Da bemerkte ich wieder einmal, dass es bei der Klassifizierung von Wanderwegen deutliche Unterschiede zwischen Deutschland und Neuseeland gibt.

Der Rob Roy Track wird vom DOC als ‘einfach, keine besonderen Anforderungen, gut mit Kindern zu gehen’ eingestuft. Bei uns bekäme dieser Weg mindestens eine mittlere Schwierigkeit zugewiesen, es geht zum Teil gut steil nach oben, an einigen Stellen ist der Weg abgerutscht und führt über größere Felsbrocken und Wurzeln. Ausreichende Trittsicherheit sollte an diesen Stellen schon vorhanden sein.

Immer höher stiegen wir oberhalb eines rauschenden Bachs durch den Regenwald und auf einmal tat sich zwischen den Bäumen eine Lücke auf und wir konnten zum ersten Mal einen Blick auf den Gletscher werfen. Sehr imposant erhob er sich da über unseren Köpfen.

Wir gingen am Lower Lookout vorbei und stiegen eine weitere halbe Stunde bergwärts, bis wir am oberen Aussichtspunkt angekommen waren. Ein atemberaubender Anblick bot sich uns dort. Gleich mehrere Wasserfälle stürzten ins Tal, alle gespeist vom ewigen Eis des Gletschers. Wir genehmigten uns unsere Brotzeit und genossen die Eindrücke, die sich uns boten.

Zwei Mal hörten wir lautes Krachen und als wir nach oben sahen, konnten wir sehen, wie sich eine große Menge Eis gelöst hatte und nach unten stürzte. Der darunter liegende Wasserfall wuchs darauf hin kurz an und nach einer Minute war alles wieder so wie vorher.

Am Abend, als wir im Camp ankamen, trafen wir ein deutsches Paar, die auch einchecken wollten. Wir erklärten ihnen die Prozedur und es stellte sich heraus, dass die beiden ebenfalls vom Rob Roy Track kamen. Und schon hatten wir ausreichend Gesprächsstoff und ehe wir uns versahen, waren mal schnell zwei Ankommerbier im Stehen weg. Jedoch nicht ohne dass wir zumindest mal mit den Füßen im See waren, denn unser Platz lag nur zwanzig Meter vom Wasser entfernt

Nach dem Duschen erzählten uns die beiden, dass sie seit Anfang Dezember unterwegs sind und auf der Nordinsel begonnen haben. Ihre Route ging also ziemlich genau entgegengesetzt der unsrigen. Sie wollten auch am nächsten Tag auf den Roys Peak so wie wir, allerdings bereits um 2:00 Uhr los, damit sie den Sonnenaufgang am Gipfel sehen können.

Da haben wir beide einvernehmlich gestreikt und unseren wohlverdienten Schlaf vorgezogen.

Tour 15: Queenstown – Cromwell – Wanaka – Glendhu Bay, 125,10 km

Tag 13: Auf den Rädern über den See

Etappe: Glenorchy – Queenstown

Irgendwie wollten wir gar nicht weg, das Camp Glenorchy war dermaßen heimelig und es fiel mir wirklich schwer, nach einem ausgiebigen Frühstück in der tollen Küche von dort abzureisen. Wir verabschiedeten uns von Grace und Tracy, wünschten noch frohe Weihnachten und machten uns auf den Weg nach Queenstown. Auf zu den nächsten Abenteuern.

Der erste Fotostopp ließ jedoch nicht lange auf sich warten, wir bogen nur einmal links ab und hielten am Ufer des Lake Wakatipu bei der alten Wharf Shed, einem beliebten Fotomotiv.

Ach ja, das Wetter: wir hatten zum ersten Mal, seit wir mit dem Camper unterwegs waren, bereits am Morgen Sonnenschein! Die Temperaturen hätten gern ein wenig höher sein können, schlappe 13° C zeigte das Thermometer, aber für unsere Stimmung machte allein der Sonnenschein schon eine ganze Menge aus.

Die Straße am Lake Wakatipu entlang zurückzufahren war bei diesem Wetter natürlich nochmal ein ganzes Stück schöner als am Vortag, als es immer wieder regnete und wolkig war.

Nach einer knappen Stunde Fahrt sind wir in Queenstown im Lakeview Holiday Park angekommen. Beim Einchecken konnten wir auch gleich direkt unsere Buchung für die Fahrradtour entlang des Sees machen. Der Station 2 Station Cycle Trail führt zunächst von Queenstown mit dem Katamaran “Spirit of Queenstown” zur Mt Nicholas High Country Farm auf der anderen Seite des Sees, von dort geht es par Rad weiter zur Walter Peak High Country Farm von wo wir dann mit dem Dampfschiff TSS Earnslaw abgeholt und wieder zurück nach Queenstown gebracht wurden. Und das alles bei strahlendem Sonnenschein!

Die Radtour war, verglichen mit der Tour durch die Roxburgh Gorge, wirklich einfach zu fahren. Am Anfang ging es mal moderat den Berg hoch und ab dann eigentlich nur noch geradeaus bis zum Ziel. Aber das war auch gut so, so hatten wir mehr Zeit, uns die atemberaubende Landschaft anzusehen und entsprechend viele Fotos und Videos zu machen.

Aber das absolute Highlight war dann die Rückfahrt mit der TSS Earnslaw! Dieses Dampfschiff wurde 1912, im selben Jahr wie die Titanic(!), in Dunedin erbaut, dann zerlegt und am Südende des Lake Wakatipu, in Kingston, wieder zusammengesetzt, um auf dem See ihren Dienst zu tun. Der Doppelschraubendampfer (“Twin Screw Steamer” = TSS) wird auch Lady of the Lake genannt und verkehrt nun schon seit über 100 Jahren auf dem See.

Ursprünglich als Frachtschiff konzipiert, wurde die Earnslaw in den 1960er Jahren, als der Straßenausbau in der Gegend immer weiter voranschritt, vom Tourismusunternehmen Real Journeys übernommen und so vor der Verschrottung gerettet. Bei einer Generalüberholung wurde das Oberdeck umschlossen, der Maschinenraum freigelegt und das Promenade Café eröffnet.

Heute ist die TSS Earnslaw der einzige noch betriebsfähige, kommerziell betriebene kohlebefeuerte Passagierdampfer der Südhalbkugel. Und obwohl sie die 100 Jahre schon deutlich überschritten hat, verrichtet die Earnslaw nach wie vor im Sommer 14 Stunden täglich ihren Dienst und fährt 11 Monate im Jahr.

Einer der beiden Heizer erklärte mir noch, dass die beiden Kohlebunker an der Steuerbord- und Backbordseite an jedem Morgen mit jeweils 7 Tonnen Kohle beladen werden. Er und seine Kollegen wechseln sich dann auf jeder Fahrt ab. Eine Fahrt dauert jeweils 1,5 Stunden. Er meinte: ‘It’s an easy job and I really love it!’

Nach dem Bier an Bord mussten wir zurück in Queenstown zunächst mal dringend eine gewisse Örtlichkeit aufsuchen. Da aber die öffentliche Toilette gerade wegen Reinigungsarbeiten nur zur Hälfte nutzbar war und dort schon eine Schlange von Leuten davor stand, wichen wir einfach in das nahegelegene Irish Pub Pog Mahone’s aus. Und wenn man dann schon mal da ist, gibt’s natürlich auch ein Guinness.

Und wie es halt so ist, das Guinness schmeckte, die Speisen sahen äußerst lecker aus, und so beschlossen wir, dort auch zu Abend zu essen. Zuvor musste aber noch die Buchung unserer Aktivitäten am nächsten Tag gemacht werden. So machten wir uns auf und buchten die sog. Shotover Duo, das heißt wir werden den Shotover River zunächst mit dem Jetboot entlang fahren und anschließend nochmal mit dem Raftingboot.

Am Abend beim Essen saß plötzlich ein Mädchen neben Claudia als ich an der Bar unsere Getränke holte und die beiden waren gleich tief ins Gespräch verwickelt. Es stellte sich bald heraus, dass Erin und ihre Freunde Dan, Jameson, Eileen und viele andere auf einem Pub Crawl waren und im Rahmen einer Challenge eine Aufgabenliste abzuarbeiten hatten. Die Liste enthielt zehn Pubs, in denen jeweils verschiedene Dinge zu tun und zu trinken waren. Das Pog Mahone’s war die sechste Station und die Aufgabe lautete: ‘Trink ein Guinness und mach ein Selfie mit einem Fremden’.

Nach dem Selfie waren wir uns dann nicht mehr so fremd und so zogen wir mit ihnen weiter durch die nächsten Pubs, bis wir nach der Nummer neun mit der Aufgabe ‘Flash your tits to the barkeeper and get a shot” dann ausgestiegen sind. Karaoke als zehnte Aufgabe wollten wir dann nicht mehr mitmachen, außerdem war es auch spät genug.

Wir verabschiedeten uns von allen und verabredeten uns für den nächsten Abend (Hl. Abend!) am Strand, da treffen sich alle wieder.

Tour 13: Glenorchy – Queenstown, 46,38 km

Tag 12: Auf dem Pferderücken durch das Paradies

Etappe: Alexandra – Glenorchy

Der Schlaf kam ziemlich schnell nach unserer Radltour durch die Roxburgh Gorge. So war es dann auch nicht verwunderlich, dass ich um viertel nach sieben am Morgen wach war. Diesmal ohne Wecker.

Nicole Joyce von Trail Journeys hatte uns bei der Rückfahrt von Clyde nach Alexandra einen Besuch in Clyde empfohlen, sie meinte, es hätte deutlich mehr Atmosphäre als Alexandra. So entschieden wir uns, dort unser Frühstück zu nehmen.

In Olivers Merchant of Clyde Café, Deli & Bakery gab es für uns das Merchants Breakfast und einen guten Earl Grey dazu. Anschließend ein kleiner Spaziergang durch das alte Goldgräberstädtchen und ein paar Fotos bevor es weiterging nach Cromwell, wo wir unsere Vorräte für die Weihnachtstage auffüllten. Auf der Strecke nach Cromwell lagen noch ein paar lohnenswerte Motive, so dass wir das ein oder andere Mal stoppten und Fotos machten.

Nach dem Einkaufen ging es aber dann endlich weiter, unserem Tagesziel Glenorchy am nördlichen Ende des Lake Wakatipu entgegen. Ursprünglich wollten wir an den Sylvan Lake und den dortigen Track gehen, aber da die Straße ab Paradise unbefestigt, also eine sogenannte Gravel Road war, haben wir im Interesse unseres Fahrzeuges davon abgesehen und uns statt dessen im Camp Glenorchy (heute “The Headwaters Eco Lodge”) einquartiert. Woher wir davon wussten? Na, CamperMate natürlich. Die Bewertungen waren vielversprechend, obwohl der Preis etwas höher als die üblichen Tarife war. Aber dazu später mehr.

Die Straße zwischen Queenstown und Glenorchy führt am Lake Wakatipu entlang und ist alleine schon eine Reise wert. Vergleichbar vielleicht mit der Straße am Westufer des Gardasees. Begleitet von den unvermeidbaren Regenschauern fuhren wir unserem Ziel entgegen und wie bestellt kam kurz vor Glenorchy die Sonne raus und schien für uns auf den letzten Kilometern.

Wir fanden das Camp und konnten einen Platz für die Nacht buchen. Da wir auf den Lake Sylvan Track verzichtet hatten, wollten wir statt dessen eine andere, für uns außergewöhnliche Erfahrung machen: wir wollten zu Pferd ein paar Drehorte von Herr der Ringe besuchen.

Und so fragten wir Grace an der Rezeption vom Camp Glenorchy (heute “The Headwaters Eco Lodge”), ob sie für uns eine solche Tour buchen könnte. Sie fragte uns, ob wir einen bestimmten Anbieter hätten und wir meinten, wir hätten Infos von High Country Horses gelesen. Grace griff sich das Telefon und begann zu telefonieren. ‘Um halb drei geht eine Tour los, die letzte für heute’, meinte sie. Es war zehn nach zwei! Wir fragten, ob wir das schaffen können. Sie meinte: ‘Es sind nur zehn Minuten Fahrt bis zum Check-In, das geht schon!’

Nachdem sie noch unsere Namen, Größen und Gewichte durchgegeben hat, machten wir uns auch schon auf den Weg. In neun Minuten waren wir da! Und wir waren nicht die letzten, denn Martin, der Fahrer des Busses, der uns zum Startpunkt bringen sollte, war noch nicht da. So konnten wir uns in Ruhe einkleiden, was bedeutete, wir bekamen einen Helm und einen Western-Staubmantel, da es immer wieder leicht regnete.

Über Gravel Roads bretterten wir, bzw. Martin der Koppel in Paradise entgegen, wo unsere Guides Amanda und Minnie schon auf uns warteten. Also waren wir doch noch nach Paradise gekommen, allerdings nicht im Camper sondern im Kleinbus und dann weiter zu Pferd!

Amanda machte die Einweisung für uns zehn, fünf davon sind schon mal geritten, die kamen in die erste Gruppe und wir anderen fünf ohne Reiterfahrung durften mit Minnie in der zweiten Gruppe reiten. Jeder bekam sein Pferd zugeteilt. Claudia bekam Corona, eine Schimmelstute zugewiesen und ich durfte auf Warren, einem braunen Hengst reiten.

Und schon ging es los zu einem eineinhalbstündigen Ritt zu den verschiedenen Drehorten vom Herrn der Ringe. Ein absolutes Abenteuer dort zu Pferd zu sein, wo es auch die Protagonisten der Filme waren. Wir kamen am Isengard Lookout vorbei und ritten auch durch den Wald, wo Merry und Pippin von den Orks gefangen genommen wurden und Boromir von den Orkpfeilen tödlich getroffen wurde.

Viel zu schnell ging die Zeit vorbei, wir sahen noch zwei Hochzeitslokations im Freien vor einem absolut atemberaubenden Panorama, die auch schon zu Pferd “angeritten” wurden. Und ein paar Hütten, die man als Wanderer oder Reiter mieten kann.

Was ist Paradise?

Paradise bezeichnet ein Gebiet von ca. 300 ha Größe, das dem Paradise Charitable Trust, der 1998 gegründet wurde, gehört und verwaltet wird, um die einzigartigen Merkmale der Gegend für alle Besucher – insbesondere Kinder und Familien – zu erhalten und zu verbessern.

Der Zweck des Trust zielt darauf ab, die Umgebung zu bewahren, in der die Gäste zu einer einfacheren und beschaulicheren Lebensweise ermutigt werden.

Bei der Aufrechterhaltung und Entwicklung von Paradise wird der Trust in erster Linie von den Wünschen des verstorbenen David Miller und zweitens von den Prinzipien geleitet, die in den Naturschutz- und Landschaftsplänen des Trusts niedergelegt sind.

Paradise Trust arbeitet nicht gewinnorientiert. Alle Mittel, die nicht für wesentliche Betriebskosten erforderlich sind, werden ausschließlich zur Aufwertung der Immobilie verwendet.

Und der Name Paradise kommt tatsächlich nicht, wie man vielleicht vermuten würde, von der zauberhaften Gegend, sondern von den Paradise Ducks (Paradieskasarka), die hier leben.

Von einem Paradies ins andere

Als wir wieder zurück zum Camp Glenorchy (heute “The Headwaters Eco Lodge”) kamen, erwartete uns ein  Regenbogen über dem Camp, den wir so noch nie gesehen hatten: fast direkt über dem Boden zog er sich dahin. Dann konnten wir erst mal in Ruhe die Bezahlung unseres Ausritts und der Übernachtung vornehmen, denn zuvor hatten wir dazu keine Zeit mehr. Bei uns undenkbar, dass dich jemand ohne zu zahlen irgendwo hingehen lässt! Außer unseren Namen, Gewichten und Größen hatte Grace ja nichts von uns.

Das Camp ist Neuseelands erste Net Zero Energy Unterkunft. Dies bedeutet, dass das Camp über ein Jahr hinweg so viel Strom vor Ort aus erneuerbaren Quellen erzeugt, wie es verbraucht.

Die Einrichtungen des Camps sind einfach unglaublich und wenn ich schon zweimal vom vielleicht schönsten Camp geschrieben habe, diesmal ist es definitiv wahr. Hier könnte ich mir ohne weiters vorstellen mehrere Tage zu verbringen, was in anderen Camps eher selten ist. Allerdings ist es auch nicht ganz günstig, die Übernachtung kostet für uns beide mit dem Camper $75,- NZD. Aber das ist es allemal wert.

Tour 12: Alexandra – Clyde – Cromwell – Arrowtown – Arthurs Point – Queenstown – Glenorchy, 157,58 km

Tag 10: Paradise – oder doch nicht?

Etappe: Mossburn Country Park – Alexandra

Am Vorabend wurde es dann doch etwas länger und so fiel mir das Aufstehen ein bisschen schwerer, als sonst. Aber um 10:00 mussten wir aus dem Camp raus sein, andernfalls würde ein weiterer Tag berechnet werden. So humorvoll der Besitzer auch war, da verstand er keinen Spaß, wenn man den Schildern Glauben schenken durfte.

Also haben wir uns entsprechend beeilt und sind tatsächlich um 09:50 vom Hof gerollt. Das eigentliche Etappenziel war Paradise bei Glenorchy am nördlichen Ende des Lake Wakatipu. Allerdings hatten wir ja unseren Campingplatz in Queenstown erst vom 23. bis 25.12. gebucht, so dass wir, wenn wir unseren ursprünglichen Plan verfolgt hätten, drei Nächte auf einem Camp ohne Stromanschluss hätten verbringen müssen. Das ist der Hausbatterie des Campers nicht unbedingt zuträglich.

Also hat sich Claudia umgesehen und ein bisschen recherchiert. Herausgekommen ist dabei, dass wir Queenstown quasi links liegen lassen und nach Alexandra fahren, wo wir im Alexandra Holiday Park zwei Nächte bleiben. Warum gleich zwei Übernachtungen?

Wir hatten uns überlegt, eine Fahrradtour zu machen. Zwischen Roxburgh und Alexandra verläuft entlang des Flusses Clutha Mata-au der Roxburgh Gorge Trail. Das besondere an diesem Tages-Trail ist, dass es zwei Teilstrecken mit dem Fahrrad zu absolvieren gilt und in der Mitte liegt eine Strecke mit dem Jetboot. Abends werden wir dann wieder im Camp sein und die Nacht hier verbringen.

Am Five Rivers Café traf die Mossburn – Five Rivers Road wieder auf die Southern Scenic Route, auf der wir bereits den Großteil der letzten Tage unterwegs waren. In Athol kamen wir an einem typischen Dorfschulhaus vorbei, das ich gleich fotografieren musste. Nein, das ist keine Museumsschule, da sind wirklich Kinder drin.

In relativ kurzer Zeit erreichten wir bei Kingston auch schon den Lake Wakatipu, an dem auch Queenstown liegt, Durch seine langgezogene Form führt der State Highway Nr. 6 eine ganze Weile am See entlang. Dabei gab es den ein oder anderen Fotostopp, unter anderem am Devil’s Staircase.

Nachdem wir direkt am Ortseingang von Queenstown rechts abgebogen und dem Kawarau River entlang durch die Kawarau Gorge dem State Highway Nr. 6 nach Cromwell gefolgt sind fuhren wir wieder ein Stück in Richtung Süden, bis wir Alexandra erreichten. Zwischenzeitlich gab es nochmal Fotos bei Roaring Meg, einem reißenden Strom, der sich mit dem Kawarau River vereinigt und ein hydro-elektrisches Kraftwerk, das zwischen Cromwell und Queenstown liegt, antreibt.

In Alexandra angekommen erledigten wir den Check-In im Camp und machten uns dann zu Fuß auf den Weg in die Stadt zur örtlichen iSite, dem Tourismusbüro. Dort buchten wir bei Denise unsere Fahrradtour für den nächsten Tag. Wir mussten dann nochmal kurz nach Clyde, das ca. zehn Kilometer vor Alexandra liegt, um bei Trail Journeys unsere Räder anzupassen, bzw. auszuwählen.

Kevin hatte für uns schon zwei Räder und Packtaschen vorbereitet, ebenso lagen die Helme bereit. Er wies uns noch genau in die Bedienung der Drahtesel ein, offenbar gibt es tatsächlich Leute, die noch nie mit dem Rad gefahren sind, oder nicht wissen, wie sie ein Fahrrad benutzen müssen, und trotzdem solche Touren buchen. Als wir ihm gesagt haben, dass wir jeden Tag in die Arbeit radeln, hatte er ein Einsehen und verkürzte die Einweisung deutlich.

Unser Camper hat zum Glück einen Fahrradträger montiert, so dass wir die Räder gleich zum Camp mitnehmen konnten, wo wir am nächsten Morgen um 08:30 Uhr von Peter mit dem Shuttle abgeholt werden. Er fährt uns dann zum Roxburgh Dam, von wo unsere Tour zurück nach Alexandra startet.

Da wir die Räder eh schon da hatten, beschlossen wir, gleich noch ein bisschen zu üben und sind nochmal durch den Ort gefahren, haben an der Shaky Bridge Fotos geschossen und haben dann im Biergarten der Monteith’s Brewery Bar, ja sowas gibt es hier, lecker gegessen und getrunken. In Alexandra findet übrigens auch das jährliche Central Otago Craft Beer Festival statt. Leider erst wieder am 2. Februar 2019.

Tour 10: Mossburn Country Park – Five Rivers – Athol – Kingston – Frankton – Cromwell – Clyde – Alexandra, 191,13 km

Tag 16: A place to live – Queenstown

Etappe: Queenstown

Hi guys! Heute ohne neuen Standort, wir sind immer noch in Queenstown. Frühstück diesmal in der Old Man Rock Cafe Bar an der Mall Street oder auch The Mall genannt.. Cooles Ambiente, leckeres Frühstück. Und sogar jemand, der auf der Couch am Kamin sitzt und morgens um halb zehn sein erstes Tap (Bier vom Fass) genießt.

Für den heutigen Tag hatten wir uns vorgenommen mit der Gondelbahn den Berg raufzufahren um dort oben mit der Skyline Luge, einer Mischung aus Sommerrodelbahn und GoKart zu fahren und anschließend den Ziptrek, eine Art Hochseilgarten mit langen Abfahrten am Seil zu besuchen.

Die Luge war ziemlich witzig, auch wenn auf der ersten von drei Fahrten der Hintern etwas nass wurde, da es ein bisschen geregnet hat. Dem Spaß an der Sache hat es aber keinen Abbruch getan und auf der Strecke war es dann sogar ein bisschen kniffliger, denn im Nassen sind die Dinger in den Kurven schon mal ausgebrochen. Es gibt zwei verschiedene Routen und die erste Fahrt MUSS auf dem sogenannten “Scenic Track” stattfinden, damit man sich an die Dinger gewöhnt, erst dann darf man auf den “Advanced Track” – der natürlich viel cooler und schneller ist.

Nach den drei Fahrten hatten wir noch etwas Zeit, bis es am Ziptrek losging und so haben wir auf der Terrasse der Bergstation der Gondelbahn die Aussicht über Queenstown und den Lake Wakatipu genossen.

Am Start des Ziptrek bekamen wir die Sicherungsgurte und Helme sowie die Einweisung, was alles sein darf und was man nicht tun sollte und dann ging es los zur ersten Station. Anders als in den Hochseilparks die wir bisher besucht haben gibt es hier keine Möglichkeit zu bremsen. Es geht also einfach so schnell wie es eben geht an dem Stahlseil nach unten, wo einer der beiden Guides schon mit der Bremse wartet. Unsere Guides auf der Tour waren Kate aus Kanada und Enrique aus Brasilien. Da wir die Touren heute morgen schon bei Chastity aus den USA gebucht haben, fragen wir uns langsam, ob es in Queenstown auch Einheimische gibt oder tatsächlich nur Touristen und Gastarbeiter.

Egal, die erste von vier Zip-Lines erforderte schon etwas Überwindung, da das Gefühl des Ausgeliefertseins schon vorhanden ist. Da hilft nur, auf die Guides und die Bremsen zu vertrauen, wenn es mit ca. 30 km/h am Seil entlang geht. Auf den weiteren beiden Seilstrecken – die vierte war dann so lang, wie die drei vorher zusammen, und wir konnten uns selbst aussuchen, was wir machen – wurden uns von den Guides immer neue “Kunststücke” gezeigt, die wir nachmachen sollten. Kate zeigte uns, wie wir kopfüber am Seil hängen können und wie wir uns rückwärts in das Seil fallen lassen können, um loszufahren.

Alles in allem schon ziemlich spannend, vor allem das Nach-hinten-fallen-lassen und darauf zu vertrauen, dass das Seil bzw. die Sicherungen halten. Immerhin passiert das Ganze ja ca. 20m über dem Boden in den Bäumen. Aber es ging alles gut, ich habe mich dann immer wieder im Upside-Down versucht, also kopfüber am Seil zu hängen. Ist ziemlich cool so.

Anschließend streunten wir ein wenig durch die Stadt mit einem Bierstopp da und einem Essenstopp dort (ich konnte dem Fergburger heute schon wieder nicht widerstehen, Claudia hatte Thai-Take-Away-Food). Und jetzt sitze ich hier schon über zwei Stunden und ärgere mich mit dem Hochladen der Fotos rum, weil der Upload immer wieder abbricht und jetzt mag ich nicht mehr. Dann gibt es halt heute nicht mehr Fotos. Schade, aber ist so.

Und morgen sind wir dann schon wieder unterwegs zu unserer gebuchten Kayak-Tour im Milford Sound.

Tag 15: Higher and higher

Etappe: Lake Tekapo – Mount Cook Airport – Tasman Glacier – White Horse Hill Campground – Cardrona – Arrowtown – Queenstown.

So, langsam kommt wieder etwas Ruhe in die Gefühlswelt. Wir stehen in Queenstown im Lakeview Holiday Park und lassen den Tag ausklingen, nachdem wir bereits einen Fergburger verspeist haben und zur Verdauung einen Stadtbummel gebraucht haben. Aber jetzt erst mal der Reihe nach:

Sanfter Sonnenschein hat uns heute wieder mal am Lake Tekapo geweckt und wir sind noch kurz in Richtung Zentrum abgebogen, um Briefmarken zu kaufen und die Postkarten einzuwerfen. Praktischerweise gleich im Informationsbüro. Als Anlaufpunkte standen heute Mount Cook, Hooker Valley, Cardrona Valley und als Ziel Queenstown auf dem Programm.

Die Fahrt vom Lake Tekapo zum benachbarten Lake Pukaki dauerte nicht lange, sind auch nur knapp 50 Kilometer. Dann führt die Straße an diesem blitzblauen See entlang nochmal circa 60 Kilometer zum Mount Cook Airport. Die Fahrt zum Airport war, wie schon fast täglich, von vielen Ah’s und Oh’s begleitet, nach jeder Ecke öffneten sich wieder Blicke, die uns den Atem raubten.

Wir wollten nämlich mit dem Helikopter einen Gletscherrundflug inklusive Landung auf dem Gletscher machen. Nun gibt es unzählige Anbieter von solchen Flügen, mit Helikoptern, mit kleinen Sportflugzeugen, sogar mit einem Doppeldecker kann man sich auf das ewige Eis fliegen lassen.

Wir hatten uns für den Helikopter entschieden und steuerten auf den Airport zu. Kaum dass wir unseren Camper auf dem Parkplatz des Airports abgestellt hatten, stürmte eine junge Dame auf uns zu und fragte, ob wir einen Flug buchen wollten. Wir bejahten und fragten, wann denn der nächste Flug stattfinden würde und sie sagte: “Jetzt!”

Uff, das ging aber schnell! Claudia sollte nur ihre Jandals (bei uns heißen die Dinger Flip-Flops) gegen festes Schuhwerk tauschen und dann sollte es losgehen. Der Helikopter stand mit laufenden Rotoren auf einem Autoanhänger und darin wartete schon eine asiatische Familie mit zwei kleinen Kindern. Die hatten also nur auf zwei weitere Personen gewartet, damit der Heli voll ist. Manchmal muss man auch Glück haben! Schnell die Einweisung gemacht, bezahlt wird nach dem Flug, have fun!

Und dann ging’s auch schon los. Unser erster Helikopterflug überhaupt. Matt, der Pilot fragte natürlich als erstes – wie übrigens jeder andere Neuseeländer auch – wo wir denn herkommen. Er fand es cool, dass wir aus München sind und erzählte auch gleich, dass einer seiner Vorfahren 1861 irgendwo von der deutsch-österreichischen Grenze nach Neuseeland ausgewandert ist.

Für diejenigen, die es noch nicht erlebt haben: Helikopterfliegen ist fast wie Achterbahnfahren – wenn der Wind mitspielt. Wenn nicht, kann es wohl ganz schön ungemütlich werden.

Nach relativ kurzem Flug, er hat insgesamt wohl nur knappe zehn Minuten gedauert, waren wir dann auch schon auf dem Tasman Gletscher unterhalb des Mount Cook gelandet und standen auf dem Eisfeld! Links und rechts an den Hängen konnte man deutlich erkennen, wie sehr die Schmelze in den vergangenen Jahrzehnten das Eis reduziert hatte. Mein lieber Schwan, wenn man das so sieht, müsste man den jungen Leuten heutzutage sagen, wenn sie noch sowas sehen wollen, dann sollten sie sich fast ein bisschen beeilen.

Na gut, ganz so schlimm ist es nicht, die Gletscherzunge, auf der wir standen misst immerhin noch genug, um noch ein paar weitere Jahrzehnte da zu sein, aber bestimmt wird man da, wo wir heute gelandet sind, wohl nicht mehr landen können.

Nachdem wir uns noch ein bisschen mit Matt unterhalten haben und die obligatorischen Fotos geschossen wurden, stand auch schon wieder der Rückflug an. Als Special flogen wir ganz dicht an einen Eisabbruch direkt unterhalb des Gipfels und konnten diesen aus geringer Höhe betrachten.

Und dann ging es zurück zum Flughafen, zehn Minuten später setzte Matt den Heli wieder sanft auf dem Anhänger auf, von dem wir gestartet waren und wir hatten wieder festen Boden unter den Füßen. Schade eigentlich, für mich hätte der Flug auch ruhig noch länger dauern können.

Nachdem wir noch das organisatorische erledigt hatten – dafür war vor dem Flug ja keine Zeit mehr – machten wir uns auf den Weg weiter taleinwärts bis zum White Horse Hill Campground. Dort stellten wir den Camper ab und gingen auf dem Wanderweg in Richtung Hooker Valley bis zum Denkmal für die Verunglückten in diesen Bergen. Und wir genossen nochmal einen tollen Blick auf den Mount Cook.

Dann ging unsere Fahrt auch schon wieder zurück in Richtung Queenstown, aber wir nahmen nicht die vom Navi vorgeschlagene Route sondern fuhren durch das Cardrona Valley, das im Winter ziemlich mit Schnee versorgt sein muss, da es dort Skibetrieb gibt und entlang der Straße alle paar hundert Meter ein Kettenanlegeplatz ist.

Zweck unseres Abstechers war jedoch der Cardrona Bra Fence. Ein Zaun, an dem mal mehr, mal weniger BHs hängen. Jetzt fragt sich natürlich jeder, der das liest, warum denn die Kiwi-Mädels ihre BHs an den Zaun hängen.

Nach Erzählungen soll das alles im Jahr 2000 begonnen haben, als vier Frauen auf dem Heimweg von einer Silvesterparty kamen und sich entschlossen, ihre Büstenhalter an eben jenen Zaun zu hängen. Der Besitzer des Zauns, Farmer Sam Lee hatte nichts dagegen. Im Gegenteil, sein Zaun spiegele die unbeschwerte Einstellung der Kiwis zum Leben wider, meinte er. „Wir sind Kiwis. Wir lachen gerne über uns selbst und der BH-Zaun ist die Versinnbildlichung dessen, was es heißt ein Kiwi zu sein.“

Und obwohl es in der Zwischenzeit erboste Widerstände dagegen gegeben hat, hat der Bra Fence alle Widerstände überstanden, auch die nächtlichen “Diebstähle” einiger der aufgehängten BHs. Nach dem Dieb wird übrigens immer noch gesucht.

Im Sommer diesen Jahres wurden dann alle, bis dato angebrachten, Büstenhalter radikal von Unbekannten abgeschnitten, seitdem wird der Zaun per Video überwacht. Nein, wir haben keinen mitgenommen, im Gegenteil.

Über die mit 1067 m höchste befestigte Straße Neuseelands, den Crown Range Summit, sind wir dann auf Queenstown zugefahren. Just in dem Moment kam auch ein Flugzeug durch das Tal geflogen, aber wir waren leider zu langsam, bzw. hatten nicht schnell genug einen Parkplatz, an dem wir sicher stehen bleiben konnten. Sah aber soll aus, wenn so ein Jet durch die Berge fliegt.

Zuletzt noch ein kurzer Abstecher nach Arrowtown, einer der ältesten Goldgräberstädte Neuseelands, die zum Teil noch im alten Straßenbild existieren, bevor wir dann Queenstown erreichten. Und dort bleiben wir dann erst mal für zwei Nächte.

Tour 11: Lake Tekapo – Queenstown, 396 km