Tag 8: Vom Blauen See ins Skigebiet

Nachtrag am 15.11.14: Ups, jetzt habe ich gerade festgestellt, dass ich diesen Beitrag zwar im Entwurf fertig hatte, aber nicht online gestellt habe! Dafür jetzt aber, viel Spaß damit!

Etappe: Blue Lake – Buried Village – Whakarewarewa (Rotorua) – Taupo – Tongariro Base Camp

Nachdem wir uns vom Filmset und damit von Matamata verabschiedet haben, sind wir noch bis zum Campingplatz am Blue Lake in der Nähe von Rotorua weitergefahren. Der Platz liegt ganz ruhig und idyllisch an einem See, eben jenem Blue Lake. Da es dort auch Waschmaschinen und Trockner ab, haben wir, bzw. Claudia die Gelegenheit genutzt, um die bisher angefallene Schmutzwäsche zu waschen und gleich wieder einsatzbereit zu machen. In der Zwischenzeit habe ich mich mit den Fotos beschäftigt und habe den letzten Beitrag geschrieben.

Am Morgen danach hörten wir Lautsprecherdruchsagen und eine Menge Leute waren am Seeufer: es waren wohl nationale Ausscheidungswettkämpfe der Schüler und Junioren im Rudern. Es war herrlich anzusehen: die Zuschauer am Strand waren eingehüllt in warme Daunenjacken, die Teilnehmer mit Neoprenanzügen und den obligatorischen Schwimmwesten ausgestattet und die, nennen wir sie mal Dorfjugend, mit Badeshorts im Wasser tobend. Jeder halt so, wie er mag.

Wir sind nach unserem Frühstück ein kurzes Stück weiter zum Buried Village gefahren. Das ist eine Siedlung, die am 10. Juni des Jahres 1868 einem Vulkanausbruch zum Opfer gefallen ist und innerhalb von fünfeinhalb Stunden mit eineinhalb Metern Schlamm, Lava und Vulkanasche bedeckt wurde. John, unser Guide, hat uns während einer Führung durch die Ausgrabungsstätte die Geschichte der Siedlung und ihrer Bewohner anschaulich nahe gebracht. Im dazugehörigen Museum finden sich viele Fundstücke und Fotos sowie Zeitungsberichte der dramatischen Ereignisse dieser Nacht.

Auf dem weiteren Weg zum Tongariro Nationalpark besuchten wir in Rotorua noch Whakarewarewa, das lebende Thermaldorf. Die Besonderheit an diesem Dorf, das bereits seit über hundert Jahren Touristen willkommen heißt, sind die heißen Quellen, um die das ganze Dorf gebaut ist. An jeder Ecke blubbert und brodelt es, es riecht nach Schwefel und Wasserdampf steigt aus Löchern im Boden.

Das Baden in den heißen Becken, die Ölbäder heißen, weil sich das Wasser auf der Haut wie Öl anfühlt, ist übrigens nur die Dorfbewohner gestattet, die Touristen dürfen da nicht rein. Zweimal täglich – entweder früh morgens oder spät abends – können hier die Becken von den Dorfbewohnern genutzt werden – vermutlich ist dann die Temperatur am erträglichsten. Die ganze Badeprozedur geschieht übrigens ohne Badebekleidung. Vielleicht dürfen deshalb keine Touristen mitmachen.

Wie es sich für ein geothermisches Gebiet gehört, hat das Dorf natürlich auch seine eigenen Geysire: der Pohutu und der Prince of Wales sprühen mindestens einmal pro Stunde ihre heiße Ladung in die Luft, wobei der Prinz der aktivere, der Pohutu aber mit einer Höhe von 10 bis zu 60m der weitaus höhere der beiden Geysire ist. Wir hatten das Glück, beide zu sehen und es ist schon beeindruckend, wenn das Wasser an der Oberfläche langsam zu blubbern anfängt und mehr und mehr mit Hochdruck aus dem Boden schießt.

Zum Abschluss unseres Besuchs hatten wir noch die Gelegenheit, eine Darbietung der Maorigruppe zu sehen, die ihre traditionellen Gesänge und Tänze – inklusive dem Haka – dargeboten haben. Erstaunlich, was vier Frauen und drei Männer an Stimmgewalt entwickeln können. Da hatte ich ein paar Mal richtig Gänsehaut.

Da für den nächsten Tag die Tongariro Alpine Crossing, eine Tageswanderung durch hochalpines Vulkangebiet, geplant war, haben wir in Taupo in der örtlichen i-Site, so heißen die Tourismusinformationen hier, nach den letzten Wettermeldungen und Tipps gefragt. Tja, das Ergebnis war alles andere, als erhofft. Die nette Dame meinte, so einen wechselhaften Frühling wie dieses Jahr hatten sie schon lange nicht mehr und für morgen sei leider starker Regen und Temperaturen um den Gefrierpunkt auf dem Alpine Crossing angesagt und deshalb werden auch keine Shuttles fahren. Zum besseren Verständnis: der Tongariro Alpine Crossing ist keine Rundstrecke sondern hat einen Start- und einen Endpunkt. Das Shuttle fahrt die Wanderer morgens zum Startpunkt und holt sie Abends am Zielpunkt wieder ab. Aber wir könnten uns früh morgens nochmal direkt bei der Shuttle-Firma erkundigen, ob sich das Wetter nicht doch noch gebessert hat, so wie es heute schon der Fall war.

So fuhren wir zum Campingplatz am Tongariro Base Camp und auch Greg, der Betreiber sagte uns in ähnlichen Worten das gleiche: der Frühling in diesem Jahr ist so wechselhaft, wie schon lange nicht mehr. Wir sollten mal eine Nacht bezahlen, und wenn wir morgen früh tatsächlich auf die Wanderung gehen, dann steht das Wohnmobil ja noch da, und er weiß, dass wir noch eine Nacht bleiben und bei unserer Rückkehr die zweite Nacht bezahlen. Eigentlich hat er ja gesagt, er kennt jemanden, der ganz schnell neue Nummernschilder machen kann und die Aufkleber vom Camper kriegen sie auch schnell weg, und falls wir dann nicht mehr von unserer Wanderung zurückkämen dann hätten sie den Camper schon zu Geld gemacht. Scherzbold.

Als wir unser Wohnmobil geparkt hatten, lernten wir Eva und Florian aus Stuttgart kennen, die ebenso wie wir seit Montag unterwegs waren. Bei einem kleinen Bierchen wurden die bisherigen Erlebnisse und weiteren Pläne ausgetauscht.

Und damit wir im Fall der Fälle am nächsten Tag pünktlich zu unserer Wanderung aufbrechen können, ging es dann auch relativ zeitig ins Bett.

Tour 5: Rotorua (Blue Lake) – Tongariro, 183 km

Tag 9: Es kommt anders, als man denkt

Etappe: Tongariro Base Camp – Forgotten World Highway – Whangamomona – Ohawe Beach

Als wir heute morgen geweckt wurden, war das leider nicht von lieblichem Vogelgezwitscher oder den Sonnenstrahlen, die durch den Vorhang schienen, sondern es war das Prasseln des Regens auf dem Camper, das unseren Schlaf beendet hat.

Um 7:45 sollte das Shuttle abfahren, wenn es vom Wetter her gegangen wäre, es war 7:00 Uhr, damit war dann auch die letzte Hoffnung verflogen, dass wir heute die Tongariro Alpine Crossing gehen können. Die Gefahren wären einfach zu groß gewesen, und da wir beide wissen, was das Wetter im alpinen Bereich ausrichten kann, und vor allem wie schnell, war schnell klar, dass es keinen Sinn macht. Schade, aber nicht zu ändern.

So hatten wir zur Morgentoilette doch wieder etwas mehr Zeit und beim Frühstück überlegten wir, was wir als Alternativprogramm machen könnten. Claudia hat dann den Forgotten World Highway entdeckt. Gut, dann eben in Richtung Westen, zum Mount Taranaki, dem Vulkan, der dem Fuji in Japan zum Verwechseln ähnlich sieht. Um es vorwegzunehmen: wir haben ihn leider nur teilweise gesehen, denn der Gipfel war dicht in Wolken verhüllt.

Der Forgotten World Highway ist eigentlich der State Highway Nr. 43, aber eben mit ein paar Besonderheiten. So gibt es in der Mitte ein zwölf Kilometer langes Stück Gravel Road, also unbefestigte Straße, und an jedem Ende des Highways steht groß und deutlich der Hinweis, dass es keine Tankstelle auf dem ganzen Weg, und das sind immerhin 155 Kilometer, gibt. Also haben wir, bevor wir in Taumarunui auf den SH43 abgebogen sind, brav noch unseren Tank gefüllt und sind dann ins Abenteuer aufgebrochen.

Und ich muss sagen, der Weg verdient den Namen zurecht. Ich bin mir selten so alleine vorgekommen – auf einem Highway wohlgemerkt – wie hier. Es gibt hier Landschaft, viel Landschaft und noch mehr Landschaft. Und wenn Du glaubst, es kann nicht mehr Landschaft geben, dann kommt nochmal eine Schippe drauf. Unglaublich. In einem Moment fahren wir durch grüne Wiesen mit Schafen und Kühen, im nächsten Moment stehen wir im dichtesten Regenwald mit Palmen und Farnen. Es geht rauf und runter, über Pässe, naja gut, sagen wir eher Sättel und Höhenzüge durch Schluchten und Canyons.

Und plötzlich begrüßt uns ein Schild in der Republik Whangamomona. Hä? Eigentlich dachte ich, dass es in Neuseeland nur Neuseeland gibt und sonst nix. Aber ich habe mich getäuscht. Am 28. Oktober 1989 hatte sich das Dorf Whangamomona zur unabhängigen Republik erklärt, nachdem die neuseeländische Regierung die Provinzgrenzen verschoben hatte und das Dorf fortan nicht mehr zu Taranaki gehören sollte. Seitdem fallen in das 10 Seelen Örtchen jedes ungerade Jahr am 24. Januar Scharen von auswärtigen Einwohnern zur örtlichen Unabhängigkeitsfeier hier ein um den nächsten Präsidenten zu wählen.

Wahlberechtigt ist jeder mit einem Pass der Republik Whangamomona. Und da dieser Pass, und damit auch die Staatsbürgerschaft und die Wahlberechtigung, für fünf Dollar im örtlichen Whangamomona Hotel erworben werden können, ist die Zahl der wahlberechtigten Bürger deutlich höher, als die Zahl der tatsächlichen Einwohner. Ich muss nicht extra erwähnen, dass wir auch am 24. Januar 2015 den nächsten Präsidenten wählen dürften, oder? Leider haut es zeitlich nicht ganz hin, an der Wahl teilzunehmen, und Briefwahl ist leider nicht möglich.

Am Ende des Tages kommen wir im Camp von Ohawe Beach, das direkt am Strand liegt, an, und nach einem kurzen Strandspaziergang, bei dem wir die Fischer beim Fangen von Whitebait beobachten konnten, genießen wir das Ankommerbier am Strand, hören dem Wellenrauschen zu und beobachten, wie das Wasser immer höher steigt – die Flut kommt langsam.

Nach dem kleinen Abendspaziergang am Strand genießen wir die Ruhe und Abgeschiedenheit des Camps und freuen uns auf den nächsten Tag, an dem wir nach Wellington, die Hauptstadt Neuseelands fahren wollen.

Tour 6: Tongariro – Ohawe Beach, 276 km