Tag 30: Hoch hinaus und schneller Fall

Etappe: Tongariro Holiday Park – Taupo

Eine der kürzesten Etappen unserer Reise – mit Ausnahme der letzten, zum Zurückgeben des Campers – stand für den Tag an. Nur 77 Kilometer betrug die Entfernung vom Tongariro Base Camp bis nach Taupo, der Stadt am gleichnamigen See.

Der Lake Taupo ist der Kratersee eines vor rund 26.500 Jahren kollabierten Vulkans und der größte See Neuseelands. Er liegt ziemlich genau in der Mitte der Nordinsel, mit ca. 100 km Abstand zur West- und Ostküste. Nach Norden, zur Bay of Plenty sind es 110 km und nach Süden erreicht man das Meer in 125 km. Mit 40 km Länge, 28 km Breite und 622 km2 Fläche. Zum Vergleich dazu: der Chiemsee, gerne auch mal ‘bayerisches Meer’ genannt, hat eine Länge von 13,7 km, eine Breite von 9,2 km und eine Fläche von 79,9 km2!

Die Region Taupo ist auf der Nordinsel das, was Queenstown auf der Südinsel ist: die Heimat der Adrenalinjunkies. Alles, was schnell, hoch oder weit ist und den Puls nach oben treibt kann hier in der Region gemacht werden.

Und da wir beim gestrigen Tongariro Alpine Crossing den höchsten Punkt, den wir während unserer Reise zu Fuß erreichen konnten, erreicht hatten, dachten wir uns, da geht doch noch was.

Naja und was bleibt da noch? Entweder mit dem Heli oder dem Flugzeug. Wir haben uns für letzteres entschieden. Und getreu den alten Fliegermottos ‘Runter kommen sie alle’ oder ‘Es ist noch keiner oben geblieben’ wollten wir das Runterkommen aber dann wenigstens auf besondere Weise erledigen und sind am höchsten Punkt bei 15.000 Fuß, das sind ca. 5.000 m, einfach ausgestiegen!

Klingt einfach, war es auch. Claudia hatte zu ihrem 50. Geburtstag einen Tandem-Fallschirmsprung geschenkt bekommen, der aus verschiedenen Gründen nicht durchgeführt wurde. Und so haben wir entschieden, dass wir dann hier in Neuseeland beide einen Tandemsprung machen.

In der iSite von Taupo (wird übrigens wie Toe-Paw, also Zeh und Pfote, ausgesprochen) haben wir den Sprung bei Taupo Tandem Skydiving gebucht. Das Wetter war gut und wenn wir schon auf den Putz hauen, dann aber richtig: unser Shuttle von der iSite zum Flugplatz war ein Stretch-Hummer. War schon ziemlich abgefahren, in der plüschigen Fahrgastzelle (zum Glück in schwarz) hinter verdunkelten Scheiben durch die Stadt zu gondeln.

Am Flugplatz angekommen checkten wir am Registrierungscounter ein, unterschrieben natürlich wie immer die Verzichtserklärungen und Haftungsbeschränkungen und mussten uns auf die Waage stellen. ‘Neuseeländische Waagen gehen wohl ein bisschen anders’, meinte Claudia augenzwinkernd.

Wir bekamen unsere Sprunganzüge, schlüpften rein und dann kamen auch schon unsere Tandemmaster Danny Overeem, der mit mir sprang und Duncan Campbell, der den Sprung mit Claudia absolvieren sollte. Duncan hatte einige Zeit in Niederbayern gelebt und sprach sogar deutsch, oder das, was man in Niederbayern deutsch nennt.

Es folgten alle notwendigen Checks, und mir fiel auf, dass jeder, auch die Tandemmaster und die zusätzlichen Springer, die für Videos und Fotos zuständig waren immer von mindestens zwei Personen kontrolliert wurden. Und natürlich wurden auch unsere Anzüge und Gurte mindestens zweimal von verschiedenen Personen überprüft. Das gab einem schon ein gewisses Gefühl von Sicherheit.

Ich fragte Danny, wie viele Sprünge er denn schon gemacht hat und er meinte: ‘Ungefähr 3.000.’ Auf meine anschließende Frage erzählte er mir, dass man in Neuseeland für den Tandemmaster mindestens 750 Freifallsprünge benötigt, bei Taupo Tandem Skydiving mindestens 1.000 Freifallsprünge. Ich habe mal gegoogelt, was in Deutschland so erforderlich ist und die Zahl 500 Freifallsprünge gefunden.

Irgendwie war ich überhaupt nicht richtig nervös und ich fragte mich, wann denn das blöde Gefühl kommt, gerade am falschen Platz zu sein. Wir stiegen nacheinander in die kleine Cessna Caravan, immer ein Tandemmaster und der Passagier dazu. Claudia saß mit Duncan direkt vor mir. Und dann ging’s los.

Schnell hoben wir ab und es ging steil nach oben, die Häuser und Autos wurden immer kleiner. Als wir 5.000 Fuß (1650 m) Höhe erreicht hatten erklärte mir Danny, das sei die Höhe, wo er den Fallschirm öffnet.

In 12.000 Fuß sollten die ersten Tandem aussteigen, ein Tandemmaster mit Passagier und ein Tandemmaster in Ausbildung, der den Chef der Springer vor sich auf den Bauch geschnallt hatte. Das mit dem Azubi und dem Chef hatte mir Danny noch am Boden erzählt. Der Azubi war wohl etwas aufgeregt und hat vor dem Ausstieg vergessen, sein Visier vom Helm zu schließen und so flog ihm das Ding vom Kopf, kaum, dass die beiden aus der Luke waren.

‘Na servus’, dachte ich mir, ‘wenn das Teil jemand auf den Schädel bekommt, wenn es runterfällt!’ Um es vorwegzunehmen: als wir wieder auf dem Boden waren sah der Azubi irgendwie nicht gerade glücklich aus. Vermutlich hat er einen entsprechenden Einlauf vom Chef bekommen.

Die Luke ging wieder zu nachdem die vier ausgestiegen waren und wir stiegen weiter, bis wir unsere Zielhöhe erreicht hatten. Wir Passagiere setzten die Sauerstoffmasken ab, die wir bei ca. 8.000 Fuß angelegt hatten, setzten die Lederhelme auf und zogen die Schutzbrillen an. Claudia und ich klatschten uns nochmal ab. Der Höhenmesser zeigte 15.500 Fuß an.

Der Foto- und Videospringer schob sich aus der geöffneten Luke und hing so, dass er den Ausstieg von Duncan und Claudia aufs Bild bringen konnte. Die beiden rückten an die Luke, ein letztes Bild, der Fotograf ließ los und war weg, gleich darauf waren auch Duncan und Claudia aus der Luke verschwunden.

Danny und ich waren die nächsten, auch unser Videomann hing in der Luke, das Exit-Foto, den Kopf nach hinten, die Hände an das Gurtzeug und dann:

WOOOOOOOOOOOOWWWWW!!

 

Im letzten Moment war er dann doch noch da, der Moment wo ich mir dachte: ‘Verdammt, was machst Du hier eigentlich?’ Scheiße, das war richtig hoch! Zum Glück hatte Danny am Boden noch gesagt, brüll ruhig wenn Du möchtest, ich kann Dich eh nicht hören. Und ich kann Euch sagen, ich habe gebrüllt.

War das geil! Mit über 200 km/h ging es dem Boden entgegen, Martin unser Videomann kam immer wieder vorbei, Daumen hoch, High Five! 60 Sekunden dauerte der freie Fall, dann gab Danny dem Kameramann das Signal, dass er jetzt öffnet und zog die Reißleine.

Und dann schwebten wir ungefähr fünf Minuten dem Boden entgegen. Machten ein paar Kringel und Kurven und Danny überließ mir tatsächlich für kurze Zeit den Schirm zum Steuern (er hatte die Hände aber über mir wahrscheinlich trotzdem noch dran).

Die Landung war perfekt auf den Punkt, ich umarmte Danny und dankte ihm für diesen tollen Sprung, dann fielen Claudia und ich uns in die Arme: wir haben es getan! Miteinander!

Nachdem wir die Fotos und Videos angesehen und bezahlt hatten ging es mit dem gelben Stretch-Hummer wieder zurück in die Stadt zur iSite, wo wir, vermutlich immer noch ziemlich adrenalinberauscht, in unseren Camper stiegen und zum Great Lake Holiday Park Taupo fuhren und unseren Stellplatz für die Nacht buchten.

Danach machten wir uns nochmal auf den Weg und sahen uns die Huka Falls an. Der Waikato ist Neuseelands längster Fluss und fließt normalerweise gemächlich und auf bis zu 100 Metern Breite vom Lake Taupō gen Norden. Kurz vor den Huka Falls muss das Wasser allerdings durch eine enge Schlucht aus hartem Vulkangestein – in etwa so, als würde das Wasser durch einen engen Feuerwehrschlauch gepresst.

Und zum Abschluss genehmigten wir uns ein Bad im heißen Wasser des Otumuheke Stream, der sich mit dem Waikato River vermischt. Dort war ziemlich Betrieb, denn die heißen Wasser sind ein beliebter Badeplatz für Einheimische und Touristen.

Tour 30: Tongariro Holiday Park – Turangi – Taupo, 77,34 km

Tag 29: Tongariro Alpine Crossing

Und wieder läutete der Wecker um 05:30 Uhr! Irgendwas machen wir im Urlaub falsch.

Aber so blieb uns genügend Zeit, um einen Müsliriegel und ein Glas Fruchtsaft als Frühstück zu nehmen und uns fertig zu machen, denn um 06:30 fuhr der Busshuttle, der uns zum Mangatepopo Carpark brachte, dem Startpunkt des Tongariro Alpine Crossing. Und diesmal war uns der Wettergott hold, anders als bei unserem ersten Versuch im Jahr 2014.

Nach 30 Minuten Fahrt über eine unbefestigte Straße erreichten wir den Carpark, wo auch schon einiges los war. Dass wir nicht alleine sein werden, war uns schon klar gewesen, aber wir waren dann doch ein wenig überrascht über die Anzahl derer, die diese Tageswanderung in Angriff nehmen wollten.

Wieder mal gab es die unterschiedlichsten Auffassungen darüber, was die richtige Ausrüstung für so ein Unterfangen ist. Von Sneakers über Turn- zu Bergschuhen, von Jeans über Hot Pants zu Trekkinghosen, alles war vertreten. Mit und ohne Rucksack, mal mit Leinen-, mal mit Turnbeutel. Von der Halbliterflasche Wasser bis zu dreieinhalb Litern war alles dabei. Die morgendliche Temperatur von ca. 10°C wurde durch den Wind noch etwas frischer, hielt aber viele nicht davon ab, in kurzen Hosen und T-Shirt zu starten.

Ich sollte zum besseren Verständnis vielleicht erwähnen, dass es entlang des Tracks außer Toiletten in regelmäßigen Abständen nichts gibt um etwaige menschliche Bedürfnisse zu erfüllen: keine Wasserstation und schon gar keine Einkehrmöglichkeit. Und dass die Strecke 19,4 Kilometer beträgt, in alpinem Gelände.

Vom Start bis Soda Springs (1 Stunde leichter Weg)

Das erste Teilstück führte entlang des Mangatepopo Stream auf der Rückseite des Mt Ngaruahoe, der Filmfans als Schicksalsberg oder Mount Doom aus Herr der Ringe bekannt ist.

Von Soda Springs zum Südkrater (1 Stunde harter Anstieg)

Die erste Herausforderung wartete nach der ersten Toilettenpause. Darauf wurde ich übrigens auch in der Toilette hingewiesen (siehe Bild). Langsam einen Fuß vor den anderen setzen war die Devise. Dabei das Atmen nicht vergessen und auch noch die tolle Aussicht genießen, denn die Morgensonne erhob sich langsam über die Gipfel. Dieses Stück wird auch als Devil’s Staircase, also Teufelstreppe bezeichnet. Oben angekommen hatten wir den Eingang des South Crater erreicht.

Südkrater zur Basis des Grats zum Roten Krater (15 Minuten einfacher Spaziergang)

Hier angekommen hatten wir den Point of no return erreicht. Spätestens hier muss die Entscheidung gefallen sein, ob man die komplette Tour weitergeht, oder umkehrt. Wir gingen weiter und durchquerten die fast mondähnliche Landschaft des Südkrater im Angesicht des Mt Ngaruahoe.

Grat des Roten Kraters (30 Minuten schwieriger Anstieg)

Das Teilstück vom Südkrater über den Grat zum Roten Krater ist das steilste Stück des Tracks. Hier war Aufmerksamkeit gefordert, denn zu beiden Seiten des Grats ging es steil bergab. Da der Wind auch ziemlich heftig wehte, war es manchmal etwas schwierig, den richtigen Halt oder festen Stand zu finden. Aber alles in allem war es weniger anstrengend, als das Geröllfeld am Mt Taranaki. Aber der Ausblick entschädigte für die Mühen. Auf der einen Seite der weitläufige Südkrater, auf der anderen Seite die Auswirkungen der vulkanischen Tätigkeit.

Gipfel des Roten Kraters bis zu den Emerald Lakes (15 Minuten leichter Abstieg)

Hier hatten wir den höchsten Punkt unserer Route erreicht. Da der Vulkan aktiv ist, gab es hier den ein oder anderen “heißen Stuhl”, sprich heißen Stein zum Sitzen und Brotzeitmachen. Wir sind nach einer kurzen Fotopause jedoch weitergegangen um die Emerald Lakes in ihrer ganzen Schönheit ausgiebig zu bewundern. Fast sehen die Seen aus, wie mit künstlichen Farben eingefärbt. Dem Namen nach natürlich vorherrschend Smaragdgrün, aber auch Azurblau. Und im Hintergrund konnte man von hier auch schon den Blue Lake sehen.

Der Abstieg wird zwar als leicht bezeichnet, ist aber aufgrund des losen Gerölls nicht ohne. Wir waren ziemlich froh um unsere Trekkingstöcke, wegen derer wir anfangs von einigen wohl milde belächelt wurden. Spätestens hier rächte sich die verkehrte Schuhwahl.

Von den Emerald Lakes zum Blue Lake (20 Minuten einfacher Spaziergang)

Das Teilstück von den Emerald Lakes zum Blue Lake ist unspektakulär, was die Herausforderung angeht, aber dennoch sehenswert wegen der Landschaft. Es geht flach durch einen Kessel mit einem kleinen Anstieg am Ende. Der Blue Lake ist der größte, der Seen im Vulkan und hat seinen Namen natürlich von der Farbe.

Vom Blue Lake zum Ketetahi Shelter (1 Stunde einfacher Abstieg)

Von hier ging es durch das Rotopaunga Tal in Richtung Nordflanke mit dem Unterstand Ketetahi Shelter. In vielen, vielen Serpentinen zog sich der Weg schier endlos, bis wir endlich angekommen waren. Wie Ameisen sah man die Menschen auf dem Track dem Unterstand zustreben, während auf der gegenüberliegenden Bergflanke Rauchsäulen aufstiegen, Zeugnis der nach wie vor aktiven geothermischen Tätigkeit unter der Erde.

Vom Ketetahi Shelter zum Ketetahi Carpark (2 Stunden langer Abstieg)

Wir hatten nur kurz Pause gemacht, um die Kamera wieder in den Rucksack zu packen und die Trekkingstöcke wieder in die Hand zu nehmen. Der folgende zweistündige Abstieg zog sich dahin wie Kaugummi. Zunächst ging es an der Bergflanke entlang, über unzählige Treppen nach unten, bis das Gebüsch am Wegesrand immer höher wurde und am Ende schließlich in Regenwald überging.

Doch selbst da dauerte es nochmal eine gute Stunde, bis wir aus dem dunklen Grün wieder herauskamen und uns ziemlich kaputt aber glücklich abgeklatscht haben.

I did the crossing! steht auf den Armbändern, die wir am Morgen als Fahrkarte für den Shuttle zurück zum Camp erhalten hatten. Und ja, wir haben es geschafft. Es war im  Großen und Ganzen wie erwartet, allerdings waren die letzten beiden Teilstücke für mich schon ziemlich nervig: es ging eigentlich ständig bergab, nur manchmal von kurzen Anstiegen unterbrochen.

Zurück im Camp wartete das Bier im Kühlschrank und wir haben erst mal drauf angestoßen! Anschließend kümmerte sich Claudia um die Wäsche, wir gingen duschen und dann kamen die Burger auf den Gasgrill des Camps.

Tour 29: Tongariro Alpine Crossing, 19,4 km

Tag 28: Er hat uns bezwungen

Etappe: Stratford – Tongariro Holiday Park

05:30 Uhr ist irgendwie schon eine sehr unchristliche Zeit, vor allem im Urlaub! Um leichter wach zu werden hatten wir am Vorabend die hinteren Vorhänge des Campers nicht zugezogen. War eh egal, da hinter unserem Bus nur eine Hecke war. Aber gebracht hatte es irgendwie nicht viel, das Aufstehen war deshalb nicht leichter und wir wurden trotzdem vom Wecker geweckt, nicht von der Morgensonne.

Das Frühstück war ziemlich spartanisch: eine Dose Cola Zero für jeden und ein Marmeladenbrot. Das musste reichen. Wir hatten ausreichend Essen und Getränke für die Tour dabei und auch genügend Pausen eingeplant.

Wir machten uns auf den Weg zum North Egmont Visitor Centre, dem Ausgangspunkt unserer Tour auf den Mt Taranaki. Als wir dort ankamen, bot sich uns ein Bild, das wir schon mal gesehen haben: ein junger Mensch in DOC-Klamotten begrüßte uns und wir hielten ein bisschen Smalltalk. Dabei stellten wir fest, dass nicht nur die Welt ein Dorf ist, sondern auch Neuseeland.

Jake, so hieß der junge Mann, der für das Department Of Conservation hier die Besucherumfragen machte, fragte uns natürlich, was wir denn bisher so alles gemacht haben. Als wir den Key Summit Track erwähnten, meinte er: ‘Ach, dann habt ihr bestimmt meine Kollegin Chelsea gesehen, die dort arbeitet.’ Wir erzählten ihm dann, dass wir sie nicht nur gesehen, sondern uns auch ganz gut mit ihr unterhalten hatten.

Auf die Frage, wie er den Tag für die Tour einschätzte, meinte er: ‘Seems pretty good today, you possibly can make it to the top in four and a half hours. You both look pretty good equipped.’ Wir begannen also unseren Aufstieg um 07:20. Die erste Teilstrecke führt auf einem Bretterweg durch dichten Regenwald, bis man an eine Art Hütte kommt. Dorthin führt auch noch eine geteerte Fahrstraße, die allerdings mit einer Schranke versperrt ist. Vermutlich nur für geführte Gruppen oder sowas.

Von dort aus ging es dann auf einer unbefestigten Fahrstraße von Beginn an kräftig bergauf. Zu Anfang noch im Regenwald, der sich nach ca. einer halben Stunde lichtete. Die Straße wechselte von grobem, faustgroßem Schotter zu zwei betonierten Fahrstreifen und auch die Steigung nahm deutlich zu. Der betonierte Weg hatte immer zwischen 25% und 30% Steigung, und so ging es die nächste halbe Stunde weiter. Das war nicht ohne!

Als der Fahrweg aufhörte hatten wir die Mobilfunkstation am Mt Taranaki erreicht und bis zum Ziel des ersten Abschnittes, der Tahurangi Lodge waren’s nur noch ein paar Höhenmeter, die zum Teil auf Holztreppen, die als Weg dienten zurückgelegt wurden. Dieser erste Abschnitt sollte der leichteste Teil der Tour sein.

An der Lodge haben wir die erste Rastpause eingelegt, seit dem Start war eine Stunde und zehn Minuten vergangen. Wir waren ziemlich flott unterwegs, die Richtzeit war mit 1,5 bis 2 Stunden angegeben.

Ab hier ging es dann auf Holztreppen und zwischen großen Gesteinsbrocken fast in direkter Linie nach oben. Auf der ganzen Tour gibt es, außer für den Fahrweg so gut wie keine Serpentinen, der Weg folgt in der Regel der Falllinie! Und wir wären froh um die 30% Steigung vom Anfang gewesen!

Immer wieder standen am Wegesrand Hinweistafeln, die zum Überprüfen des Wetters und der eigenen Verfassung aufriefen:

  • Ist das Wetter in Ordnung? Ja / Nein
  • Fühlst Du Dich fit genug weiterzugehen? Ja / Nein
  • Wenn Du eine dieser Fragen mit “Nein” beantwortet hast, dreh um!

Nachdem wir das zweite Teilstück durch das Gestein hinter uns gebracht hatten, begann mit dem Treppensteig der dritte Teil. Über unzählige Holzstufen führen viele Treppen immer weiter in Richtung des Gipfels. Mittlerweile waren gut zwei Stunden vergangen. Am Ende dieses Abschnitts folgte auch wieder das Hinweisschild mit den beiden Fragen.

Jetzt könnte man meinen, dass sich die Wanderer und Bergsteiger für so eine Tour ja entsprechend vorbereiten, aber dem ist leider nicht so. Nach Aussagen des DOC ist der Mt Taranaki Summit Track eine der am meisten unterschätzten Touren und es kommt immer wieder zu gefährlichen Situationen wegen falscher Ausrüstung, zu wenig Proviant oder fehlender Erfahrung.

Und nach den Treppen ging das Geröllfeld (Scree) los. In gerader Linie nach oben, über Lava-Geröll, das so lose ist, dass die Füße nur sehr schwer einen festen Tritt finden und man meist für einen Schritt nach vorne zwei zurück machte. Das zehrte an der Kondition und war extrem nervig.

Und so war es dann auch nach zwei Dritteln des Geröllfeldes klar, dass wir nicht mehr weitergehen. Vor allem mental machte das Geröll zu schaffen. Die Anstrengung war mittlerweile so groß, dass ein Aufstieg bis auf den Gipfel bedeutet hätte, dass oben alle Kraftreserven verbraucht gewesen wären. Und dabei ist der Gipfel ja nur die halbe Strecke, was viele immer vergessen, denn der Weg nach unten ist ja nicht minder anstrengend, denn die gleichen Herausforderungen warten ja nochmal.

Wir drehten also um und machten uns an den Abstieg. Wer die einzelnen Streckenabschnitte nachvollziehen möchte, kann sich gerne den folgenden Film ansehen:

Im Nachhinein betrachtet, war es wohl die richtige Entscheidung, auch wenn uns noch einige entgegenkamen, die bei weitem schlechter ausgerüstet waren, als wir und auch von der Verfassung her nicht den besten Eindruck machten. Aber das Wetter änderte sich jetzt im Minutentakt, mal knallte die Sonne runter und gleich darauf zogen Wolken durch, die auch Regen mitbrachten. Dazu kam immer wieder heftiger Wind.

Wir wurden, als wir uns mit zwei aufsteigenden Bergsteigern unterhielten, von zweien überholt, die vom Gipfel kamen. Sie meinten, wir hätten nicht unbedingt was versäumt, die Sicht war nicht so toll, auch wenn von unten der Gipfel klar zu sehen war.

Als wir wieder an der Lodge ankamen, wurde erst mal der Rest der Brotzeit vertilgt. Zeit hatten wir genug, denn es regnete eh gerade. Nachdem wir dann noch den Fahrweg hinter uns gebracht hatten – der bergab deutlich unangenehmer zu gehen war, als bergauf, haben wir uns im Visitor Center erst mal eine Tasse Tee gegönnt.

Wir baten Jake, dass er Chelsea unbedingt schöne Grüße ausrichten soll und haben ihm die Adresse des Blogs gegeben und auch den Link zu dem Beitrag, wo ihr Foto eingestellt ist. Zum Schluss haben wir auch noch mit Jake ein Foto geschossen.

Da wir früher, als erwartet wieder am Camper waren, entschieden wir uns, anschließend gleich bis zum Tongariro Holiday Park durchzufahren und nicht, wir ursprünglich vorgesehen, irgendwo im Verlauf des Forgotten World Highway (der State Highway 43 heißt tatsächlich so) zu übernachten.

So kamen wir nach 2014 auch wieder in der Republik Whangamomona durch, die am 19. Januar ihre Präsidentschaftswahlen abhält. Wir dürften als Bürger der Republik zwar wählen, sind aber an dem Tag schon nicht mehr hier. Und außerdem hatten wir unsere Pässe nicht dabei. Egal, sie werden auch ohne unsere Stimmen einen würdigen Präsidenten finden.

Die Fahrt auf dem Forgotten World Highway ist immer ein Erlebnis und ein Tipp für jeden, der in der Gegend ist.

In Taumarunui hatten wir dann endlich wieder Handyempfang und riefen gleich im Camp an, um zu fragen, ob überhaupt noch Platz ist. ‘Wenn ihr genug Geld habt, hab ich genug Platz’, meinte Greg, der Besitzer scherzhaft, und gab uns noch den Tipp in Taumarunui einzukaufen, da sonst bis zum Camp keine Möglichkeit mehr ist.

Wir kamen noch rechtzeitig zum Check-In, bevor die Rezeption geschlossen wurde und buchten auch gleich die Tour für den nächsten Tag: das Tongariro Alpine Crossing. Die Wettervorhersage ist gut und wir sind zuversichtlich, dass wir die Tour diesmal gehen können. Anders als 2014.

Tour 28: Stratford – North Egmont Visitor Centre – Stratford – Whangamomona – Taumarunui – National Park – Tongariro Holiday Park, 304,38 km