Tag 7: Es geht wieder nordwärts

Etappe: Curio Bay – Manapouri

Am Morgen nutzten wir die Gelegenheit und haben unsere Wäsche gewaschen. Während die Klamotten dann im Trockner ihre Runden drehten haben wir einen Strandspaziergang unternommen.

Das Camp liegt direkt an der Porpoise Bay, dort konnte Claudia ein Rudel Hector Delfine beobachten, die sich um ein Kayak tummelten. Sowohl die Delphine als auch die beiden Leute im Kayak hatten sichtlich Spaß. Leider waren sie zu weit weg, um ein vernünftiges Foto zu machen. Aber mit unserem Fernglas konnte man das Treiben gut beobachten.

Vor dem Frühstück im Camprestaurant – dieses Mal ließen wir es richtig krachen – telefonierte ich noch mit dem Camperverleih, um die Sache mit unserer Stromversorgung bzw. der Standheizung zu klären. Nach kurzer Zeit bekam ich eine Adresse in Invercargill genannt, zu der wir fahren sollten. Die Leute dort wissen Bescheid und warten auf uns, egal, wann wir kommen.

Von der Curio Bay nach Invercargill benötigten wir eine gute Stunde und als wir zur Mittagszeit bei Auto Salvage ankamen, wartete bereits eine Dame auf uns und begrüßte uns mit den Worten: “Hi, ihr seid die mit der Elektrik und der Heizung, stimmts?”. Ein Mechaniker hörte sich unsere Diagnose an und meinte, dass es wahrscheinlich nicht an der Standheizung liegen würde. wenn doch, könnte das tatsächlich auch mal zwei Tage dauern, bis es repariert ist.

Aber da die Heizung funktioniert, wenn wir am Campingplatz am Strom hängen, vermutet er eher, dass etwas mit der Batterie für das Wohnmobil nicht stimmt. Zur Erklärung: im Wagen sind zwei getrennte Stromkreise verbaut. Einer zum Fahren, also für’s Auto, und einer für den Wohnbereich, also den Haushalt. Und genau diese Batterie machte vermutlich Zicken. Also hat ein Mechaniker das Ding durchgemessen und schnell war klar, dass die Batterie nicht mehr in Ordnung war.

Er empfahl uns, gleich einmal ums Eck zu fahren, die Batterie austauschen zu lassen und die alte wieder mitzubringen, damit sie sie zum Wohnmobilverleih zurückschicken können. Mein ratloses Gesicht hat ihn dann wohl barmherzig sein lassen und er meinte, dass er das auch für mich erledigen könnte. War mir ganz recht, denn wenn die beiden sich in Muttersprache unterhalten, geht das bestimmt einfacher, als wenn ich versuche, dem Batteriemenschen irgendwas zu erklären.

Wir fuhren dann also gemeinsam kurz ums Eck, die Batterie wurde getauscht und mit ein paar freundlichen Tipps für unsere weitere Reise und den obligatorischen Weihnachtswünschen wurden wir wieder verabschiedet. Da wir ja eh schon in der Stadt waren, haben wir die Gelegenheit genutzt, noch ein paar Kleinigkeiten einzukaufen und zu tanken, bevor es auf der Southern Scenic Route weiter in Richtung Te Anau ging.

In Riverton, der ältesten Stadt der Südinsel hielten wir kurz an und holten uns im Tourist Information Center den Flyer der Route mit vielen Tipps und Sehenswürdigkeiten entlang unseres Weges. Einen halben Kilometer von Orepuki entfernt liegt der Gemstone Beach – wunderschön, wild und faszinierend. Am Strand finden sich häufig Edelsteine wie Granat, Jaspis, Quarz und Nephrit. So war unser nächster Halt dann an diesem Strand, der auch dafür bekannt ist, dass er mit den Gezeiten immer wieder zwischen Steinen und Sand wechselt.

Während der Weiterfahrt haben wir dann überlegt, wie unsere Route weitergehen soll. Eigentlich haben wir nämlich einen Tag gutgemacht, da wir am Mount Cook nur einen, anstatt geplanter zwei Nächte geblieben sind.

Als Ziel der Etappe war ursprünglich Manapouri geplant, das habe ich dann wieder verworfen, da kein besonderer Zweck, also eine Bootstour oder Wanderung, damit verbunden war. Statt dessen hatte ich mir überlegt, eine Nacht auf dem Alex McKenzie Park & Arboretum, einem Freedom Camp, zu verbringen.

Am Nugget Point Lighthouse hatten wir jedoch eine Deutsche kennengelernt, die uns vom Key Summit Track vorschwärmte, der ein Teil des mehrtägigen Routeburn Tracks ist. Der Ausgangspunkt dieser Wanderung liegt von Te Anau aus ca. 85 km in Richtung Milford Sound. Entlang dieser Route gibt es diverse Freedom Camps.

Also haben wir uns entschlossen, doch den ersten Plan zu verfolgen und an den Lake Manapouri zu fahren und dort in der Possum Lodge zu übernachten, um am nächsten Tag den Circle Track von Pearl Harbour (Manapouri) zu gehen und dann in Richtung Key Summit weiterzufahren.

In der Lodge angekommen, fragten wir ob noch ein Stellplatz frei wäre und wir hatten Glück. So verbringen wir die Nacht auf einem der schönsten Campingplätze Neuseelands, der von den netten Betreibern äußerst liebevoll gestaltet und betreut wird. Und Claudia hat auch gleich den Kräutergarten genutzt, um unseren Salat mit frischen Kräutern zu verfeinern, den Gasgrill hatte ich aber tatsächlich zu spät entdeckt, da brutzelten die Hähnchenspieße Sateé schon auf unserem eingebauten BBQ am Camper.

Nun sitzen wir hier in der gemütlichen Lounge, schreiben die Erlebnisse des Tages nieder und genießen unser Feierabendbier. Als Absacker gibt es dann einen Jameson & Ginger Ale.

Tour 7: Curio Bay – Invercargill – Riverston – Tuatapere – Manapouri, 260,30 km

Tag 17: Kea im Schnee

Etappe: Queenstown – Kawarau Bridge – Te Anau – Milford Sound

Die Nacht über hat es immer wieder mal ziemlich geregnet und so war es auch noch, als wir aufwachten. Zum Glück jedoch hörte das Geprassel dann ziemlich rasch auch wieder auf, als wir einigermaßen soweit waren, dass wir die Waschräume aufsuchen konnten – wenn es warme Duschen und Toiletten umsonst gibt, nutzen wir die natürlich auch und sparen so unser eigenes Wasser und die Chemietoilette im Camper. Dafür hat es dann später wieder zu regnen begonnen und durchgehalten, bis wir am Milford Sound ankamen – nur unterbrochen von Schnee in den höheren Lagen.

Heute stand, wie schon gesagt, eine längere Etappe zum Milford Sound auf dem Programm. Obwohl der Fjord geographisch zwar nur knapp 70km von Queenstown entfernt ist, waren wir auf der Straße satte 315km unterwegs. Da wenig Verkehr war, ging es aber ganz gut, und wir stehen jetzt, um halb fünf Nachmittags am Parkplatz direkt am Milford Sound. Campingplatz gibt es hier keinen, aber da wir morgen früh um 7:15 unseren Check-In für die Kayak-Tour haben war uns dieser Platz bedeutend angenehmer als der letzte Campingplatz mit Ausstattung, der gute 40km weit weg ist.

Die Entfernung wäre vielleicht nicht ganz so das Problem am Morgen, aber zum einen das frühe Aufstehen und zum zweiten – und das schlägt noch viel mehr zu Buche – die Strecke geht über einen Gebirgspass inklusive einspurigem Tunnel. Und heute bei der Anfahrt fuhren wir durch die Schneefallgrenze, d.h. der Wecker hätte morgen sehr früh läuten müssen, um pünktlich hier sein zu können.

Also fuhren wir von Queenstown aus zuerst mal in Richtung Cromwell, bis wir an die Kawarau Bridge kamen. Dort, so die Erzählung, hat A.J. Hackett das Bungy-Springen “erfunden”. Mittlerweile ist dort ein richtiges Zentrum entstanden, mit Bungy, Zip-Treck und allem, was so dazugehört.

Gesehen und entschieden, dass es nichts für uns ist. Wir sind lieber auf der gegenüberliegenden Talseite entlanggefahren, um einen Aussichtspunkt zu suchen, von dem aus wir die Location für den Dreh mit den Argonath sehen konnten. Wer nicht weiß, was die Argonath sind: das sind im ersten Buch der Herr der Ringe-Trilogie die riesigen, steinernen Statuen der Könige Isildur und Anárion, die rechts und links des Flusses Anduin aus dem Stein gehauen wurden. Natürlich waren die nicht in Wirklichkeit da zusehen, aber wir konnten feststellen, dass die Gegend ziemlich gut als der Drehort wiedererkennbar ist.

Nachdem wir die Schlucht gesehen haben machten wir uns auf in Richtung Te Anau und haben dort, wie empfohlen, nochmal vollgetankt, denn in Milford Sound gibt es zwar eine Tankstelle, aber das ist die teuerste in ganz Neuseeland, und ganz so locker sitzt dann das Reisebudget auch nicht. Die Straße an sich ist eine schöne Gebirgsstraße, mit allem, was so dazugehört: Kehren, richtige Steilstrecken, einspurige Brücken und Streckenabschnitte und dem unbeleuchteten Homer-Tunnel mit 1.270m Länge und starkem Gefälle.

Vor dem Tunnel mussten wir kurz warten – da er einspurig ist, gibt es hier eine Ampelregelung, bei der sogar angezeigt wird, wie lange die Wartezeit noch ist – und das gab uns Gelegenheit, einen Blick auf einen Bus zu werfen, der wohl gerade vom Sound gekommen ist: lauter Asiaten, die sich wie bekloppt bemühten, einen der herumspazierenden Keas irgendwie fotogen vor die Linse zu bekommen. Klappte aber scheinbar nicht wie gewünscht, denn eine hat der anderen immer wieder das Objekt vor der Linse weggescheucht. Wir hatten Spaß.

Unsere Kea Fotos bekamen wir dann am Parkplatz von “The Chasm”, dort waren wir bis auf zwei andere, jedoch unbesetzte, Autos alleine mit fünf Keas.

Letztlich sind wir dann ohne größere Probleme am Milford Sound angekommen. Der Treffpunkt für die morgige Kayak-Tour ist jedoch an der Milford Sound Lodge, die etwa 2km außerhalb des Ortseinganges, wenn man denn bei fünf Häusern von einem Ort sprechen kann, liegt. Also, was liegt näher als nach der ganzen Fahrerei einen kleinen Entspannungspaziergang zur Lodge zu machen und mal zu sehen, wie das morgen so ablaufen soll.

Als wir den Abzweig zur Lodge erreichen sehen wir auf dem Schild groß “Campervans”. Aha, dann könnten wir wohl auch hier direkt parken und müssten morgen früh nicht noch schnell den Standort wechseln. An der Rezeption gefragt, und tatsächlich haben wir noch einen Platz mit Stromanschluss bekommen. Ist auch ganz praktisch wegen der Heizung und der ganzen anderen Stromfresser, wie Handy, Notebook und so weiter. Und außerdem gibt es dann doch wieder warme Duschen und Toiletten.

Schnell den Camper geholt und dann das Ankommerbier – okay, es waren drei kleine 0,33l Flaschen, genossen. Claudia hatte ihr bevorzugtes Monteith Black, ich hatte mein Monteith Original Ale. Nachdem wir allen möglichen Leuten beim Zubereiten ihrer verschiedenen Speisen zugesehen hatten packte uns auch der Hunger. Aber da wir für heute Abend nur einen Asia-Nudelsnack aus dem Becher auf dem Programm hatten – wir haben zu Mittag in Te Anau ausgiebig gespeist – verzichteten wir darauf, die ganzen engagierten Hobbyköche in der Gemeinschaftsküche mit unseren Instant-Suppen-Bechern vor den Kopf zu stoßen und aßen im Camper.

Jetzt, wo wir fertig sind, und alles, was wir morgen für die Kayak-Tour brauchen hergerichtet haben, genießen wir noch ein, zwei Gläser Wein und dann ab in die Falle, der Wecker läutet um 6:15!

Tour 12: Queenstown – Milford Sound, 332 km