Tag 6: Tief drin und ganz unten

Etappe: Kaka Point – Curio Bay

Das Frühstück am Campground in Kaka Point war schon etwas surreal: wir saßen bei strahlendem Sonnenschein in kurzen Hosen und T-Shirt vor unserem Camper und aus den Boxen ertönte Queen mit ‘Thank God it’s Christmas’! Und das uns, die wir Weihnachten bisher zwingend mit Schnee, Kälte und Kaminfeuer assoziiert hatten.

Die Tagesroute von Kaka Point zur Curio Bay wurde durch ein paar geplante Zwischenstopps aufgelockert.

Bereits kurz nach dem Start erreichten wir auch schon den ersten Point of Interest auf unserer Liste: der Jack’s Blowhole Track bzw Jack’s Blowhole. Ein Blowhole ist im Sprachgebrauch eine enge Öffnung am Ende einer Meereshöhle, die nach oben ins Freie reicht. Das Blowhole befindet sich 200 m von Meer entfernt und ist 144 m lang, 68 m breit und 55 m tief.

Wenn die Brandung ihre Wellen in den Kanal drückt, wird das Wasser durch die Höhlenwände, wie in einem Trichter, zum Blowhole geführt. Dies führt bei den richtigen Wetterbedingungen zu spektakulären Wasserfontänen. Wir hatten aber nicht die richtigen Bedingungen und haben nur das große Loch im Boden gesehen. Aber auf dem Track gab es dennoch einige schöne Aussichten.

Als wir zum Camper zurückkamen, wollte Claudia noch an den Strand und prompt sahen wir eine Familie Seelöwen, die sich im Wasser tummelte. Einer davon zeigte sich sogar ganz deutlich.

Auf der weiteren Fahrt auf der Southern Scenic Route zu unserem nächsten Etappenziel, den Cathedral Caves, hatten wir immer wieder mal diesen “Neuseeland-Moment”: grüne Hügel und Schafe.

Auf dem weiteren Weg entdeckten wir, quasi im Vorbeifahren, das Schild zu den Matai Falls. Da der Weg hin und zurück mit nur 30 Minuten angegeben war, blieben wir stehen und schauten uns die Wasserfälle an. Nichts spektakuläres, aber der Weg durch den Wald war schön zu gehen.

Ein paar Kurven später hatten wir am Florence Hill Lookout einen atemberaubenden Ausblick auf eine fast perfekte Sandbucht.

Aber die Cathedral Caves warteten: durch Ebbe und Flut ist nämlich die Zeit, in der die Höhle betreten werden kann, begrenzt.

Zum Schluss unserer Etappe fuhren wir zuerst noch an der Curio Bay vorbei, da wir unbedingt an den südlichsten Punkt Neuseelands – und damit auch unserer Reise – wollten. Slope Point liegt etwa 10 km westlich der Curio Bay. Von dort sind es 5140 km zum Äquator und nur noch 4803 km zum Südpol. Bei unserem letzten Besuch 2014 hatten wir für diesen Punkt keine Zeit mehr, daher musste es diesmal unbedingt sein.

Nach den obligatorischen Fotos ging es zurück zur Curio Bay, wo wir ein, im Juni 2018 neu eröffnetes Camp fanden, das aber zum Glück viele der alten Örtlichkeiten, die wir von 2014 noch kannten, im Originalzustand belassen haben. So auch die Buchten im hohen, fast palmenartigen Gebüsch, in denen sich die Camper windgeschützt abstellen können. Und: wir bekamen mit der Nummer 9 genau dieselbe Stellplatznummer wie vor vier Jahren!

Am Abend blieb unsere Küche kalt und wir vertrauten auf die Kochkünste des neuen Camprestaurants. Wir wurden nicht enttäuscht, es gab Surf & Turf, dazu ein paar Bierchen und nach einem Spaziergang zum Strand mit den versteinerten Bäumen sind wir jetzt bettreif.

Tour 6: Kaka Point – Jack’s Blowhole – Cathedral Caves – Slope Point – Curio Bay, 134,27 km

Tag 18: Weiter weg geht nicht mehr

Etappe: Milford Sound – Te Anau – Invercargill – Curio Bay

Das frühe Aufstehen heute morgen hat erstaunlich gut geklappt und wir waren mehr als pünktlich am Treffpunkt. Jack, unser Kayaking-Guide, kam dann gemütlich um zwanzig nach sieben und sammelte nach und nach die ganzen Teilnehmer ein. Insgesamt nahmen 18 Personen an der Tour teil.

Erstaunlicherweise hatte der Regen in der Nacht aufgehört und es schien tatsächlich die Sonne durchzukommen. Umso erstaunlicher, als uns erklärt wurde, dass es am Milford Sound im Durchschnitt 200 Regentage im Jahr gibt! Und wir hatten – zumindest für den Vormittag, so lange unsere Tour dauerte – einen der sonnigen erwischt.

Die Einweisung ins Kayaking und die Einkleidung ging relativ zügig vonstatten, so dass wir um ca. 8 Uhr losfahren konnten. In drei Gruppen mit jeweils einem Guide und in Zweierkayaks machten wir uns auf dem Weg in den Milford Sound. Der Name “Sunriser Tour” trifft es schon ganz gut, denn die Sonne war wirklich nicht viel früher als wir da. Kunststück bei den hohen Bergen rundherum.

Aber als dann die Berge frei vom Nebel da standen und wir lautlos – bis auf das Platschen der Paddel – durch das Wasser glitten, das war schon beeindruckend. Nach kurzer Zeit versuchten wir, wie Jack es nannte etwas “Wildlife” zu sehen, also Tierwelt, die am Sound so vorkommt. Und? Was denkt ihr, war das erste, was wir zu sehen bekamen? Einen Gelbaugenpinguin, der aber schnell wieder im Gebüsch des Ufers verschwand. Allerdings zeigten sich gleich darauf noch zwei Artgenossen. Pinguine in freier Wildbahn, wann hat man das schon mal? Und noch dazu welche der seltensten Gattung.

Im weiteren Verlauf unserer Runde im Milford Sound sahen wir dann auch noch eine Robbe, die sich gemütlich auf einem Stein in der Sonne aalte, aber da wir gerade mit den Bugwellen der Ausflugsboote zu kämpfen hatten, blieb der Fotoapparat sicherheitshalber im wasserdichten Beutel.

Um kurz nach zwölf waren wir dann wieder aus dem Wasser und machten uns auf, an den südlichsten Punkt unserer Reise: Curio Bay Camping Ground. Das ist fast der südlichste Punkt der Südinsel Neuseelands, noch südlicher ist nur noch Slope Point, und zwar um ca. 1,5km, also nicht wirklich der Rede wert. Von hier bis zum Südpol sind es nur noch 4800km! Weiter weg von zuhause geht für uns auf dieser Reise nicht mehr.

Auf der Fahrt zurück haben wir dann während der Wartezeit am Homer Tunnel nochmal einen Kea gesehen, der ganz frech direkt neben unserem Auto auf dem Verkehrsschild saß. Ach ja, und Schneefall gab es auch wieder. Einfach irre: wir sind bei herrlichstem Sonnenschein und warmen Temperaturen – die Sandflies wären sonst nicht da gewesen – losgefahren, dann folgte auf dem Weg zum Tunnel der Regen und kurz vorher wechselte dieser dann in Schneefall.

Während der ganzen Fahrt wechselten sich Regen und Sonnenschein ab. Innerhalb von zehn Minuten wechselte drei Mal das Wetter. Wenn Du dachtest, jetzt bleibt es trocken, kam garantiert der nächste Guss, und zwar richtig heftig.

Das Camp ist ein sehr einfach gestalteter Platz, der seine Stellplätze versteckt zwischen zwei ganz speziellen Buchten hat. Auf der einen Seite die Porpoise Bay, in der sich die seltenen Hector-Delfine tummeln und Seelöwen am Strand liegen und auf der anderen Seite die  Curio Bay, an der sich acht bis neun Gelbaugenpinguin-Paare zum Nisten treffen. Einen der Gesellen haben wir auch tatsächlich noch gesehen. Und natürlich haben wir auf dem südlichsten Punkt unserer Reise ein Foto gemacht, zum Glück hat uns der Wind nicht über die Klippen geweht.

Ab dem nächsten Tag werden wir wieder in nördlicher Richtung unterwegs sein.

Tour 13: Milford Sound – Curio Bay, 356 km