Tag 14: Frohe Weihnachten auf dem Shotover River

Etappe: Queenstown

Unsere gebuchten Aktivitäten auf dem Shotover River starteten erst um 12:00 beim Check-In im Ort, so dass wir morgens genügend Zeit hatten, um unsere alltäglichen Dinge zu erledigen, wie z.B. Blog und Tagebuch schreiben, Fotos bearbeiten, etc.

Als wir soweit fertig waren, gingen wir hinunter in die Stadt und suchten uns ein schönes Plätzchen zum Frühstücken. Bei Sonnenschein in der Fußgängerzone zu sitzen und einen Cappuccino zu trinken hat schon was, wem erzähle ich das.

Pünktlich um 12 waren wir am Check-In und eine viertel Stunde später stiegen wir in den Bus, der uns zur Basis am Shotover Canyon brachte. Wir hatten als erstes die Jetbootfahrt gebucht. Wir bekamen unsere Ausrüstung, Regenpelerine und Schwimmweste und ab ging’s auf’s Boot. Die Sicherheitseinweisung von Phil, unserem Kapitän, war recht einfach: nicht aufstehen, nicht hinauslehnen, am Handgriff festhalten. Und ab ging der wilde Ritt.

Mit guten 90 km/h schießt das Jetboot durch den Canyon, teilweise nur einen halben Meter am Felsen vorbei. Es war ein Mega-Spaß und absolut aufregend, so durch die Schluchten des Shotover Canyon zu düsen. Die Ausbildung zum Jetboot Kapitän beinhaltet übrigens tatsächlich auch das “normale” Kapitänspatent für die Binnenschifffahrt und dauert drei Monate.

Als wir unseren 45-minütigen Ritt auf der Kanonenkugel beendet hatten, ging es auch gleich schon weiter zur Rafting-Basis. Dort erhielten wir ebenfalls die Sicherheitseinweisung, die hier allerdings etwas länger dauerte. Dann die Ausrüstung: Neoprenanzug und -schuhe und einen Helm. Dann ging’s ab in den Bus, der uns in einer Dreiviertel Stunde über Neuseelands gefährlichste Straße durch den Skipper’s Canyon zum Ausgangspunkt unserer Whitewater-Raftingtour brachte. Von dieser Tour gibt es leider keine Bilder oder Videos, da ich die GoPro nicht mitgenommen hatte und vom Veranstalter nichts angeboten wurde.

Aber es war absolut aufregend, zum Teil mussten wir richtig arbeiten, um im Boot zu bleiben, Es ging mit insgesamt sechs Booten zu je sechs Personen plus Guide über insgesamt 11 Stromschnellen (Rapids) hinunter und wir können stolz behaupten, dass wir weder jemanden verloren, noch umgekippt sind – im Gegensatz zu anderen Booten. An einer Stelle musste sogar ein zweiter Guide an Bord, da es hier richtig knifflig wurde.

Allerdings war Jack, der zweite Guide, etwas faul und Fish, unser Guide hat ihn ziemlich angeschnauzt, dass er endlich rudern sollte. Wir haben es dann trotz Jack geschafft, nicht wegen ihm, meinte sie. Fish war nämlich ein Mädchen aus Kansas, die hier als Rafting Guide ihre Bestimmung gefunden hat. ‘Ich mache das, wofür andere Leute Geld bezahlen, gegen Bezahlung, was will ich mehr?’, meinte sie, ‘das Leben in Kansas ist zwar schön, aber total langweilig.’

Als wir wieder zurück in Queenstown waren, genossen wir nochmal ein Guinness im Garten des Pog Mahone’s, anschließend gingen wir asiatisch essen. Nachdem wir noch unsere Klamotten  zum Camper gebracht hatten ging es ab an den Strand, wo wir den Sonnenuntergang mit einer Flasche Wein genossen. Erin und ihre Truppe haben wir leider nicht mehr getroffen und so ging es für uns nach einem Absacker im Pig & Whistle zurück zum Camp und in die Federn.

Ja, was denn nun?

Während der Phase, in der uns lediglich klar war, dass wir nach Neuseeland wollten – und das ganze für mindestens vier Wochen – und wir uns ansonsten keine Gedanken über das WIE und das WANN gemacht haben, haben wir, wo es ging, Ideen und Anregungen gesammelt.

Das Internet bietet sich da als Quell schier unerschöpflichen Wissens natürlich als erstes an, aber wir haben auch einige Bekannte, die bereits in Aotearoa, dem Land der langen, weißen Wolke, wie Neuseeland auf Maori genannt wird, waren. Informationen und Erfahrungen aus erster Hand, selbst erlebt, haben – zumindest für mein Empfinden – immer etwas mehr Aussagekraft als irgendwelche, vielleicht geschönten, Berichte irgendwelcher Tourismusagenturen oder Reiseschriftsteller.

Und so waren wir bereits lange vor dem “verhängnisvollen” Abend Anfang Dezember 2012 mit dem Thema Neuseeland in Kontakt gekommen. Unsere Freunde Heike und Hans waren bereits Anfang der 2000er Jahre – so ganz genau weiß ich das ehrlich gesagt nicht mehr – in Neuseeland, mit anschließendem Relax-Aufenthalt auf den Cook Islands.

Die Erzählungen nach ihrer Rückkehr waren schon sehr interessant, so erfuhren wir zum Beispiel, dass es in Neuseeland nicht ungewöhnlich ist, barfuß laufenden Menschen zu begegnen. Und dass sogar ganz kleine Neuseeländerinnen schon über ein gesundes Selbstbewusstsein verfügen. Auf die erstaunte Feststellung “You don’t wear shoes!” kam prompt die Erwiderung “As you can see!” von einem kleinen, dunkeläugigen Kiwi-Mädchen, dessen Name dann ein paar Jahre später für die Tochter der beiden gewählt wurde.

Und wie begeistert die beiden von ihrem Helikopterflug auf den Gletscher erzählt hatten…

Aber um das alles noch einigermaßen auf die Reihe zu bekommen muss ich die beiden doch wohl nochmals genauer befragen. Dann habe ich wieder ein bisschen mehr Informationen.

Aber noch früher als Heike und Hans waren Karena und Christoph im Land der Kiwis. Christoph hatte schon, als wir uns 1997 zu Beginn unseres Studiums kennenlernten, einen etwas ungewöhnlichen Anhänger an seinem Schlüsselbund: ein Stück von einem Bungee-Seil! Stolz erzählte er, wie er während ihres Neuseelandurlaubs von der Pipeline Bridge, 102m über dem Shotover River, gesprungen ist. Dass er dabei, entgegen aller Warnungen der Helfer, seinen Schlüsselbund in der Hosentasche vergessen hatte, was Karena im Nachhinein noch immer ein Kopfschütteln und den Zuhörern der Geschichte mindestens ein Lächeln entlockt. Nicht auszudenken, wenn sich der Schlüsselbund beim Sprung von der Brücke selbstständig gemacht hätte und sich dann, natürlich nicht mehr auffindbar, zu vielen seiner Artgenossen am Grund des Flusses gesellt hätte.

Dieses Erlebnis hat bleibende Eindrücke hinterlassen, die Jahre später dazu geführt haben dass, quasi als Highscore, der Sprung aus 192 m Höhe von der Europabrücke absolviert wurde.