Tag 18: Versuchen wir’s nochmal

Etappe: Hammer Springs – Kaikoura

Und wieder sieht es so aus, als könnte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung machen. Aber der Reihe nach.

Wir wachten relativ spät, erst um 8:45, auf und als ich meinen Bericht der gestrigen Etappe nochmal durchgelesen habe, fiel mir auf, dass ich wohl schon sehr müde gewesen sein musste. So hab ich den Beitrag kurzerhand nochmal etwas überarbeitet, bevor wir das Camp gegen halb zehn verlassen haben.

Zum Thema TOP 10 Campingplätze noch ein paar Sätze. Wie ich am ersten Tag unserer Tour ja beschrieben hatte, haben wir uns eine TOP 10 Membership gegönnt, da wir neben den reduzierten Preisen für die Übernachtungen damit auch ein paar Vergünstigungen auf den angeschlossenen Campingplätzen und den örtlichen Attraktionen erworben haben.

Nun gibt es innerhalb der TOP 10 Camps wohl auch die Unterscheidung zwischen ‘Classic’, ‘Superior’ und ‘Premium’. Allerdings haben wir festgestellt, dass diese Unterscheidung nicht wirklich etwas über die Ausstattung und Qualität der Plätze aussagt. So war unser Camp in Franz Josef als Classic ausgewiesen, hatte aber, was die Sanitäreinrichtungen und sonstigen Annehmlichkeiten, wie Lounge, Gaming Room und Küche anbelangt, deutlichen hören Komfort zu bieten, als das Superior-Camp letzte Nacht in Hammer Springs und hätte demzufolge nach unserem Verständnis eigentlich sogar Premium sein müssen.

In Hanmer Springs waren im Männerbereich des Sanitärblocks nur zwei Toiletten und zwei Duschen, keine Ablagemöglichkeiten und außerdem war das ganze ziemlich kalt. Bei den Damen war es übrigens genauso, wie mir Claudia berichtete. In Franz Josef dagegen waren mindestens acht Duschen und Waschbecken mit Haken für Handtücher und Ablagen für Waschtasche, Zahnbürste, etc. vorhanden, dazu noch vier Pissoirs und acht Toiletten. Und das ganze in einem beheizten Gebäude. Man glaubt gar nicht, wie viel solche Kleinigkeiten dann doch ausmachen, vor allem, am Morgen.

Das Frühstück haben wir bei Rustic Café & Tapas genommen, den Tipp hatte ich mir bei Tripadvisor rausgesucht. Allerdings müssen die das Personal getauscht haben, denn von der extremen Freundlichkeit der Angestellten war nicht viel zu spüren. Allerdings konnte man über die Qualität des Frühstücks nicht meckern. Dabei ist mir aufgefallen, dass es auch in Neuseeland Leute gibt, die dem Deppenapostrophen zum Opfer gefallen sind. Aber wahrscheinlich war das ein deutscher Student auf Work & Travel.

Die Tagesetappe war mit 130 Kilometern sehr kurz, was uns die Zeit gab, die Route über die Leader Road zu wählen. Diese Route ist etwas abseits der großen Highways und wir hatten das Vergnügen, für lange Zeit sogar völlig alleine auf der Straße zu sein. Und das zur Ferienzeit in Neuseeland! Das ist ungefähr so, als würdet ihr am Pfingstsonntag durch das Altmühltal fahren und seid ganz alleine unterwegs.

Unsere Hoffnung war, dass wir durch die frühe Ankunft in Kaikoura noch Chancen auf einen Stellplatz mit Strom für zwei Nächte hätten. Die Online-Buchung auf der Webseite hatte nämlich gestern Abend keine Verfügbarkeiten mehr angezeigt. Aber, wie ich ja von diversen Reservierungssystemen weiß, bedeutet das nicht immer, dass auch tatsächlich ausgebucht ist. Und so war es dann auch.

Allerdings mussten wir einen Kompromiss eingehen: für die erste Nacht bekamen wir nur noch einen Platz ohne Stromanschluss, erst für die zweite Nacht können wir einen anderen Stellplatz mit Strom bekommen. Uns war’s egal, das Notebook war geladen, Fotos gab’s heute nicht viele und wenn alle Stricke reißen, könnte ich ja auch noch in die Lounge gehen, um zu schreiben.

Wir hatten uns, da wir ja so früh dran waren, wieder mal Räder ausgeliehen und sind ein bisschen rumgefahren. Der erste Weg führte uns direkt zum Büro von Whale Watch Kaikoura in der Hoffnung, noch Plätze für eine Tour zu bekommen. Wie ich anfangs schrieb, hatten wir die Befürchtung, dass uns das Wetter (und die Hochsaison) tatsächlich wieder einen Strich durch die Rechnung machen könnten. Als wir um kurz vor eins ankamen sahen wir auf dem Display, dass die beiden Touren um 13:00 und 13:30 schon wegen des Wetters gestrichen waren. Die restlichen Touren waren im Status ‘pending’.

Die nette junge Dame am Counter meinte, wir könnten uns auf eine Warteliste setzen lassen, da wegen der Hauptsaison ohnehin alles ausgebucht ist und sie natürlich versuchen, auch die Buchungen der ausgefallenen Touren zu verschieben. So haben wir uns für den nächsten Tag um 15:00 auf die Warteliste setzen lassen, damit haben wir zumindest die Chance, wenn es um 15:00 nicht geht, auf eine der späteren Touren nachzurücken. Wir drücken fleißig die Daumen, dass es klappt. Claudia hat in Hanmer Springs eine ganze Menge vierblättriger Kleeblätter gefunden, das muss doch für was gut sein!

Das gleiche Spiel hatten wir kurz danach bei der Buchung für das Seal Swimming. Dort müssen wir in der Früh um halb neun anrufen, um zu sehen, ob noch was geht. Wir haben die Option für Samstag und Sonntag Vormittag. Drückt uns die Daumen!

In der örtlichen iSite habe ich mir dann einen Fahrrad-Track beschreiben lassen, der rund um Kaikoura führt. Zum Start ging es Richtung Kaikoura Peninsula und den Berg hoch bis zum Aussichtspunkt. Von dort oben hatten wir einen tollen Blick auf die beiden Buchten von Kaikoura, auch wenn es sehr windig und diesig war. Der weitere Verlauf der Route führte uns auf schmalen Single-Tracks durch Wälder – in denen ein Vater mit seinen Jungs auf Motocross-Motorrädern rumdüste und Spaß hatte – und Buschwerk immer nahe des Highway 1, bis wir zum Kowhai River kamen. Von dort führte der Weg ein Stück ins Landesinnere, bevor wir dann parallel zur Küste wieder in Richtung Kaikoura radelten.

Kurz vor dem Ort fuhren wir an einem Farm Camp vorbei, wo wir sehr ausgefallene Behausungen entdeckten. So stand da zum Beispiel ein alter Eisenbahnwaggon als Wohnwagen und ein Lastwagen mit Holzhaus drauf, neben einer Jurte.

Wieder zurück im Ort fuhren wir direkt zur Groper Garage, einer Kneipe, die in einer ehemaligen Garage untergebracht ist. Für mich gab es zwei Guinness, Tiger Prawns mit Sweet Chilli und danach den Fish of the day. Claudia hatte zwei Pint Speights und als Vorspeise Green Lip Mussels und danach Linguini mit Speck in Basilikum-Knoblauch-Sauce.

Im Camp angekommen schreibe ich gerade den Tagesbericht und ärgere mich ein bisschen über die lahme Internetverbindung. Kommt Zeit, kommt Byte.

Tour 18: Hanmer Springs – Rotherham – Waiau – Leader Road – Kaikoura, 130,40 km

Tag 2: Nochmal auf Anfang

Etappe: Akaroa – Christchurch – Inland Scenic Route – Timaru

Nachdem ich mehrmals in der Nacht wach war, das andauernde Plätschern draußen hat dem Toilettengang schön Vorschub geleistet, brachen wir zeitig am Morgen auf um nochmal zurück nach Christchurch zu fahren.

Claudia hatte zuvor telefonisch beim Verleiher moniert, dass der elektrische Heizlüfter nicht funktioniert und außerdem haben wir noch einen Steinschlag in der Windschutzscheibe gefunden, den wir bei der Übergabe nicht entdeckt hatten. Relaxt wie die Kiwis sind, meinte der Kollege aus der Zentrale, wir sollten einfach nochmal an der Verleihstation vorbeifahren, er sagt dort Bescheid, die reparieren die Windschutzscheibe bzw. tauschen den Heizlüfter aus und wir können weiterfahren.

Da der Weg zu unserem Etappenziel Timaru ohnehin über Christchurch geführt hat, war das auch kein weiterer Umweg.

Und tatsächlich verlief es genau so, wie uns der junge Mann das geschildert hat: angekommen, Heizlüfter getauscht, der Steinschlag wurde versiegelt und eine knappe Stunde später waren wir wieder on the road.

Von Christchurch aus ging es auf dem State Highway 73 in Richtung Arthur’s Pass, also dem Gebirgsübergang von West nach Ost. Allerdings bogen wir vor Coalgate auf die Inland Scenic Route 72 ab und folgten ihr bis Timaru.

Am Campingplatz in Akaroa haben wir uns als TOP 10 Member registrieren lassen, d.h. wir haben nun eine Mitgliedskarte für diese Campingplatzkette. Warum erzähle ich das? Nun, als TOP 10 Member hat man natürlich, wie bei jeder Mitgliedschaft, einige Vorteile: reduzierte Übernachtungspreise, mehr freies WLAN, Vergünstigungen bei verschiedenen Restaurants, Shops usw. Und unter anderen auch, wie auf dem Timaru TOP 10 Holiday Park, die Möglichkeit, kostenlos Fahrräder auszuleihen.

Da  das Wetterglück nach wie vor erfolglos versuchte, uns zu erreichen, will sagen, es regnete immer noch, reduzierten wir unsere Aktivitäten ziemlich. Nichts desto trotz mussten wir ein paar Besorgungen machen. Als es gerade mal nicht so stark regnete, sind wir dann mit den Fahrrädern losgezogen, um so eine Art Croqs für mich zu kaufen. Ich habe nämlich festgestellt, dass es ziemlich lästig ist, wenn man Nachts raus muss, in die Turnschuhe zu steigen und diese dann auch zubinden zu müssen, damit die Schnürsenkel nicht im Dreck und Matsch rumgeschleppt werden.

Ja ihr seht, wir haben eher mit wärmeren Temperaturen gerechnet, denn die, in Neuseeland landesüblichen Jandals (= FlipFlops) haben wir natürlich dabei, aber für die war es mir tatsächlich zu kalt. Übrigens habe ich meine Jandals sozusagen “nach Hause” gebracht, denn die habe ich mir bei unserem letzten Neuseeland-Trip hier gekauft.

Vor dem Supermarkt haben wir dann ein altes Auto entdeckt, dessen Besitzerin auch ziemlich stolz darauf war. Auf dem Weg zurück zum Campingplatz sind wir an der imposanten Church of the Shared Heart vorbeigekommen, die über die Stadt blickt.

Nachdem wir uns bei Mac’s Fish zum Abendessen Fish, Mussels & Chips gegönnt haben, haben wir es uns im Camper gemütlich gemacht und einen Jameson mit Ginger Ale zum Abschluss des Tages getrunken. Dachten wir.

Aber wir sind dann, trotz Regens, doch nochmal losgezogen, um die kleinsten Pinguine der Welt zu beobachten. Die kommen hier in Timaru jeden Tag zu einer bestimmten Uhrzeit an einer Stelle des Caroline Beach an den Strand. Und tatsächlich haben wir ein paar davon erspähen können.

Fotografieren und Filmen ist tatsächlich nur ohne Blitz und Licht erlaubt (da wacht auch jemand in gelber Weste darüber!), also nicht wundern, wenn das Bild nicht ganz so toll ist. Wurde auch “nur” mit dem Handy aufgenommen, für die Canon war mir das Wetter dann doch zu nass. Und auf dem Rückweg sind wir dann tatsächlich noch bei Santa’s Haus am Nordpol vorbeigekommen.

A propos Regen: hier regnete es nicht wie bei uns in dicken, schweren Tropfen, nein es war eher ganz feiner Nieselregen. Unsere neuen Outdoorklamotten bestanden ihre Funktionstests mit Bravour, denn wir blieben tatsächlich trocken!

Am nächsten Tag sollte es dann in Richtung Mount Cook weitergehen, mal sehen, was die Wettervorhersage spricht, vielleicht überlegen wir es uns nochmal anders und legen einen Zwischenstopp in Tekapo bei den Hot Springs ein.

Tour 2: Akaraoa – Christchurch – Darfield – Mount Hutt – Mount Somers – Geraldine – Winchester – Temuka – Timaru, 285,63 km